Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 3, v. 4-6. an die Colosser. [Spaltenumbruch]
lichkeit vor andern sonderlich das Buch derheiligen Offenbarung handelt. 8. Wie aber die Gläubigen mit CHri- sto werden offenbaret werden in der Herr- lichkeit, davon sind insonderheit folgende Puncte zu mercken: a. Sie werden mit verklärten Leibern aufer- stehen, nach Phil. 3, 20. 21. Unser Wandel ist im Himmel, von dannen wir auch warten unsers Heilandes JEsu CHristi, des HERRN, welcher unsern nichti- gen Leib verklären wird, daß er ähnlich werde seinem verklärten Leibe, nach der Wirckung, damit er kan auch alle Din- ge ihm unterthänig machen. Siehe 1 Cor. 15. Und bey den lebendig erfundenen geschie- het die Offenbarung der Herrlichkeit durch die Verwandelung. 1 Cor. 15, 51. 52. b. Sie werden in ihrer königlichen Würde gleichsam als Beysitzer des Welt-Gerichts erscheinen. 2 Cor. 6, 1. 2. 3. Offenb. 1, 5. 6. 3, 21. 5, 10. Da denn das herrliche Eben- bild CHristi an ihnen im vollen Glantze wird zu sehen seyn: wenn er kommen wird, daß er herrlich erscheine mit seinen Heiligen, endoxasthenai en toi~s agiois autou~, verherrli- chet zu werden in seinen Heiligen, und wun- derbar mit allen Gläubigen, kai thaum[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]sthe- nai en pasi toi~s pisteuousin, und bewundert zu werden in allen Gläubigen. 2 Thess. 1, 10. Alsdenn wird der Gerechte stehen mit grosser Freudigkeit wider die, so ihn ge- ängstet haben, und so seine Arbeit ver- worfen haben. Wenn dieselben denn sol- ches sehen, werden sie grausam erschre- cken vor solcher Seligkeit, der sie sich nie versehen hätten u. s. w. Buch der Weis- heit 5, 1. u. f. c. Der darauf folgende Genuß der ewigen Freude und Herrlichkeit in vollem Glan- tze des Ebenbildes GOttes. Davon Jo- hannes 1 Ep. c. 3, 1. 2. spricht: Meine Lie- ben, wir sind nun GOttes Kinder, und ist noch nicht erschienen, was wir seyn werden. Wir wissen aber, wenn es er- scheinen wird, daß wir ihm gleich seyn werden. Denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Gleichwie aber Johannes dar- auf zur Heiligung diese Application machet, daß er v. 3. spricht: Und ein ieglicher, der solche Hoffnung zu ihm hat, der reini- get sich, gleichwie er auch rein ist: also dringet Paulus gleichfalls darauf, wenn er also fortfähret: V. 5. 6. So tödtet nun eure Glieder (der Erb- Anmerckungen. 1. Es findet sich in diesen Worten erstlich [Spaltenumbruch] eine Ermahnung, und denn ein gedoppelter Grund, welcher die Colosser bewegen solle, der Ermahnung nachzukommen. 2. Die Ermahnung ist gerichtet wider die Sünden des sechsten und siebenden Ge- bots: dazu die Sünden wider alle übrige Ge- bote mit zu rechnen sind. 3. Von diesen Sünden ist zu mercken erst- lich, wie sie der Apostel an sich selbst benennet, hernach, warum er sie nennet der Gläubigen ih- re Glieder: und denn daß und wie sie dieselben creutzigen sollen. 4. Wider das sechste Gebot wird alhier eine vierfache Gattung der Sünde benennet: nemlich die Hurerey, Unreinigkeit, schänd- liche Brunst und böse Lust. Womit der Apo- stel anzeiget, daß nicht allein die Sünde wider dieses Gebot auf mancherley Art ausgeübet wer- de, sondern auch, daß das Verderben der mensch- lichen Natur in diesem Stücke am grössesten mit sey: wie solches auch leider die Erfahrung leh- ret. Paulus gebrauchet davon Gal. 5, 19. gleichfalls vier Worte: Ehebruch, Hurerey, Unreinigkeit, Unzucht. a. Das Wort porneia, Hurerey, stehet alhier, wie auch sonst an mehrern Orten, (sonderlich Matth. 19, 9. Wer sich von seinem Wei- be scheidet, es sey denn um der Hurerey willen u. f.) in einem so weiten Verstande, daß es, ausser der würcklichen That zwischen unverehelichten Personen, auch den Ehe- bruch in sich hält. b. Unreinigkeit, akatharsia, ist allerley schänd- liche Verunreinigung, welche, ausser der ei- gentlichen Hurerey und dem Ehebruch, auf mancherley Art begangen wurde, sonderlich unter den Heiden, wie aus Rom. 1, 24. 26. 27. auch 1 Cor. 6, 9. zu ersehen ist. c. Das pathos scheinet wol auf eben dergleichen heimliche und schändliche Greuel, zur mehre- ren Erläuterung, zu gehen, und sonderlich da- bey denjenigen Zustand des Menschen anzuzei- gen, nach welchem er sich ohne Streit wider solche in ihm aufsteigende schändliche Brunst, passive verhält, und sich davon willig beherr- schen und gantz gefangen halten läßt. Siehe auch 1 Thess. 4, 5. d. Die Worte epithumiakake, böse Lust, las- sen sich alhier am füglichsten von der zwar zu solchen Greueln, als in den ersten Worten bezeichnet sind, nicht ausbrechenden, aber doch an sich selbst sündlichen und leichtlich zur Herrschaft kommenden geilen Lust-Begierde verstehen; da sie auch sonst von allen übrigen Lastern, so fern sich dieselbe bey dem Menschen in der bösen Lust concentriren, können verstan- den werden. Das bey dem Worte Lust ge- setzte Wort böse, ist alhier nicht allein adje- ctivum exegetikon, welches die unreine Natur der Lust bezeichnet, sondern auch diakritikon, welches den Unterscheid der bösen Lust von der guten anzeiget. Denn von der reinen und heiligen Lust am HErrn heißt es unter andern Phil. 1, 23. Jch habe Lust abzuscheiden und bey CHristo zu seyn. 5. Wi- H h h h h 3
Cap. 3, v. 4-6. an die Coloſſer. [Spaltenumbruch]
lichkeit vor andern ſonderlich das Buch derheiligen Offenbarung handelt. 8. Wie aber die Glaͤubigen mit CHri- ſto werden offenbaret werden in der Herr- lichkeit, davon ſind inſonderheit folgende Puncte zu mercken: a. Sie werden mit verklaͤrten Leibern aufer- ſtehen, nach Phil. 3, 20. 21. Unſer Wandel iſt im Himmel, von dannen wir auch warten unſers Heilandes JEſu CHriſti, des HERRN, welcher unſern nichti- gen Leib verklaͤren wird, daß er aͤhnlich werde ſeinem verklaͤrten Leibe, nach der Wirckung, damit er kan auch alle Din- ge ihm unterthaͤnig machen. Siehe 1 Cor. 15. Und bey den lebendig erfundenen geſchie- het die Offenbarung der Herrlichkeit durch die Verwandelung. 1 Cor. 15, 51. 52. b. Sie werden in ihrer koͤniglichen Wuͤrde gleichſam als Beyſitzer des Welt-Gerichts erſcheinen. 2 Cor. 6, 1. 2. 3. Offenb. 1, 5. 6. 3, 21. 5, 10. Da denn das herrliche Eben- bild CHriſti an ihnen im vollen Glantze wird zu ſehen ſeyn: wenn er kommen wird, daß er herrlich erſcheine mit ſeinen Heiligen, ἐνδοξασϑῆναι ἐν τοι῀ς ἁγίοις ἁυτου῀, verherrli- chet zu werden in ſeinen Heiligen, und wun- derbar mit allen Glaͤubigen, καὶ ϑαυμ[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]σϑῆ- ναι ἐν πᾶσι τοι῀ς πιστεύουσιν, und bewundert zu werden in allen Glaͤubigen. 2 Theſſ. 1, 10. Alsdenn wird der Gerechte ſtehen mit groſſer Freudigkeit wider die, ſo ihn ge- aͤngſtet haben, und ſo ſeine Arbeit ver- worfen haben. Wenn dieſelben denn ſol- ches ſehen, werden ſie grauſam erſchre- cken vor ſolcher Seligkeit, der ſie ſich nie verſehen haͤtten u. ſ. w. Buch der Weis- heit 5, 1. u. f. c. Der darauf folgende Genuß der ewigen Freude und Herrlichkeit in vollem Glan- tze des Ebenbildes GOttes. Davon Jo- hannes 1 Ep. c. 3, 1. 2. ſpricht: Meine Lie- ben, wir ſind nun GOttes Kinder, und iſt noch nicht erſchienen, was wir ſeyn werden. Wir wiſſen aber, wenn es er- ſcheinen wird, daß wir ihm gleich ſeyn werden. Denn wir werden ihn ſehen, wie er iſt. Gleichwie aber Johannes dar- auf zur Heiligung dieſe Application machet, daß er v. 3. ſpricht: Und ein ieglicher, der ſolche Hoffnung zu ihm hat, der reini- get ſich, gleichwie er auch rein iſt: alſo dringet Paulus gleichfalls darauf, wenn er alſo fortfaͤhret: V. 5. 6. So toͤdtet nun eure Glieder (der Erb- Anmerckungen. 1. Es findet ſich in dieſen Worten erſtlich [Spaltenumbruch] eine Ermahnung, und denn ein gedoppelter Grund, welcher die Coloſſer bewegen ſolle, der Ermahnung nachzukommen. 2. Die Ermahnung iſt gerichtet wider die Suͤnden des ſechſten und ſiebenden Ge- bots: dazu die Suͤnden wider alle uͤbrige Ge- bote mit zu rechnen ſind. 3. Von dieſen Suͤnden iſt zu mercken erſt- lich, wie ſie der Apoſtel an ſich ſelbſt benennet, hernach, warum er ſie nennet der Glaͤubigen ih- re Glieder: und denn daß und wie ſie dieſelben creutzigen ſollen. 4. Wider das ſechſte Gebot wird alhier eine vierfache Gattung der Suͤnde benennet: nemlich die Hurerey, Unreinigkeit, ſchaͤnd- liche Brunſt und boͤſe Luſt. Womit der Apo- ſtel anzeiget, daß nicht allein die Suͤnde wider dieſes Gebot auf mancherley Art ausgeuͤbet wer- de, ſondern auch, daß das Verderben der menſch- lichen Natur in dieſem Stuͤcke am groͤſſeſten mit ſey: wie ſolches auch leider die Erfahrung leh- ret. Paulus gebrauchet davon Gal. 5, 19. gleichfalls vier Worte: Ehebruch, Hurerey, Unreinigkeit, Unzucht. a. Das Wort πορνεία, Hurerey, ſtehet alhier, wie auch ſonſt an mehrern Orten, (ſonderlich Matth. 19, 9. Wer ſich von ſeinem Wei- be ſcheidet, es ſey denn um der Hurerey willen u. f.) in einem ſo weiten Verſtande, daß es, auſſer der wuͤrcklichen That zwiſchen unverehelichten Perſonen, auch den Ehe- bruch in ſich haͤlt. b. Unreinigkeit, ἀκαϑαρσία, iſt allerley ſchaͤnd- liche Verunreinigung, welche, auſſer der ei- gentlichen Hurerey und dem Ehebruch, auf mancherley Art begangen wurde, ſonderlich unter den Heiden, wie aus Rom. 1, 24. 26. 27. auch 1 Cor. 6, 9. zu erſehen iſt. c. Das πάϑος ſcheinet wol auf eben dergleichen heimliche und ſchaͤndliche Greuel, zur mehre- ren Erlaͤuterung, zu gehen, und ſonderlich da- bey denjenigen Zuſtand des Menſchen anzuzei- gen, nach welchem er ſich ohne Streit wider ſolche in ihm aufſteigende ſchaͤndliche Brunſt, paſſive verhaͤlt, und ſich davon willig beherr- ſchen und gantz gefangen halten laͤßt. Siehe auch 1 Theſſ. 4, 5. d. Die Worte ἐπιϑυμίακακὴ, boͤſe Luſt, laſ- ſen ſich alhier am fuͤglichſten von der zwar zu ſolchen Greueln, als in den erſten Worten bezeichnet ſind, nicht ausbrechenden, aber doch an ſich ſelbſt ſuͤndlichen und leichtlich zur Herrſchaft kommenden geilen Luſt-Begierde verſtehen; da ſie auch ſonſt von allen uͤbrigen Laſtern, ſo fern ſich dieſelbe bey dem Menſchen in der boͤſen Luſt concentriren, koͤnnen verſtan- den werden. Das bey dem Worte Luſt ge- ſetzte Wort boͤſe, iſt alhier nicht allein adje- ctivum ἐξηγητικὸν, welches die unreine Natur der Luſt bezeichnet, ſondern auch διακριτικὸν, welches den Unterſcheid der boͤſen Luſt von der guten anzeiget. Denn von der reinen und heiligen Luſt am HErrn heißt es unter andern Phil. 1, 23. Jch habe Luſt abzuſcheiden und bey CHriſto zu ſeyn. 5. Wi- H h h h h 3
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Cap. 3, v. 4-6. an die Coloſſer.
lichkeit vor andern ſonderlich das Buch der
heiligen Offenbarung handelt.
8. Wie aber die Glaͤubigen mit CHri-
ſto werden offenbaret werden in der Herr-
lichkeit, davon ſind inſonderheit folgende Puncte
zu mercken:
a. Sie werden mit verklaͤrten Leibern aufer-
ſtehen, nach Phil. 3, 20. 21. Unſer Wandel
iſt im Himmel, von dannen wir auch
warten unſers Heilandes JEſu CHriſti,
des HERRN, welcher unſern nichti-
gen Leib verklaͤren wird, daß er aͤhnlich
werde ſeinem verklaͤrten Leibe, nach der
Wirckung, damit er kan auch alle Din-
ge ihm unterthaͤnig machen. Siehe 1 Cor.
15. Und bey den lebendig erfundenen geſchie-
het die Offenbarung der Herrlichkeit durch
die Verwandelung. 1 Cor. 15, 51. 52.
b. Sie werden in ihrer koͤniglichen Wuͤrde
gleichſam als Beyſitzer des Welt-Gerichts
erſcheinen. 2 Cor. 6, 1. 2. 3. Offenb. 1, 5. 6.
3, 21. 5, 10. Da denn das herrliche Eben-
bild CHriſti an ihnen im vollen Glantze wird
zu ſehen ſeyn: wenn er kommen wird, daß
er herrlich erſcheine mit ſeinen Heiligen,
ἐνδοξασϑῆναι ἐν τοι῀ς ἁγίοις ἁυτου῀, verherrli-
chet zu werden in ſeinen Heiligen, und wun-
derbar mit allen Glaͤubigen, καὶ ϑαυμ_ σϑῆ-
ναι ἐν πᾶσι τοι῀ς πιστεύουσιν, und bewundert
zu werden in allen Glaͤubigen. 2 Theſſ. 1, 10.
Alsdenn wird der Gerechte ſtehen mit
groſſer Freudigkeit wider die, ſo ihn ge-
aͤngſtet haben, und ſo ſeine Arbeit ver-
worfen haben. Wenn dieſelben denn ſol-
ches ſehen, werden ſie grauſam erſchre-
cken vor ſolcher Seligkeit, der ſie ſich
nie verſehen haͤtten u. ſ. w. Buch der Weis-
heit 5, 1. u. f.
c. Der darauf folgende Genuß der ewigen
Freude und Herrlichkeit in vollem Glan-
tze des Ebenbildes GOttes. Davon Jo-
hannes 1 Ep. c. 3, 1. 2. ſpricht: Meine Lie-
ben, wir ſind nun GOttes Kinder, und
iſt noch nicht erſchienen, was wir ſeyn
werden. Wir wiſſen aber, wenn es er-
ſcheinen wird, daß wir ihm gleich ſeyn
werden. Denn wir werden ihn ſehen,
wie er iſt. Gleichwie aber Johannes dar-
auf zur Heiligung dieſe Application machet,
daß er v. 3. ſpricht: Und ein ieglicher, der
ſolche Hoffnung zu ihm hat, der reini-
get ſich, gleichwie er auch rein iſt: alſo
dringet Paulus gleichfalls darauf, wenn er
alſo fortfaͤhret:
V. 5. 6.
So toͤdtet nun eure Glieder (der Erb-
Suͤnde, als gleichſam des ſuͤndlichen Leibes)
die auf Erden ſind (nemlich) Hurerey, Un-
reinigkeit, ſchaͤndliche Brunſt, boͤſe Luſt,
und den Geitz, welcher iſt Abgoͤtterey:
V. 6. Um welcher willen koͤmmt der Zorn
GOttes uͤber die Kinder des Unglau-
bens.
Anmerckungen.
1. Es findet ſich in dieſen Worten erſtlich
eine Ermahnung, und denn ein gedoppelter
Grund, welcher die Coloſſer bewegen ſolle, der
Ermahnung nachzukommen.
2. Die Ermahnung iſt gerichtet wider
die Suͤnden des ſechſten und ſiebenden Ge-
bots: dazu die Suͤnden wider alle uͤbrige Ge-
bote mit zu rechnen ſind.
3. Von dieſen Suͤnden iſt zu mercken erſt-
lich, wie ſie der Apoſtel an ſich ſelbſt benennet,
hernach, warum er ſie nennet der Glaͤubigen ih-
re Glieder: und denn daß und wie ſie dieſelben
creutzigen ſollen.
4. Wider das ſechſte Gebot wird alhier
eine vierfache Gattung der Suͤnde benennet:
nemlich die Hurerey, Unreinigkeit, ſchaͤnd-
liche Brunſt und boͤſe Luſt. Womit der Apo-
ſtel anzeiget, daß nicht allein die Suͤnde wider
dieſes Gebot auf mancherley Art ausgeuͤbet wer-
de, ſondern auch, daß das Verderben der menſch-
lichen Natur in dieſem Stuͤcke am groͤſſeſten mit
ſey: wie ſolches auch leider die Erfahrung leh-
ret. Paulus gebrauchet davon Gal. 5, 19.
gleichfalls vier Worte: Ehebruch, Hurerey,
Unreinigkeit, Unzucht.
a. Das Wort πορνεία, Hurerey, ſtehet alhier,
wie auch ſonſt an mehrern Orten, (ſonderlich
Matth. 19, 9. Wer ſich von ſeinem Wei-
be ſcheidet, es ſey denn um der Hurerey
willen u. f.) in einem ſo weiten Verſtande,
daß es, auſſer der wuͤrcklichen That zwiſchen
unverehelichten Perſonen, auch den Ehe-
bruch in ſich haͤlt.
b. Unreinigkeit, ἀκαϑαρσία, iſt allerley ſchaͤnd-
liche Verunreinigung, welche, auſſer der ei-
gentlichen Hurerey und dem Ehebruch, auf
mancherley Art begangen wurde, ſonderlich
unter den Heiden, wie aus Rom. 1, 24. 26.
27. auch 1 Cor. 6, 9. zu erſehen iſt.
c. Das πάϑος ſcheinet wol auf eben dergleichen
heimliche und ſchaͤndliche Greuel, zur mehre-
ren Erlaͤuterung, zu gehen, und ſonderlich da-
bey denjenigen Zuſtand des Menſchen anzuzei-
gen, nach welchem er ſich ohne Streit wider
ſolche in ihm aufſteigende ſchaͤndliche Brunſt,
paſſive verhaͤlt, und ſich davon willig beherr-
ſchen und gantz gefangen halten laͤßt. Siehe
auch 1 Theſſ. 4, 5.
d. Die Worte ἐπιϑυμίακακὴ, boͤſe Luſt, laſ-
ſen ſich alhier am fuͤglichſten von der zwar zu
ſolchen Greueln, als in den erſten Worten
bezeichnet ſind, nicht ausbrechenden, aber
doch an ſich ſelbſt ſuͤndlichen und leichtlich zur
Herrſchaft kommenden geilen Luſt-Begierde
verſtehen; da ſie auch ſonſt von allen uͤbrigen
Laſtern, ſo fern ſich dieſelbe bey dem Menſchen
in der boͤſen Luſt concentriren, koͤnnen verſtan-
den werden. Das bey dem Worte Luſt ge-
ſetzte Wort boͤſe, iſt alhier nicht allein adje-
ctivum ἐξηγητικὸν, welches die unreine Natur
der Luſt bezeichnet, ſondern auch διακριτικὸν,
welches den Unterſcheid der boͤſen Luſt von der
guten anzeiget. Denn von der reinen und
heiligen Luſt am HErrn heißt es unter andern
Phil. 1, 23. Jch habe Luſt abzuſcheiden
und bey CHriſto zu ſeyn.
5. Wi-
H h h h h 3
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