Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 3. v. 8. 9. 10. 11. an die Thessalonicher. [Spaltenumbruch]
den könne, sehen wir an Jacob, da er die erfreu-liche Nachricht von seinem schon längst für ver- lohren gehaltenen Sohn Joseph bekam. Denn da heißt es 1 B. Mos. 45, 27. Da sagten sie (die übrigen Brüder) ihm alle Worte Jo- sephs, die er zu ihnen gesaget hatte. Und da er sahe die Wagen, die ihm Joseph ge- sandt hatte ihn zu führen, ward der Geist Jacobs, ihres Vaters, lebendig. u. s. w. 2. Ein anders ist stille stehen, ein anders 3. Durch den Beysatz im HErrn, im V. 9. Denn was für einen Danck können wir Anmerckungen. 1. Die Eigenschaft und Pflicht eines recht- 2. Die wahre geistliche Freude chara- V. 10. Wir bitten Tag und Nacht fast Anmerckungen. 1. Paulus zeiget an, daß seine Dancksa- 2. Weil Paulus nicht allein den Tag hin- 3. Man siehet hieraus, wie man nicht mü- 4. So weit ein Christ im Glauben und in V. 11. 1. Er aber GOtt (autos de o Theos, GOtt selbst
Cap. 3. v. 8. 9. 10. 11. an die Theſſalonicher. [Spaltenumbruch]
den koͤnne, ſehen wir an Jacob, da er die erfreu-liche Nachricht von ſeinem ſchon laͤngſt fuͤr ver- lohren gehaltenen Sohn Joſeph bekam. Denn da heißt es 1 B. Moſ. 45, 27. Da ſagten ſie (die uͤbrigen Bruͤder) ihm alle Worte Jo- ſephs, die er zu ihnen geſaget hatte. Und da er ſahe die Wagen, die ihm Joſeph ge- ſandt hatte ihn zu fuͤhren, ward der Geiſt Jacobs, ihres Vaters, lebendig. u. ſ. w. 2. Ein anders iſt ſtille ſtehen, ein anders 3. Durch den Beyſatz im HErrn, im V. 9. Denn was fuͤr einen Danck koͤnnen wir Anmerckungen. 1. Die Eigenſchaft und Pflicht eines recht- 2. Die wahre geiſtliche Freude chara- V. 10. Wir bitten Tag und Nacht faſt Anmerckungen. 1. Paulus zeiget an, daß ſeine Danckſa- 2. Weil Paulus nicht allein den Tag hin- 3. Man ſiehet hieraus, wie man nicht muͤ- 4. So weit ein Chriſt im Glauben und in V. 11. 1. Er aber GOtt (ἀυτὸς δὲ ὁ Θεὸς, GOtt ſelbſt
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So viel man aus der Hiſtorie des Lebens<lb/> und der Verrichtung Pauli ſehen kan, iſt er ſei-<lb/> nes Wunſches, die Theſſalonicher zu ſehen und<lb/> zu ſtaͤrcken, erſt im fuͤnften Jahr darauf geweh-<lb/> ret worden, nemlich im Jahr Chriſti 57. da er<lb/> den Brief im Jahr 52. geſchrieben batte. Denn<lb/> da iſt er nach Macedonien, und alſo wol ohne<lb/> Zweifel darinn nach der Haupt-Stadt Theſſa-<lb/> lonich gekommen, Ap. Geſch. 20, 2. 1 Cor. 16,<lb/> 5. u. f.</p><lb/> <p>4. So weit ein Chriſt im Glauben und in<lb/> der Liebe auch immermehr gekommen ſeyn mag,<lb/> ſo findet ſich doch noch immer ein ſolcher Man-<lb/> gel, daß er noch mehr zu wachſen hat. 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Cap. 3. v. 8. 9. 10. 11. an die Theſſalonicher.
den koͤnne, ſehen wir an Jacob, da er die erfreu-
liche Nachricht von ſeinem ſchon laͤngſt fuͤr ver-
lohren gehaltenen Sohn Joſeph bekam. Denn
da heißt es 1 B. Moſ. 45, 27. Da ſagten ſie
(die uͤbrigen Bruͤder) ihm alle Worte Jo-
ſephs, die er zu ihnen geſaget hatte. Und
da er ſahe die Wagen, die ihm Joſeph ge-
ſandt hatte ihn zu fuͤhren, ward der Geiſt
Jacobs, ihres Vaters, lebendig. u. ſ. w.
2. Ein anders iſt ſtille ſtehen, ein anders
ſtehen, und zwar im HErrn. Jenes ſtehet
dem Wachsthum entgegen, und muß ſich im
Chriſtenthum nicht finden: und wo es ſich fin-
det, und dazu nicht erkannt wird, da ziehet es ge-
meiniglich einen Zuruͤckgang nach ſich; und un-
terwirft den Menſchen auch vieler Gefahr, wel-
cher er nicht gewachſen iſt. Dieſes aber, das
ſtehen im HErrn, iſt nicht allein dem fallen,
ſondern auch dem Wancken entgegen geſetzet,
und zeiget eine rechte Veſtigkeit an, welche eine
Beſtaͤndigkeit mit ſich fuͤhret. Dazu ermahnet
Paulus unter andern 1 Cor. 15, 58. Meine lie-
ben Bruͤder, ſeyd veſte und unbeweglich u.
ſ. w. c. 16, 13. Wachet, ſtehet im Glauben,
ſeyd maͤnnlich und ſeyd ſtarck.
3. Durch den Beyſatz im HErrn, im
HErrn, (dadurch Chriſtus verſtanden wird,)
ſtehen, wird der veſte Grund angezeiget, darinn
und darauf man unbeweglich bleibet. Denn
was ein gutes ſteinernes Fundament iſt einem
Gebaͤude, ein guter fruchtbarer Boden einem
Baume, das iſt Chriſtus einer glaͤubigen Seele.
Darum Paulus den Epheſern wuͤnſchet, daß ſie
durch den Glauben und durch die Liebe moͤchten
immer mehr eingewurtzelt und gegruͤndet werden
in und auf Chriſtum c. 3, 17. 18. Siehe auch
Col. 4, 12.
V. 9.
Denn was fuͤr einen Danck koͤnnen wir
GOtt vergelten fuͤr alle dieſe Freude, die
wir haben von euch (δὶ ὑμᾶς, eurenthalben)
vor unſerm GOtt?
Anmerckungen.
1. Die Eigenſchaft und Pflicht eines recht-
ſchafnen Lehrers iſt, daß er von den Fruͤchten
ſeines Amts ſich ſelbſt nichts, ſondern durch eine
demuͤthige Danckſagung alles eintzig und allein
GOtt zuſchreibet, und fuͤr ſich es genug ſeyn laſſe,
daß er Freude und Erquickung davon hat.
2. Die wahre geiſtliche Freude chara-
cteriſiret und unterſcheidet ſich von der irdi-
ſchen durch eine dreyfache Eigenſchaft. Denn
ſie entſtehet uͤber eine geiſtliche und zur Ehre Got-
tes gereichende Sache: und ſie gereichet zum
Lobe GOttes, wird auch vor GOtt, in deſſen
Gegenwart mit gutem Gewiſſen, in aller Lau-
terkeit genoſſen. Dieſes finden wir alhie an der
Freude Pauli. Denn er freuete ſich uͤber den
geiſtlichen Wohlſtand der Theſſalonicher
vor GOtt, und zwar alſo, daß er daher GOtt
danckete. Hingegen wird bey einer irdiſchen
Welt-Freude GOtt aus den Augen geſetzet und
ſein Name verunehret.
V. 10.
Wir bitten Tag und Nacht faſt
ſehr (ὑπερ` ἐκ περισσου῀, uͤber die maßen ſehre)
daß wir ſehen moͤgen euer Angeſicht, und
erſtatten, ſo etwas mangelt an eurem Glau-
ben (Gr. Die Maͤngel eures Glaubens zu er-
gaͤntzen, nemlich durch unſern Unterricht, auch
durch unſere Aufmunterung in allem dem, was
zum Glauben und rechtſchafnen Weſen ge-
hoͤret.)
Anmerckungen.
1. Paulus zeiget an, daß ſeine Danckſa-
gung mit der Bitte, daß GOtt doch ſeinen Weg
bald wieder zu den Theſſalonicenſern richten
moͤchte, ſey verknuͤpfet geweſen: wie denn Bitte
und Danckſagung gemeiniglich im Gebete mit
einander verbunden zu ſeyn pflegen.
2. Weil Paulus nicht allein den Tag hin-
durch zum oͤftern gebetet, ſondern auch das Ge-
bet in den nach der Hebraͤiſchen Mund-Art zur
Nacht gerechneten Abend-und Morgen-Stun-
den geuͤbet hat, auch wohl, wenn er ſchlafloſe
Naͤchte, oder doch darinn manche ſchlafloſe
Stunden gehabt hat, dieſelbe gleichfals guten
theils im Gebete zugebracht; ſo ſpricht er mit
Recht, er habe Tag und Nacht gebetet.
3. Man ſiehet hieraus, wie man nicht muͤ-
de werden ſoll, um eine zur Ehre GOttes und
zu vielem Heil der Seelen gereichende Sache,
bey GOtt im Gebet anzuhalten. Und geſetzet
auch, daß die gewuͤnſchte Sache nicht erbeten
werde, oder nicht erfolge, ſo iſt das Gebet
ſelbſt doch in Chriſto ein angenehmes Opfer, und
wird in andern Stuͤcken nicht unerhoͤret blei-
ben. So viel man aus der Hiſtorie des Lebens
und der Verrichtung Pauli ſehen kan, iſt er ſei-
nes Wunſches, die Theſſalonicher zu ſehen und
zu ſtaͤrcken, erſt im fuͤnften Jahr darauf geweh-
ret worden, nemlich im Jahr Chriſti 57. da er
den Brief im Jahr 52. geſchrieben batte. Denn
da iſt er nach Macedonien, und alſo wol ohne
Zweifel darinn nach der Haupt-Stadt Theſſa-
lonich gekommen, Ap. Geſch. 20, 2. 1 Cor. 16,
5. u. f.
4. So weit ein Chriſt im Glauben und in
der Liebe auch immermehr gekommen ſeyn mag,
ſo findet ſich doch noch immer ein ſolcher Man-
gel, daß er noch mehr zu wachſen hat. Denn
was koͤnnen wir uns wol fuͤr einen geſegnetern
Zuſtand vorſtellen, als den, welchen der Apoſtel
an den Theſſalonichern in Anſehung ihres Glau-
bens und ihrer Liebe, auch Hoffnung und Ge-
duld, ſo hoch ruͤhmet c. 1, 3. 4. 5. u. ſ. w. c. 2, 13.
14. 19. 20. c. 3, 6. 7. nichts deſtoweniger aber
haͤlt er dafuͤr, daß bey ihnen noch mancher Man-
gel, obgleich bey dem einen mehr, als bey dem
andern, zu finden und zu ergaͤntzen ſey: wie er
denn auch daher c. 4. und 5. manche gute Erin-
nerung hinzu thut. Dergleichen ſchreibet er
auch an die gleichfals ſonſt ſehr geruͤhmte glaͤubi-
gen Roͤmer c. 1, 10. u. ſ. w. c. 15, 22. 23.
V. 11.
1. Er aber GOtt (ἀυτὸς δὲ ὁ Θεὸς, GOtt
ſelbſt
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