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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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an die Hebräer.
[Spaltenumbruch] daraus, daß Timotheus in Jtalien, es sey zu
Rom, oder anderswo geschehen, auch eine
Zeitlang in den Banden gehalten worden, und
von Paulo dem Leibe nach getrennet gewe-
sen.
3. Weil der Autor seiner Bande gedencket
c. 10, 34. da er spricht: Jhr habt mit mei-
nen Banden Mitleiden gehabt.
Wel-
ches der Apostel auch sonst in andern Briefen
thut, und ein zwar gemeiner, aber auch für
ihn ein besonderer Character war seines A-
postel-Amts. Hiezu kömmt die Meldung
des Vorsatzes
von seiner Zukunft c. 13, 19.
und 23. die der Apostel auch in andern Brie-
fen aus Jtalien gethan hat, als Phil. 1, 8. 25.
27. c. 2, 24. Phil. 5. 22.
4. Weil zur Zeit dieses geschriebenen Brie-
fes Paulus noch am Leben war, und
zwar in Jtalien;
und daher der Brief bil-
liger ihme, als einem Apostolischen Jünger zu-
zueignen ist. Denn dieser Brief ist geschrie-
ben noch vor der Zerstörung der Stadt Jeru-
salem und des Tempels. Welches daraus ab-
zunehmen ist, weil darinnen des Levitischen
GOttesdienstes mit mehrern also gedacht
wird, daß er zwar durch das Gegenbild in
Christo seine Erfüllung erhalten habe; aber
doch noch daurete: Wie denn der durch die
Zerstörung des Tempels geschehenen gäntzli-
chen Aufhebung desselben darinnen gar keine
Meldung geschiehet. Welches doch, wenn
der Brief nach der Zeit erst geschrieben wäre,
so vielweniger würde seyn übergangen wor-
den, so vielmehr die Anführung davon zu
Pauli Zweck sich geschicket hätte. Jst nun a-
ber dieser Brief gestellet worden, da Paulus
noch am Leben gewesen; warum wolte man
ihn nicht vielmehr dem Apostel selbsten, als
einem Apostolischen Jünger zueignen.
5. Weil dieser Brief darinnen einen recht
Apostolischen
Character führet, daß die
zu Christo in Orient bekehrte Juden mit
solcher
Auctorität von GOttes wegen er-
mahnet, theils auch einiger Trägheit
und Abweichungen wegen bestrafet, und
vor dem Rückfall gewarnet werden der-
gleichen niemanden, als einem bey den
Gemeinen genugsam
characterisirten A-
postel zukommen konnte.
Man sehe un-
ter andern sonderlich c. 2, 1. 3. Darum sol-
len wir destomehr wahrnehmen des
Worts. Wie wollen wir entfliehen, so
wir eine solche Seligkeit nicht achten?

c. 3, 1. Derohalben, ihr heiligen Brüder,
die ihr mit berufen seyd durch den himm-
lischen Beruf, nehmet wahr des Apo-
stels und Hohenpriesters, den wir beken-
nen, Christi JEsu.
v. 12. Sehet zu lie-
ben Brüder, daß nicht iemand unter
euch ein arges unglänbiges Hertz habe
u.
s. w. c. 4, 1. So lasset uns nun fürchten,
daß wir die Verheissung einzukommen
zu seiner Ruhe nicht versäumen, und un-
ser keiner dahinten bleibe.
c. 5, 10. 11. 12.
[Spaltenumbruch] Davon (von dem Hohenpriesterlichen Amte
Christi nach der Ordnung Melchisedech (hät-
ten wir wol viel zu reden, aber es ist
schwer, weil ihr so unverständig seyd.
Und die ihr soltet längst Meister seyn,
bedürfet ihr wiederum, daß man euch
die ersten Buchstaben der göttlichen
Worte lehre, und daß man euch Milch
gebe, und nicht starcke Speise.
u. s. w.
Ein mehrers geben die folgenden Capitel,
bis ans Ende: da es c. 13, 17. 18. heißt: Ge-
horchet euren Lehrern, und folget ih-
nen - - betet für uns.
u. s. w. Jst nun aber
dieser Character Apostolisch, warum solte
denn der Brief nicht einem Apostel zuzueig-
nen seyn, insonderheit aber Paulo, da es of-
fenbar, daß Paulus um die Zeit dieses aus
Jtalien geschriebenen Briefes in Jtalien
sich aufgehalten;
sich aber von einem an-
dern Apostel, daß er um diese Zeit daselbst ge-
wesen sey, keine Spur findet.
6. Weil die in diesem Briefe vorgetragene
Lehre von Christo, dem gantzen Chri-
stenthum, und dem gantzen Rath GOt-
tes,
in Ansehung des Grundes und der Ord-
nung unsers Heyls, in Vergleichung des al-
ten und neuen Testaments, oder der Verheis-
sungen mit den Vorbildern und der Erfül-
lung, so hoch, wichtig, und so vortreflich
ist, daß sie nicht wol iemand anders, als
einem Apostel,
und zwar, der so vieler an-
dern Gründe wegen, insonderheit Paulo
kan zugeschrieben werden:
Zumal da sich,
in Ansehung der Materien, die genaueste Har-
monie, mit den übrigen Briefen Pauli findet.
Daß aber in diesem Briefe viel ausführlicher
von Christo, was insonderheit sein Hohesprie-
sterliches Amt betrift, gehandelt wird, als in
andern Episteln geschehen ist, das hat die Be-
schaffenheit derer, an welche Paulus ge-
schrieben, erfordert. Denn da die übrigen
Briefe an solche Gemeinen gestellet sind, wel-
che guten theils aus bekehrten Heyden bestan-
den, so war diese Lehre, einer ausführlichen
Abhandelung nach, darinnen nicht so noth-
wendig, als in dem Briefe an die zu Christo
bekehrten Hebräer, oder Juden. Und da
Paulus sich auch in den übrigen Briefen son-
derlich angelegen seyn läßt, die unter den be-
kehrten Heyden sich befindenden gläubigen
Jüden von der unnöthigen Anhänglichkeit an
dem Judischen Satzungs-Wesen auf das lau-
tere Evangelium von Christo zu führen: so
thut er dieses am allermeisten in diesem
Briefe.
7. Weil sich in diesem Briefe auch gleiche Me-
thode
in der Abhandelung befindet, wel-
che Paulus fast in allen übrigen Briefen ge-
halten hat: nemlich der erste Theil davon be-
stehet sonderlich aus den von Christo und dem
Christenthum handelnden Lehren, nebst ei-
nigen mit angebrachten Ermahnungen, vom
ersten Capitel an bis auf das eilfte: Darauf
denn im andern Theil die mehrere Applica-
tion
G g
an die Hebraͤer.
[Spaltenumbruch] daraus, daß Timotheus in Jtalien, es ſey zu
Rom, oder anderswo geſchehen, auch eine
Zeitlang in den Banden gehalten worden, und
von Paulo dem Leibe nach getrennet gewe-
ſen.
3. Weil der Autor ſeiner Bande gedencket
c. 10, 34. da er ſpricht: Jhr habt mit mei-
nen Banden Mitleiden gehabt.
Wel-
ches der Apoſtel auch ſonſt in andern Briefen
thut, und ein zwar gemeiner, aber auch fuͤr
ihn ein beſonderer Character war ſeines A-
poſtel-Amts. Hiezu koͤmmt die Meldung
des Vorſatzes
von ſeiner Zukunft c. 13, 19.
und 23. die der Apoſtel auch in andern Brie-
fen aus Jtalien gethan hat, als Phil. 1, 8. 25.
27. c. 2, 24. Phil. 5. 22.
4. Weil zur Zeit dieſes geſchriebenen Brie-
fes Paulus noch am Leben war, und
zwar in Jtalien;
und daher der Brief bil-
liger ihme, als einem Apoſtoliſchen Juͤnger zu-
zueignen iſt. Denn dieſer Brief iſt geſchrie-
ben noch vor der Zerſtoͤrung der Stadt Jeru-
ſalem und des Tempels. Welches daraus ab-
zunehmen iſt, weil darinnen des Levitiſchen
GOttesdienſtes mit mehrern alſo gedacht
wird, daß er zwar durch das Gegenbild in
Chriſto ſeine Erfuͤllung erhalten habe; aber
doch noch daurete: Wie denn der durch die
Zerſtoͤrung des Tempels geſchehenen gaͤntzli-
chen Aufhebung deſſelben darinnen gar keine
Meldung geſchiehet. Welches doch, wenn
der Brief nach der Zeit erſt geſchrieben waͤre,
ſo vielweniger wuͤrde ſeyn uͤbergangen wor-
den, ſo vielmehr die Anfuͤhrung davon zu
Pauli Zweck ſich geſchicket haͤtte. Jſt nun a-
ber dieſer Brief geſtellet worden, da Paulus
noch am Leben geweſen; warum wolte man
ihn nicht vielmehr dem Apoſtel ſelbſten, als
einem Apoſtoliſchen Juͤnger zueignen.
5. Weil dieſer Brief darinnen einen recht
Apoſtoliſchen
Character fuͤhret, daß die
zu Chriſto in Orient bekehrte Juden mit
ſolcher
Auctoritaͤt von GOttes wegen er-
mahnet, theils auch einiger Traͤgheit
und Abweichungen wegen beſtrafet, und
vor dem Ruͤckfall gewarnet werden der-
gleichen niemanden, als einem bey den
Gemeinen genugſam
characteriſirten A-
poſtel zukommen konnte.
Man ſehe un-
ter andern ſonderlich c. 2, 1. 3. Darum ſol-
len wir deſtomehr wahrnehmen des
Worts. Wie wollen wir entfliehen, ſo
wir eine ſolche Seligkeit nicht achten?

c. 3, 1. Derohalben, ihr heiligen Bruͤder,
die ihr mit berufen ſeyd durch den himm-
liſchen Beruf, nehmet wahr des Apo-
ſtels und Hohenprieſters, den wir beken-
nen, Chriſti JEſu.
v. 12. Sehet zu lie-
ben Bruͤder, daß nicht iemand unter
euch ein arges unglaͤnbiges Hertz habe
u.
ſ. w. c. 4, 1. So laſſet uns nun fuͤrchten,
daß wir die Verheiſſung einzukommen
zu ſeiner Ruhe nicht verſaͤumen, und un-
ſer keiner dahinten bleibe.
c. 5, 10. 11. 12.
[Spaltenumbruch] Davon (von dem Hohenprieſterlichen Amte
Chriſti nach der Ordnung Melchiſedech (haͤt-
ten wir wol viel zu reden, aber es iſt
ſchwer, weil ihr ſo unverſtaͤndig ſeyd.
Und die ihr ſoltet laͤngſt Meiſter ſeyn,
beduͤrfet ihr wiederum, daß man euch
die erſten Buchſtaben der goͤttlichen
Worte lehre, und daß man euch Milch
gebe, und nicht ſtarcke Speiſe.
u. ſ. w.
Ein mehrers geben die folgenden Capitel,
bis ans Ende: da es c. 13, 17. 18. heißt: Ge-
horchet euren Lehrern, und folget ih-
nen ‒ ‒ betet fuͤr uns.
u. ſ. w. Jſt nun aber
dieſer Character Apoſtoliſch, warum ſolte
denn der Brief nicht einem Apoſtel zuzueig-
nen ſeyn, inſonderheit aber Paulo, da es of-
fenbar, daß Paulus um die Zeit dieſes aus
Jtalien geſchriebenen Briefes in Jtalien
ſich aufgehalten;
ſich aber von einem an-
dern Apoſtel, daß er um dieſe Zeit daſelbſt ge-
weſen ſey, keine Spur findet.
6. Weil die in dieſem Briefe vorgetragene
Lehre von Chriſto, dem gantzen Chri-
ſtenthum, und dem gantzen Rath GOt-
tes,
in Anſehung des Grundes und der Ord-
nung unſers Heyls, in Vergleichung des al-
ten und neuen Teſtaments, oder der Verheiſ-
ſungen mit den Vorbildern und der Erfuͤl-
lung, ſo hoch, wichtig, und ſo vortreflich
iſt, daß ſie nicht wol iemand anders, als
einem Apoſtel,
und zwar, der ſo vieler an-
dern Gruͤnde wegen, inſonderheit Paulo
kan zugeſchrieben werden:
Zumal da ſich,
in Anſehung der Materien, die genaueſte Har-
monie, mit den uͤbrigen Briefen Pauli findet.
Daß aber in dieſem Briefe viel ausfuͤhrlicher
von Chriſto, was inſonderheit ſein Hohesprie-
ſterliches Amt betrift, gehandelt wird, als in
andern Epiſteln geſchehen iſt, das hat die Be-
ſchaffenheit derer, an welche Paulus ge-
ſchrieben, erfordert. Denn da die uͤbrigen
Briefe an ſolche Gemeinen geſtellet ſind, wel-
che guten theils aus bekehrten Heyden beſtan-
den, ſo war dieſe Lehre, einer ausfuͤhrlichen
Abhandelung nach, darinnen nicht ſo noth-
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bekehrten Hebraͤer, oder Juden. Und da
Paulus ſich auch in den uͤbrigen Briefen ſon-
derlich angelegen ſeyn laͤßt, die unter den be-
kehrten Heyden ſich befindenden glaͤubigen
Juͤden von der unnoͤthigen Anhaͤnglichkeit an
dem Judiſchen Satzungs-Weſen auf das lau-
tere Evangelium von Chriſto zu fuͤhren: ſo
thut er dieſes am allermeiſten in dieſem
Briefe.
7. Weil ſich in dieſem Briefe auch gleiche Me-
thode
in der Abhandelung befindet, wel-
che Paulus faſt in allen uͤbrigen Briefen ge-
halten hat: nemlich der erſte Theil davon be-
ſtehet ſonderlich aus den von Chriſto und dem
Chriſtenthum handelnden Lehren, nebſt ei-
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[233/0235] an die Hebraͤer. daraus, daß Timotheus in Jtalien, es ſey zu Rom, oder anderswo geſchehen, auch eine Zeitlang in den Banden gehalten worden, und von Paulo dem Leibe nach getrennet gewe- ſen. 3. Weil der Autor ſeiner Bande gedencket c. 10, 34. da er ſpricht: Jhr habt mit mei- nen Banden Mitleiden gehabt. Wel- ches der Apoſtel auch ſonſt in andern Briefen thut, und ein zwar gemeiner, aber auch fuͤr ihn ein beſonderer Character war ſeines A- poſtel-Amts. Hiezu koͤmmt die Meldung des Vorſatzes von ſeiner Zukunft c. 13, 19. und 23. die der Apoſtel auch in andern Brie- fen aus Jtalien gethan hat, als Phil. 1, 8. 25. 27. c. 2, 24. Phil. 5. 22. 4. Weil zur Zeit dieſes geſchriebenen Brie- fes Paulus noch am Leben war, und zwar in Jtalien; und daher der Brief bil- liger ihme, als einem Apoſtoliſchen Juͤnger zu- zueignen iſt. Denn dieſer Brief iſt geſchrie- ben noch vor der Zerſtoͤrung der Stadt Jeru- ſalem und des Tempels. Welches daraus ab- zunehmen iſt, weil darinnen des Levitiſchen GOttesdienſtes mit mehrern alſo gedacht wird, daß er zwar durch das Gegenbild in Chriſto ſeine Erfuͤllung erhalten habe; aber doch noch daurete: Wie denn der durch die Zerſtoͤrung des Tempels geſchehenen gaͤntzli- chen Aufhebung deſſelben darinnen gar keine Meldung geſchiehet. Welches doch, wenn der Brief nach der Zeit erſt geſchrieben waͤre, ſo vielweniger wuͤrde ſeyn uͤbergangen wor- den, ſo vielmehr die Anfuͤhrung davon zu Pauli Zweck ſich geſchicket haͤtte. Jſt nun a- ber dieſer Brief geſtellet worden, da Paulus noch am Leben geweſen; warum wolte man ihn nicht vielmehr dem Apoſtel ſelbſten, als einem Apoſtoliſchen Juͤnger zueignen. 5. Weil dieſer Brief darinnen einen recht Apoſtoliſchen Character fuͤhret, daß die zu Chriſto in Orient bekehrte Juden mit ſolcher Auctoritaͤt von GOttes wegen er- mahnet, theils auch einiger Traͤgheit und Abweichungen wegen beſtrafet, und vor dem Ruͤckfall gewarnet werden der- gleichen niemanden, als einem bey den Gemeinen genugſam characteriſirten A- poſtel zukommen konnte. Man ſehe un- ter andern ſonderlich c. 2, 1. 3. Darum ſol- len wir deſtomehr wahrnehmen des Worts. Wie wollen wir entfliehen, ſo wir eine ſolche Seligkeit nicht achten? c. 3, 1. Derohalben, ihr heiligen Bruͤder, die ihr mit berufen ſeyd durch den himm- liſchen Beruf, nehmet wahr des Apo- ſtels und Hohenprieſters, den wir beken- nen, Chriſti JEſu. v. 12. Sehet zu lie- ben Bruͤder, daß nicht iemand unter euch ein arges unglaͤnbiges Hertz habe u. ſ. w. c. 4, 1. So laſſet uns nun fuͤrchten, daß wir die Verheiſſung einzukommen zu ſeiner Ruhe nicht verſaͤumen, und un- ſer keiner dahinten bleibe. c. 5, 10. 11. 12. Davon (von dem Hohenprieſterlichen Amte Chriſti nach der Ordnung Melchiſedech (haͤt- ten wir wol viel zu reden, aber es iſt ſchwer, weil ihr ſo unverſtaͤndig ſeyd. Und die ihr ſoltet laͤngſt Meiſter ſeyn, beduͤrfet ihr wiederum, daß man euch die erſten Buchſtaben der goͤttlichen Worte lehre, und daß man euch Milch gebe, und nicht ſtarcke Speiſe. u. ſ. w. Ein mehrers geben die folgenden Capitel, bis ans Ende: da es c. 13, 17. 18. heißt: Ge- horchet euren Lehrern, und folget ih- nen ‒ ‒ betet fuͤr uns. u. ſ. w. Jſt nun aber dieſer Character Apoſtoliſch, warum ſolte denn der Brief nicht einem Apoſtel zuzueig- nen ſeyn, inſonderheit aber Paulo, da es of- fenbar, daß Paulus um die Zeit dieſes aus Jtalien geſchriebenen Briefes in Jtalien ſich aufgehalten; ſich aber von einem an- dern Apoſtel, daß er um dieſe Zeit daſelbſt ge- weſen ſey, keine Spur findet. 6. Weil die in dieſem Briefe vorgetragene Lehre von Chriſto, dem gantzen Chri- ſtenthum, und dem gantzen Rath GOt- tes, in Anſehung des Grundes und der Ord- nung unſers Heyls, in Vergleichung des al- ten und neuen Teſtaments, oder der Verheiſ- ſungen mit den Vorbildern und der Erfuͤl- lung, ſo hoch, wichtig, und ſo vortreflich iſt, daß ſie nicht wol iemand anders, als einem Apoſtel, und zwar, der ſo vieler an- dern Gruͤnde wegen, inſonderheit Paulo kan zugeſchrieben werden: Zumal da ſich, in Anſehung der Materien, die genaueſte Har- monie, mit den uͤbrigen Briefen Pauli findet. Daß aber in dieſem Briefe viel ausfuͤhrlicher von Chriſto, was inſonderheit ſein Hohesprie- ſterliches Amt betrift, gehandelt wird, als in andern Epiſteln geſchehen iſt, das hat die Be- ſchaffenheit derer, an welche Paulus ge- ſchrieben, erfordert. Denn da die uͤbrigen Briefe an ſolche Gemeinen geſtellet ſind, wel- che guten theils aus bekehrten Heyden beſtan- den, ſo war dieſe Lehre, einer ausfuͤhrlichen Abhandelung nach, darinnen nicht ſo noth- wendig, als in dem Briefe an die zu Chriſto bekehrten Hebraͤer, oder Juden. Und da Paulus ſich auch in den uͤbrigen Briefen ſon- derlich angelegen ſeyn laͤßt, die unter den be- kehrten Heyden ſich befindenden glaͤubigen Juͤden von der unnoͤthigen Anhaͤnglichkeit an dem Judiſchen Satzungs-Weſen auf das lau- tere Evangelium von Chriſto zu fuͤhren: ſo thut er dieſes am allermeiſten in dieſem Briefe. 7. Weil ſich in dieſem Briefe auch gleiche Me- thode in der Abhandelung befindet, wel- che Paulus faſt in allen uͤbrigen Briefen ge- halten hat: nemlich der erſte Theil davon be- ſtehet ſonderlich aus den von Chriſto und dem Chriſtenthum handelnden Lehren, nebſt ei- nigen mit angebrachten Ermahnungen, vom erſten Capitel an bis auf das eilfte: Darauf denn im andern Theil die mehrere Applica- tion G g

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/235>, abgerufen am 04.12.2024.