Erklärung des Briefes Pauli C. 2. v. 15. C. 3. v. 1-3.
[Spaltenumbruch]
V. 15.
Solches (was bisher im gantzen Briefe vorgestellet ist, sonderlich von der züchtigenden Gnade und dem Wercke, auch dem Zwecke, der Erlösung,) rede, (trage es vor öffentlich und besonders bey aller gegebenen und zu suchenden Gelegenheit,) und ermahne (der aus dem Vortrage geschöpften Erkenntniß gehorsamlich nachzukommen; welche Ermahnung denn mit allerhand wichtigen Bewegungs-Gründen ge- schehen kan,) und strafe, (elegkhe, überzeuge die Gewissen, daß sie sich verbunden erachten zur Folgsamkeit,) mit gantzem Ernst (also daß du den Cretensern im Namen GOttes mit [Spaltenumbruch]
allem Nachdruck und Freudigkeit gebietest, was sie zu thun und zu lassen haben.) Laß dich nie- mand verachten, (mache dich durch Unvor- sichtigkeit und Unterlassung deines Amts und ei- nes guten exemplarischen Wandels nicht selbst verächtlich 1 Tim. 4, 12. Und gleichwie du nie- manden zur Verachtung deines Amts, und dei- ner Person Gelegenheit geben sollst: also soll auch niemand in den Cretensischen Gemeinen, wenn du mit reden, ermahnen und strafen dein Amt thust, dich verachten, und solche Verachtung durch eine Widersetzung und Ungehorsam an den Tag legen: welches ihnen vorzuhalten ist.
Das Dritte Capitel, Darinnen Der Apostel noch allerhand nöthige Erinnerungen giebt, als von der Pflicht gegen die Obrigkeit und gegen iedermann/ und von Ausübung guter Wercke/ und die Bewegungs-Gründe dazu sonderlich von dem Grunde und von der Ordnung unsers Heyls in Christo hernimmt/ und zum Beschluß Tito noch unterschiedliches aufträget; insonderheit/ wie er der thörichten Fragen sich entschlagen/ einen ketzerischen Men- schen meiden/ und bald gen Nieopolin zu ihm kommen soll.
[Spaltenumbruch]
V. 1.
ERinnere sie (was sie schon wissen: wie es denn nöthig ist, einem auch das, was ihm gar nicht unbekannt ist, der Ausübung halber zum öf- tern einzuschärfen,) daß sie den Fürsten und der Obrigkeit (arkhais kai exou- siais, den Obrigkeiten und Gewalten, oder die Gewalt und Macht haben, sowol den höchsten, als denen von ihnen geordneten mittlern und un- tersten Obrigkeiten, auch den Ungläubigen Röm. 13, 1 1 Pet. 2, 13. 14.) unterthan und gehor- sam seyn, (ihre Unterthänigkeit mit dem willi- gen Gehorsam gegen ihre Befehle in allen nicht wider das Gewissen laufenden Dingen erweisen, auch für sie beten, 2 Tim. 2, 1. 2. im übrigen auch nach dem Zweck, der Kraft und der Frucht der Erlösung Christi c. 2, 14.) zu allem guten Werck bereit seyn, (dazu vermöge der Göttli- chen Salbung nicht allein die nöthige Kräfte ha- ben, sondern sich auch zur würdigen Anwendung derselben bereit und willig, ja recht fleißig und eiferig erfinden lassen, nach c. 2, 14. 2 Tim. 3. v. 17.)
V. 2.
Niemand lästern (mit Scheltworte an- fahren, vielweniger verleumden,) nicht had- dern, (amakhous e[fremdsprachliches Material]nai, nicht streiten weder mit Worten, noch sonst in der That und ärgerlichen Gerichts-Händeln 2 Cor. 7, 1. u. f. Siehe auch [Spaltenumbruch]
1 Tim. 3, 3. 2 Tim. 2, 24. 25. da dieses den Leh- rern insonderheit anbefohlen wird,) alle Sanft- müthigkeit beweisen gegen alle Menschen, (sonderlich gegen die Feinde und Verfolger: sintemal Christen die Lammes-Art Christi an sich haben müssen; wie sie auch sonderlich in den Verfolgungen erwiesen haben.)
V. 3.
Denn (was uns bewegen soll, mit unbe- kehrten Leuten Geduld zu haben, und mit Be- weisung aller Liebe und Sanftmuth ihre Bekeh- rung zu suchen, ist auch dieses, daß wir selbst vor dem nicht besser gewesen; nun aber durch GOttes Gnade bekehret sind, welches man von manchen unter ihnen auch noch hoffen kan,) wir (sowol ungläubige Juden, als abgöttische Hey- den,) waren auch weyland Unweise, (anoe- toi, Unverständige, sonderlich in Göttlichen und geistlichen Dingen, ob wir uns gleich für klug und weise hielten,) Ungehorsame, (apei- theis, Ungläubige, und solche, die nicht leicht zu überzeugen waren, Röm. 11, 32. Eph. 2, 2.) Jrrige, (ohne einen gewissen Grund der Wahrheit, gingen ausser dem rechten Wege in der Jrre herum, Jes. 53, 6. waren verführete und verführeten wieder andere 2 Tim. 3, 13.) die- nend den Lüsten und mancherley Wohl- lüsten, (liessen uns von den innerlichen und äusserlichen bösen Begierden und Reitzungen also einnehmen und beherrschen, daß wir auch
äusser-
Erklaͤrung des Briefes Pauli C. 2. v. 15. C. 3. v. 1-3.
[Spaltenumbruch]
V. 15.
Solches (was bisher im gantzen Briefe vorgeſtellet iſt, ſonderlich von der zuͤchtigenden Gnade und dem Wercke, auch dem Zwecke, der Erloͤſung,) rede, (trage es vor oͤffentlich und beſonders bey aller gegebenen und zu ſuchenden Gelegenheit,) und ermahne (der aus dem Vortrage geſchoͤpften Erkenntniß gehorſamlich nachzukommen; welche Ermahnung denn mit allerhand wichtigen Bewegungs-Gruͤnden ge- ſchehen kan,) und ſtrafe, (ἔλεγχε, uͤberzeuge die Gewiſſen, daß ſie ſich verbunden erachten zur Folgſamkeit,) mit gantzem Ernſt (alſo daß du den Cretenſern im Namen GOttes mit [Spaltenumbruch]
allem Nachdruck und Freudigkeit gebieteſt, was ſie zu thun und zu laſſen haben.) Laß dich nie- mand verachten, (mache dich durch Unvor- ſichtigkeit und Unterlaſſung deines Amts und ei- nes guten exemplariſchen Wandels nicht ſelbſt veraͤchtlich 1 Tim. 4, 12. Und gleichwie du nie- manden zur Verachtung deines Amts, und dei- ner Perſon Gelegenheit geben ſollſt: alſo ſoll auch niemand in den Cretenſiſchen Gemeinen, wenn du mit reden, ermahnen und ſtrafen dein Amt thuſt, dich verachten, und ſolche Verachtung durch eine Widerſetzung und Ungehorſam an den Tag legen: welches ihnen vorzuhalten iſt.
Das Dritte Capitel, Darinnen Der Apoſtel noch allerhand noͤthige Erinnerungen giebt, als von der Pflicht gegen die Obrigkeit und gegen iedermann/ und von Ausuͤbung guter Wercke/ und die Bewegungs-Gruͤnde dazu ſonderlich von dem Grunde und von der Ordnung unſers Heyls in Chriſto hernimmt/ und zum Beſchluß Tito noch unterſchiedliches auftraͤget; inſonderheit/ wie er der thoͤrichten Fragen ſich entſchlagen/ einen ketzeriſchen Men- ſchen meiden/ und bald gen Nieopolin zu ihm kommen ſoll.
[Spaltenumbruch]
V. 1.
ERinnere ſie (was ſie ſchon wiſſen: wie es denn noͤthig iſt, einem auch das, was ihm gar nicht unbekannt iſt, der Ausuͤbung halber zum oͤf- tern einzuſchaͤrfen,) daß ſie den Fuͤrſten und der Obrigkeit (ἀρχαῖς καὶ ἐξου- σίαις, den Obrigkeiten und Gewalten, oder die Gewalt und Macht haben, ſowol den hoͤchſten, als denen von ihnen geordneten mittlern und un- terſten Obrigkeiten, auch den Unglaͤubigen Roͤm. 13, 1 1 Pet. 2, 13. 14.) unterthan und gehor- ſam ſeyn, (ihre Unterthaͤnigkeit mit dem willi- gen Gehorſam gegen ihre Befehle in allen nicht wider das Gewiſſen laufenden Dingen erweiſen, auch fuͤr ſie beten, 2 Tim. 2, 1. 2. im uͤbrigen auch nach dem Zweck, der Kraft und der Frucht der Erloͤſung Chriſti c. 2, 14.) zu allem guten Werck bereit ſeyn, (dazu vermoͤge der Goͤttli- chen Salbung nicht allein die noͤthige Kraͤfte ha- ben, ſondern ſich auch zur wuͤrdigen Anwendung derſelben bereit und willig, ja recht fleißig und eiferig erfinden laſſen, nach c. 2, 14. 2 Tim. 3. v. 17.)
V. 2.
Niemand laͤſtern (mit Scheltworte an- fahren, vielweniger verleumden,) nicht had- dern, (ἀμάχους ε[fremdsprachliches Material]ναι, nicht ſtreiten weder mit Worten, noch ſonſt in der That und aͤrgerlichen Gerichts-Haͤndeln 2 Cor. 7, 1. u. f. Siehe auch [Spaltenumbruch]
1 Tim. 3, 3. 2 Tim. 2, 24. 25. da dieſes den Leh- rern inſonderheit anbefohlen wird,) alle Sanft- muͤthigkeit beweiſen gegen alle Menſchen, (ſonderlich gegen die Feinde und Verfolger: ſintemal Chriſten die Lammes-Art Chriſti an ſich haben muͤſſen; wie ſie auch ſonderlich in den Verfolgungen erwieſen haben.)
V. 3.
Denn (was uns bewegen ſoll, mit unbe- kehrten Leuten Geduld zu haben, und mit Be- weiſung aller Liebe und Sanftmuth ihre Bekeh- rung zu ſuchen, iſt auch dieſes, daß wir ſelbſt vor dem nicht beſſer geweſen; nun aber durch GOttes Gnade bekehret ſind, welches man von manchen unter ihnen auch noch hoffen kan,) wir (ſowol unglaͤubige Juden, als abgoͤttiſche Hey- den,) waren auch weyland Unweiſe, (ἀνόη- τοι, Unverſtaͤndige, ſonderlich in Goͤttlichen und geiſtlichen Dingen, ob wir uns gleich fuͤr klug und weiſe hielten,) Ungehorſame, (ἀπει- ϑεῖς, Unglaͤubige, und ſolche, die nicht leicht zu uͤberzeugen waren, Roͤm. 11, 32. Eph. 2, 2.) Jrrige, (ohne einen gewiſſen Grund der Wahrheit, gingen auſſer dem rechten Wege in der Jrre herum, Jeſ. 53, 6. waren verfuͤhrete und verfuͤhreten wieder andere 2 Tim. 3, 13.) die- nend den Luͤſten und mancherley Wohl- luͤſten, (lieſſen uns von den innerlichen und aͤuſſerlichen boͤſen Begierden und Reitzungen alſo einnehmen und beherrſchen, daß wir auch
aͤuſſer-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0216"n="214"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Erklaͤrung des Briefes Pauli C. 2. v. 15. C. 3. v. 1-3.</hi></fw><lb/><cb/></div></div><divn="3"><head><hirendition="#b">V. 15.</hi></head><lb/><p><hirendition="#fr">Solches</hi> (was bisher im gantzen Briefe<lb/>
vorgeſtellet iſt, ſonderlich von der zuͤchtigenden<lb/>
Gnade und dem Wercke, auch dem Zwecke, der<lb/>
Erloͤſung,) <hirendition="#fr">rede,</hi> (trage es vor oͤffentlich und<lb/>
beſonders bey aller gegebenen und zu ſuchenden<lb/>
Gelegenheit,) <hirendition="#fr">und ermahne</hi> (der aus dem<lb/>
Vortrage geſchoͤpften Erkenntniß gehorſamlich<lb/>
nachzukommen; welche Ermahnung denn mit<lb/>
allerhand wichtigen Bewegungs-Gruͤnden ge-<lb/>ſchehen kan,) <hirendition="#fr">und ſtrafe,</hi> (ἔλεγχε, uͤberzeuge<lb/>
die Gewiſſen, daß ſie ſich verbunden erachten<lb/>
zur Folgſamkeit,) <hirendition="#fr">mit gantzem Ernſt</hi> (alſo<lb/>
daß du den Cretenſern im Namen GOttes mit<lb/><cb/>
allem Nachdruck und Freudigkeit gebieteſt, was<lb/>ſie zu thun und zu laſſen haben.) <hirendition="#fr">Laß dich nie-<lb/>
mand verachten,</hi> (mache dich durch Unvor-<lb/>ſichtigkeit und Unterlaſſung deines Amts und ei-<lb/>
nes guten exemplariſchen Wandels nicht ſelbſt<lb/>
veraͤchtlich 1 Tim. 4, 12. Und gleichwie du nie-<lb/>
manden zur Verachtung deines Amts, und dei-<lb/>
ner Perſon Gelegenheit geben ſollſt: alſo ſoll auch<lb/>
niemand in den Cretenſiſchen Gemeinen, wenn<lb/>
du mit reden, ermahnen und ſtrafen dein Amt<lb/>
thuſt, dich verachten, und ſolche Verachtung<lb/>
durch eine Widerſetzung und Ungehorſam an den<lb/>
Tag legen: welches ihnen vorzuhalten iſt.</p></div></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Das Dritte Capitel,</hi><lb/>
Darinnen<lb/>
Der Apoſtel noch allerhand noͤthige Erinnerungen giebt,<lb/>
als von der Pflicht gegen die Obrigkeit und gegen iedermann/ und von<lb/>
Ausuͤbung guter Wercke/ und die Bewegungs-Gruͤnde dazu ſonderlich<lb/>
von dem Grunde und von der Ordnung unſers Heyls in Chriſto hernimmt/<lb/>
und zum Beſchluß Tito noch unterſchiedliches auftraͤget; inſonderheit/ wie<lb/>
er der thoͤrichten Fragen ſich entſchlagen/ einen ketzeriſchen Men-<lb/>ſchen meiden/ und bald gen Nieopolin zu ihm<lb/>
kommen ſoll.</hi></head><lb/><cb/><divn="3"><head><hirendition="#b">V. 1.</hi></head><lb/><p><hirendition="#fr"><hirendition="#in">E</hi>Rinnere ſie</hi> (was ſie ſchon wiſſen:<lb/>
wie es denn noͤthig iſt, einem auch<lb/>
das, was ihm gar nicht unbekannt<lb/>
iſt, der Ausuͤbung halber zum oͤf-<lb/>
tern einzuſchaͤrfen,) <hirendition="#fr">daß ſie den<lb/>
Fuͤrſten und der Obrigkeit</hi> (ἀρχαῖςκαὶἐξου-<lb/>σίαις, den Obrigkeiten und Gewalten, oder die<lb/>
Gewalt und Macht haben, ſowol den hoͤchſten,<lb/>
als denen von ihnen geordneten mittlern und un-<lb/>
terſten Obrigkeiten, auch den Unglaͤubigen Roͤm.<lb/>
13, 1 1 Pet. 2, 13. 14.) <hirendition="#fr">unterthan und gehor-<lb/>ſam ſeyn,</hi> (ihre Unterthaͤnigkeit mit dem willi-<lb/>
gen Gehorſam gegen ihre Befehle in allen nicht<lb/>
wider das Gewiſſen laufenden Dingen erweiſen,<lb/>
auch fuͤr ſie beten, 2 Tim. 2, 1. 2. im uͤbrigen auch<lb/>
nach dem Zweck, der Kraft und der Frucht der<lb/>
Erloͤſung Chriſti c. 2, 14.) <hirendition="#fr">zu allem guten<lb/>
Werck bereit ſeyn,</hi> (dazu vermoͤge der Goͤttli-<lb/>
chen Salbung nicht allein die noͤthige Kraͤfte ha-<lb/>
ben, ſondern ſich auch zur wuͤrdigen Anwendung<lb/>
derſelben bereit und willig, ja recht fleißig und<lb/>
eiferig erfinden laſſen, nach c. 2, 14. 2 Tim. 3.<lb/>
v. 17.)</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">V. 2.</hi></head><lb/><p><hirendition="#fr">Niemand laͤſtern</hi> (mit Scheltworte an-<lb/>
fahren, vielweniger verleumden,) <hirendition="#fr">nicht had-<lb/>
dern,</hi> (ἀμάχουςε<foreignxml:lang="gre"><gapreason="fm"/></foreign>ναι, nicht ſtreiten weder mit<lb/>
Worten, noch ſonſt in der That und aͤrgerlichen<lb/>
Gerichts-Haͤndeln 2 Cor. 7, 1. u. f. Siehe auch<lb/><cb/>
1 Tim. 3, 3. 2 Tim. 2, 24. 25. da dieſes den Leh-<lb/>
rern inſonderheit anbefohlen wird,) <hirendition="#fr">alle Sanft-<lb/>
muͤthigkeit beweiſen gegen alle Menſchen,</hi><lb/>
(ſonderlich gegen die Feinde und Verfolger:<lb/>ſintemal Chriſten die Lammes-Art Chriſti an<lb/>ſich haben muͤſſen; wie ſie auch ſonderlich in den<lb/>
Verfolgungen erwieſen haben.)</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">V. 3.</hi></head><lb/><p><hirendition="#fr">Denn</hi> (was uns bewegen ſoll, mit unbe-<lb/>
kehrten Leuten Geduld zu haben, und mit Be-<lb/>
weiſung aller Liebe und Sanftmuth ihre Bekeh-<lb/>
rung zu ſuchen, iſt auch dieſes, daß wir ſelbſt<lb/>
vor dem nicht beſſer geweſen; nun aber durch<lb/>
GOttes Gnade bekehret ſind, welches man von<lb/>
manchen unter ihnen auch noch hoffen kan,) <hirendition="#fr">wir</hi><lb/>
(ſowol unglaͤubige Juden, als abgoͤttiſche Hey-<lb/>
den,) <hirendition="#fr">waren auch weyland Unweiſe,</hi> (ἀνόη-<lb/>τοι, Unverſtaͤndige, ſonderlich in Goͤttlichen<lb/>
und geiſtlichen Dingen, ob wir uns gleich fuͤr<lb/>
klug und weiſe hielten,) <hirendition="#fr">Ungehorſame,</hi> (ἀπει-<lb/>ϑεῖς, Unglaͤubige, und ſolche, die nicht leicht<lb/>
zu uͤberzeugen waren, Roͤm. 11, 32. Eph. 2, 2.)<lb/><hirendition="#fr">Jrrige,</hi> (ohne einen gewiſſen Grund der<lb/>
Wahrheit, gingen auſſer dem rechten Wege<lb/>
in der Jrre herum, Jeſ. 53, 6. waren verfuͤhrete<lb/>
und verfuͤhreten wieder andere 2 Tim. 3, 13.) <hirendition="#fr">die-<lb/>
nend den Luͤſten und mancherley Wohl-<lb/>
luͤſten,</hi> (lieſſen uns von den innerlichen und<lb/>
aͤuſſerlichen boͤſen Begierden und Reitzungen<lb/>
alſo einnehmen und beherrſchen, daß wir auch<lb/><fwplace="bottom"type="catch">aͤuſſer-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[214/0216]
Erklaͤrung des Briefes Pauli C. 2. v. 15. C. 3. v. 1-3.
V. 15.
Solches (was bisher im gantzen Briefe
vorgeſtellet iſt, ſonderlich von der zuͤchtigenden
Gnade und dem Wercke, auch dem Zwecke, der
Erloͤſung,) rede, (trage es vor oͤffentlich und
beſonders bey aller gegebenen und zu ſuchenden
Gelegenheit,) und ermahne (der aus dem
Vortrage geſchoͤpften Erkenntniß gehorſamlich
nachzukommen; welche Ermahnung denn mit
allerhand wichtigen Bewegungs-Gruͤnden ge-
ſchehen kan,) und ſtrafe, (ἔλεγχε, uͤberzeuge
die Gewiſſen, daß ſie ſich verbunden erachten
zur Folgſamkeit,) mit gantzem Ernſt (alſo
daß du den Cretenſern im Namen GOttes mit
allem Nachdruck und Freudigkeit gebieteſt, was
ſie zu thun und zu laſſen haben.) Laß dich nie-
mand verachten, (mache dich durch Unvor-
ſichtigkeit und Unterlaſſung deines Amts und ei-
nes guten exemplariſchen Wandels nicht ſelbſt
veraͤchtlich 1 Tim. 4, 12. Und gleichwie du nie-
manden zur Verachtung deines Amts, und dei-
ner Perſon Gelegenheit geben ſollſt: alſo ſoll auch
niemand in den Cretenſiſchen Gemeinen, wenn
du mit reden, ermahnen und ſtrafen dein Amt
thuſt, dich verachten, und ſolche Verachtung
durch eine Widerſetzung und Ungehorſam an den
Tag legen: welches ihnen vorzuhalten iſt.
Das Dritte Capitel,
Darinnen
Der Apoſtel noch allerhand noͤthige Erinnerungen giebt,
als von der Pflicht gegen die Obrigkeit und gegen iedermann/ und von
Ausuͤbung guter Wercke/ und die Bewegungs-Gruͤnde dazu ſonderlich
von dem Grunde und von der Ordnung unſers Heyls in Chriſto hernimmt/
und zum Beſchluß Tito noch unterſchiedliches auftraͤget; inſonderheit/ wie
er der thoͤrichten Fragen ſich entſchlagen/ einen ketzeriſchen Men-
ſchen meiden/ und bald gen Nieopolin zu ihm
kommen ſoll.
V. 1.
ERinnere ſie (was ſie ſchon wiſſen:
wie es denn noͤthig iſt, einem auch
das, was ihm gar nicht unbekannt
iſt, der Ausuͤbung halber zum oͤf-
tern einzuſchaͤrfen,) daß ſie den
Fuͤrſten und der Obrigkeit (ἀρχαῖς καὶ ἐξου-
σίαις, den Obrigkeiten und Gewalten, oder die
Gewalt und Macht haben, ſowol den hoͤchſten,
als denen von ihnen geordneten mittlern und un-
terſten Obrigkeiten, auch den Unglaͤubigen Roͤm.
13, 1 1 Pet. 2, 13. 14.) unterthan und gehor-
ſam ſeyn, (ihre Unterthaͤnigkeit mit dem willi-
gen Gehorſam gegen ihre Befehle in allen nicht
wider das Gewiſſen laufenden Dingen erweiſen,
auch fuͤr ſie beten, 2 Tim. 2, 1. 2. im uͤbrigen auch
nach dem Zweck, der Kraft und der Frucht der
Erloͤſung Chriſti c. 2, 14.) zu allem guten
Werck bereit ſeyn, (dazu vermoͤge der Goͤttli-
chen Salbung nicht allein die noͤthige Kraͤfte ha-
ben, ſondern ſich auch zur wuͤrdigen Anwendung
derſelben bereit und willig, ja recht fleißig und
eiferig erfinden laſſen, nach c. 2, 14. 2 Tim. 3.
v. 17.)
V. 2.
Niemand laͤſtern (mit Scheltworte an-
fahren, vielweniger verleumden,) nicht had-
dern, (ἀμάχους ε_ ναι, nicht ſtreiten weder mit
Worten, noch ſonſt in der That und aͤrgerlichen
Gerichts-Haͤndeln 2 Cor. 7, 1. u. f. Siehe auch
1 Tim. 3, 3. 2 Tim. 2, 24. 25. da dieſes den Leh-
rern inſonderheit anbefohlen wird,) alle Sanft-
muͤthigkeit beweiſen gegen alle Menſchen,
(ſonderlich gegen die Feinde und Verfolger:
ſintemal Chriſten die Lammes-Art Chriſti an
ſich haben muͤſſen; wie ſie auch ſonderlich in den
Verfolgungen erwieſen haben.)
V. 3.
Denn (was uns bewegen ſoll, mit unbe-
kehrten Leuten Geduld zu haben, und mit Be-
weiſung aller Liebe und Sanftmuth ihre Bekeh-
rung zu ſuchen, iſt auch dieſes, daß wir ſelbſt
vor dem nicht beſſer geweſen; nun aber durch
GOttes Gnade bekehret ſind, welches man von
manchen unter ihnen auch noch hoffen kan,) wir
(ſowol unglaͤubige Juden, als abgoͤttiſche Hey-
den,) waren auch weyland Unweiſe, (ἀνόη-
τοι, Unverſtaͤndige, ſonderlich in Goͤttlichen
und geiſtlichen Dingen, ob wir uns gleich fuͤr
klug und weiſe hielten,) Ungehorſame, (ἀπει-
ϑεῖς, Unglaͤubige, und ſolche, die nicht leicht
zu uͤberzeugen waren, Roͤm. 11, 32. Eph. 2, 2.)
Jrrige, (ohne einen gewiſſen Grund der
Wahrheit, gingen auſſer dem rechten Wege
in der Jrre herum, Jeſ. 53, 6. waren verfuͤhrete
und verfuͤhreten wieder andere 2 Tim. 3, 13.) die-
nend den Luͤſten und mancherley Wohl-
luͤſten, (lieſſen uns von den innerlichen und
aͤuſſerlichen boͤſen Begierden und Reitzungen
alſo einnehmen und beherrſchen, daß wir auch
aͤuſſer-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/216>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.