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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des ersten Briefes Pauli Cap. 1. v. 6. 7. 8.
[Spaltenumbruch] che befinden, aber das Wort nicht einmal ohne
Trübsal bey äusserlicher Ruhe aufnehmen; ja
andern, die es aufnehmen und es im Leben be-
weisen, wol Trübsal anlegen.

6. Gleichwie der Apostel v. 1. und 3. des
Vaters und des Sohnes gedacht hat, ohne
hinzugethane Meldung des Heiligen Geistes:
also gedencket er v. 5. 6. des Heiligen Geistes,
ohne dabey des Vaters und des Sohnes zu
gedencken: weil es sein Vorhaben nicht war,
vom Geheimniß der heiligen Dreyeinigkeit zu
handeln. Und also hat man alle andere Oerter,
da nur des Vaters und des Sohnes, nicht aber
zugleich des Heiligen Geistes gedacht wird, an-
zusehen.

7. Den Lehrern muß man folgen, aber nur
darinnen, worinnen sie den HErrn JEsum zum
Vorgänger haben. Darum Paulus alhie bey-
des zusammen gesetzet hat: Jhr seyd unsere
Nachfolger geworden und des HErrn.

Siehe auch 1 Cor. 11, 1. da es heißt: Seyd mei-
ne Nachfolger, gleichwie ich Christi Nach-
folger bin.

V. 7.

Also daß ihr worden seyd ein Fürbild
allen Gläubigen in Macedonia
(sonderlich
denen zu Philippen und Berrhoen Ap. Gesch.
16, 12. u. s. f.) und Achaia (und darinnen für-
nemlich denen zu Corinthus; auch denen zu
Athen in Attica: als durch welche Länder Pau-
lus von Thessalonich reisete. c. 17. 18.)

Anmerckungen.

1. Jm Reiche GOttes muß ein Fürbild
das andere erwecken, und sich also der Segen
vervielfältigen. Paulus war mit Timotheo
und Sila ein Fürbild der Thessalonicher; und
diese wurden wieder Fürbilder anderer, da sie
ihnen zur Nachfolge ein so gutes und erbauliches
Exempel gaben.

2. Es ist sehr gut, daß man sich fleißig er-
kundige um das, was in der Kirche GOttes un-
ter dem so vielen bösen gutes hie und da geschie-
het, um sich dadurch zum Lobe GOttes, auch
zur Nachsolge erwecken zu lassen. Was zu
Thessalonich geschehen, das ist zu vielem Seegen
bald kund worden durch gantz Griechenland.

3. Es gedencket zwar Lucas Ap. Gesch. 16.
17 und 18. nicht geringer Leiden, welche Paulo
und seinen Gehülfen auch zugleich den Gläubi-
gen selbst in Macedonien und Achaja wiederfah-
ren sind: Weil er doch aber den Thessaloni-
chern bey ihrem Verhalten ein sonderliches Lob
giebet, so müssen ihre Leiden auch noch schwerer
gewesen seyn, als an den übrigen Orten in Grie-
chenland. Und solchergestalt wird hiedurch der
Text aus der Apostelgeschicht c. 17. von dem,
was sich zu Thessalonich begeben, nicht wenig er-
läutert.

4. Daß der Glaube die Haupt-Sache im
Christenthum sey, erkennen wir auch daher,
daß die Christen daher Gläubige genennet wer-
den.

5. Daß aber der Glaube keine Leichtglau-
[Spaltenumbruch] bigkeit sey, ersiehet man auch an dem Exempel
der Thessalonicher, als welche gewiß das Ev-
angelium nicht würden unter so vieler Trübsal
aufgenommen haben, wo sie von desselben
Währheit nicht aus sattsamen Gründen völlig
wären überzeuget gewesen.

V. 8.

Denn von euch ist auserschollen das
Wort des HErrn
(es ist die Nachricht von
eurer Bekehrung, von eurer Prüfung und von
eurer Standhaftigkeit wie ein heller und ange-
nehmer Posaunen-Schall, und wie ein süsser
Geruch gewesen, und hat sich ausgebreitet) nicht
allein in Macedonica und Achaja
(zur beson-
dern Starckung der schon Bekehrten, und zur
Erweckung vieler noch Unbekehrten) sondern
an allen Orten
(außer Macedonia und Achaja,
auf allen Seiten; da denn die starcken Com-
mercia,
welche von Thessalonich aus in die Na-
he und Ferne gingen, dem Reiche Christi zur
Ausbreitung des guten Geruchs nicht wenig die-
nen müssen,) ist auch euer Glaube an GOtt
(durch euer Bekänntniß und durch euren gantzen
Wandel) ausgebrochen (gleichwie man also
auch von der Römer ihrem Glauben in der Nä-
he und Ferne vieles hat zu sagen gewußt, Rom.
1, 8.) also daß nicht Noth ist euch etwas
zusagen,
(o se me khreian emas ekhein lalei~n ti,
daß nicht nöthig ist, daß wir davon andern etwas
sagen, und es ihnen erst bekannt machen, wie
ihr bekehret worden seyd, und wie viel ihr darü-
ber ausgestanden.)

Anmerckungen.

1. Es haben zwar einige Codices umas
euch: allein andere und die besten haben emas,
uns: Welche Lectio richtig ist: sintemal sie
nicht allein an sich selbst schon einen viel richti-
gern Sensum giebt, als das Pronomen umas,
euch; sondern auch von den unmittelbar fol-
genden Worten bekräftiget wird, da es heißt:
Denn sie selbst verkündigen von euch u. s. w.
Daß wir also, will der Apostel sagen, nicht nö-
thig haben, ihnen es erst kund zu machen.

2. Man sagt mit Recht von den Aposteln
und von dem Evangelio: Wo der Apostel Fuß
nicht hingekommen, dahin ist doch ihr
Schall gelanget.
Daß demnach diejenigen,
welche auf diesen nicht achten wollen, keine Ent-
schuldigung haben.

3. Es ist nicht undienlich denen, welche es
wehrt sind, das Zeugniß ihres loblichen Ver-
haltens zu geben, um sie dadurch so vielmehr zum
Wachsthum im guten aufzumuntern. Es ist
aber auch die Art solcher rechtschaffenen Seelen,
daß sie sich dadurch im geringsten nicht erheben
und aufblehen, sondern sich selbst nichts, als die
Mängel, GOTT aber alles Gute in Demuth
mit ergebenster Dancksagung zuschreiben. Da-
hingegen es so wol mit den Schmeichlern als
auch mit denen, welche sie gerne hören, ene gantz
andere Beschaffenheit hat.

4. Wenn man noch heutiges Tages bald
von diesem, bald von jenem Ort auch mitten in

der

Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli Cap. 1. v. 6. 7. 8.
[Spaltenumbruch] che befinden, aber das Wort nicht einmal ohne
Truͤbſal bey aͤuſſerlicher Ruhe aufnehmen; ja
andern, die es aufnehmen und es im Leben be-
weiſen, wol Truͤbſal anlegen.

6. Gleichwie der Apoſtel v. 1. und 3. des
Vaters und des Sohnes gedacht hat, ohne
hinzugethane Meldung des Heiligen Geiſtes:
alſo gedencket er v. 5. 6. des Heiligen Geiſtes,
ohne dabey des Vaters und des Sohnes zu
gedencken: weil es ſein Vorhaben nicht war,
vom Geheimniß der heiligen Dreyeinigkeit zu
handeln. Und alſo hat man alle andere Oerter,
da nur des Vaters und des Sohnes, nicht aber
zugleich des Heiligen Geiſtes gedacht wird, an-
zuſehen.

7. Den Lehrern muß man folgen, aber nur
darinnen, worinnen ſie den HErrn JEſum zum
Vorgaͤnger haben. Darum Paulus alhie bey-
des zuſammen geſetzet hat: Jhr ſeyd unſere
Nachfolger geworden und des HErrn.

Siehe auch 1 Cor. 11, 1. da es heißt: Seyd mei-
ne Nachfolger, gleichwie ich Chriſti Nach-
folger bin.

V. 7.

Alſo daß ihr worden ſeyd ein Fuͤrbild
allen Glaͤubigen in Macedonia
(ſonderlich
denen zu Philippen und Berrhoen Ap. Geſch.
16, 12. u. ſ. f.) und Achaia (und darinnen fuͤr-
nemlich denen zu Corinthus; auch denen zu
Athen in Attica: als durch welche Laͤnder Pau-
lus von Theſſalonich reiſete. c. 17. 18.)

Anmerckungen.

1. Jm Reiche GOttes muß ein Fuͤrbild
das andere erwecken, und ſich alſo der Segen
vervielfaͤltigen. Paulus war mit Timotheo
und Sila ein Fuͤrbild der Theſſalonicher; und
dieſe wurden wieder Fuͤrbilder anderer, da ſie
ihnen zur Nachfolge ein ſo gutes und erbauliches
Exempel gaben.

2. Es iſt ſehr gut, daß man ſich fleißig er-
kundige um das, was in der Kirche GOttes un-
ter dem ſo vielen boͤſen gutes hie und da geſchie-
het, um ſich dadurch zum Lobe GOttes, auch
zur Nachſolge erwecken zu laſſen. Was zu
Theſſalonich geſchehen, das iſt zu vielem Seegen
bald kund worden durch gantz Griechenland.

3. Es gedencket zwar Lucas Ap. Geſch. 16.
17 und 18. nicht geringer Leiden, welche Paulo
und ſeinen Gehuͤlfen auch zugleich den Glaͤubi-
gen ſelbſt in Macedonien und Achaja wiederfah-
ren ſind: Weil er doch aber den Theſſaloni-
chern bey ihrem Verhalten ein ſonderliches Lob
giebet, ſo muͤſſen ihre Leiden auch noch ſchwerer
geweſen ſeyn, als an den uͤbrigen Orten in Grie-
chenland. Und ſolchergeſtalt wird hiedurch der
Text aus der Apoſtelgeſchicht c. 17. von dem,
was ſich zu Theſſalonich begeben, nicht wenig er-
laͤutert.

4. Daß der Glaube die Haupt-Sache im
Chriſtenthum ſey, erkennen wir auch daher,
daß die Chriſten daher Glaͤubige genennet wer-
den.

5. Daß aber der Glaube keine Leichtglau-
[Spaltenumbruch] bigkeit ſey, erſiehet man auch an dem Exempel
der Theſſalonicher, als welche gewiß das Ev-
angelium nicht wuͤrden unter ſo vieler Truͤbſal
aufgenommen haben, wo ſie von deſſelben
Waͤhrheit nicht aus ſattſamen Gruͤnden voͤllig
waͤren uͤberzeuget geweſen.

V. 8.

Denn von euch iſt auserſchollen das
Wort des HErrn
(es iſt die Nachricht von
eurer Bekehrung, von eurer Pruͤfung und von
eurer Standhaftigkeit wie ein heller und ange-
nehmer Poſaunen-Schall, und wie ein ſuͤſſer
Geruch geweſen, und hat ſich ausgebreitet) nicht
allein in Macedonica und Achaja
(zur beſon-
dern Starckung der ſchon Bekehrten, und zur
Erweckung vieler noch Unbekehrten) ſondern
an allen Orten
(außer Macedonia und Achaja,
auf allen Seiten; da denn die ſtarcken Com-
mercia,
welche von Theſſalonich aus in die Na-
he und Ferne gingen, dem Reiche Chriſti zur
Ausbreitung des guten Geruchs nicht wenig die-
nen muͤſſen,) iſt auch euer Glaube an GOtt
(durch euer Bekaͤnntniß und durch euren gantzen
Wandel) ausgebrochen (gleichwie man alſo
auch von der Roͤmer ihrem Glauben in der Naͤ-
he und Ferne vieles hat zu ſagen gewußt, Rom.
1, 8.) alſo daß nicht Noth iſt euch etwas
zuſagen,
(ὡ ςε μὴ χρέιαν ἡμᾶς ἔχειν λαλει῀ν τι,
daß nicht noͤthig iſt, daß wir davon andern etwas
ſagen, und es ihnen erſt bekannt machen, wie
ihr bekehret worden ſeyd, und wie viel ihr daruͤ-
ber ausgeſtanden.)

Anmerckungen.

1. Es haben zwar einige Codices ὑμᾶς
euch: allein andere und die beſten haben ἡμᾶς,
uns: Welche Lectio richtig iſt: ſintemal ſie
nicht allein an ſich ſelbſt ſchon einen viel richti-
gern Senſum giebt, als das Pronomen ὑμᾶς,
euch; ſondern auch von den unmittelbar fol-
genden Worten bekraͤftiget wird, da es heißt:
Denn ſie ſelbſt verkuͤndigen von euch u. ſ. w.
Daß wir alſo, will der Apoſtel ſagen, nicht noͤ-
thig haben, ihnen es erſt kund zu machen.

2. Man ſagt mit Recht von den Apoſteln
und von dem Evangelio: Wo der Apoſtel Fuß
nicht hingekommen, dahin iſt doch ihr
Schall gelanget.
Daß demnach diejenigen,
welche auf dieſen nicht achten wollen, keine Ent-
ſchuldigung haben.

3. Es iſt nicht undienlich denen, welche es
wehrt ſind, das Zeugniß ihres loblichen Ver-
haltens zu geben, um ſie dadurch ſo vielmehr zum
Wachsthum im guten aufzumuntern. Es iſt
aber auch die Art ſolcher rechtſchaffenen Seelen,
daß ſie ſich dadurch im geringſten nicht erheben
und aufblehen, ſondern ſich ſelbſt nichts, als die
Maͤngel, GOTT aber alles Gute in Demuth
mit ergebenſter Danckſagung zuſchreiben. Da-
hingegen es ſo wol mit den Schmeichlern als
auch mit denen, welche ſie gerne hoͤren, ene gantz
andere Beſchaffenheit hat.

4. Wenn man noch heutiges Tages bald
von dieſem, bald von jenem Ort auch mitten in

der
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[10/0012] Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli Cap. 1. v. 6. 7. 8. che befinden, aber das Wort nicht einmal ohne Truͤbſal bey aͤuſſerlicher Ruhe aufnehmen; ja andern, die es aufnehmen und es im Leben be- weiſen, wol Truͤbſal anlegen. 6. Gleichwie der Apoſtel v. 1. und 3. des Vaters und des Sohnes gedacht hat, ohne hinzugethane Meldung des Heiligen Geiſtes: alſo gedencket er v. 5. 6. des Heiligen Geiſtes, ohne dabey des Vaters und des Sohnes zu gedencken: weil es ſein Vorhaben nicht war, vom Geheimniß der heiligen Dreyeinigkeit zu handeln. Und alſo hat man alle andere Oerter, da nur des Vaters und des Sohnes, nicht aber zugleich des Heiligen Geiſtes gedacht wird, an- zuſehen. 7. Den Lehrern muß man folgen, aber nur darinnen, worinnen ſie den HErrn JEſum zum Vorgaͤnger haben. Darum Paulus alhie bey- des zuſammen geſetzet hat: Jhr ſeyd unſere Nachfolger geworden und des HErrn. Siehe auch 1 Cor. 11, 1. da es heißt: Seyd mei- ne Nachfolger, gleichwie ich Chriſti Nach- folger bin. V. 7. Alſo daß ihr worden ſeyd ein Fuͤrbild allen Glaͤubigen in Macedonia (ſonderlich denen zu Philippen und Berrhoen Ap. Geſch. 16, 12. u. ſ. f.) und Achaia (und darinnen fuͤr- nemlich denen zu Corinthus; auch denen zu Athen in Attica: als durch welche Laͤnder Pau- lus von Theſſalonich reiſete. c. 17. 18.) Anmerckungen. 1. Jm Reiche GOttes muß ein Fuͤrbild das andere erwecken, und ſich alſo der Segen vervielfaͤltigen. Paulus war mit Timotheo und Sila ein Fuͤrbild der Theſſalonicher; und dieſe wurden wieder Fuͤrbilder anderer, da ſie ihnen zur Nachfolge ein ſo gutes und erbauliches Exempel gaben. 2. Es iſt ſehr gut, daß man ſich fleißig er- kundige um das, was in der Kirche GOttes un- ter dem ſo vielen boͤſen gutes hie und da geſchie- het, um ſich dadurch zum Lobe GOttes, auch zur Nachſolge erwecken zu laſſen. Was zu Theſſalonich geſchehen, das iſt zu vielem Seegen bald kund worden durch gantz Griechenland. 3. Es gedencket zwar Lucas Ap. Geſch. 16. 17 und 18. nicht geringer Leiden, welche Paulo und ſeinen Gehuͤlfen auch zugleich den Glaͤubi- gen ſelbſt in Macedonien und Achaja wiederfah- ren ſind: Weil er doch aber den Theſſaloni- chern bey ihrem Verhalten ein ſonderliches Lob giebet, ſo muͤſſen ihre Leiden auch noch ſchwerer geweſen ſeyn, als an den uͤbrigen Orten in Grie- chenland. Und ſolchergeſtalt wird hiedurch der Text aus der Apoſtelgeſchicht c. 17. von dem, was ſich zu Theſſalonich begeben, nicht wenig er- laͤutert. 4. Daß der Glaube die Haupt-Sache im Chriſtenthum ſey, erkennen wir auch daher, daß die Chriſten daher Glaͤubige genennet wer- den. 5. Daß aber der Glaube keine Leichtglau- bigkeit ſey, erſiehet man auch an dem Exempel der Theſſalonicher, als welche gewiß das Ev- angelium nicht wuͤrden unter ſo vieler Truͤbſal aufgenommen haben, wo ſie von deſſelben Waͤhrheit nicht aus ſattſamen Gruͤnden voͤllig waͤren uͤberzeuget geweſen. V. 8. Denn von euch iſt auserſchollen das Wort des HErrn (es iſt die Nachricht von eurer Bekehrung, von eurer Pruͤfung und von eurer Standhaftigkeit wie ein heller und ange- nehmer Poſaunen-Schall, und wie ein ſuͤſſer Geruch geweſen, und hat ſich ausgebreitet) nicht allein in Macedonica und Achaja (zur beſon- dern Starckung der ſchon Bekehrten, und zur Erweckung vieler noch Unbekehrten) ſondern an allen Orten (außer Macedonia und Achaja, auf allen Seiten; da denn die ſtarcken Com- mercia, welche von Theſſalonich aus in die Na- he und Ferne gingen, dem Reiche Chriſti zur Ausbreitung des guten Geruchs nicht wenig die- nen muͤſſen,) iſt auch euer Glaube an GOtt (durch euer Bekaͤnntniß und durch euren gantzen Wandel) ausgebrochen (gleichwie man alſo auch von der Roͤmer ihrem Glauben in der Naͤ- he und Ferne vieles hat zu ſagen gewußt, Rom. 1, 8.) alſo daß nicht Noth iſt euch etwas zuſagen, (ὡ ςε μὴ χρέιαν ἡμᾶς ἔχειν λαλει῀ν τι, daß nicht noͤthig iſt, daß wir davon andern etwas ſagen, und es ihnen erſt bekannt machen, wie ihr bekehret worden ſeyd, und wie viel ihr daruͤ- ber ausgeſtanden.) Anmerckungen. 1. Es haben zwar einige Codices ὑμᾶς euch: allein andere und die beſten haben ἡμᾶς, uns: Welche Lectio richtig iſt: ſintemal ſie nicht allein an ſich ſelbſt ſchon einen viel richti- gern Senſum giebt, als das Pronomen ὑμᾶς, euch; ſondern auch von den unmittelbar fol- genden Worten bekraͤftiget wird, da es heißt: Denn ſie ſelbſt verkuͤndigen von euch u. ſ. w. Daß wir alſo, will der Apoſtel ſagen, nicht noͤ- thig haben, ihnen es erſt kund zu machen. 2. Man ſagt mit Recht von den Apoſteln und von dem Evangelio: Wo der Apoſtel Fuß nicht hingekommen, dahin iſt doch ihr Schall gelanget. Daß demnach diejenigen, welche auf dieſen nicht achten wollen, keine Ent- ſchuldigung haben. 3. Es iſt nicht undienlich denen, welche es wehrt ſind, das Zeugniß ihres loblichen Ver- haltens zu geben, um ſie dadurch ſo vielmehr zum Wachsthum im guten aufzumuntern. Es iſt aber auch die Art ſolcher rechtſchaffenen Seelen, daß ſie ſich dadurch im geringſten nicht erheben und aufblehen, ſondern ſich ſelbſt nichts, als die Maͤngel, GOTT aber alles Gute in Demuth mit ergebenſter Danckſagung zuſchreiben. Da- hingegen es ſo wol mit den Schmeichlern als auch mit denen, welche ſie gerne hoͤren, ene gantz andere Beſchaffenheit hat. 4. Wenn man noch heutiges Tages bald von dieſem, bald von jenem Ort auch mitten in der

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/12>, abgerufen am 01.05.2024.