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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 4, v. 4. 5. an die Philipper.
[Spaltenumbruch] Aufmunterung dahin. Und zu dem Ende hatte
der Apostel bereits c. 3, 1. eben das gesaget. Eben
dieses schreibet er den Thessalonichern, wenn er
Ep. 1. c. 5, 16. spricht: pantote khairete, seyd
allezeit frölich!
Und Petrus spricht Ep. 1. c. 4,
13. Freuet euch, daß ihr mit CHristo lei-
det, auf daß ihr auch zur Zeit der Offen-
barung seiner Herrlichkeit Freude und
Wonne haben möget.
Siehe auch Jac. 1,
2. Wie unser Heiland selbst seine Jünger dazu
ermuntert habe, sehe man Matth. 5, 12. Und
wie getreulich die Apostel dieses in der That be-
wiesen haben, siehet man unter andern sonder-
lich Ap. Gesch. 5, 41. Und da der Welt dieses
unbegreiflich war, so spricht Paulus 2 Cor. 6,
10. Als die Traurigen, aber allezeit frö-
lich!
V. 5.

Eure Lindigkeit lasset (durch genugsa-
me Proben) kund seyn allen Menschen (und
also auch sonderlich denen, die ausser der Kirchen
sind, daß sie dadurch sich eine gute Vorstellung
von euch machen, und die Christliche Religion
auch lieb gewinnen.) Der HERR ist nahe
(sein Gerichts-Tag stehet gewiß bevor, da allen
wird Recht geschaffet werden. Dannenhero
ein ieder das Unrecht, das ihm widerfähret, bil-
lig dem künftigen Richter befiehlet.

Anmerckungen.
1. Die Gelindigkeit, epieikeia, oder to
epieikes, ist eine solche Tugend, da einer, dem
hierinn und darinn Unrecht und zu viel geschiehet,
nicht steif und vest auf sein Recht bestehet, und
alles so genau suchet und nimmt, und daher
Streit und Processe anhebet, oder deßwegen sich
in solche einläßt, oder auch sonst alles verant-
wortet: sondern manches in Liebe, Geduld und
Gelassenheit über sich ergehen lasset, sich hierinn
und darinn, mit Verleugnung seiner selbst, seines
Rechts begiebet, um sich in Friede und Ruhe
zu behalten. Welche Tugend in den damaligen
Zeiten so viel nöthiger war, so viel weniger Hül-
fe man bey der heidnischen Obrigkeit und bey den
Richtern erhielte.
2. Jnsonderheit soll die Gelindigkeit bey
Lehrern und Eltern, auch bey Praeceptoribus in
der Bestrafung sich also hervor thun, daß der oft
nöthige Ernst damit aus einem evangelischen
principio wohl temperiret werde. Darum Pau-
lus spricht 2 Tim. 2, 24. 25. Ein Knecht des
HErrn soll nicht zänckisch seyn, fondern
freundlich gegen iedermann, lehrhaftig,
der die Bösen tragen kan mit Sanfrmuth

u. f. Und überhaupt giebt er allen Christen
Tit. 3, 2. diese Lehre: daß sie niemand lästern,
nicht hadern, gelinde seyn, alle Sanft-
müthigkeit beweisen gegen alle Men-
schen.
3. Der HERR, von dem es heißt, daß
er nahe sey, ist der Sohn GOttes, unser
Heiland. der diesen Namen bey fünf hundert
mal in dem neuen Testament führet. Und da die-
ses Wort so viel heisset als JEHOVAH, auch von
[Spaltenumbruch] den Griechischen Interpretibus des alten Testa-
ments dadurch das Wort Jehovah ausgedrucket
wird; so werden wir damit, als mit dem we-
sentlichen Namen des wahren ewigen GOttes,
auf die wahre ewige Gottheit unsers Heilandes
geführet Wir werden damit auch nicht weniger
in die Schriften des A. Testaments hinein also ge-
wiesen, daß wir erkennen sollen, daß in denselben
sich sonderlich der Sohn GOttes geoffenbaret ha-
be, und darinnen durchgehends rede. Denn er ist
es ja, der durch das gantze erste Buch Mosis sich
den Patriarchen, Abraham, Jsaac und Jacob
geoffenbaret hat: wie unter andern sonderlich
daraus zu erkennen ist, daß er ihnen, als der En-
gel des HErrn, und also vom HErrn, der Per-
son nach, unterschieden, sich geoffenbaret hat.
Er ist es, der, als der Engel des HErrn und
selbst der HErr, den Mosen zur Ausfuhrung sei-
Volcks aus Aegypten im feurigen Busche berief
2 B. Mos. 3. Er ists, der durch ihn in Aegypten
die grosse Wunder that, und das Volck aus-
führete, der sie durchs rothe Meer führete und
den Pharao mit seinem gantzen Heer darinn er-
säufete. Er ist es, der in der Wolcken-Seule
vor ihnen herzog in der Wüsten und durch die
Wüsten, der sie mit Manna vom Himmel spei-
sete und mit Wasser aus dem Felsen tränckete;
der sich mit der Wolcken-Seule auf den Berg
Sinai zog, und aus derselben mit grosser Ma-
jestät das Gesetze gab; und die Kinder Jsrael end-
lich auch in das gelobte Land einführete. Und
da der Sohn GOttes dieses alles, ohne Aus-
nahme des Vaters und des Heiligen Geistes, in
besonderer Zueignung gethan hat, wer wolte
denn daran zweifeln, daß er nicht eben derselbe
Jehovah sey, welcher an den meisten Orten der
Propheten redet und sich offenbaret: als wel-
ches ausser diesem gemeinen und Haupt-Grunde
auch hin und wieder der Context solcher Oerter
deutlich genug zu erkennen giebet. Und solcher
gestalt muß man den Namen HErr, oder Je-
hovah,
von CHristo also ansehen, daß einem
der Heiland nach seiner wahren ewigen Gottheit
im alten und neuen Testamente recht groß
werde.
4. Was der Apostel von der Nähe des
HErrn
saget, kan gar wohl verstanden werden
von der Zukunft des HErrn zum Gericht;
sintemal wir solcher Redens-Arten davon meh-
rere finden, z. E. Siehe, der Richter ist vor
der Thür
Jac. 5, 9. u. s. w. Denn ob gleich zu
Pauli Zeiten bis zu dem Gerichte noch ein lan-
ger periodus verfliessen mußte, er solches auch
wohl wußte, wie man aus dem andern Capitel
des andern Briefs an die Thessalonicher siehet:
so war es doch in Ansehung der Ewigkeit eine
gar kurtze Zeit. Dazu stund einem ieden der
Tag seines Todes nahe genug bevor. Und da
derselbe einen ieden mit seiner Sache, und Schuld
oder Unschuld also vor GOTT bereits darstellete,
wie er am künftigen Gerichte würde erfunden
werden; so konte denn das nahe seyn hievon
so viel mehr gebrauchet werden. Wem aber
dieses noch nicht deutlich genug vorkömmt, der
kan
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Cap. 4, v. 4. 5. an die Philipper.
[Spaltenumbruch] Aufmunterung dahin. Und zu dem Ende hatte
der Apoſtel bereits c. 3, 1. eben das geſaget. Eben
dieſes ſchreibet er den Theſſalonichern, wenn er
Ep. 1. c. 5, 16. ſpricht: πάντοτε χαίρετε, ſeyd
allezeit froͤlich!
Und Petrus ſpricht Ep. 1. c. 4,
13. Freuet euch, daß ihr mit CHriſto lei-
det, auf daß ihr auch zur Zeit der Offen-
barung ſeiner Herrlichkeit Freude und
Wonne haben moͤget.
Siehe auch Jac. 1,
2. Wie unſer Heiland ſelbſt ſeine Juͤnger dazu
ermuntert habe, ſehe man Matth. 5, 12. Und
wie getreulich die Apoſtel dieſes in der That be-
wieſen haben, ſiehet man unter andern ſonder-
lich Ap. Geſch. 5, 41. Und da der Welt dieſes
unbegreiflich war, ſo ſpricht Paulus 2 Cor. 6,
10. Als die Traurigen, aber allezeit froͤ-
lich!
V. 5.

Eure Lindigkeit laſſet (durch genugſa-
me Proben) kund ſeyn allen Menſchen (und
alſo auch ſonderlich denen, die auſſer der Kirchen
ſind, daß ſie dadurch ſich eine gute Vorſtellung
von euch machen, und die Chriſtliche Religion
auch lieb gewinnen.) Der HERR iſt nahe
(ſein Gerichts-Tag ſtehet gewiß bevor, da allen
wird Recht geſchaffet werden. Dannenhero
ein ieder das Unrecht, das ihm widerfaͤhret, bil-
lig dem kuͤnftigen Richter befiehlet.

Anmerckungen.
1. Die Gelindigkeit, ἐπιείκεια, oder τὸ
ἐπιεικὲς, iſt eine ſolche Tugend, da einer, dem
hierinn und darinn Unrecht und zu viel geſchiehet,
nicht ſteif und veſt auf ſein Recht beſtehet, und
alles ſo genau ſuchet und nimmt, und daher
Streit und Proceſſe anhebet, oder deßwegen ſich
in ſolche einlaͤßt, oder auch ſonſt alles verant-
wortet: ſondern manches in Liebe, Geduld und
Gelaſſenheit uͤber ſich ergehen laſſet, ſich hierinn
und darinn, mit Verleugnung ſeiner ſelbſt, ſeines
Rechts begiebet, um ſich in Friede und Ruhe
zu behalten. Welche Tugend in den damaligen
Zeiten ſo viel noͤthiger war, ſo viel weniger Huͤl-
fe man bey der heidniſchen Obrigkeit und bey den
Richtern erhielte.
2. Jnſonderheit ſoll die Gelindigkeit bey
Lehrern und Eltern, auch bey Præceptoribus in
der Beſtrafung ſich alſo hervor thun, daß der oft
noͤthige Ernſt damit aus einem evangeliſchen
principio wohl temperiret werde. Darum Pau-
lus ſpricht 2 Tim. 2, 24. 25. Ein Knecht des
HErrn ſoll nicht zaͤnckiſch ſeyn, fondern
freundlich gegen iedermann, lehrhaftig,
der die Boͤſen tragen kan mit Sanfrmuth

u. f. Und uͤberhaupt giebt er allen Chriſten
Tit. 3, 2. dieſe Lehre: daß ſie niemand laͤſtern,
nicht hadern, gelinde ſeyn, alle Sanft-
muͤthigkeit beweiſen gegen alle Men-
ſchen.
3. Der HERR, von dem es heißt, daß
er nahe ſey, iſt der Sohn GOttes, unſer
Heiland. der dieſen Namen bey fuͤnf hundert
mal in dem neuen Teſtament fuͤhret. Und da die-
ſes Wort ſo viel heiſſet als JEHOVAH, auch von
[Spaltenumbruch] den Griechiſchen Interpretibus des alten Teſta-
ments dadurch das Wort Jehovah ausgedrucket
wird; ſo werden wir damit, als mit dem we-
ſentlichen Namen des wahren ewigen GOttes,
auf die wahre ewige Gottheit unſers Heilandes
gefuͤhret Wir werden damit auch nicht weniger
in die Schriften des A. Teſtaments hinein alſo ge-
wieſen, daß wir erkennen ſollen, daß in denſelben
ſich ſonderlich der Sohn GOttes geoffenbaret ha-
be, und darinnen durchgehends rede. Denn er iſt
es ja, der durch das gantze erſte Buch Moſis ſich
den Patriarchen, Abraham, Jſaac und Jacob
geoffenbaret hat: wie unter andern ſonderlich
daraus zu erkennen iſt, daß er ihnen, als der En-
gel des HErrn, und alſo vom HErrn, der Per-
ſon nach, unterſchieden, ſich geoffenbaret hat.
Er iſt es, der, als der Engel des HErrn und
ſelbſt der HErr, den Moſen zur Ausfuhrung ſei-
Volcks aus Aegypten im feurigen Buſche berief
2 B. Moſ. 3. Er iſts, der durch ihn in Aegypten
die groſſe Wunder that, und das Volck aus-
fuͤhrete, der ſie durchs rothe Meer fuͤhrete und
den Pharao mit ſeinem gantzen Heer darinn er-
ſaͤufete. Er iſt es, der in der Wolcken-Seule
vor ihnen herzog in der Wuͤſten und durch die
Wuͤſten, der ſie mit Manna vom Himmel ſpei-
ſete und mit Waſſer aus dem Felſen traͤnckete;
der ſich mit der Wolcken-Seule auf den Berg
Sinai zog, und aus derſelben mit groſſer Ma-
jeſtaͤt das Geſetze gab; und die Kinder Jſrael end-
lich auch in das gelobte Land einfuͤhrete. Und
da der Sohn GOttes dieſes alles, ohne Aus-
nahme des Vaters und des Heiligen Geiſtes, in
beſonderer Zueignung gethan hat, wer wolte
denn daran zweifeln, daß er nicht eben derſelbe
Jehovah ſey, welcher an den meiſten Orten der
Propheten redet und ſich offenbaret: als wel-
ches auſſer dieſem gemeinen und Haupt-Grunde
auch hin und wieder der Context ſolcher Oerter
deutlich genug zu erkennen giebet. Und ſolcher
geſtalt muß man den Namen HErr, oder Je-
hovah,
von CHriſto alſo anſehen, daß einem
der Heiland nach ſeiner wahren ewigen Gottheit
im alten und neuen Teſtamente recht groß
werde.
4. Was der Apoſtel von der Naͤhe des
HErrn
ſaget, kan gar wohl verſtanden werden
von der Zukunft des HErrn zum Gericht;
ſintemal wir ſolcher Redens-Arten davon meh-
rere finden, z. E. Siehe, der Richter iſt vor
der Thuͤr
Jac. 5, 9. u. ſ. w. Denn ob gleich zu
Pauli Zeiten bis zu dem Gerichte noch ein lan-
ger periodus verflieſſen mußte, er ſolches auch
wohl wußte, wie man aus dem andern Capitel
des andern Briefs an die Theſſalonicher ſiehet:
ſo war es doch in Anſehung der Ewigkeit eine
gar kurtze Zeit. Dazu ſtund einem ieden der
Tag ſeines Todes nahe genug bevor. Und da
derſelbe einen ieden mit ſeiner Sache, und Schuld
oder Unſchuld alſo vor GOTT bereits darſtellete,
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[733/0761] Cap. 4, v. 4. 5. an die Philipper. Aufmunterung dahin. Und zu dem Ende hatte der Apoſtel bereits c. 3, 1. eben das geſaget. Eben dieſes ſchreibet er den Theſſalonichern, wenn er Ep. 1. c. 5, 16. ſpricht: πάντοτε χαίρετε, ſeyd allezeit froͤlich! Und Petrus ſpricht Ep. 1. c. 4, 13. Freuet euch, daß ihr mit CHriſto lei- det, auf daß ihr auch zur Zeit der Offen- barung ſeiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben moͤget. Siehe auch Jac. 1, 2. Wie unſer Heiland ſelbſt ſeine Juͤnger dazu ermuntert habe, ſehe man Matth. 5, 12. Und wie getreulich die Apoſtel dieſes in der That be- wieſen haben, ſiehet man unter andern ſonder- lich Ap. Geſch. 5, 41. Und da der Welt dieſes unbegreiflich war, ſo ſpricht Paulus 2 Cor. 6, 10. Als die Traurigen, aber allezeit froͤ- lich! V. 5. Eure Lindigkeit laſſet (durch genugſa- me Proben) kund ſeyn allen Menſchen (und alſo auch ſonderlich denen, die auſſer der Kirchen ſind, daß ſie dadurch ſich eine gute Vorſtellung von euch machen, und die Chriſtliche Religion auch lieb gewinnen.) Der HERR iſt nahe (ſein Gerichts-Tag ſtehet gewiß bevor, da allen wird Recht geſchaffet werden. Dannenhero ein ieder das Unrecht, das ihm widerfaͤhret, bil- lig dem kuͤnftigen Richter befiehlet. Anmerckungen. 1. Die Gelindigkeit, ἐπιείκεια, oder τὸ ἐπιεικὲς, iſt eine ſolche Tugend, da einer, dem hierinn und darinn Unrecht und zu viel geſchiehet, nicht ſteif und veſt auf ſein Recht beſtehet, und alles ſo genau ſuchet und nimmt, und daher Streit und Proceſſe anhebet, oder deßwegen ſich in ſolche einlaͤßt, oder auch ſonſt alles verant- wortet: ſondern manches in Liebe, Geduld und Gelaſſenheit uͤber ſich ergehen laſſet, ſich hierinn und darinn, mit Verleugnung ſeiner ſelbſt, ſeines Rechts begiebet, um ſich in Friede und Ruhe zu behalten. Welche Tugend in den damaligen Zeiten ſo viel noͤthiger war, ſo viel weniger Huͤl- fe man bey der heidniſchen Obrigkeit und bey den Richtern erhielte. 2. Jnſonderheit ſoll die Gelindigkeit bey Lehrern und Eltern, auch bey Præceptoribus in der Beſtrafung ſich alſo hervor thun, daß der oft noͤthige Ernſt damit aus einem evangeliſchen principio wohl temperiret werde. Darum Pau- lus ſpricht 2 Tim. 2, 24. 25. Ein Knecht des HErrn ſoll nicht zaͤnckiſch ſeyn, fondern freundlich gegen iedermann, lehrhaftig, der die Boͤſen tragen kan mit Sanfrmuth u. f. Und uͤberhaupt giebt er allen Chriſten Tit. 3, 2. dieſe Lehre: daß ſie niemand laͤſtern, nicht hadern, gelinde ſeyn, alle Sanft- muͤthigkeit beweiſen gegen alle Men- ſchen. 3. Der HERR, von dem es heißt, daß er nahe ſey, iſt der Sohn GOttes, unſer Heiland. der dieſen Namen bey fuͤnf hundert mal in dem neuen Teſtament fuͤhret. Und da die- ſes Wort ſo viel heiſſet als JEHOVAH, auch von den Griechiſchen Interpretibus des alten Teſta- ments dadurch das Wort Jehovah ausgedrucket wird; ſo werden wir damit, als mit dem we- ſentlichen Namen des wahren ewigen GOttes, auf die wahre ewige Gottheit unſers Heilandes gefuͤhret Wir werden damit auch nicht weniger in die Schriften des A. Teſtaments hinein alſo ge- wieſen, daß wir erkennen ſollen, daß in denſelben ſich ſonderlich der Sohn GOttes geoffenbaret ha- be, und darinnen durchgehends rede. Denn er iſt es ja, der durch das gantze erſte Buch Moſis ſich den Patriarchen, Abraham, Jſaac und Jacob geoffenbaret hat: wie unter andern ſonderlich daraus zu erkennen iſt, daß er ihnen, als der En- gel des HErrn, und alſo vom HErrn, der Per- ſon nach, unterſchieden, ſich geoffenbaret hat. Er iſt es, der, als der Engel des HErrn und ſelbſt der HErr, den Moſen zur Ausfuhrung ſei- Volcks aus Aegypten im feurigen Buſche berief 2 B. Moſ. 3. Er iſts, der durch ihn in Aegypten die groſſe Wunder that, und das Volck aus- fuͤhrete, der ſie durchs rothe Meer fuͤhrete und den Pharao mit ſeinem gantzen Heer darinn er- ſaͤufete. Er iſt es, der in der Wolcken-Seule vor ihnen herzog in der Wuͤſten und durch die Wuͤſten, der ſie mit Manna vom Himmel ſpei- ſete und mit Waſſer aus dem Felſen traͤnckete; der ſich mit der Wolcken-Seule auf den Berg Sinai zog, und aus derſelben mit groſſer Ma- jeſtaͤt das Geſetze gab; und die Kinder Jſrael end- lich auch in das gelobte Land einfuͤhrete. Und da der Sohn GOttes dieſes alles, ohne Aus- nahme des Vaters und des Heiligen Geiſtes, in beſonderer Zueignung gethan hat, wer wolte denn daran zweifeln, daß er nicht eben derſelbe Jehovah ſey, welcher an den meiſten Orten der Propheten redet und ſich offenbaret: als wel- ches auſſer dieſem gemeinen und Haupt-Grunde auch hin und wieder der Context ſolcher Oerter deutlich genug zu erkennen giebet. Und ſolcher geſtalt muß man den Namen HErr, oder Je- hovah, von CHriſto alſo anſehen, daß einem der Heiland nach ſeiner wahren ewigen Gottheit im alten und neuen Teſtamente recht groß werde. 4. Was der Apoſtel von der Naͤhe des HErrn ſaget, kan gar wohl verſtanden werden von der Zukunft des HErrn zum Gericht; ſintemal wir ſolcher Redens-Arten davon meh- rere finden, z. E. Siehe, der Richter iſt vor der Thuͤr Jac. 5, 9. u. ſ. w. Denn ob gleich zu Pauli Zeiten bis zu dem Gerichte noch ein lan- ger periodus verflieſſen mußte, er ſolches auch wohl wußte, wie man aus dem andern Capitel des andern Briefs an die Theſſalonicher ſiehet: ſo war es doch in Anſehung der Ewigkeit eine gar kurtze Zeit. Dazu ſtund einem ieden der Tag ſeines Todes nahe genug bevor. Und da derſelbe einen ieden mit ſeiner Sache, und Schuld oder Unſchuld alſo vor GOTT bereits darſtellete, wie er am kuͤnftigen Gerichte wuͤrde erfunden werden; ſo konte denn das nahe ſeyn hievon ſo viel mehr gebrauchet werden. Wem aber dieſes noch nicht deutlich genug vorkoͤmmt, der kan Z z z z 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 733. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/761>, abgerufen am 24.11.2024.