Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 16. [Spaltenumbruch]
nous, kuriotetas, arkhas, exousias, Thro-nen, Herrschaften, Fürstenthümer, O- brigkeiten. Davon folgendes zu mercken ist: a. Daß diese Worte alle auf besondere Ho- heiten und Würden gehen. ro. Daß sie keine blosse Synonyma sind, wel- che nur zur Erläuterung auf einerley gehen; sintemal sonst das Wort eite, oder, nicht würde darzwischen gesetzet und wiederho- let worden seyn. g. Daß also unter den Heiligen Engeln wol ein Unterscheid, sonderlich nach ihren be- sondern Verrichtungen, seyn müsse, und sie unterschiedene Heerschaaren unter sich haben, und davon GOTT den Namen des GOttes Zebaoth, oder der himmlischen Heerschaaren führe. Davon es heißt Luc. 2, 13. Und alsobald war bey dem Engel (der den Hirten auf dem Felde bey Bethle- hem die Geburt CHristi verkündigte) die Menge der himmlischen Heerschaaren, die lobeten GOTT u. f. Darum auch David Ps. 103, 21. spricht: Lobet den HERRN alle seine Heerschaaren, sei- ne Diener, die ihr seinen Willen thut. Deßgleichen Ps. 148, 2. Lobet ihn alle seine Engel, lobet ihn alle sein Heer. So werden auch die Engel, welche dem Ja- cob auf seiner Reise aus Mesopotamien be- gegneten, genennet das Heer GOttes. 1 B. Mos. 32, 1. 2. Und Jos. 5, 14. 15. spricht der Sohn GOttes zu Josua: Jch bin der Fürst über das Heer des HERRN. Zeuch deine Schuhe aus von deinen Füssen. Denn die Stätte, darauf du stehest, ist heilig. d. Daß sich dieser Unterscheid zwischen den Ordnungen der Engel durch keinen mensch- lichen Verstand setzen lasse, und dasjenige, was ein gewisser Auctor gegen das Ende des fünften seculi, oder noch später unter dem Namen des Dionysii Areopagitae da- von, oder von den Hierarchiis der heiligen Engel determiniret hat, ein ungegründe- ter menschlicher Einfall sey. Wohl dem, der es dermaleins als isaggelos erfähret, was die heilige Engel in ihrem Unterschei- de sind! e. Daß sich aber aus unterschiedenen Ordnungen der guten Engel erläutern lasse, was wir von den bösen lesen: nemlich von denselben wird gedacht des Satans, oder des Teufels und seiner Engel Matth. 25, 41. Offenb. 12, 7. Daraus man leichtlich schliessen kan, daß eine gewisse, grosse oder zahlreiche Ordnung der gut erschaffenen Engel unter einem gewissen Haupte, als Anführer, von GOtt abgefallen sey. 4. Die Schöpfung selbst ist bekanter Massen im ersten Capitel des ersten Buchs Mo- sis beschrieben; und zwar also, daß darinnen ei- gentlich nur der sichtbaren Geschöpfe ausdrücklich gedacht ist. Da denn GOtt erstlich die Mate- rie, woraus alles werden solte, hervor gebracht, und dieselbe durch das gleichfalls erschaffene Feuer [Spaltenumbruch] also zubereitet und digeriret hat, daß daraus die himmlischen und irdischen Cörper in den ersten drey Tagen entstanden und in den letztern recht erfüllet, gezieret und vollendet sind. Ob nun gleich der unsichtbaren Geschöpfe dabey nicht ausdrücklich gedacht ist, so sind sie doch wol un- ter dem Heer Himmels und der Erden mit be- griffen c. 2, 1. Und gleichwie Paulus alhier ihrer Schöpfung Meldung thut, so finden wir derglei- chen im hundert und vierten Psalm v. 4. Du ma- chest deine Engel zu Winden (soll heissen zu Geistern) und deine Diener (welche eben die Engel sind) zu Feuer-Flammen (womit ihre geistliche Natur der Subtilität und der durchdrin- genden Kraft wegen verglichen wird.) Die Schöpfung selbst ist eine solche Handlung GOt- tes, da GOTT vermöge seiner Allmacht, nach seiner Weisheit, zur Offenbarung seiner Herr- lichkeit aus freyem Willen alles, was da ist, aber vor dem nicht war, hat hervor gebracht, und in sei- nem Wesen dargestellet. 5. Nun fraget sich billig, warum denn von dem Sohne GOttes nicht stehe: er hat alles erschaffen, sondern: es ist alles in ihm, oder durch ihn, auch zu ihm, oder auf ihn, er- schaffen? Da wir zu mercken haben: a. Daß der Verstand davon nicht seyn könne, als sey der Sohn GOttes nur ein Werckzeug der Schöpfung gewesen: sintemal dieses seine wahre Gottheit nicht zuläßt, auch der Vater, dem sonst diß Werck am meisten zugeeignet wird, keines Werckzeuges, und also auch eben so wenig eines Helfers benöthiget gewesen ist. b. Daß damit zwar auf den Vater gesehen wer- de, aber in der Einigkeit des Wesens mit dem Sohn, und folglich auch mit dem Heili- gen Geiste: und damit angezeiget sey, daß die Schöpfung des Vaters auch sey die Schö- pfung des Sohnes, daß nicht der Vater diß, der Sohn jenes, oder etwas anders erschaffen habe, und die Handlung des Vaters von der Handlung des Sohnes unterschieden sey. Dann ob man gleich im richtigen Verstande sagen kan, der Vater hat erschaffen, der Sohn hat erschaffen, so lautet es doch, zur Be- zeichnung der Einheit des göttlichen Wesens und der Schöpfungs-Handlung, noch fügli- cher, wenn es heißt, der Vater hat durch den Sohn erschaffen. c. Daß auch alhier die particula en, in, in dem Sohn, gar füglich und mit einem besondern Nachdruck behalten werde. Denn ob gleich an statt derselben das Wörtlein dia, durch, gebrauchet wird, wie wir auch in diesem Ver- se am Ende sehen, so ist es doch nicht nöthig, im Anfange des Verses das Wörtlein in also zu erklären; sondern es ist vielmehr auf die Ei- nigkeit des Wesens zu sehen, nach welcher der Sohn saget: Der Vater in mir, und ich im Vater Joh. 14, 9. 10. Und also ist der Ver- stand: alles ist erschaffen vom Vater in dem Sohne, oder also, daß er im Sohne ist, und des Vaters und Sohnes Schöpfung einerley Handlung ist. d. Daß
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 16. [Spaltenumbruch]
νους, κυριότητας, ἀρχὰς, ἐξουσίας, Thro-nen, Herrſchaften, Fuͤrſtenthuͤmer, O- brigkeiten. Davon folgendes zu mercken iſt: α. Daß dieſe Worte alle auf beſondere Ho- heiten und Wuͤrden gehen. ρο. Daß ſie keine bloſſe Synonyma ſind, wel- che nur zur Erlaͤuterung auf einerley gehen; ſintemal ſonſt das Wort ἐίτε, oder, nicht wuͤrde darzwiſchen geſetzet und wiederho- let worden ſeyn. γ. Daß alſo unter den Heiligen Engeln wol ein Unterſcheid, ſonderlich nach ihren be- ſondern Verrichtungen, ſeyn muͤſſe, und ſie unterſchiedene Heerſchaaren unter ſich haben, und davon GOTT den Namen des GOttes Zebaoth, oder der himmliſchen Heerſchaaren fuͤhre. Davon es heißt Luc. 2, 13. Und alſobald war bey dem Engel (der den Hirten auf dem Felde bey Bethle- hem die Geburt CHriſti verkuͤndigte) die Menge der himmliſchen Heerſchaaren, die lobeten GOTT u. f. Darum auch David Pſ. 103, 21. ſpricht: Lobet den HERRN alle ſeine Heerſchaaren, ſei- ne Diener, die ihr ſeinen Willen thut. Deßgleichen Pſ. 148, 2. Lobet ihn alle ſeine Engel, lobet ihn alle ſein Heer. So werden auch die Engel, welche dem Ja- cob auf ſeiner Reiſe aus Meſopotamien be- gegneten, genennet das Heer GOttes. 1 B. Moſ. 32, 1. 2. Und Joſ. 5, 14. 15. ſpricht der Sohn GOttes zu Joſua: Jch bin der Fuͤrſt uͤber das Heer des HERRN. Zeuch deine Schuhe aus von deinen Fuͤſſen. Denn die Staͤtte, darauf du ſteheſt, iſt heilig. δ. Daß ſich dieſer Unterſcheid zwiſchen den Ordnungen der Engel durch keinen menſch- lichen Verſtand ſetzen laſſe, und dasjenige, was ein gewiſſer Auctor gegen das Ende des fuͤnften ſeculi, oder noch ſpaͤter unter dem Namen des Dionyſii Areopagitæ da- von, oder von den Hierarchiis der heiligen Engel determiniret hat, ein ungegruͤnde- ter menſchlicher Einfall ſey. Wohl dem, der es dermaleins als ἰσάγγελος erfaͤhret, was die heilige Engel in ihrem Unterſchei- de ſind! e. Daß ſich aber aus unterſchiedenen Ordnungen der guten Engel erlaͤutern laſſe, was wir von den boͤſen leſen: nemlich von denſelben wird gedacht des Satans, oder des Teufels und ſeiner Engel Matth. 25, 41. Offenb. 12, 7. Daraus man leichtlich ſchlieſſen kan, daß eine gewiſſe, groſſe oder zahlreiche Ordnung der gut erſchaffenen Engel unter einem gewiſſen Haupte, als Anfuͤhrer, von GOtt abgefallen ſey. 4. Die Schoͤpfung ſelbſt iſt bekanter Maſſen im erſten Capitel des erſten Buchs Mo- ſis beſchrieben; und zwar alſo, daß darinnen ei- gentlich nur der ſichtbaren Geſchoͤpfe ausdruͤcklich gedacht iſt. Da denn GOtt erſtlich die Mate- rie, woraus alles werden ſolte, hervor gebracht, und dieſelbe durch das gleichfalls erſchaffene Feueꝛ [Spaltenumbruch] alſo zubereitet und digeriret hat, daß daraus die himmliſchen und irdiſchen Coͤrper in den erſten drey Tagen entſtanden und in den letztern recht erfuͤllet, gezieret und vollendet ſind. Ob nun gleich der unſichtbaren Geſchoͤpfe dabey nicht ausdruͤcklich gedacht iſt, ſo ſind ſie doch wol un- ter dem Heer Himmels und der Erden mit be- griffen c. 2, 1. Und gleichwie Paulus alhier ihrer Schoͤpfung Meldung thut, ſo finden wir derglei- chen im hundert und vierten Pſalm v. 4. Du ma- cheſt deine Engel zu Winden (ſoll heiſſen zu Geiſtern) und deine Diener (welche eben die Engel ſind) zu Feuer-Flammen (womit ihre geiſtliche Natur der Subtilitaͤt und der durchdrin- genden Kraft wegen verglichen wird.) Die Schoͤpfung ſelbſt iſt eine ſolche Handlung GOt- tes, da GOTT vermoͤge ſeiner Allmacht, nach ſeiner Weisheit, zur Offenbarung ſeiner Herr- lichkeit aus freyem Willen alles, was da iſt, aber vor dem nicht war, hat hervor gebracht, und in ſei- nem Weſen dargeſtellet. 5. Nun fraget ſich billig, warum denn von dem Sohne GOttes nicht ſtehe: er hat alles erſchaffen, ſondern: es iſt alles in ihm, oder durch ihn, auch zu ihm, oder auf ihn, er- ſchaffen? Da wir zu mercken haben: a. Daß der Verſtand davon nicht ſeyn koͤnne, als ſey der Sohn GOttes nur ein Werckzeug der Schoͤpfung geweſen: ſintemal dieſes ſeine wahre Gottheit nicht zulaͤßt, auch der Vater, dem ſonſt diß Werck am meiſten zugeeignet wird, keines Werckzeuges, und alſo auch eben ſo wenig eines Helfers benoͤthiget geweſen iſt. b. Daß damit zwar auf den Vater geſehen wer- de, aber in der Einigkeit des Weſens mit dem Sohn, und folglich auch mit dem Heili- gen Geiſte: und damit angezeiget ſey, daß die Schoͤpfung des Vaters auch ſey die Schoͤ- pfung des Sohnes, daß nicht der Vater diß, der Sohn jenes, oder etwas anders erſchaffen habe, und die Handlung des Vaters von der Handlung des Sohnes unterſchieden ſey. Dann ob man gleich im richtigen Verſtande ſagen kan, der Vater hat erſchaffen, der Sohn hat erſchaffen, ſo lautet es doch, zur Be- zeichnung der Einheit des goͤttlichen Weſens und der Schoͤpfungs-Handlung, noch fuͤgli- cher, wenn es heißt, der Vater hat durch den Sohn erſchaffen. c. Daß auch alhier die particula ἐν, in, in dem Sohn, gar fuͤglich und mit einem beſondern Nachdruck behalten werde. Denn ob gleich an ſtatt derſelben das Woͤrtlein διὰ, durch, gebrauchet wird, wie wir auch in dieſem Ver- ſe am Ende ſehen, ſo iſt es doch nicht noͤthig, im Anfange des Verſes das Woͤrtlein in alſo zu erklaͤren; ſondern es iſt vielmehr auf die Ei- nigkeit des Weſens zu ſehen, nach welcher der Sohn ſaget: Der Vater in mir, und ich im Vater Joh. 14, 9. 10. Und alſo iſt der Ver- ſtand: alles iſt erſchaffen vom Vater in dem Sohne, oder alſo, daß er im Sohne iſt, und des Vaters und Sohnes Schoͤpfung einerley Handlung iſt. d. Daß
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <list> <item> <list> <item><pb facs="#f0786" n="758"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erklaͤrung des Briefs Pauli <hi rendition="#et">Cap. 1, v. 16.</hi></hi></fw><lb/><cb/> νους, κυριότητας, ἀρχὰς, ἐξουσίας, <hi rendition="#fr">Thro-<lb/> nen, Herrſchaften, Fuͤrſtenthuͤmer, O-<lb/> brigkeiten.</hi> Davon folgendes zu mercken<lb/> iſt:<lb/><list><item>α. Daß dieſe Worte alle auf beſondere Ho-<lb/> heiten und Wuͤrden gehen.</item><lb/><item>ρο. Daß ſie keine bloſſe <hi rendition="#aq">Synonyma</hi> ſind, wel-<lb/> che nur zur Erlaͤuterung auf einerley gehen;<lb/> ſintemal ſonſt das Wort ἐίτε, <hi rendition="#fr">oder,</hi> nicht<lb/> wuͤrde darzwiſchen geſetzet und wiederho-<lb/> let worden ſeyn.</item><lb/><item>γ. Daß alſo unter den Heiligen Engeln wol<lb/> ein Unterſcheid, ſonderlich nach ihren be-<lb/> ſondern Verrichtungen, ſeyn muͤſſe, und<lb/> ſie unterſchiedene Heerſchaaren unter ſich<lb/> haben, und davon GOTT den Namen<lb/> des GOttes Zebaoth, oder der himmliſchen<lb/> Heerſchaaren fuͤhre. Davon es heißt Luc. 2,<lb/> 13. <hi rendition="#fr">Und alſobald war bey dem Engel</hi><lb/> (der den Hirten auf dem Felde bey Bethle-<lb/> hem die Geburt CHriſti verkuͤndigte) <hi rendition="#fr">die<lb/> Menge der himmliſchen Heerſchaaren,<lb/> die lobeten GOTT</hi> u. f. Darum auch<lb/> David Pſ. 103, 21. ſpricht: <hi rendition="#fr">Lobet den<lb/> HERRN alle ſeine Heerſchaaren, ſei-<lb/> ne Diener, die ihr ſeinen Willen thut.</hi><lb/> Deßgleichen Pſ. 148, 2. <hi rendition="#fr">Lobet ihn alle<lb/> ſeine Engel, lobet ihn alle ſein Heer.</hi><lb/> So werden auch die Engel, welche dem Ja-<lb/> cob auf ſeiner Reiſe aus Meſopotamien be-<lb/> gegneten, genennet <hi rendition="#fr">das Heer GOttes.</hi><lb/> 1 B. Moſ. 32, 1. 2. Und Joſ. 5, 14. 15. ſpricht<lb/> der Sohn GOttes zu Joſua: <hi rendition="#fr">Jch bin der<lb/> Fuͤrſt uͤber das Heer des HERRN.<lb/> Zeuch deine Schuhe aus von deinen<lb/> Fuͤſſen. Denn die Staͤtte, darauf du<lb/> ſteheſt, iſt heilig.</hi></item><lb/><item>δ. Daß ſich dieſer Unterſcheid zwiſchen den<lb/> Ordnungen der Engel durch keinen menſch-<lb/> lichen Verſtand ſetzen laſſe, und dasjenige,<lb/> was ein gewiſſer <hi rendition="#aq">Auctor</hi> gegen das Ende<lb/> des fuͤnften <hi rendition="#aq">ſeculi,</hi> oder noch ſpaͤter unter<lb/> dem Namen des <hi rendition="#aq">Dionyſii Areopagitæ</hi> da-<lb/> von, oder von den <hi rendition="#aq">Hierarchiis</hi> der heiligen<lb/> Engel <hi rendition="#aq">determinir</hi>et hat, ein ungegruͤnde-<lb/> ter menſchlicher Einfall ſey. Wohl dem,<lb/> der es dermaleins als ἰσάγγελος erfaͤhret,<lb/> was die heilige Engel in ihrem Unterſchei-<lb/> de ſind!</item></list></item><lb/> <item><hi rendition="#aq">e.</hi> Daß ſich aber aus unterſchiedenen Ordnungen<lb/> der guten Engel erlaͤutern laſſe, was wir von<lb/> den boͤſen leſen: nemlich von denſelben wird<lb/> gedacht des <hi rendition="#fr">Satans,</hi> oder des <hi rendition="#fr">Teufels</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">ſeiner Engel</hi> Matth. 25, 41. Offenb. 12, 7.<lb/> Daraus man leichtlich ſchlieſſen kan, daß eine<lb/> gewiſſe, groſſe oder zahlreiche Ordnung der<lb/> gut erſchaffenen Engel unter einem gewiſſen<lb/> Haupte, als Anfuͤhrer, von GOtt abgefallen<lb/> ſey.</item> </list> </item><lb/> <item>4. <hi rendition="#fr">Die Schoͤpfung ſelbſt</hi> iſt bekanter<lb/> Maſſen im erſten Capitel des erſten Buchs Mo-<lb/> ſis beſchrieben; und zwar alſo, daß darinnen ei-<lb/> gentlich nur der ſichtbaren Geſchoͤpfe ausdruͤcklich<lb/> gedacht iſt. Da denn GOtt erſtlich die Mate-<lb/> rie, woraus alles werden ſolte, hervor gebracht,<lb/> und dieſelbe durch das gleichfalls erſchaffene Feueꝛ<lb/><cb/> alſo zubereitet und <hi rendition="#aq">digerir</hi>et hat, daß daraus die<lb/> himmliſchen und irdiſchen Coͤrper in den erſten<lb/> drey Tagen entſtanden und in den letztern recht<lb/> erfuͤllet, gezieret und vollendet ſind. Ob nun<lb/> gleich der unſichtbaren Geſchoͤpfe dabey nicht<lb/> ausdruͤcklich gedacht iſt, ſo ſind ſie doch wol un-<lb/> ter dem Heer Himmels und der Erden mit be-<lb/> griffen c. 2, 1. Und gleichwie Paulus alhier ihrer<lb/> Schoͤpfung Meldung thut, ſo finden wir derglei-<lb/> chen im hundert und vierten Pſalm v. 4. <hi rendition="#fr">Du ma-<lb/> cheſt deine Engel zu Winden</hi> (ſoll heiſſen zu<lb/> Geiſtern) <hi rendition="#fr">und deine Diener</hi> (welche eben die<lb/> Engel ſind) <hi rendition="#fr">zu Feuer-Flammen</hi> (womit ihre<lb/> geiſtliche Natur der <hi rendition="#aq">Subtilit</hi>aͤt und der durchdrin-<lb/> genden Kraft wegen verglichen wird.) Die<lb/> Schoͤpfung ſelbſt iſt eine ſolche Handlung GOt-<lb/> tes, da GOTT vermoͤge ſeiner Allmacht, nach<lb/> ſeiner Weisheit, zur Offenbarung ſeiner Herr-<lb/> lichkeit aus freyem Willen alles, was da iſt, aber<lb/> vor dem nicht war, hat hervor gebracht, und in ſei-<lb/> nem Weſen dargeſtellet.</item><lb/> <item>5. Nun fraget ſich billig, warum denn von<lb/> dem Sohne GOttes nicht ſtehe: <hi rendition="#fr">er hat alles<lb/> erſchaffen,</hi> ſondern: <hi rendition="#fr">es iſt alles in ihm,</hi> oder<lb/><hi rendition="#fr">durch ihn,</hi> auch <hi rendition="#fr">zu ihm,</hi> oder <hi rendition="#fr">auf ihn, er-<lb/> ſchaffen?</hi> Da wir zu mercken haben:<lb/><list><item><hi rendition="#aq">a.</hi> Daß der Verſtand davon nicht ſeyn koͤnne, als<lb/> ſey der Sohn GOttes nur ein Werckzeug der<lb/> Schoͤpfung geweſen: ſintemal dieſes ſeine<lb/> wahre Gottheit nicht zulaͤßt, auch der Vater,<lb/> dem ſonſt diß Werck am meiſten zugeeignet<lb/> wird, keines Werckzeuges, und alſo auch eben<lb/> ſo wenig eines Helfers benoͤthiget geweſen<lb/> iſt.</item><lb/><item><hi rendition="#aq">b.</hi> Daß damit zwar auf den Vater geſehen wer-<lb/> de, aber in der Einigkeit des Weſens mit<lb/> dem Sohn, und folglich auch mit dem Heili-<lb/> gen Geiſte: und damit angezeiget ſey, daß die<lb/> Schoͤpfung des Vaters auch ſey die Schoͤ-<lb/> pfung des Sohnes, daß nicht der Vater diß,<lb/> der Sohn jenes, oder etwas anders erſchaffen<lb/> habe, und die Handlung des Vaters von der<lb/> Handlung des Sohnes unterſchieden ſey.<lb/> Dann ob man gleich im richtigen Verſtande<lb/> ſagen kan, der Vater hat erſchaffen, der<lb/> Sohn hat erſchaffen, ſo lautet es doch, zur Be-<lb/> zeichnung der Einheit des goͤttlichen Weſens<lb/> und der Schoͤpfungs-Handlung, noch fuͤgli-<lb/> cher, wenn es heißt, der Vater hat durch den<lb/> Sohn erſchaffen.</item><lb/><item><hi rendition="#aq">c.</hi> Daß auch alhier die <hi rendition="#aq">particula</hi> ἐν, <hi rendition="#fr">in, in dem<lb/> Sohn,</hi> gar fuͤglich und mit einem beſondern<lb/> Nachdruck behalten werde. Denn ob gleich<lb/> an ſtatt derſelben das Woͤrtlein διὰ, <hi rendition="#fr">durch,</hi><lb/> gebrauchet wird, wie wir auch in dieſem Ver-<lb/> ſe am Ende ſehen, ſo iſt es doch nicht noͤthig,<lb/> im Anfange des Verſes das Woͤrtlein in alſo<lb/> zu erklaͤren; ſondern es iſt vielmehr auf die Ei-<lb/> nigkeit des Weſens zu ſehen, nach welcher der<lb/> Sohn ſaget: <hi rendition="#fr">Der Vater in mir, und ich im<lb/> Vater</hi> Joh. 14, 9. 10. Und alſo iſt der Ver-<lb/> ſtand: alles iſt erſchaffen vom Vater in dem<lb/> Sohne, oder alſo, daß er im Sohne iſt, und<lb/> des Vaters und Sohnes Schoͤpfung einerley<lb/> Handlung iſt.</item><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">d.</hi> Daß</fw><lb/></list></item> </list> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [758/0786]
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 16.
νους, κυριότητας, ἀρχὰς, ἐξουσίας, Thro-
nen, Herrſchaften, Fuͤrſtenthuͤmer, O-
brigkeiten. Davon folgendes zu mercken
iſt:
α. Daß dieſe Worte alle auf beſondere Ho-
heiten und Wuͤrden gehen.
ρο. Daß ſie keine bloſſe Synonyma ſind, wel-
che nur zur Erlaͤuterung auf einerley gehen;
ſintemal ſonſt das Wort ἐίτε, oder, nicht
wuͤrde darzwiſchen geſetzet und wiederho-
let worden ſeyn.
γ. Daß alſo unter den Heiligen Engeln wol
ein Unterſcheid, ſonderlich nach ihren be-
ſondern Verrichtungen, ſeyn muͤſſe, und
ſie unterſchiedene Heerſchaaren unter ſich
haben, und davon GOTT den Namen
des GOttes Zebaoth, oder der himmliſchen
Heerſchaaren fuͤhre. Davon es heißt Luc. 2,
13. Und alſobald war bey dem Engel
(der den Hirten auf dem Felde bey Bethle-
hem die Geburt CHriſti verkuͤndigte) die
Menge der himmliſchen Heerſchaaren,
die lobeten GOTT u. f. Darum auch
David Pſ. 103, 21. ſpricht: Lobet den
HERRN alle ſeine Heerſchaaren, ſei-
ne Diener, die ihr ſeinen Willen thut.
Deßgleichen Pſ. 148, 2. Lobet ihn alle
ſeine Engel, lobet ihn alle ſein Heer.
So werden auch die Engel, welche dem Ja-
cob auf ſeiner Reiſe aus Meſopotamien be-
gegneten, genennet das Heer GOttes.
1 B. Moſ. 32, 1. 2. Und Joſ. 5, 14. 15. ſpricht
der Sohn GOttes zu Joſua: Jch bin der
Fuͤrſt uͤber das Heer des HERRN.
Zeuch deine Schuhe aus von deinen
Fuͤſſen. Denn die Staͤtte, darauf du
ſteheſt, iſt heilig.
δ. Daß ſich dieſer Unterſcheid zwiſchen den
Ordnungen der Engel durch keinen menſch-
lichen Verſtand ſetzen laſſe, und dasjenige,
was ein gewiſſer Auctor gegen das Ende
des fuͤnften ſeculi, oder noch ſpaͤter unter
dem Namen des Dionyſii Areopagitæ da-
von, oder von den Hierarchiis der heiligen
Engel determiniret hat, ein ungegruͤnde-
ter menſchlicher Einfall ſey. Wohl dem,
der es dermaleins als ἰσάγγελος erfaͤhret,
was die heilige Engel in ihrem Unterſchei-
de ſind!
e. Daß ſich aber aus unterſchiedenen Ordnungen
der guten Engel erlaͤutern laſſe, was wir von
den boͤſen leſen: nemlich von denſelben wird
gedacht des Satans, oder des Teufels und
ſeiner Engel Matth. 25, 41. Offenb. 12, 7.
Daraus man leichtlich ſchlieſſen kan, daß eine
gewiſſe, groſſe oder zahlreiche Ordnung der
gut erſchaffenen Engel unter einem gewiſſen
Haupte, als Anfuͤhrer, von GOtt abgefallen
ſey.
4. Die Schoͤpfung ſelbſt iſt bekanter
Maſſen im erſten Capitel des erſten Buchs Mo-
ſis beſchrieben; und zwar alſo, daß darinnen ei-
gentlich nur der ſichtbaren Geſchoͤpfe ausdruͤcklich
gedacht iſt. Da denn GOtt erſtlich die Mate-
rie, woraus alles werden ſolte, hervor gebracht,
und dieſelbe durch das gleichfalls erſchaffene Feueꝛ
alſo zubereitet und digeriret hat, daß daraus die
himmliſchen und irdiſchen Coͤrper in den erſten
drey Tagen entſtanden und in den letztern recht
erfuͤllet, gezieret und vollendet ſind. Ob nun
gleich der unſichtbaren Geſchoͤpfe dabey nicht
ausdruͤcklich gedacht iſt, ſo ſind ſie doch wol un-
ter dem Heer Himmels und der Erden mit be-
griffen c. 2, 1. Und gleichwie Paulus alhier ihrer
Schoͤpfung Meldung thut, ſo finden wir derglei-
chen im hundert und vierten Pſalm v. 4. Du ma-
cheſt deine Engel zu Winden (ſoll heiſſen zu
Geiſtern) und deine Diener (welche eben die
Engel ſind) zu Feuer-Flammen (womit ihre
geiſtliche Natur der Subtilitaͤt und der durchdrin-
genden Kraft wegen verglichen wird.) Die
Schoͤpfung ſelbſt iſt eine ſolche Handlung GOt-
tes, da GOTT vermoͤge ſeiner Allmacht, nach
ſeiner Weisheit, zur Offenbarung ſeiner Herr-
lichkeit aus freyem Willen alles, was da iſt, aber
vor dem nicht war, hat hervor gebracht, und in ſei-
nem Weſen dargeſtellet.
5. Nun fraget ſich billig, warum denn von
dem Sohne GOttes nicht ſtehe: er hat alles
erſchaffen, ſondern: es iſt alles in ihm, oder
durch ihn, auch zu ihm, oder auf ihn, er-
ſchaffen? Da wir zu mercken haben:
a. Daß der Verſtand davon nicht ſeyn koͤnne, als
ſey der Sohn GOttes nur ein Werckzeug der
Schoͤpfung geweſen: ſintemal dieſes ſeine
wahre Gottheit nicht zulaͤßt, auch der Vater,
dem ſonſt diß Werck am meiſten zugeeignet
wird, keines Werckzeuges, und alſo auch eben
ſo wenig eines Helfers benoͤthiget geweſen
iſt.
b. Daß damit zwar auf den Vater geſehen wer-
de, aber in der Einigkeit des Weſens mit
dem Sohn, und folglich auch mit dem Heili-
gen Geiſte: und damit angezeiget ſey, daß die
Schoͤpfung des Vaters auch ſey die Schoͤ-
pfung des Sohnes, daß nicht der Vater diß,
der Sohn jenes, oder etwas anders erſchaffen
habe, und die Handlung des Vaters von der
Handlung des Sohnes unterſchieden ſey.
Dann ob man gleich im richtigen Verſtande
ſagen kan, der Vater hat erſchaffen, der
Sohn hat erſchaffen, ſo lautet es doch, zur Be-
zeichnung der Einheit des goͤttlichen Weſens
und der Schoͤpfungs-Handlung, noch fuͤgli-
cher, wenn es heißt, der Vater hat durch den
Sohn erſchaffen.
c. Daß auch alhier die particula ἐν, in, in dem
Sohn, gar fuͤglich und mit einem beſondern
Nachdruck behalten werde. Denn ob gleich
an ſtatt derſelben das Woͤrtlein διὰ, durch,
gebrauchet wird, wie wir auch in dieſem Ver-
ſe am Ende ſehen, ſo iſt es doch nicht noͤthig,
im Anfange des Verſes das Woͤrtlein in alſo
zu erklaͤren; ſondern es iſt vielmehr auf die Ei-
nigkeit des Weſens zu ſehen, nach welcher der
Sohn ſaget: Der Vater in mir, und ich im
Vater Joh. 14, 9. 10. Und alſo iſt der Ver-
ſtand: alles iſt erſchaffen vom Vater in dem
Sohne, oder alſo, daß er im Sohne iſt, und
des Vaters und Sohnes Schoͤpfung einerley
Handlung iſt.
d. Daß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |