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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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C. 1. v. 1-3. an den Timotheum.
Das Erste Capitel,
Darin
Der Apostel Timotheum, nach dem gegen ihm bezeugten
grossen Vertrauen ermahnet/ die empfangene Gnade und Gabe bey sich zu
erwecken/ mit dem Evangelio geduldig zu leiden/ und das Fürbild der
Lehre/ als eine theure Beylage/ getreulich zu bewahren.
[Spaltenumbruch]
V. 1.

Paulus ein Apostel (Abgesandter)
JEsu Christi (nach der unmit-
telbar von ihm empfangenen
himmlischen Berufung Ap. Ges.
9. Gal. 1, 1.) durch den Willen
(des Dreyeinigen) GOttes (in-
sonderheit des Vaters, der durch den Heil. Geist
vermittelst des Apostel-Amts seinen Sohn im
Evangelio verkläret: der also weder von Men-
schen, noch durch Menschen, sondern durch GOtt
den Vater und JEsum Christum in der Sal-
bung des Heil. Geistes zum Apostel-Amt ver-
ordnet worden. Gal. 1, 1.) Nach der Ver-
heissung des Lebens in Christo JEsu
(als
der Haupt-Lehre, womit es dasselbe zu thun
hat.)

Anmerckungen.

1. Paulus bezeichnet alhier sein Apostel-
Amt
von dessen zweyen Haupt-Stücken, von
der göttlichen Berufung, und von dem
Haupt-Zwecke. Die Berufung, und die da-
her entstehende Auctorität, hatte er von Christo,
nach dem gnädigen Willen GOttes. Der
Endzweck war die Verheissung, oder epagge-
lia, die Verkündigung des Lebens in Christo.

2. Gleichwie der gantze Stand der Sün-
den, so wol der Schuld und Strafe, als der
Herrschaft und Unseligkeit nach, gar nachdrück-
lich mit dem Worte Tod bezeichnet wird 1 B.
Mos. 2, 17. Rom. 5, 12. Eph. 2, 1. 5. also wird
der Stand der Gnaden, in Ansehung aller dazu
gehörigen Haupt-Güter, nebst derselben Grund
der Erlösung gar emphatisch mit dem Worte
Leben benennet Ezech. 16, 6. Joh. 10, 10. alwo
zur Erläuterung zu dem Worte Leben die Wor-
te volle Gnüge (perisson) hinzugesetzet werden.
Gleichwie es in dieser Epistel c. 1, 10. heißt:
Daß Christus das Leben und ein unver-
gängliches Wesen durch das Evangelium ans
Licht gebracht.
Andere Oerter zu übergehen.

3. Es lieget aber auch kein geringer Nach-
druck in der Redens-Art: Von dem Leben,
tes en khriso, das in Christo ist; nemlich wie
gegründet, also auch von ihm empfangen und
in der gläubigen Vereinigung und Gemeinschaft
mit ihm genossen wird. Denn gleichwie wir
das Leben haben von Christo; so können wir
auch nicht anders dazu kommen, als in der Ord-
nung der gläubigen Vereinigung mit Christo,
dazu zuvorderst die geistliche Erweckung, als
die Mittheilung des geistlichen Lebens, gehö-
ret.

[Spaltenumbruch]
V. 2.

Meinem lieben (und gnesio, dem recht-
schaffnen, recht wohlgerathenen, und mir, sei-
nem geistlichen Vater, recht ähnlichen und gleich-
gesinneten 1 Tim. 1, 3. Phil. 2, 20.) Sohn (zu-
gleich auch gar treuen Gehülfen Röm. 16, 21.)
Gnade, Barmhertzigkeit und Friede von
GOtt dem Vater und Christo JEsu, un-
serm HErrn.
(Siehe hievon 1 Tim. 1, 2. und
im Eingange der vorher erklärten Briefe.)

V. 3.

Jch dancke GOtt, dem ich diene von
meinen Vor-Eltern her in reinem Gewis-
sen
(deinet halber, oder für dich, mit der Anzei-
ge) daß ich ohne Unterlaß dein gedencke in
meinem Gebet, Tag und Nacht.

Anmerckungen.

1. Ein reines Gewissen ist ein solcher Zu-
stand der Seele, da man wahrhaftig zu GOtt
bekehret, von Sünden abgewaschen und durch
die Gnaden-Kraft des Heil. Geistes also erneu-
ert und geheiliget ist, daß man GOTT, und wie
ihm, sowol der Person, als dem Amte nach, zu
dienen sey, im göttlichen Lichte lebendig erken-
net, und sich der Erkenntniß, ob wol noch in
mancher Unvollkommenheit, doch in der Wahr-
heit und Aufrichtigkeit, getreu erweiset, und
also das Geheimniß des Glaubens im reinen
Gewissen bewahret und am Glauben nicht
Schiffbruch leidet. 1 Tim. 1, 19. c. 3, 9. Hebr. 9,
14. Ap. Gesch. 15, 9.

2. Ein solches reines Gewissen gehöret
nothwendig zum wahren Dienste GOttes, also,
daß, wo es daran fehlet, der Dienst eitel ist.

3. Es ist ein grosser und irriger Mißver-
stand, daß, wenn man vom Gottesdienste hö-
ret, man an die öffentlichen Versammlungen
in den Kirchen dergestalt zu gedencken pfleget,
daß man den Dienst GOttes bey nahe daran al-
lein bindet. Da doch unser gantzes Leben ein
Gottesdienst seyn, und alle unsere Handlungen
dazu geheiliget werden müssen, auch würcklich
geheiliget werden, wenn sie mit einem gläubi-
gen und GOtt ergebenen Hertzen, im Namen
Christi und zur Ehre GOttes geschehen 1 Cor. 10,
31. Col. 3, 17.

4. Als Paulus dieses schrieb, da war er
schon vor 32. Jahren in der Bekehrung zu einem
reinen Gewissen gelanget; Und weil er dasselbe
ohne Verletzung bisher bewahret, auch gottselige

Eltern
T
C. 1. v. 1-3. an den Timotheum.
Das Erſte Capitel,
Darin
Der Apoſtel Timotheum, nach dem gegen ihm bezeugten
groſſen Vertrauen ermahnet/ die empfangene Gnade und Gabe bey ſich zu
erwecken/ mit dem Evangelio geduldig zu leiden/ und das Fuͤrbild der
Lehre/ als eine theure Beylage/ getreulich zu bewahren.
[Spaltenumbruch]
V. 1.

Paulus ein Apoſtel (Abgeſandter)
JEſu Chriſti (nach der unmit-
telbar von ihm empfangenen
himmliſchen Berufung Ap. Geſ.
9. Gal. 1, 1.) durch den Willen
(des Dreyeinigen) GOttes (in-
ſonderheit des Vaters, der durch den Heil. Geiſt
vermittelſt des Apoſtel-Amts ſeinen Sohn im
Evangelio verklaͤret: der alſo weder von Men-
ſchen, noch durch Menſchen, ſondern durch GOtt
den Vater und JEſum Chriſtum in der Sal-
bung des Heil. Geiſtes zum Apoſtel-Amt ver-
ordnet worden. Gal. 1, 1.) Nach der Ver-
heiſſung des Lebens in Chriſto JEſu
(als
der Haupt-Lehre, womit es daſſelbe zu thun
hat.)

Anmerckungen.

1. Paulus bezeichnet alhier ſein Apoſtel-
Amt
von deſſen zweyen Haupt-Stuͤcken, von
der goͤttlichen Berufung, und von dem
Haupt-Zwecke. Die Berufung, und die da-
her entſtehende Auctoritaͤt, hatte er von Chriſto,
nach dem gnaͤdigen Willen GOttes. Der
Endzweck war die Verheiſſung, oder ἐϖαγγε-
λία, die Verkuͤndigung des Lebens in Chriſto.

2. Gleichwie der gantze Stand der Suͤn-
den, ſo wol der Schuld und Strafe, als der
Herrſchaft und Unſeligkeit nach, gar nachdruͤck-
lich mit dem Worte Tod bezeichnet wird 1 B.
Moſ. 2, 17. Rom. 5, 12. Eph. 2, 1. 5. alſo wird
der Stand der Gnaden, in Anſehung aller dazu
gehoͤrigen Haupt-Guͤter, nebſt derſelben Grund
der Erloͤſung gar emphatiſch mit dem Worte
Leben benennet Ezech. 16, 6. Joh. 10, 10. alwo
zur Erlaͤuterung zu dem Worte Leben die Wor-
te volle Gnuͤge (ϖερισσὸν) hinzugeſetzet werden.
Gleichwie es in dieſer Epiſtel c. 1, 10. heißt:
Daß Chriſtus das Leben und ein unver-
gaͤngliches Weſen duꝛch das Evangelium ans
Licht gebracht.
Andere Oerter zu uͤbergehen.

3. Es lieget aber auch kein geringer Nach-
druck in der Redens-Art: Von dem Leben,
τῆς ἐν χριςῷ, das in Chriſto iſt; nemlich wie
gegruͤndet, alſo auch von ihm empfangen und
in der glaͤubigen Vereinigung und Gemeinſchaft
mit ihm genoſſen wird. Denn gleichwie wir
das Leben haben von Chriſto; ſo koͤnnen wir
auch nicht anders dazu kommen, als in der Ord-
nung der glaͤubigen Vereinigung mit Chriſto,
dazu zuvorderſt die geiſtliche Erweckung, als
die Mittheilung des geiſtlichen Lebens, gehoͤ-
ret.

[Spaltenumbruch]
V. 2.

Meinem lieben (und γνησίῳ, dem recht-
ſchaffnen, recht wohlgerathenen, und mir, ſei-
nem geiſtlichen Vater, recht aͤhnlichen und gleich-
geſinneten 1 Tim. 1, 3. Phil. 2, 20.) Sohn (zu-
gleich auch gar treuen Gehuͤlfen Roͤm. 16, 21.)
Gnade, Barmhertzigkeit und Friede von
GOtt dem Vater und Chriſto JEſu, un-
ſerm HErrn.
(Siehe hievon 1 Tim. 1, 2. und
im Eingange der vorher erklaͤrten Briefe.)

V. 3.

Jch dancke GOtt, dem ich diene von
meinen Vor-Eltern her in reinem Gewiſ-
ſen
(deinet halber, oder fuͤr dich, mit der Anzei-
ge) daß ich ohne Unterlaß dein gedencke in
meinem Gebet, Tag und Nacht.

Anmerckungen.

1. Ein reines Gewiſſen iſt ein ſolcher Zu-
ſtand der Seele, da man wahrhaftig zu GOtt
bekehret, von Suͤnden abgewaſchen und durch
die Gnaden-Kraft des Heil. Geiſtes alſo erneu-
ert und geheiliget iſt, daß man GOTT, und wie
ihm, ſowol der Perſon, als dem Amte nach, zu
dienen ſey, im goͤttlichen Lichte lebendig erken-
net, und ſich der Erkenntniß, ob wol noch in
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heit und Aufrichtigkeit, getreu erweiſet, und
alſo das Geheimniß des Glaubens im reinen
Gewiſſen bewahret und am Glauben nicht
Schiffbruch leidet. 1 Tim. 1, 19. c. 3, 9. Hebr. 9,
14. Ap. Geſch. 15, 9.

2. Ein ſolches reines Gewiſſen gehoͤret
nothwendig zum wahren Dienſte GOttes, alſo,
daß, wo es daran fehlet, der Dienſt eitel iſt.

3. Es iſt ein groſſer und irriger Mißver-
ſtand, daß, wenn man vom Gottesdienſte hoͤ-
ret, man an die oͤffentlichen Verſammlungen
in den Kirchen dergeſtalt zu gedencken pfleget,
daß man den Dienſt GOttes bey nahe daran al-
lein bindet. Da doch unſer gantzes Leben ein
Gottesdienſt ſeyn, und alle unſere Handlungen
dazu geheiliget werden muͤſſen, auch wuͤrcklich
geheiliget werden, wenn ſie mit einem glaͤubi-
gen und GOtt ergebenen Hertzen, im Namen
Chriſti und zur Ehre GOttes geſchehen 1 Cor. 10,
31. Col. 3, 17.

4. Als Paulus dieſes ſchrieb, da war er
ſchon vor 32. Jahren in der Bekehrung zu einem
reinen Gewiſſen gelanget; Und weil er daſſelbe
ohne Verletzung bisher bewahret, auch gottſelige

Eltern
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[145/0147] C. 1. v. 1-3. an den Timotheum. Das Erſte Capitel, Darin Der Apoſtel Timotheum, nach dem gegen ihm bezeugten groſſen Vertrauen ermahnet/ die empfangene Gnade und Gabe bey ſich zu erwecken/ mit dem Evangelio geduldig zu leiden/ und das Fuͤrbild der Lehre/ als eine theure Beylage/ getreulich zu bewahren. V. 1. Paulus ein Apoſtel (Abgeſandter) JEſu Chriſti (nach der unmit- telbar von ihm empfangenen himmliſchen Berufung Ap. Geſ. 9. Gal. 1, 1.) durch den Willen (des Dreyeinigen) GOttes (in- ſonderheit des Vaters, der durch den Heil. Geiſt vermittelſt des Apoſtel-Amts ſeinen Sohn im Evangelio verklaͤret: der alſo weder von Men- ſchen, noch durch Menſchen, ſondern durch GOtt den Vater und JEſum Chriſtum in der Sal- bung des Heil. Geiſtes zum Apoſtel-Amt ver- ordnet worden. Gal. 1, 1.) Nach der Ver- heiſſung des Lebens in Chriſto JEſu (als der Haupt-Lehre, womit es daſſelbe zu thun hat.) Anmerckungen. 1. Paulus bezeichnet alhier ſein Apoſtel- Amt von deſſen zweyen Haupt-Stuͤcken, von der goͤttlichen Berufung, und von dem Haupt-Zwecke. Die Berufung, und die da- her entſtehende Auctoritaͤt, hatte er von Chriſto, nach dem gnaͤdigen Willen GOttes. Der Endzweck war die Verheiſſung, oder ἐϖαγγε- λία, die Verkuͤndigung des Lebens in Chriſto. 2. Gleichwie der gantze Stand der Suͤn- den, ſo wol der Schuld und Strafe, als der Herrſchaft und Unſeligkeit nach, gar nachdruͤck- lich mit dem Worte Tod bezeichnet wird 1 B. Moſ. 2, 17. Rom. 5, 12. Eph. 2, 1. 5. alſo wird der Stand der Gnaden, in Anſehung aller dazu gehoͤrigen Haupt-Guͤter, nebſt derſelben Grund der Erloͤſung gar emphatiſch mit dem Worte Leben benennet Ezech. 16, 6. Joh. 10, 10. alwo zur Erlaͤuterung zu dem Worte Leben die Wor- te volle Gnuͤge (ϖερισσὸν) hinzugeſetzet werden. Gleichwie es in dieſer Epiſtel c. 1, 10. heißt: Daß Chriſtus das Leben und ein unver- gaͤngliches Weſen duꝛch das Evangelium ans Licht gebracht. Andere Oerter zu uͤbergehen. 3. Es lieget aber auch kein geringer Nach- druck in der Redens-Art: Von dem Leben, τῆς ἐν χριςῷ, das in Chriſto iſt; nemlich wie gegruͤndet, alſo auch von ihm empfangen und in der glaͤubigen Vereinigung und Gemeinſchaft mit ihm genoſſen wird. Denn gleichwie wir das Leben haben von Chriſto; ſo koͤnnen wir auch nicht anders dazu kommen, als in der Ord- nung der glaͤubigen Vereinigung mit Chriſto, dazu zuvorderſt die geiſtliche Erweckung, als die Mittheilung des geiſtlichen Lebens, gehoͤ- ret. V. 2. Meinem lieben (und γνησίῳ, dem recht- ſchaffnen, recht wohlgerathenen, und mir, ſei- nem geiſtlichen Vater, recht aͤhnlichen und gleich- geſinneten 1 Tim. 1, 3. Phil. 2, 20.) Sohn (zu- gleich auch gar treuen Gehuͤlfen Roͤm. 16, 21.) Gnade, Barmhertzigkeit und Friede von GOtt dem Vater und Chriſto JEſu, un- ſerm HErrn. (Siehe hievon 1 Tim. 1, 2. und im Eingange der vorher erklaͤrten Briefe.) V. 3. Jch dancke GOtt, dem ich diene von meinen Vor-Eltern her in reinem Gewiſ- ſen (deinet halber, oder fuͤr dich, mit der Anzei- ge) daß ich ohne Unterlaß dein gedencke in meinem Gebet, Tag und Nacht. Anmerckungen. 1. Ein reines Gewiſſen iſt ein ſolcher Zu- ſtand der Seele, da man wahrhaftig zu GOtt bekehret, von Suͤnden abgewaſchen und durch die Gnaden-Kraft des Heil. Geiſtes alſo erneu- ert und geheiliget iſt, daß man GOTT, und wie ihm, ſowol der Perſon, als dem Amte nach, zu dienen ſey, im goͤttlichen Lichte lebendig erken- net, und ſich der Erkenntniß, ob wol noch in mancher Unvollkommenheit, doch in der Wahr- heit und Aufrichtigkeit, getreu erweiſet, und alſo das Geheimniß des Glaubens im reinen Gewiſſen bewahret und am Glauben nicht Schiffbruch leidet. 1 Tim. 1, 19. c. 3, 9. Hebr. 9, 14. Ap. Geſch. 15, 9. 2. Ein ſolches reines Gewiſſen gehoͤret nothwendig zum wahren Dienſte GOttes, alſo, daß, wo es daran fehlet, der Dienſt eitel iſt. 3. Es iſt ein groſſer und irriger Mißver- ſtand, daß, wenn man vom Gottesdienſte hoͤ- ret, man an die oͤffentlichen Verſammlungen in den Kirchen dergeſtalt zu gedencken pfleget, daß man den Dienſt GOttes bey nahe daran al- lein bindet. Da doch unſer gantzes Leben ein Gottesdienſt ſeyn, und alle unſere Handlungen dazu geheiliget werden muͤſſen, auch wuͤrcklich geheiliget werden, wenn ſie mit einem glaͤubi- gen und GOtt ergebenen Hertzen, im Namen Chriſti und zur Ehre GOttes geſchehen 1 Cor. 10, 31. Col. 3, 17. 4. Als Paulus dieſes ſchrieb, da war er ſchon vor 32. Jahren in der Bekehrung zu einem reinen Gewiſſen gelanget; Und weil er daſſelbe ohne Verletzung bisher bewahret, auch gottſelige Eltern T

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/147>, abgerufen am 23.11.2024.