Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 4, v. 10-13. an die Colosser. [Spaltenumbruch]
f. Ja, was noch mehr ist, und diesem Marco noch zu einem grössern Ruhm gereichet, so wird dem Timotheo v. 11. anbefohlen, den Marcum, den er zur Zeit der andern Rö- mischen Gefangenschaft Pauli zu Ephesus um sich hatte, mit sich zu Paulo nach Rom zu nehmen: da es heißt: Marcum nimm zu dir, und bringe ihn mit: denn er ist mir nützlich zum Dienste, nemlich am Evangelio. Noch mehr gutes bezeuget Paulus vom Marco im nechsten eilften Vers, wie wir bald vernehmen werden. 3. Wenn die Colosser von dem Marco, oder des Marci halber, Befehle empfan- gen hatten, und worinnen sie bestanden, das läßt sich so eigentlich nicht sagen. Vermuth- lich aber ist es, daß entweder dem Tychico, oder Onesimo, oder auch allen beyden zusam- men, mündlich von Paulo des Marci halber, als der bald zu den Colossern kommen würde, unterschiedliches, welches gewisse Kirchen-Sa- chen betroffen hat, an sie zu bestellen, ist auf- getragen worden. Da nun solches, als Pau- lus diesen Brief schrieb, schon bestellet seyn mochte: so konte er in Ansehung solcher schon geschehenen Bestellung wol sagen: Jhr habt Befehl empfangen. Es kan auch wol seyn, daß Paulus schon vorher durch iemand anders mündlich an sie etwas hatte gelangen lassen. Wie denn zwischen Rom und Asien ein sehr häufiges Commercium getrieben wurde, also daß es an vieler Gelegenheit nicht fehlete, fast nach allen Orten in Orient und Griechen-Land durch die zu Wasser Reisende in kurtzer Zeit et- was zu bestellen. Das Aufnehmen des Mar- ci solte nun solchen Befehlen, oder Erinnerun- gen gemäß seyn. V. 11. Und (es grüsset euch) Jesus, der da Anmerckungen. 1. Dieses Jesu Justi wird sonst nirgends gedacht. Denn der, dessen Apost. Gesch. 18, 7. Meldung geschiehet, ist von heidnischer Ge- burt gewesen. Und der Cap. 1, 13. bemeldete Justus hieß nicht Jesus, sondern Joseph. 2. Die Worte: Die aus der Beschnei- dungsind, gehen nicht allein auf Barnabam, sondern auch, der genauen Verbindung wegen, füglich mit auf Aristärchum. Denn ob er gleich von Thessalonich gebürtig war; so hatte [Spaltenumbruch] diese Stadt doch eine Jüdische Gemeine. Apost. Ges. 17, 1. 3. Ein Gehülfe seyn am oder zum Rei- che GOTTES, ist eine grosse Würde für alle rechtschaffene Lehrer, auch alle übrige Glie- der CHristi, welche dazu an ihrem Theile nach Vermögen das ihrige mit beytragen. Siehe 1 Cor. 3, 9. da sie GOttes Gehülfen genen- net werden. V. 12. 13. Es grüsset euch Epaphras, der von Anmerckungen 1. Des Epaphrä ist schon oben c. 1, 7. ge- dacht. Paulus nennet ihn einen von den Co- lossern, weil er von dannen allem Ansehen nach ist gebürtig gewesen: da er denn, nach- dem er zu GOTT ist bekehret worden, seine Mit-Brüder auch guten theils zu CHristo ge- führet hat. Und gleiche Treue hat er an de- nen zu Laodicea und Hierapoli bewiesen. 2. Epaphras war ein Knecht CHristi, zuvorderst nach seiner eigenen Person, da er nicht mehr der Welt und der Sünden, sondern CHristo, dienete: und denn auch nach seinem Lehr-Amte. Beydes muß allemal bey ein- ander stehen. Fehlet es am ersten, so ist das letztere auch nicht rechter Art. 3. Epaphras nahm sich der Colossensischen Gemeine so viel mehr an, so viel mehr sie ihm, da er sie selbst gepflantzet hatte, im Hertzen la- ge. Der recht väterliche und mütterliche Affect muß bey einem Lehrer allezeit bey aller seiner Arbeit zum Grunde liegen. 4. Und dieser, wo er rechtschaffen ist, läßt sich zuvorderst im Gebete durch die innigste Fürbitte aus. Davon leider ein Mietling, un- bekehrter Lehrer, nichts hat, und nichts weiß. 5. Weil Epaphras wuste, was sich für Kräfte der Finsterniß zu Colossen hervorthaten, so betete er dergestalt für die daselbst gepflantzte Gemeine, daß er sich zugleich wider jene recht in einen Kampf gabe, sie durch die Kraft Got- tes recht im Geiste anzugreifen und zu überwin- deu: wie denn des Gebets Ausfluß von GOt- tes Seiten einen solchen Einfluß wircket, der das Reich der Finsterniß angreifet. Darum Paulus 2 Cor. 10, 4. 5. spricht: Die Waffen unse- L l l l l 3
Cap. 4, v. 10-13. an die Coloſſer. [Spaltenumbruch]
f. Ja, was noch mehr iſt, und dieſem Marco noch zu einem groͤſſern Ruhm gereichet, ſo wird dem Timotheo v. 11. anbefohlen, den Marcum, den er zur Zeit der andern Roͤ- miſchen Gefangenſchaft Pauli zu Epheſus um ſich hatte, mit ſich zu Paulo nach Rom zu nehmen: da es heißt: Marcum nimm zu dir, und bringe ihn mit: denn er iſt mir nuͤtzlich zum Dienſte, nemlich am Evangelio. Noch mehr gutes bezeuget Paulus vom Marco im nechſten eilften Vers, wie wir bald vernehmen werden. 3. Wenn die Coloſſer von dem Marco, oder des Marci halber, Befehle empfan- gen hatten, und worinnen ſie beſtanden, das laͤßt ſich ſo eigentlich nicht ſagen. Vermuth- lich aber iſt es, daß entweder dem Tychico, oder Oneſimo, oder auch allen beyden zuſam- men, muͤndlich von Paulo des Marci halber, als der bald zu den Coloſſern kommen wuͤrde, unterſchiedliches, welches gewiſſe Kirchen-Sa- chen betroffen hat, an ſie zu beſtellen, iſt auf- getragen worden. Da nun ſolches, als Pau- lus dieſen Brief ſchrieb, ſchon beſtellet ſeyn mochte: ſo konte er in Anſehung ſolcher ſchon geſchehenen Beſtellung wol ſagen: Jhr habt Befehl empfangen. Es kan auch wol ſeyn, daß Paulus ſchon vorher durch iemand anders muͤndlich an ſie etwas hatte gelangen laſſen. Wie denn zwiſchen Rom und Aſien ein ſehr haͤufiges Commercium getrieben wurde, alſo daß es an vieler Gelegenheit nicht fehlete, faſt nach allen Orten in Orient und Griechen-Land durch die zu Waſſer Reiſende in kurtzer Zeit et- was zu beſtellen. Das Aufnehmen des Mar- ci ſolte nun ſolchen Befehlen, oder Erinnerun- gen gemaͤß ſeyn. V. 11. Und (es gruͤſſet euch) Jeſus, der da Anmerckungen. 1. Dieſes Jeſu Juſti wird ſonſt nirgends gedacht. Denn der, deſſen Apoſt. Geſch. 18, 7. Meldung geſchiehet, iſt von heidniſcher Ge- burt geweſen. Und der Cap. 1, 13. bemeldete Juſtus hieß nicht Jeſus, ſondern Joſeph. 2. Die Worte: Die aus der Beſchnei- dungſind, gehen nicht allein auf Barnabam, ſondern auch, der genauen Verbindung wegen, fuͤglich mit auf Ariſtaͤrchum. Denn ob er gleich von Theſſalonich gebuͤrtig war; ſo hatte [Spaltenumbruch] dieſe Stadt doch eine Juͤdiſche Gemeine. Apoſt. Geſ. 17, 1. 3. Ein Gehuͤlfe ſeyn am oder zum Rei- che GOTTES, iſt eine groſſe Wuͤrde fuͤr alle rechtſchaffene Lehrer, auch alle uͤbrige Glie- der CHriſti, welche dazu an ihrem Theile nach Vermoͤgen das ihrige mit beytragen. Siehe 1 Cor. 3, 9. da ſie GOttes Gehuͤlfen genen- net werden. V. 12. 13. Es gruͤſſet euch Epaphras, der von Anmerckungen 1. Des Epaphraͤ iſt ſchon oben c. 1, 7. ge- dacht. Paulus nennet ihn einen von den Co- loſſern, weil er von dannen allem Anſehen nach iſt gebuͤrtig geweſen: da er denn, nach- dem er zu GOTT iſt bekehret worden, ſeine Mit-Bruͤder auch guten theils zu CHriſto ge- fuͤhret hat. Und gleiche Treue hat er an de- nen zu Laodicea und Hierapoli bewieſen. 2. Epaphras war ein Knecht CHriſti, zuvorderſt nach ſeiner eigenen Perſon, da er nicht mehr der Welt und der Suͤnden, ſondern CHriſto, dienete: und denn auch nach ſeinem Lehr-Amte. Beydes muß allemal bey ein- ander ſtehen. Fehlet es am erſten, ſo iſt das letztere auch nicht rechter Art. 3. Epaphras nahm ſich der Coloſſenſiſchen Gemeine ſo viel mehr an, ſo viel mehr ſie ihm, da er ſie ſelbſt gepflantzet hatte, im Hertzen la- ge. Der recht vaͤterliche und muͤtterliche Affect muß bey einem Lehrer allezeit bey aller ſeiner Arbeit zum Grunde liegen. 4. Und dieſer, wo er rechtſchaffen iſt, laͤßt ſich zuvorderſt im Gebete durch die innigſte Fuͤrbitte aus. Davon leider ein Mietling, un- bekehrter Lehrer, nichts hat, und nichts weiß. 5. Weil Epaphras wuſte, was ſich fuͤr Kraͤfte der Finſterniß zu Coloſſen hervorthaten, ſo betete er dergeſtalt fuͤr die daſelbſt gepflantzte Gemeine, daß er ſich zugleich wider jene recht in einen Kampf gabe, ſie durch die Kraft Got- tes recht im Geiſte anzugreifen und zu uͤberwin- deu: wie denn des Gebets Ausfluß von GOt- tes Seiten einen ſolchen Einfluß wircket, der das Reich der Finſterniß angreifet. Darum Paulus 2 Cor. 10, 4. 5. ſpricht: Die Waffen unſe- L l l l l 3
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Cap. 4, v. 10-13. an die Coloſſer.
f. Ja, was noch mehr iſt, und dieſem Marco
noch zu einem groͤſſern Ruhm gereichet, ſo
wird dem Timotheo v. 11. anbefohlen, den
Marcum, den er zur Zeit der andern Roͤ-
miſchen Gefangenſchaft Pauli zu Epheſus
um ſich hatte, mit ſich zu Paulo nach
Rom zu nehmen: da es heißt: Marcum
nimm zu dir, und bringe ihn mit: denn
er iſt mir nuͤtzlich zum Dienſte, nemlich
am Evangelio. Noch mehr gutes bezeuget
Paulus vom Marco im nechſten eilften Vers,
wie wir bald vernehmen werden.
3. Wenn die Coloſſer von dem Marco,
oder des Marci halber, Befehle empfan-
gen hatten, und worinnen ſie beſtanden, das
laͤßt ſich ſo eigentlich nicht ſagen. Vermuth-
lich aber iſt es, daß entweder dem Tychico,
oder Oneſimo, oder auch allen beyden zuſam-
men, muͤndlich von Paulo des Marci halber,
als der bald zu den Coloſſern kommen wuͤrde,
unterſchiedliches, welches gewiſſe Kirchen-Sa-
chen betroffen hat, an ſie zu beſtellen, iſt auf-
getragen worden. Da nun ſolches, als Pau-
lus dieſen Brief ſchrieb, ſchon beſtellet ſeyn
mochte: ſo konte er in Anſehung ſolcher ſchon
geſchehenen Beſtellung wol ſagen: Jhr habt
Befehl empfangen. Es kan auch wol ſeyn,
daß Paulus ſchon vorher durch iemand anders
muͤndlich an ſie etwas hatte gelangen laſſen.
Wie denn zwiſchen Rom und Aſien ein ſehr
haͤufiges Commercium getrieben wurde, alſo
daß es an vieler Gelegenheit nicht fehlete, faſt
nach allen Orten in Orient und Griechen-Land
durch die zu Waſſer Reiſende in kurtzer Zeit et-
was zu beſtellen. Das Aufnehmen des Mar-
ci ſolte nun ſolchen Befehlen, oder Erinnerun-
gen gemaͤß ſeyn.
V. 11.
Und (es gruͤſſet euch) Jeſus, der da
heiſſet Juſt, die aus der Beſchneidung (o-
der aus dem Judenthum zu CHriſto bekehret)
ſind. Dieſe ſind allein (nemlich aus der
Beſchneidung, und ietzo zu Rom) meine Ge-
huͤlfen am Reiche GOttes, die mir (auſſer
dem Haupt-Troſte, den ich an GOTT ſelbſt
und an ſeinem Evangelio habe,) ein Troſt
worden ſind.
Anmerckungen.
1. Dieſes Jeſu Juſti wird ſonſt nirgends
gedacht. Denn der, deſſen Apoſt. Geſch. 18,
7. Meldung geſchiehet, iſt von heidniſcher Ge-
burt geweſen. Und der Cap. 1, 13. bemeldete
Juſtus hieß nicht Jeſus, ſondern Joſeph.
2. Die Worte: Die aus der Beſchnei-
dungſind, gehen nicht allein auf Barnabam,
ſondern auch, der genauen Verbindung wegen,
fuͤglich mit auf Ariſtaͤrchum. Denn ob er
gleich von Theſſalonich gebuͤrtig war; ſo hatte
dieſe Stadt doch eine Juͤdiſche Gemeine. Apoſt.
Geſ. 17, 1.
3. Ein Gehuͤlfe ſeyn am oder zum Rei-
che GOTTES, iſt eine groſſe Wuͤrde fuͤr
alle rechtſchaffene Lehrer, auch alle uͤbrige Glie-
der CHriſti, welche dazu an ihrem Theile nach
Vermoͤgen das ihrige mit beytragen. Siehe
1 Cor. 3, 9. da ſie GOttes Gehuͤlfen genen-
net werden.
V. 12. 13.
Es gruͤſſet euch Epaphras, der von
den euren iſt, ein Knecht CHriſti, und
allezeit ringet fuͤr euch mit Gebeten, auf
daß ihr beſtehet vollkommen, und erfuͤl-
let mit allem GOTTES Willen. Jch
gebe ihm Zeugniß, daß er groſſen Fleiß
hat um euch, und um die (in eurer Nach-
barſchaft wohnende) zu Laodicea und zu Hie-
ropoli.
Anmerckungen
1. Des Epaphraͤ iſt ſchon oben c. 1, 7. ge-
dacht. Paulus nennet ihn einen von den Co-
loſſern, weil er von dannen allem Anſehen
nach iſt gebuͤrtig geweſen: da er denn, nach-
dem er zu GOTT iſt bekehret worden, ſeine
Mit-Bruͤder auch guten theils zu CHriſto ge-
fuͤhret hat. Und gleiche Treue hat er an de-
nen zu Laodicea und Hierapoli bewieſen.
2. Epaphras war ein Knecht CHriſti,
zuvorderſt nach ſeiner eigenen Perſon, da er
nicht mehr der Welt und der Suͤnden, ſondern
CHriſto, dienete: und denn auch nach ſeinem
Lehr-Amte. Beydes muß allemal bey ein-
ander ſtehen. Fehlet es am erſten, ſo iſt das
letztere auch nicht rechter Art.
3. Epaphras nahm ſich der Coloſſenſiſchen
Gemeine ſo viel mehr an, ſo viel mehr ſie ihm,
da er ſie ſelbſt gepflantzet hatte, im Hertzen la-
ge. Der recht vaͤterliche und muͤtterliche
Affect muß bey einem Lehrer allezeit bey aller
ſeiner Arbeit zum Grunde liegen.
4. Und dieſer, wo er rechtſchaffen iſt, laͤßt
ſich zuvorderſt im Gebete durch die innigſte
Fuͤrbitte aus. Davon leider ein Mietling, un-
bekehrter Lehrer, nichts hat, und nichts weiß.
5. Weil Epaphras wuſte, was ſich fuͤr
Kraͤfte der Finſterniß zu Coloſſen hervorthaten,
ſo betete er dergeſtalt fuͤr die daſelbſt gepflantzte
Gemeine, daß er ſich zugleich wider jene recht
in einen Kampf gabe, ſie durch die Kraft Got-
tes recht im Geiſte anzugreifen und zu uͤberwin-
deu: wie denn des Gebets Ausfluß von GOt-
tes Seiten einen ſolchen Einfluß wircket, der
das Reich der Finſterniß angreifet. Darum
Paulus 2 Cor. 10, 4. 5. ſpricht: Die Waffen
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