Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite
Cap. 11. v. 14-19. an die Hebräer.
[Spaltenumbruch]
V. 14. 15.

Denn die solches sagen, die geben (nach
dem Nachdruck ihrer Worte und mit der Bezeu-
gung ihres Lebens) zu verstehen, daß sie ein
Vaterland suchen
(weil sie es nemlich also sa-
gen, wie es ihnen auch wircklich ums Hertz ist,
und, daß sie etwas ewiges durch den Glauben su-
chen, mit Verleugnung des irdischen beweisen:
Hingegen ist es schlimm genug, wenn einer mit
dem Munde zwar seine Fremdlingschaft beken-
net, aber mit dem Hertzen doch bekleben, ja
gleichsam recht angeklammert bleibet.) Und
zwar, wo sie das
(was sie von ihrer Fremdling-
schaft gesaget, und damit ihr Verlangen nach
dem Vaterlande bezeuget haben) gemeynet
hätten,
(von dem irdischen Vaterlande) von
welchem sie waren ausgezogen, hatten sie
ja Zeit wieder um zu kehren.
(also daß es kei-
nes langen Wartens gebrauchet hätt.)

V. 16.

Nun aber (da sie nicht wieder zu dem irdi-
schen Vaterlande umgekehret sind) begehren
sie
(ihrem in der heiligen Schrift hinterlassenen
Zeugnisse nach) eines bessern, nemlich eines
himmlischen. Darum
(da sie sich eine hohe
Ehre und Würde daraus gemachet haben, Got-
tes gläubige Anbeter und Diener zu seyn) schä-
met sich GOtt ihrer nicht
(ob er gleich von
unendlicher Majestät und Herrlichkeit ist, sie a-
ber sündigende Menschen waren) zu heissen
ihr GOtt
(nach der Kraft des mit ihnen ge-
machten Gnaden-Bundes.) Denn er hat ih-
nen
(und allen ihren gläubigen Nachfolgern)
eine Stadt (das himmlische Jerusalem im
himmlischen Vaterlande) zubereitet (und da-
mit genugsam bezeuget, wie lieb und wehrt er sie
halte.)

Anmerckung.

Paulus siehet mit den mittlern Worten
dieses Verses eigentlich auf den Ort 2 B. Mos.
3, 6. da der Sohn GOttes, als der Engel des
HErrn, zu Mose sagte: Jch bin der GOtt
deines Vaters, der GOtt Abraham, der
GOtt Jsaac und der GOtt Jacob.
Aus
welchen Worten unser Heyland Matth. 22, 32.
den Schluß machet, daß, da GOTT nicht ein
GOTT der Todten, sondern der Lebendigen
sey, diese bey ihm lebten, auch dem Leibe nach
zum Leben auferstehen würden. Wie sich GOtt
schon vorher dem Abraham, dem Jsaac und dem
Jacob im Gnaden-Bunde zu seinem GOTT er-
kläret habe, sehe man 1 B. Mos. 17, 7. c. 26, 2.
u. f. v. 24. c. 28, 13. c. 32, 9.

V. 17. 18. 19.

Durch den Glauben opferte Abraham
(theils seinem Vorsatze nach, theils in der That
selbst, da auf seiner Seite zur Vollziehung der
völligen Opferung nichts fehlete) den Jsaac,
da er versuchet ward
(da von GOTT selbst
eine so starcke Glaubens-Probe von ihm gefo-
fert ward,) und gab dahin den eingebor-
nen, da er schon die Verheissung empfan-
gen hatte,
(daß sich durch ihn seine Nachkom-
[Spaltenumbruch] men unzehlbar ausbreiten solten, ja auch der
Welt-Heyland zum Segen aller Völcker aus
ihnen solte geboren werden) von welchem ge-
saget ward: Jn Jsaac wird dir der Sa-
me geheissen werden
(1 B. Mos. 21, 12.) und
dachte, GOTT kan
(ihn) auch wol von den
Todten aufwecken
(wenn er wird geopfert
und zu Pulver verbrant seyn; sintemal er von
solchen Eltern kam, welche zur Erzeugung eines
Kindes gleichsam schon erstorben waren v. 12.)
daher er auch ihn zum Vorbilde (wie des
Todes, also auch der Auferstehung Christi) wie-
dernahm.
1 B. Mos. 22.)

Anmerckungen.

1. Es war kein geringes, einen Sohn zu
opfern, der da war a. so lange verheissen und so
lange vergeblich erwartet; aber b. endlich durch
eine übernatürlicher weise empfangene Zeugens-
Kraft überkommen: und daher c. überaus lieb:
der auch d. der eintzige blieb, also, daß die vä-
terliche Liebe auf mehrere Kinder nicht zertheilet
wurde: und sonderlich von dem e. die Verheis-
sung gegeben war, daß nicht allein durch ihn die-
Nachkommen sich in gantz unzehlbarer Menge
solten ausbreiten; sondern auch von dem der
Meßias selbst der menschlichen Natur nach, zum
Segen aller Völcker solle herstammen. War
es nun eine grosse Glaubens-Probe, den verheis-
senen Sohn von einem beyderseits Eltern zum
Kinderzeugen gleichsam schon erstorbenen Leibe
gewiß zu hoffen und zu empfangen: so war sie
gewiß noch grösser, und recht Heroisch, den Sohn
zum Brandopfer nicht allein dahin zu geben, son-
dern auch selbst an ihn die Hand zu legen, und
doch an der Erfüllung der Verheissung nicht zu
zu zweifeln.

2. Gleichwie es offenbar ist, daß Jsaac ein
Vorbild von Christo gewesen: also stehet die
Vergleichung eines mit dem andern sonderlich
darinnen, daß, was dem Jsaac mit der Aufopfe-
rung und der gleich darauf wieder erfolgten Dar-
stellung geschehen ist, Christi wircklichen Tod
und Auferstehung repraesentiret habe. War
die Aufopferung mit Jsaac gleich nicht wircklich
vollzogen, so war er doch dem Vater schon so
gut, als abgestorben; als der sich dazu auf dem
Befehl GOttes völlig entschlossen hatte. Nichts
destoweniger aber blieb doch bey ihm die Ver-
heissung, daß er solte der Stamm unzehliger
Menschen und selbst des Meßiä seyn, veste ste-
hen; und folglich hielte er dafür, GOTT wür-
de ihn wieder auferwecken. Daher denn auch
die unversehrte Widerdarstellung des in seinem
Sinne schon so gut, als schon gestorbenen Soh-
nes ein Vorbild der Auferstehung Christi seyn
mußte; gleichwie die anbefohlne Aufopferung
den Versöhnungs-Tod Christi repraesentiret
hatte.

3. Und hiebey hat man auch den merckli-
chen Umstand der Zeit vom dritten Tage
nicht aus der Acht zu lassen. Denn so bald dem
Abraham angesaget wurde den Sohn, wie ein
gemeines Opfer-Vieh zu tödten und zu opfern,
fassete er sofort den vesten Entschluß, diesen Be-

fehl
C c c 2
Cap. 11. v. 14-19. an die Hebraͤer.
[Spaltenumbruch]
V. 14. 15.

Denn die ſolches ſagen, die geben (nach
dem Nachdruck ihrer Worte und mit der Bezeu-
gung ihres Lebens) zu verſtehen, daß ſie ein
Vaterland ſuchen
(weil ſie es nemlich alſo ſa-
gen, wie es ihnen auch wircklich ums Hertz iſt,
und, daß ſie etwas ewiges durch den Glauben ſu-
chen, mit Verleugnung des irdiſchen beweiſen:
Hingegen iſt es ſchlimm genug, wenn einer mit
dem Munde zwar ſeine Fremdlingſchaft beken-
net, aber mit dem Hertzen doch bekleben, ja
gleichſam recht angeklammert bleibet.) Und
zwar, wo ſie das
(was ſie von ihrer Fremdling-
ſchaft geſaget, und damit ihr Verlangen nach
dem Vaterlande bezeuget haben) gemeynet
haͤtten,
(von dem irdiſchen Vaterlande) von
welchem ſie waren ausgezogen, hatten ſie
ja Zeit wieder um zu kehren.
(alſo daß es kei-
nes langen Wartens gebrauchet haͤtt.)

V. 16.

Nun aber (da ſie nicht wieder zu dem irdi-
ſchen Vaterlande umgekehret ſind) begehren
ſie
(ihrem in der heiligen Schrift hinterlaſſenen
Zeugniſſe nach) eines beſſern, nemlich eines
himmliſchen. Darum
(da ſie ſich eine hohe
Ehre und Wuͤrde daraus gemachet haben, Got-
tes glaͤubige Anbeter und Diener zu ſeyn) ſchaͤ-
met ſich GOtt ihrer nicht
(ob er gleich von
unendlicher Majeſtaͤt und Herrlichkeit iſt, ſie a-
ber ſuͤndigende Menſchen waren) zu heiſſen
ihr GOtt
(nach der Kraft des mit ihnen ge-
machten Gnaden-Bundes.) Denn er hat ih-
nen
(und allen ihren glaͤubigen Nachfolgern)
eine Stadt (das himmliſche Jeruſalem im
himmliſchen Vaterlande) zubereitet (und da-
mit genugſam bezeuget, wie lieb und wehrt er ſie
halte.)

Anmerckung.

Paulus ſiehet mit den mittlern Worten
dieſes Verſes eigentlich auf den Ort 2 B. Moſ.
3, 6. da der Sohn GOttes, als der Engel des
HErrn, zu Moſe ſagte: Jch bin der GOtt
deines Vaters, der GOtt Abraham, der
GOtt Jſaac und der GOtt Jacob.
Aus
welchen Worten unſer Heyland Matth. 22, 32.
den Schluß machet, daß, da GOTT nicht ein
GOTT der Todten, ſondern der Lebendigen
ſey, dieſe bey ihm lebten, auch dem Leibe nach
zum Leben auferſtehen wuͤrden. Wie ſich GOtt
ſchon vorher dem Abraham, dem Jſaac und dem
Jacob im Gnaden-Bunde zu ſeinem GOTT er-
klaͤret habe, ſehe man 1 B. Moſ. 17, 7. c. 26, 2.
u. f. v. 24. c. 28, 13. c. 32, 9.

V. 17. 18. 19.

Durch den Glauben opferte Abraham
(theils ſeinem Vorſatze nach, theils in der That
ſelbſt, da auf ſeiner Seite zur Vollziehung der
voͤlligen Opferung nichts fehlete) den Jſaac,
da er verſuchet ward
(da von GOTT ſelbſt
eine ſo ſtarcke Glaubens-Probe von ihm gefo-
fert ward,) und gab dahin den eingebor-
nen, da er ſchon die Verheiſſung empfan-
gen hatte,
(daß ſich durch ihn ſeine Nachkom-
[Spaltenumbruch] men unzehlbar ausbreiten ſolten, ja auch der
Welt-Heyland zum Segen aller Voͤlcker aus
ihnen ſolte geboren werden) von welchem ge-
ſaget ward: Jn Jſaac wird dir der Sa-
me geheiſſen werden
(1 B. Moſ. 21, 12.) und
dachte, GOTT kan
(ihn) auch wol von den
Todten aufwecken
(wenn er wird geopfert
und zu Pulver verbrant ſeyn; ſintemal er von
ſolchen Eltern kam, welche zur Erzeugung eines
Kindes gleichſam ſchon erſtorben waren v. 12.)
daher er auch ihn zum Vorbilde (wie des
Todes, alſo auch der Auferſtehung Chriſti) wie-
dernahm.
1 B. Moſ. 22.)

Anmerckungen.

1. Es war kein geringes, einen Sohn zu
opfern, der da war a. ſo lange verheiſſen und ſo
lange vergeblich erwartet; aber b. endlich durch
eine uͤbernatuͤrlicher weiſe empfangene Zeugens-
Kraft uͤberkommen: und daher c. uͤberaus lieb:
der auch d. der eintzige blieb, alſo, daß die vaͤ-
terliche Liebe auf mehrere Kinder nicht zertheilet
wurde: und ſonderlich von dem e. die Verheiſ-
ſung gegeben war, daß nicht allein durch ihn die-
Nachkommen ſich in gantz unzehlbarer Menge
ſolten ausbreiten; ſondern auch von dem der
Meßias ſelbſt der menſchlichen Natur nach, zum
Segen aller Voͤlcker ſolle herſtammen. War
es nun eine groſſe Glaubens-Probe, den verheiſ-
ſenen Sohn von einem beyderſeits Eltern zum
Kinderzeugen gleichſam ſchon erſtorbenen Leibe
gewiß zu hoffen und zu empfangen: ſo war ſie
gewiß noch groͤſſer, und recht Heroiſch, den Sohn
zum Brandopfer nicht allein dahin zu geben, ſon-
dern auch ſelbſt an ihn die Hand zu legen, und
doch an der Erfuͤllung der Verheiſſung nicht zu
zu zweifeln.

2. Gleichwie es offenbar iſt, daß Jſaac ein
Vorbild von Chriſto geweſen: alſo ſtehet die
Vergleichung eines mit dem andern ſonderlich
darinnen, daß, was dem Jſaac mit der Aufopfe-
rung und der gleich darauf wieder erfolgten Dar-
ſtellung geſchehen iſt, Chriſti wircklichen Tod
und Auferſtehung repræſentiret habe. War
die Aufopferung mit Jſaac gleich nicht wircklich
vollzogen, ſo war er doch dem Vater ſchon ſo
gut, als abgeſtorben; als der ſich dazu auf dem
Befehl GOttes voͤllig entſchloſſen hatte. Nichts
deſtoweniger aber blieb doch bey ihm die Ver-
heiſſung, daß er ſolte der Stamm unzehliger
Menſchen und ſelbſt des Meßiaͤ ſeyn, veſte ſte-
hen; und folglich hielte er dafuͤr, GOTT wuͤr-
de ihn wieder auferwecken. Daher denn auch
die unverſehrte Widerdarſtellung des in ſeinem
Sinne ſchon ſo gut, als ſchon geſtorbenen Soh-
nes ein Vorbild der Auferſtehung Chriſti ſeyn
mußte; gleichwie die anbefohlne Aufopferung
den Verſoͤhnungs-Tod Chriſti repræſentiret
hatte.

3. Und hiebey hat man auch den merckli-
chen Umſtand der Zeit vom dritten Tage
nicht aus der Acht zu laſſen. Denn ſo bald dem
Abraham angeſaget wurde den Sohn, wie ein
gemeines Opfer-Vieh zu toͤdten und zu opfern,
faſſete er ſofort den veſten Entſchluß, dieſen Be-

fehl
C c c 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0389" n="387"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Cap. 11. v. 14-19. an die Hebra&#x0364;er.</hi> </fw><lb/>
              <cb/>
            </div>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">V. 14. 15.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Denn die &#x017F;olches &#x017F;agen, die geben</hi> (nach<lb/>
dem Nachdruck ihrer Worte und mit der Bezeu-<lb/>
gung ihres Lebens) <hi rendition="#fr">zu ver&#x017F;tehen, daß &#x017F;ie ein<lb/>
Vaterland &#x017F;uchen</hi> (weil &#x017F;ie es nemlich al&#x017F;o &#x017F;a-<lb/>
gen, wie es ihnen auch wircklich ums Hertz i&#x017F;t,<lb/>
und, daß &#x017F;ie etwas ewiges durch den Glauben &#x017F;u-<lb/>
chen, mit Verleugnung des irdi&#x017F;chen bewei&#x017F;en:<lb/>
Hingegen i&#x017F;t es &#x017F;chlimm genug, wenn einer mit<lb/>
dem Munde zwar &#x017F;eine Fremdling&#x017F;chaft beken-<lb/>
net, aber mit dem Hertzen doch bekleben, ja<lb/>
gleich&#x017F;am recht angeklammert bleibet.) <hi rendition="#fr">Und<lb/>
zwar, wo &#x017F;ie das</hi> (was &#x017F;ie von ihrer Fremdling-<lb/>
&#x017F;chaft ge&#x017F;aget, und damit ihr Verlangen nach<lb/>
dem Vaterlande bezeuget haben) <hi rendition="#fr">gemeynet<lb/>
ha&#x0364;tten,</hi> (von dem irdi&#x017F;chen Vaterlande) <hi rendition="#fr">von<lb/>
welchem &#x017F;ie waren ausgezogen, hatten &#x017F;ie<lb/>
ja Zeit wieder um zu kehren.</hi> (al&#x017F;o daß es kei-<lb/>
nes langen Wartens gebrauchet ha&#x0364;tt.)</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">V. 16.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Nun aber</hi> (da &#x017F;ie nicht wieder zu dem irdi-<lb/>
&#x017F;chen Vaterlande umgekehret &#x017F;ind) <hi rendition="#fr">begehren<lb/>
&#x017F;ie</hi> (ihrem in der heiligen Schrift hinterla&#x017F;&#x017F;enen<lb/>
Zeugni&#x017F;&#x017F;e nach) <hi rendition="#fr">eines be&#x017F;&#x017F;ern, nemlich eines<lb/>
himmli&#x017F;chen. Darum</hi> (da &#x017F;ie &#x017F;ich eine hohe<lb/>
Ehre und Wu&#x0364;rde daraus gemachet haben, Got-<lb/>
tes gla&#x0364;ubige Anbeter und Diener zu &#x017F;eyn) <hi rendition="#fr">&#x017F;cha&#x0364;-<lb/>
met &#x017F;ich GOtt ihrer nicht</hi> (ob er gleich von<lb/>
unendlicher Maje&#x017F;ta&#x0364;t und Herrlichkeit i&#x017F;t, &#x017F;ie a-<lb/>
ber &#x017F;u&#x0364;ndigende Men&#x017F;chen waren) <hi rendition="#fr">zu hei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ihr GOtt</hi> (nach der Kraft des mit ihnen ge-<lb/>
machten Gnaden-Bundes.) <hi rendition="#fr">Denn er hat ih-<lb/>
nen</hi> (und allen ihren gla&#x0364;ubigen Nachfolgern)<lb/><hi rendition="#fr">eine Stadt</hi> (das himmli&#x017F;che Jeru&#x017F;alem im<lb/>
himmli&#x017F;chen Vaterlande) <hi rendition="#fr">zubereitet</hi> (und da-<lb/>
mit genug&#x017F;am bezeuget, wie lieb und wehrt er &#x017F;ie<lb/>
halte.)</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckung.</hi> </head><lb/>
              <p>Paulus &#x017F;iehet mit den mittlern Worten<lb/>
die&#x017F;es Ver&#x017F;es eigentlich auf den Ort 2 B. Mo&#x017F;.<lb/>
3, 6. da der Sohn GOttes, als der Engel des<lb/>
HErrn, zu Mo&#x017F;e &#x017F;agte: <hi rendition="#fr">Jch bin der GOtt<lb/>
deines Vaters, der GOtt Abraham, der<lb/>
GOtt J&#x017F;aac und der GOtt Jacob.</hi> Aus<lb/>
welchen Worten un&#x017F;er Heyland Matth. 22, 32.<lb/>
den Schluß machet, daß, da GOTT nicht ein<lb/>
GOTT der Todten, &#x017F;ondern der Lebendigen<lb/>
&#x017F;ey, die&#x017F;e bey ihm lebten, auch dem Leibe nach<lb/>
zum Leben aufer&#x017F;tehen wu&#x0364;rden. Wie &#x017F;ich GOtt<lb/>
&#x017F;chon vorher dem Abraham, dem J&#x017F;aac und dem<lb/>
Jacob im Gnaden-Bunde zu &#x017F;einem GOTT er-<lb/>
kla&#x0364;ret habe, &#x017F;ehe man 1 B. Mo&#x017F;. 17, 7. c. 26, 2.<lb/>
u. f. v. 24. c. 28, 13. c. 32, 9.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">V. 17. 18. 19.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Durch den Glauben opferte Abraham</hi><lb/>
(theils &#x017F;einem Vor&#x017F;atze nach, theils in der That<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, da auf &#x017F;einer Seite zur Vollziehung der<lb/>
vo&#x0364;lligen Opferung nichts fehlete) <hi rendition="#fr">den J&#x017F;aac,<lb/>
da er ver&#x017F;uchet ward</hi> (da von GOTT &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
eine &#x017F;o &#x017F;tarcke Glaubens-Probe von ihm gefo-<lb/>
fert ward,) <hi rendition="#fr">und gab dahin den eingebor-<lb/>
nen, da er &#x017F;chon die Verhei&#x017F;&#x017F;ung empfan-<lb/>
gen hatte,</hi> (daß &#x017F;ich durch ihn &#x017F;eine Nachkom-<lb/><cb/>
men unzehlbar ausbreiten &#x017F;olten, ja auch der<lb/>
Welt-Heyland zum Segen aller Vo&#x0364;lcker aus<lb/>
ihnen &#x017F;olte geboren werden) <hi rendition="#fr">von welchem ge-<lb/>
&#x017F;aget ward: Jn J&#x017F;aac wird dir der Sa-<lb/>
me gehei&#x017F;&#x017F;en werden</hi> (1 B. Mo&#x017F;. 21, 12.) <hi rendition="#fr">und<lb/>
dachte, GOTT kan</hi> (ihn) <hi rendition="#fr">auch wol von den<lb/>
Todten aufwecken</hi> (wenn er wird geopfert<lb/>
und zu Pulver verbrant &#x017F;eyn; &#x017F;intemal er von<lb/>
&#x017F;olchen Eltern kam, welche zur Erzeugung eines<lb/>
Kindes gleich&#x017F;am &#x017F;chon er&#x017F;torben waren v. 12.)<lb/><hi rendition="#fr">daher er auch ihn zum Vorbilde</hi> (wie des<lb/>
Todes, al&#x017F;o auch der Aufer&#x017F;tehung Chri&#x017F;ti) <hi rendition="#fr">wie-<lb/>
dernahm.</hi> 1 B. Mo&#x017F;. 22.)</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <p>1. Es war kein geringes, einen Sohn zu<lb/>
opfern, der da war <hi rendition="#aq">a.</hi> &#x017F;o lange verhei&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;o<lb/>
lange vergeblich erwartet; aber <hi rendition="#aq">b.</hi> endlich durch<lb/>
eine u&#x0364;bernatu&#x0364;rlicher wei&#x017F;e empfangene Zeugens-<lb/>
Kraft u&#x0364;berkommen: und daher <hi rendition="#aq">c.</hi> u&#x0364;beraus lieb:<lb/>
der auch <hi rendition="#aq">d.</hi> der eintzige blieb, al&#x017F;o, daß die va&#x0364;-<lb/>
terliche Liebe auf mehrere Kinder nicht zertheilet<lb/>
wurde: und &#x017F;onderlich von dem <hi rendition="#aq">e.</hi> die Verhei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ung gegeben war, daß nicht allein durch ihn die-<lb/>
Nachkommen &#x017F;ich in gantz unzehlbarer Menge<lb/>
&#x017F;olten ausbreiten; &#x017F;ondern auch von dem der<lb/>
Meßias &#x017F;elb&#x017F;t der men&#x017F;chlichen Natur nach, zum<lb/>
Segen aller Vo&#x0364;lcker &#x017F;olle her&#x017F;tammen. War<lb/>
es nun eine gro&#x017F;&#x017F;e Glaubens-Probe, den verhei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;enen Sohn von einem beyder&#x017F;eits Eltern zum<lb/>
Kinderzeugen gleich&#x017F;am &#x017F;chon er&#x017F;torbenen Leibe<lb/>
gewiß zu hoffen und zu empfangen: &#x017F;o war &#x017F;ie<lb/>
gewiß noch gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, und recht Heroi&#x017F;ch, den Sohn<lb/>
zum Brandopfer nicht allein dahin zu geben, &#x017F;on-<lb/>
dern auch &#x017F;elb&#x017F;t an ihn die Hand zu legen, und<lb/>
doch an der Erfu&#x0364;llung der Verhei&#x017F;&#x017F;ung nicht zu<lb/>
zu zweifeln.</p><lb/>
              <p>2. Gleichwie es offenbar i&#x017F;t, daß J&#x017F;aac ein<lb/>
Vorbild von Chri&#x017F;to gewe&#x017F;en: al&#x017F;o &#x017F;tehet die<lb/>
Vergleichung eines mit dem andern &#x017F;onderlich<lb/>
darinnen, daß, was dem J&#x017F;aac mit der Aufopfe-<lb/>
rung und der gleich darauf wieder erfolgten Dar-<lb/>
&#x017F;tellung ge&#x017F;chehen i&#x017F;t, Chri&#x017F;ti wircklichen Tod<lb/>
und Aufer&#x017F;tehung <hi rendition="#aq">repræ&#x017F;entiret</hi> habe. War<lb/>
die Aufopferung mit J&#x017F;aac gleich nicht wircklich<lb/>
vollzogen, &#x017F;o war er doch dem Vater &#x017F;chon &#x017F;o<lb/>
gut, als abge&#x017F;torben; als der &#x017F;ich dazu auf dem<lb/>
Befehl GOttes vo&#x0364;llig ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en hatte. Nichts<lb/>
de&#x017F;toweniger aber blieb doch bey ihm die Ver-<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;ung, daß er &#x017F;olte der Stamm unzehliger<lb/>
Men&#x017F;chen und &#x017F;elb&#x017F;t des Meßia&#x0364; &#x017F;eyn, ve&#x017F;te &#x017F;te-<lb/>
hen; und folglich hielte er dafu&#x0364;r, GOTT wu&#x0364;r-<lb/>
de ihn wieder auferwecken. Daher denn auch<lb/>
die unver&#x017F;ehrte Widerdar&#x017F;tellung des in &#x017F;einem<lb/>
Sinne &#x017F;chon &#x017F;o gut, als &#x017F;chon ge&#x017F;torbenen Soh-<lb/>
nes ein Vorbild der Aufer&#x017F;tehung Chri&#x017F;ti &#x017F;eyn<lb/>
mußte; gleichwie die anbefohlne Aufopferung<lb/>
den Ver&#x017F;o&#x0364;hnungs-Tod Chri&#x017F;ti <hi rendition="#aq">repræ&#x017F;entiret</hi><lb/>
hatte.</p><lb/>
              <p>3. Und hiebey hat man auch den merckli-<lb/>
chen <hi rendition="#fr">Um&#x017F;tand der Zeit</hi> vom <hi rendition="#fr">dritten Tage</hi><lb/>
nicht aus der Acht zu la&#x017F;&#x017F;en. Denn &#x017F;o bald dem<lb/>
Abraham ange&#x017F;aget wurde den Sohn, wie ein<lb/>
gemeines Opfer-Vieh zu to&#x0364;dten und zu opfern,<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;ete er &#x017F;ofort den ve&#x017F;ten Ent&#x017F;chluß, die&#x017F;en Be-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C c c 2</fw><fw place="bottom" type="catch">fehl</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[387/0389] Cap. 11. v. 14-19. an die Hebraͤer. V. 14. 15. Denn die ſolches ſagen, die geben (nach dem Nachdruck ihrer Worte und mit der Bezeu- gung ihres Lebens) zu verſtehen, daß ſie ein Vaterland ſuchen (weil ſie es nemlich alſo ſa- gen, wie es ihnen auch wircklich ums Hertz iſt, und, daß ſie etwas ewiges durch den Glauben ſu- chen, mit Verleugnung des irdiſchen beweiſen: Hingegen iſt es ſchlimm genug, wenn einer mit dem Munde zwar ſeine Fremdlingſchaft beken- net, aber mit dem Hertzen doch bekleben, ja gleichſam recht angeklammert bleibet.) Und zwar, wo ſie das (was ſie von ihrer Fremdling- ſchaft geſaget, und damit ihr Verlangen nach dem Vaterlande bezeuget haben) gemeynet haͤtten, (von dem irdiſchen Vaterlande) von welchem ſie waren ausgezogen, hatten ſie ja Zeit wieder um zu kehren. (alſo daß es kei- nes langen Wartens gebrauchet haͤtt.) V. 16. Nun aber (da ſie nicht wieder zu dem irdi- ſchen Vaterlande umgekehret ſind) begehren ſie (ihrem in der heiligen Schrift hinterlaſſenen Zeugniſſe nach) eines beſſern, nemlich eines himmliſchen. Darum (da ſie ſich eine hohe Ehre und Wuͤrde daraus gemachet haben, Got- tes glaͤubige Anbeter und Diener zu ſeyn) ſchaͤ- met ſich GOtt ihrer nicht (ob er gleich von unendlicher Majeſtaͤt und Herrlichkeit iſt, ſie a- ber ſuͤndigende Menſchen waren) zu heiſſen ihr GOtt (nach der Kraft des mit ihnen ge- machten Gnaden-Bundes.) Denn er hat ih- nen (und allen ihren glaͤubigen Nachfolgern) eine Stadt (das himmliſche Jeruſalem im himmliſchen Vaterlande) zubereitet (und da- mit genugſam bezeuget, wie lieb und wehrt er ſie halte.) Anmerckung. Paulus ſiehet mit den mittlern Worten dieſes Verſes eigentlich auf den Ort 2 B. Moſ. 3, 6. da der Sohn GOttes, als der Engel des HErrn, zu Moſe ſagte: Jch bin der GOtt deines Vaters, der GOtt Abraham, der GOtt Jſaac und der GOtt Jacob. Aus welchen Worten unſer Heyland Matth. 22, 32. den Schluß machet, daß, da GOTT nicht ein GOTT der Todten, ſondern der Lebendigen ſey, dieſe bey ihm lebten, auch dem Leibe nach zum Leben auferſtehen wuͤrden. Wie ſich GOtt ſchon vorher dem Abraham, dem Jſaac und dem Jacob im Gnaden-Bunde zu ſeinem GOTT er- klaͤret habe, ſehe man 1 B. Moſ. 17, 7. c. 26, 2. u. f. v. 24. c. 28, 13. c. 32, 9. V. 17. 18. 19. Durch den Glauben opferte Abraham (theils ſeinem Vorſatze nach, theils in der That ſelbſt, da auf ſeiner Seite zur Vollziehung der voͤlligen Opferung nichts fehlete) den Jſaac, da er verſuchet ward (da von GOTT ſelbſt eine ſo ſtarcke Glaubens-Probe von ihm gefo- fert ward,) und gab dahin den eingebor- nen, da er ſchon die Verheiſſung empfan- gen hatte, (daß ſich durch ihn ſeine Nachkom- men unzehlbar ausbreiten ſolten, ja auch der Welt-Heyland zum Segen aller Voͤlcker aus ihnen ſolte geboren werden) von welchem ge- ſaget ward: Jn Jſaac wird dir der Sa- me geheiſſen werden (1 B. Moſ. 21, 12.) und dachte, GOTT kan (ihn) auch wol von den Todten aufwecken (wenn er wird geopfert und zu Pulver verbrant ſeyn; ſintemal er von ſolchen Eltern kam, welche zur Erzeugung eines Kindes gleichſam ſchon erſtorben waren v. 12.) daher er auch ihn zum Vorbilde (wie des Todes, alſo auch der Auferſtehung Chriſti) wie- dernahm. 1 B. Moſ. 22.) Anmerckungen. 1. Es war kein geringes, einen Sohn zu opfern, der da war a. ſo lange verheiſſen und ſo lange vergeblich erwartet; aber b. endlich durch eine uͤbernatuͤrlicher weiſe empfangene Zeugens- Kraft uͤberkommen: und daher c. uͤberaus lieb: der auch d. der eintzige blieb, alſo, daß die vaͤ- terliche Liebe auf mehrere Kinder nicht zertheilet wurde: und ſonderlich von dem e. die Verheiſ- ſung gegeben war, daß nicht allein durch ihn die- Nachkommen ſich in gantz unzehlbarer Menge ſolten ausbreiten; ſondern auch von dem der Meßias ſelbſt der menſchlichen Natur nach, zum Segen aller Voͤlcker ſolle herſtammen. War es nun eine groſſe Glaubens-Probe, den verheiſ- ſenen Sohn von einem beyderſeits Eltern zum Kinderzeugen gleichſam ſchon erſtorbenen Leibe gewiß zu hoffen und zu empfangen: ſo war ſie gewiß noch groͤſſer, und recht Heroiſch, den Sohn zum Brandopfer nicht allein dahin zu geben, ſon- dern auch ſelbſt an ihn die Hand zu legen, und doch an der Erfuͤllung der Verheiſſung nicht zu zu zweifeln. 2. Gleichwie es offenbar iſt, daß Jſaac ein Vorbild von Chriſto geweſen: alſo ſtehet die Vergleichung eines mit dem andern ſonderlich darinnen, daß, was dem Jſaac mit der Aufopfe- rung und der gleich darauf wieder erfolgten Dar- ſtellung geſchehen iſt, Chriſti wircklichen Tod und Auferſtehung repræſentiret habe. War die Aufopferung mit Jſaac gleich nicht wircklich vollzogen, ſo war er doch dem Vater ſchon ſo gut, als abgeſtorben; als der ſich dazu auf dem Befehl GOttes voͤllig entſchloſſen hatte. Nichts deſtoweniger aber blieb doch bey ihm die Ver- heiſſung, daß er ſolte der Stamm unzehliger Menſchen und ſelbſt des Meßiaͤ ſeyn, veſte ſte- hen; und folglich hielte er dafuͤr, GOTT wuͤr- de ihn wieder auferwecken. Daher denn auch die unverſehrte Widerdarſtellung des in ſeinem Sinne ſchon ſo gut, als ſchon geſtorbenen Soh- nes ein Vorbild der Auferſtehung Chriſti ſeyn mußte; gleichwie die anbefohlne Aufopferung den Verſoͤhnungs-Tod Chriſti repræſentiret hatte. 3. Und hiebey hat man auch den merckli- chen Umſtand der Zeit vom dritten Tage nicht aus der Acht zu laſſen. Denn ſo bald dem Abraham angeſaget wurde den Sohn, wie ein gemeines Opfer-Vieh zu toͤdten und zu opfern, faſſete er ſofort den veſten Entſchluß, dieſen Be- fehl C c c 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/389
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/389>, abgerufen am 22.11.2024.