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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des ersten Briefes Pauli C. 4. v 3-6.
[Spaltenumbruch]

3. Das alles Thun der Unglaubigen und
Gottlosen, auch ihr Essen und Trincken Sünde
sey und im Mißbrauch liege, erkennet man dar-
aus, daß sie die Gaben GOttes weder in seiner
heiligen Furcht, noch mit Dancksagung genies-
sen; und wenn ihr Genuß denn auch schon mäßig
ist, so hat er doch seine rechte von GOtt gesetzte
Ordnung nicht. Gleichwie den Reinen alles
rein ist: so ist daher solchen Ungläubigen alles
unrein und Sünde Tit. 1, 15.

4. Es haben sich zwar auch bald theils schon
zu, theils nach der Apostel Zeiten Leute gefunden,
welche das eheliche Leben und den freyen Gebrauch
der Speisen den Glaubigen zur Sünde machen
wollen: aber nimmermehr ist es in beyden Stü-
cken zu einer solchen Form gekommen, als sich im
Pabstthum befindet. Daher man hieraus so
vielmehr erkennet, daß an diesem Orte sonderlich
darauf gesehen worden.

V. 4. 5.

Denn alle Creatur GOttes ist gut
und nichts verwerflich
(nachdem der levitische
Unterscheid der Speisen aufgehoben ist) das mit
Dancksagung empfangen
(und also in der
Furcht GOttes mäßiglich genossen und wie zur
Nothdurft, also auch zur Ehre GOttes ange-
wendet wird) V. 5. Denn es wird geheili-
get
(zum rechten und gottgefälligen Gebrauch
gerichtet) durch das Wort GOttes (durch
den Unterricht, welchen uns GOttes Wort da-
von giebet, wie daß uns durch Christum das
Recht zu allen himmlischen und geistlichen Gü-
tern erworben sey, und so vielmehr, als eine Zu-
gabe, das Recht zum freyen Genuß der leiblichen
Gaben geschencket sey: wie auch durch den Ge-
brauch, auf welchen uns das Wort GOttes füh-
ret, da es uns anweiset, wie wir alles in der Furcht
GOTTES mit Mäßigkeit geniessen sol-
len und können; und denn auch auf die Art, daß
man zum öftern und gerne über der Mahlzeit von
GOtt und seinem Worte rede) und Gebet (da
wir es als aus der Hand GOttes nehmen, und
GOtt bitten, daß er die Speisen zu unsers Leibes
Gesundheit segnen und uns wohl gedeyen lassen
wolle.)

Anmerckungen.

1. GOtt hatte dem Menschen zu seinem
herrlichen Ebenbilde dieses gleichsam zur Zu-
gabe gegeben, daß er die Herrschaft über die Ge-
schöpfe auf Erden und sie zu seinem freyen Ge-
brauch haben solte 1 B. Mos. 1, 28-30. Da nun
der Mensch das Ebenbild verloren hat, so ist er
damit auch des Rechts über die Creaturen gros-
sen theils verlustig worden. Denn was davon,
wie auch vom Ebenbilde GOttes selbst, auf ge-
wisse Art noch übrig geblieben, ist also beschaffen,
daß es unter vielem Mißbrauche und daher auch
unter dem Fluche lieget. Da nun Christus allen
Fluch hinweg genommen, auch das Ebenbild
GOttes in uns wider anrichtet, und also damit
uns wider in die Ordnung des rechten Gebrauchs
der Creaturen führet: so haben wir durch Chri-
stum auch das völlige Recht wider zum Genuß
und freyen Gebrauch derselben. Daher man
[Spaltenumbruch] denn siehet, welch ein Segen sich aus dem Reiche
der Gnade über das Reich der Natur ausbreite,
und wie desselben alle unbekehrte Menschen er-
mangeln.

2. Wir finden alhie feine Tischregeln, wie
die Speisen durch das Wort GOttes, durchs
Gebet, und durch die Dancksagung können und
sollen geheiliget werden. Und da des Worts
GOttes gedacht wird, so werden wir, nebst dem
Unterricht vom freyen und wohlgeordneten Ge-
brauch der Speisen, damit auch auf den Glau-
ben geführet, daß wie dieselbe im kindlichen Ver-
trauen auf GOtt, als uns wohl gegönnet, zu uns
nehmen, und wie sonsten, also auch sonderlich
über Tische GOttes Wort reichlich sollen unter
uns wohnen lassen Col. 3, 16. auf welche Art wir
wie alles andere, also auch das Essen und Trin-
cken im Namen JEsu und zur Ehre GOttes
thun. V. 17. 1 Cor. 10, 31.

3. Da die Heiligung der Speisen zum
Segen auch durch das Gebet geschehen soll; so
ist es leider eine sehr gemeine Sünde, daß das
Tisch-Gebet bey den allermeisten Menschen nur
zur Gewohnheit wird, und ohne alle Andacht ge-
schiehet. Wo es aber gar unterlassen wird, wie
sich denn manche rohe Welt-Menschen des Tisch-
Gebetes schämen, und also nur wie das unver-
nünftige Vieh zum Futter eilen, und wider davon
gehen, da ist denn vollends ein wüstes Wesen.

4. Ob nun zwar im neuen Testamente keine
Speisen verboten, sondern alle der Christlichen
Freyheit überlassen sind: so folget doch daraus
nicht, daß man eben alles geniessen müsse und
könne, und daß man damit wohl thue, wenn man
nicht sowol aus Christlicher Freyheit, als aus
fürwitziger und lüsternder Neugierigkeit auf dis
und das fällt, wovor doch die Natur der meisten
Menschen einigen Scheu träget.

5. Jm übrigen muß vor allen Dingen bey
dieser Materie der grosse Unterscheid wohl gemer-
cket werden, der da ist unter die rechte göttliche
Ordnung,
und unter die rechte Masse im Essen
und Trincken. Denn die rechte Masse beste-
het nur darinn, daß einer nicht mehr zu sich nimmt,
als seine Natur erfordert. Daher denn diese
Masse auch von unbekehrten Leuten gehalten wer-
den kan. Aber zur rechten Ordnung des Es-
sens und Trinckens (da alhier von der Ordnung
der Zeit die Rede gar nicht ist) gehöret der Glau-
be, die Furcht und die Anrufung GOttes, auch
die Heiligung durch das Wort GOttes und
durchs Gebet, welche Ordnung sich bey keinem
Unbekehrten befindet; daher ihnen denn auch ihr
sonst mäßiges Essen und Trincken vor GOTT
Sünde ist.

V. 6.

Wenn du den Brüdern (den Gliedern
der Gemeine, Lehrern und Zuhörern, die nach
dem Grunde der gemeinen Kindschaft aus GOtt
Brüder unter einander sind) solches (was ich
bishero in diesem Briefe vorgestellet habe, und
noch ferner vorstellen werde) vorhältest (öf-
fentlich und besonders, nachdem dazu Gelegen-
heit wird gegeben werden, recht einschärfest)

so
Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli C. 4. v 3-6.
[Spaltenumbruch]

3. Das alles Thun der Unglaubigen und
Gottloſen, auch ihr Eſſen und Trincken Suͤnde
ſey und im Mißbrauch liege, erkennet man dar-
aus, daß ſie die Gaben GOttes weder in ſeiner
heiligen Furcht, noch mit Danckſagung genieſ-
ſen; und wenn ihr Genuß denn auch ſchon maͤßig
iſt, ſo hat er doch ſeine rechte von GOtt geſetzte
Ordnung nicht. Gleichwie den Reinen alles
rein iſt: ſo iſt daher ſolchen Unglaͤubigen alles
unrein und Suͤnde Tit. 1, 15.

4. Es haben ſich zwar auch bald theils ſchon
zu, theils nach der Apoſtel Zeiten Leute gefunden,
welche das eheliche Leben und den freyen Gebrauch
der Speiſen den Glaubigen zur Suͤnde machen
wollen: aber nimmermehr iſt es in beyden Stuͤ-
cken zu einer ſolchen Form gekommen, als ſich im
Pabſtthum befindet. Daher man hieraus ſo
vielmehr erkennet, daß an dieſem Orte ſonderlich
darauf geſehen worden.

V. 4. 5.

Denn alle Creatur GOttes iſt gut
und nichts verwerflich
(nachdem der levitiſche
Unterſcheid der Speiſen aufgehoben iſt) das mit
Danckſagung empfangen
(und alſo in der
Furcht GOttes maͤßiglich genoſſen und wie zur
Nothdurft, alſo auch zur Ehre GOttes ange-
wendet wird) V. 5. Denn es wird geheili-
get
(zum rechten und gottgefaͤlligen Gebrauch
gerichtet) durch das Wort GOttes (durch
den Unterricht, welchen uns GOttes Wort da-
von giebet, wie daß uns durch Chriſtum das
Recht zu allen himmliſchen und geiſtlichen Guͤ-
tern erworben ſey, und ſo vielmehr, als eine Zu-
gabe, das Recht zum freyen Genuß der leiblichen
Gaben geſchencket ſey: wie auch durch den Ge-
brauch, auf welchen uns das Wort GOttes fuͤh-
ret, da es uns anweiſet, wie wir alles in der Furcht
GOTTES mit Maͤßigkeit genieſſen ſol-
len und koͤnnen; und denn auch auf die Art, daß
man zum oͤftern und gerne uͤber der Mahlzeit von
GOtt und ſeinem Worte rede) und Gebet (da
wir es als aus der Hand GOttes nehmen, und
GOtt bitten, daß er die Speiſen zu unſers Leibes
Geſundheit ſegnen und uns wohl gedeyen laſſen
wolle.)

Anmerckungen.

1. GOtt hatte dem Menſchen zu ſeinem
herrlichen Ebenbilde dieſes gleichſam zur Zu-
gabe gegeben, daß er die Herrſchaft uͤber die Ge-
ſchoͤpfe auf Erden und ſie zu ſeinem freyen Ge-
brauch haben ſolte 1 B. Moſ. 1, 28-30. Da nun
der Menſch das Ebenbild verloren hat, ſo iſt er
damit auch des Rechts uͤber die Creaturen groſ-
ſen theils verluſtig worden. Denn was davon,
wie auch vom Ebenbilde GOttes ſelbſt, auf ge-
wiſſe Art noch uͤbrig geblieben, iſt alſo beſchaffen,
daß es unter vielem Mißbrauche und daher auch
unter dem Fluche lieget. Da nun Chriſtus allen
Fluch hinweg genommen, auch das Ebenbild
GOttes in uns wider anrichtet, und alſo damit
uns wider in die Ordnung des rechten Gebrauchs
der Creaturen fuͤhret: ſo haben wir durch Chri-
ſtum auch das voͤllige Recht wider zum Genuß
und freyen Gebrauch derſelben. Daher man
[Spaltenumbruch] denn ſiehet, welch ein Segen ſich aus dem Reiche
der Gnade uͤber das Reich der Natur ausbreite,
und wie deſſelben alle unbekehrte Menſchen er-
mangeln.

2. Wir finden alhie feine Tiſchregeln, wie
die Speiſen durch das Wort GOttes, durchs
Gebet, und durch die Danckſagung koͤnnen und
ſollen geheiliget werden. Und da des Worts
GOttes gedacht wird, ſo werden wir, nebſt dem
Unterricht vom freyen und wohlgeordneten Ge-
brauch der Speiſen, damit auch auf den Glau-
ben gefuͤhret, daß wie dieſelbe im kindlichen Ver-
trauen auf GOtt, als uns wohl gegoͤnnet, zu uns
nehmen, und wie ſonſten, alſo auch ſonderlich
uͤber Tiſche GOttes Wort reichlich ſollen unter
uns wohnen laſſen Col. 3, 16. auf welche Art wir
wie alles andere, alſo auch das Eſſen und Trin-
cken im Namen JEſu und zur Ehre GOttes
thun. V. 17. 1 Cor. 10, 31.

3. Da die Heiligung der Speiſen zum
Segen auch durch das Gebet geſchehen ſoll; ſo
iſt es leider eine ſehr gemeine Suͤnde, daß das
Tiſch-Gebet bey den allermeiſten Menſchen nur
zur Gewohnheit wird, und ohne alle Andacht ge-
ſchiehet. Wo es aber gar unterlaſſen wird, wie
ſich denn manche rohe Welt-Menſchen des Tiſch-
Gebetes ſchaͤmen, und alſo nur wie das unver-
nuͤnftige Vieh zum Futter eilen, und wider davon
gehen, da iſt denn vollends ein wuͤſtes Weſen.

4. Ob nun zwar im neuen Teſtamente keine
Speiſen verboten, ſondern alle der Chriſtlichen
Freyheit uͤberlaſſen ſind: ſo folget doch daraus
nicht, daß man eben alles genieſſen muͤſſe und
koͤnne, und daß man damit wohl thue, wenn man
nicht ſowol aus Chriſtlicher Freyheit, als aus
fuͤrwitziger und luͤſternder Neugierigkeit auf dis
und das faͤllt, wovor doch die Natur der meiſten
Menſchen einigen Scheu traͤget.

5. Jm uͤbrigen muß vor allen Dingen bey
dieſer Materie der groſſe Unterſcheid wohl gemer-
cket werden, der da iſt unter die rechte goͤttliche
Ordnung,
und unter die rechte Maſſe im Eſſen
und Trincken. Denn die rechte Maſſe beſte-
het nur darinn, daß einer nicht mehr zu ſich nimmt,
als ſeine Natur erfordert. Daher denn dieſe
Maſſe auch von unbekehrten Leuten gehalten wer-
den kan. Aber zur rechten Ordnung des Eſ-
ſens und Trinckens (da alhier von der Ordnung
der Zeit die Rede gar nicht iſt) gehoͤret der Glau-
be, die Furcht und die Anrufung GOttes, auch
die Heiligung durch das Wort GOttes und
durchs Gebet, welche Ordnung ſich bey keinem
Unbekehrten befindet; daher ihnen denn auch ihr
ſonſt maͤßiges Eſſen und Trincken vor GOTT
Suͤnde iſt.

V. 6.

Wenn du den Bruͤdern (den Gliedern
der Gemeine, Lehrern und Zuhoͤrern, die nach
dem Grunde der gemeinen Kindſchaft aus GOtt
Bruͤder unter einander ſind) ſolches (was ich
bishero in dieſem Briefe vorgeſtellet habe, und
noch ferner vorſtellen werde) vorhaͤlteſt (oͤf-
fentlich und beſonders, nachdem dazu Gelegen-
heit wird gegeben werden, recht einſchaͤrfeſt)

ſo
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[120/0122] Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli C. 4. v 3-6. 3. Das alles Thun der Unglaubigen und Gottloſen, auch ihr Eſſen und Trincken Suͤnde ſey und im Mißbrauch liege, erkennet man dar- aus, daß ſie die Gaben GOttes weder in ſeiner heiligen Furcht, noch mit Danckſagung genieſ- ſen; und wenn ihr Genuß denn auch ſchon maͤßig iſt, ſo hat er doch ſeine rechte von GOtt geſetzte Ordnung nicht. Gleichwie den Reinen alles rein iſt: ſo iſt daher ſolchen Unglaͤubigen alles unrein und Suͤnde Tit. 1, 15. 4. Es haben ſich zwar auch bald theils ſchon zu, theils nach der Apoſtel Zeiten Leute gefunden, welche das eheliche Leben und den freyen Gebrauch der Speiſen den Glaubigen zur Suͤnde machen wollen: aber nimmermehr iſt es in beyden Stuͤ- cken zu einer ſolchen Form gekommen, als ſich im Pabſtthum befindet. Daher man hieraus ſo vielmehr erkennet, daß an dieſem Orte ſonderlich darauf geſehen worden. V. 4. 5. Denn alle Creatur GOttes iſt gut und nichts verwerflich (nachdem der levitiſche Unterſcheid der Speiſen aufgehoben iſt) das mit Danckſagung empfangen (und alſo in der Furcht GOttes maͤßiglich genoſſen und wie zur Nothdurft, alſo auch zur Ehre GOttes ange- wendet wird) V. 5. Denn es wird geheili- get (zum rechten und gottgefaͤlligen Gebrauch gerichtet) durch das Wort GOttes (durch den Unterricht, welchen uns GOttes Wort da- von giebet, wie daß uns durch Chriſtum das Recht zu allen himmliſchen und geiſtlichen Guͤ- tern erworben ſey, und ſo vielmehr, als eine Zu- gabe, das Recht zum freyen Genuß der leiblichen Gaben geſchencket ſey: wie auch durch den Ge- brauch, auf welchen uns das Wort GOttes fuͤh- ret, da es uns anweiſet, wie wir alles in der Furcht GOTTES mit Maͤßigkeit genieſſen ſol- len und koͤnnen; und denn auch auf die Art, daß man zum oͤftern und gerne uͤber der Mahlzeit von GOtt und ſeinem Worte rede) und Gebet (da wir es als aus der Hand GOttes nehmen, und GOtt bitten, daß er die Speiſen zu unſers Leibes Geſundheit ſegnen und uns wohl gedeyen laſſen wolle.) Anmerckungen. 1. GOtt hatte dem Menſchen zu ſeinem herrlichen Ebenbilde dieſes gleichſam zur Zu- gabe gegeben, daß er die Herrſchaft uͤber die Ge- ſchoͤpfe auf Erden und ſie zu ſeinem freyen Ge- brauch haben ſolte 1 B. Moſ. 1, 28-30. Da nun der Menſch das Ebenbild verloren hat, ſo iſt er damit auch des Rechts uͤber die Creaturen groſ- ſen theils verluſtig worden. Denn was davon, wie auch vom Ebenbilde GOttes ſelbſt, auf ge- wiſſe Art noch uͤbrig geblieben, iſt alſo beſchaffen, daß es unter vielem Mißbrauche und daher auch unter dem Fluche lieget. Da nun Chriſtus allen Fluch hinweg genommen, auch das Ebenbild GOttes in uns wider anrichtet, und alſo damit uns wider in die Ordnung des rechten Gebrauchs der Creaturen fuͤhret: ſo haben wir durch Chri- ſtum auch das voͤllige Recht wider zum Genuß und freyen Gebrauch derſelben. Daher man denn ſiehet, welch ein Segen ſich aus dem Reiche der Gnade uͤber das Reich der Natur ausbreite, und wie deſſelben alle unbekehrte Menſchen er- mangeln. 2. Wir finden alhie feine Tiſchregeln, wie die Speiſen durch das Wort GOttes, durchs Gebet, und durch die Danckſagung koͤnnen und ſollen geheiliget werden. Und da des Worts GOttes gedacht wird, ſo werden wir, nebſt dem Unterricht vom freyen und wohlgeordneten Ge- brauch der Speiſen, damit auch auf den Glau- ben gefuͤhret, daß wie dieſelbe im kindlichen Ver- trauen auf GOtt, als uns wohl gegoͤnnet, zu uns nehmen, und wie ſonſten, alſo auch ſonderlich uͤber Tiſche GOttes Wort reichlich ſollen unter uns wohnen laſſen Col. 3, 16. auf welche Art wir wie alles andere, alſo auch das Eſſen und Trin- cken im Namen JEſu und zur Ehre GOttes thun. V. 17. 1 Cor. 10, 31. 3. Da die Heiligung der Speiſen zum Segen auch durch das Gebet geſchehen ſoll; ſo iſt es leider eine ſehr gemeine Suͤnde, daß das Tiſch-Gebet bey den allermeiſten Menſchen nur zur Gewohnheit wird, und ohne alle Andacht ge- ſchiehet. Wo es aber gar unterlaſſen wird, wie ſich denn manche rohe Welt-Menſchen des Tiſch- Gebetes ſchaͤmen, und alſo nur wie das unver- nuͤnftige Vieh zum Futter eilen, und wider davon gehen, da iſt denn vollends ein wuͤſtes Weſen. 4. Ob nun zwar im neuen Teſtamente keine Speiſen verboten, ſondern alle der Chriſtlichen Freyheit uͤberlaſſen ſind: ſo folget doch daraus nicht, daß man eben alles genieſſen muͤſſe und koͤnne, und daß man damit wohl thue, wenn man nicht ſowol aus Chriſtlicher Freyheit, als aus fuͤrwitziger und luͤſternder Neugierigkeit auf dis und das faͤllt, wovor doch die Natur der meiſten Menſchen einigen Scheu traͤget. 5. Jm uͤbrigen muß vor allen Dingen bey dieſer Materie der groſſe Unterſcheid wohl gemer- cket werden, der da iſt unter die rechte goͤttliche Ordnung, und unter die rechte Maſſe im Eſſen und Trincken. Denn die rechte Maſſe beſte- het nur darinn, daß einer nicht mehr zu ſich nimmt, als ſeine Natur erfordert. Daher denn dieſe Maſſe auch von unbekehrten Leuten gehalten wer- den kan. Aber zur rechten Ordnung des Eſ- ſens und Trinckens (da alhier von der Ordnung der Zeit die Rede gar nicht iſt) gehoͤret der Glau- be, die Furcht und die Anrufung GOttes, auch die Heiligung durch das Wort GOttes und durchs Gebet, welche Ordnung ſich bey keinem Unbekehrten befindet; daher ihnen denn auch ihr ſonſt maͤßiges Eſſen und Trincken vor GOTT Suͤnde iſt. V. 6. Wenn du den Bruͤdern (den Gliedern der Gemeine, Lehrern und Zuhoͤrern, die nach dem Grunde der gemeinen Kindſchaft aus GOtt Bruͤder unter einander ſind) ſolches (was ich bishero in dieſem Briefe vorgeſtellet habe, und noch ferner vorſtellen werde) vorhaͤlteſt (oͤf- fentlich und beſonders, nachdem dazu Gelegen- heit wird gegeben werden, recht einſchaͤrfeſt) ſo

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/122>, abgerufen am 27.11.2024.