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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefes Pauli Cap. 13. v. 8. 9.
[Spaltenumbruch]
V. 8.

JEsus Christus gestern (im alten Te-
stament) und heute (im neuen) und derselbe
auch in Ewigkeit.

Anmerckungen.

1. Zuvorderst ist alhier die Verbindung
mit den vorhergehenden Worten wohl zu mer-
cken. Nachdem der Apostel von den Lehrern be-
zeuget hat, daß sie den gläubigen Hebräern das
Wort GOttes gesaget
und ihnen ihren
Glauben
zur Nachfolge so gar käntlich gemacht
hätten, so gedencket er darauf des HErrn JEsu
Christi,
als welcher der Mittel Punct, und
das Haupt-Stück der ihnen von ihren Lehrern
vorgetragenen Lehre gewesen und auf den auch
ihr Glaube gegangen war. Es setzet demnach
Paulus die Worte vom Glauben und von Chri-
sto
unmittelbar zusammen: wie es die Sache
mit sich bringet.

2. Und dieses ist auch eben selbst der Haupt-
Character eines rechtschaffnen Lehrers, wenn
er seiner Gemeine Christum recht prediget,
nemlich also, daß er ihr das grosse Heyl, welches
wir in Christo haben, recht anpreiset, und da-
durch, in Ordnung wahrer Bekehrung, den
Glauben an Christum zu erwecken suchet. Denn
Christum in den Seelen der von ihm erlöseten
Menschen recht und also verklären, daß sie da-
durch von der Welt zu ihm im lebendigen Glauben
bekehret werden, das ist das eigentliche Amt eines
rechtschaffnen Lehrers; als wodurch er erweiset,
daß er das Amt des Christum verklärenden
Heiligen Geistes führet. Joh. 16, 14. 2 Cor 3, 6.
u. f.

3. Die Worte JEsus Christus stehen
zwar oft einzelen, also daß eines bey dem andern,
so nur alleine gesetzet worden, verstanden wird:
sie gehören aber an sich selbst, um solches Verstan-
des willen, aufs genaueste zusammen. Denn
gleichwie das Wort JESUS gehet auf die
Person (die mit solchem Namen doch auch von
ihrem Amte benennet wird) unsers Heylandes,
oder anzeiget, von wem die Rede sey, nemlich von
dem JEsu von Nazaret, welcher zu Betlehem von
der Maria in der Fülle der Zeit ist wahrer Mensch
geboren; so zeiget das Wort Christus sein drey-
faches Mittler-Amt, nemlich das Hohepriesterliche
Prophetische und Königliche, wozu seine mensch-
liche Natur aus der Fülle der göttlichen in der per-
sönlichen Vereinigung ohne Masse ist gesalbet
worden. Und also geben diese beyde Worte die-
sen Satz: JEsus ist Christus, oder der Christ,
das ist, der verheissene Meßias.

4. Da es nun hierauf bey den ersten Chri-
sten, sonderlich bey den gläubigen Hebräern
ankam; so setzet Paulus diese Worte alhier
mit grossem Nachdrucke zu dem vorhergehen-
den Worte vom Glauben. Welchen Nachdruck
uns Johannes erläutert 1 Ep. 5, 1. mit diesem
Ausspruche: Wer da glaubet, daß JEsus
sey der Christ
(der verheissene wahre Meßias)
der ist von GOTT geboren. und v. 5. Wer
ist aber der die Welt überwindet
(und al-
[Spaltenumbruch] so seinen lebendigen Glauben und seine Geburt
aus GOtt dadurch erweiset, nach v. 4.) ohne der
da glaubet, daß JEsus
(ein solcher Meßias
ist, der auch) GOttes Sohn (und also wah-
rer GOtt und Mensch in einer Person) ist.

5. Nun aber war den gläubigen Hebräern
an nichts mehr gelegen, als im Glauben davon
versichert zu seyn, daß alle Verheissungen und
Vorbilder des alten Testaments wären auf den
Meßiam gegangen, und daß sie in dem JEsu von
Nazaret wären zu ihrer Erfüllung gekommen, und
durch solche Erfüllung nach dem alten die neue
Oeconomie des Gnaden-Bundes eingetre-
ten. Da nun eben dieses bisher die Haupt-Sum-
ma dieses gantzen Briefes gewesen war, so fasset
der Apostel dieselbe aufs allerkürtzeste also zusam-
men, daß er spricht: JEsus Christus, gestern
(im alten Testamente nach den Verheissungen
und Vorbildern) und Heute (im neuen, nach
der Erfüllung) und derselbe auch in Ewig-
keit.

6. Es wird aber auch hiermit auf den
Nachdruck des Worts Jehovah gesehen. Denn
gleichwie nach demselben JEsus Christus, Off.
1, 8. von sich selbst saget: Jch bin das A und
das O, der Anfang und das Ende, spricht
der HERR, der da ist, der da war, und
der da kömmt, der Allmächtige:
also heißt
es alhier: JEsus Christus gestern (der da
war) und heute (der da ist) und derselbe in
Ewigkeit
(der da kömmt und ewig seyn wird.)

V. 9.

Lasset euch nicht mit mancherley und
fremden Lehren
(die theils aus dem Juden-
thum, theils aus dem Heidenthum, oder ihrer
Philosophie angenommen und mit den Christli-
chen Glaubens-Lehren vermenget wurden, wie
ein Schiff, das weder Ancker noch Ruder hat)
umtreiben (und von der bisher vorgetragenen
Lehre abführen.) Denn es ist ein köstlich
Ding
(darnach man sich demnach mit Ernst zu
bestreben hat,) daß das Hertz (Verstand und
Wille, und nach beyden Seelen-Kräften das
Gewissen) vest werde (wie ein wohlgegründe-
tes Haus und ein tief und wohl bewurtzelter
Baum:) welches geschiehet durch Gnade
(welche wir nach dem Evangelio aus der Fülle
Christi nehmen Joh. 1, 16) nicht durch Spei-
sen
(Beobachtung des Judischen Ceremonial-
Gesetzes, dazu insonderheit der Unterscheid der
reinen und unreinen Speisen gehörete: Röm.
10, 18. Col. 2, 16.) davon keinen Nutzen ha-
ben, die damit umgehen
(da es an sich selbst
nur dürftige Satzungen sind, Gal. 4, 9. welche
nur bis auf die Zeit der Besserung sind aufgele-
get. Heb. 9, 10.)

Anmerckungen.

1. Der Zusammenhang dieser War-
nung mit den vorhergehenden Versen ist klar
genug. Denn nachdem der Apostel der wah-
ren Lehrer und Lehre von Christo JEsu gedacht,
und es in der ersten Kirche an irrigen Leh-
rern und Lehren nicht fehlete, so warnet er da-
vor.

2. Daß
Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 13. v. 8. 9.
[Spaltenumbruch]
V. 8.

JEſus Chriſtus geſtern (im alten Te-
ſtament) und heute (im neuen) und derſelbe
auch in Ewigkeit.

Anmerckungen.

1. Zuvorderſt iſt alhier die Verbindung
mit den vorhergehenden Worten wohl zu mer-
cken. Nachdem der Apoſtel von den Lehrern be-
zeuget hat, daß ſie den glaͤubigen Hebraͤern das
Wort GOttes geſaget
und ihnen ihren
Glauben
zur Nachfolge ſo gar kaͤntlich gemacht
haͤtten, ſo gedencket er darauf des HErrn JEſu
Chriſti,
als welcher der Mittel Punct, und
das Haupt-Stuͤck der ihnen von ihren Lehrern
vorgetragenen Lehre geweſen und auf den auch
ihr Glaube gegangen war. Es ſetzet demnach
Paulus die Worte vom Glauben und von Chri-
ſto
unmittelbar zuſammen: wie es die Sache
mit ſich bringet.

2. Und dieſes iſt auch eben ſelbſt der Haupt-
Character eines rechtſchaffnen Lehrers, wenn
er ſeiner Gemeine Chriſtum recht prediget,
nemlich alſo, daß er ihr das groſſe Heyl, welches
wir in Chriſto haben, recht anpreiſet, und da-
durch, in Ordnung wahrer Bekehrung, den
Glauben an Chriſtum zu erwecken ſuchet. Denn
Chriſtum in den Seelen der von ihm erloͤſeten
Menſchen recht und alſo verklaͤren, daß ſie da-
durch von der Welt zu ihm im lebendigen Glauben
bekehret werden, das iſt das eigentliche Amt eines
rechtſchaffnen Lehrers; als wodurch er erweiſet,
daß er das Amt des Chriſtum verklaͤrenden
Heiligen Geiſtes fuͤhret. Joh. 16, 14. 2 Cor 3, 6.
u. f.

3. Die Worte JEſus Chriſtus ſtehen
zwar oft einzelen, alſo daß eines bey dem andern,
ſo nur alleine geſetzet worden, verſtanden wird:
ſie gehoͤren aber an ſich ſelbſt, um ſolches Verſtan-
des willen, aufs genaueſte zuſammen. Denn
gleichwie das Wort JESUS gehet auf die
Perſon (die mit ſolchem Namen doch auch von
ihrem Amte benennet wird) unſers Heylandes,
oder anzeiget, von wem die Rede ſey, nemlich von
dem JEſu von Nazaret, welcher zu Betlehem von
der Maria in der Fuͤlle der Zeit iſt wahrer Menſch
geboren; ſo zeiget das Wort Chriſtus ſein drey-
faches Mittler-Amt, nemlich das Hoheprieſterliche
Prophetiſche und Koͤnigliche, wozu ſeine menſch-
liche Natur aus der Fuͤlle der goͤttlichen in der per-
ſoͤnlichen Vereinigung ohne Maſſe iſt geſalbet
worden. Und alſo geben dieſe beyde Worte die-
ſen Satz: JEſus iſt Chriſtus, oder der Chriſt,
das iſt, der verheiſſene Meßias.

4. Da es nun hierauf bey den erſten Chri-
ſten, ſonderlich bey den glaͤubigen Hebraͤern
ankam; ſo ſetzet Paulus dieſe Worte alhier
mit groſſem Nachdrucke zu dem vorhergehen-
den Worte vom Glauben. Welchen Nachdruck
uns Johannes erlaͤutert 1 Ep. 5, 1. mit dieſem
Ausſpruche: Wer da glaubet, daß JEſus
ſey der Chriſt
(der verheiſſene wahre Meßias)
der iſt von GOTT geboren. und v. 5. Wer
iſt aber der die Welt uͤberwindet
(und al-
[Spaltenumbruch] ſo ſeinen lebendigen Glauben und ſeine Geburt
aus GOtt dadurch erweiſet, nach v. 4.) ohne der
da glaubet, daß JEſus
(ein ſolcher Meßias
iſt, der auch) GOttes Sohn (und alſo wah-
rer GOtt und Menſch in einer Perſon) iſt.

5. Nun aber war den glaͤubigen Hebraͤern
an nichts mehr gelegen, als im Glauben davon
verſichert zu ſeyn, daß alle Verheiſſungen und
Vorbilder des alten Teſtaments waͤren auf den
Meßiam gegangen, und daß ſie in dem JEſu von
Nazaret waͤren zu ihrer Erfuͤllung gekommen, und
durch ſolche Erfuͤllung nach dem alten die neue
Oeconomie des Gnaden-Bundes eingetre-
ten. Da nun eben dieſes bisher die Haupt-Sum-
ma dieſes gantzen Briefes geweſen war, ſo faſſet
der Apoſtel dieſelbe aufs allerkuͤrtzeſte alſo zuſam-
men, daß er ſpricht: JEſus Chriſtus, geſtern
(im alten Teſtamente nach den Verheiſſungen
und Vorbildern) und Heute (im neuen, nach
der Erfuͤllung) und derſelbe auch in Ewig-
keit.

6. Es wird aber auch hiermit auf den
Nachdruck des Worts Jehovah geſehen. Denn
gleichwie nach demſelben JEſus Chriſtus, Off.
1, 8. von ſich ſelbſt ſaget: Jch bin das A und
das O, der Anfang und das Ende, ſpricht
der HERR, der da iſt, der da war, und
der da koͤmmt, der Allmaͤchtige:
alſo heißt
es alhier: JEſus Chriſtus geſtern (der da
war) und heute (der da iſt) und derſelbe in
Ewigkeit
(der da koͤmmt und ewig ſeyn wird.)

V. 9.

Laſſet euch nicht mit mancherley und
fremden Lehren
(die theils aus dem Juden-
thum, theils aus dem Heidenthum, oder ihrer
Philoſophie angenommen und mit den Chriſtli-
chen Glaubens-Lehren vermenget wurden, wie
ein Schiff, das weder Ancker noch Ruder hat)
umtreiben (und von der bisher vorgetragenen
Lehre abfuͤhren.) Denn es iſt ein koͤſtlich
Ding
(darnach man ſich demnach mit Ernſt zu
beſtreben hat,) daß das Hertz (Verſtand und
Wille, und nach beyden Seelen-Kraͤften das
Gewiſſen) veſt werde (wie ein wohlgegruͤnde-
tes Haus und ein tief und wohl bewurtzelter
Baum:) welches geſchiehet durch Gnade
(welche wir nach dem Evangelio aus der Fuͤlle
Chriſti nehmen Joh. 1, 16) nicht durch Spei-
ſen
(Beobachtung des Judiſchen Ceremonial-
Geſetzes, dazu inſonderheit der Unterſcheid der
reinen und unreinen Speiſen gehoͤrete: Roͤm.
10, 18. Col. 2, 16.) davon keinen Nutzen ha-
ben, die damit umgehen
(da es an ſich ſelbſt
nur duͤrftige Satzungen ſind, Gal. 4, 9. welche
nur bis auf die Zeit der Beſſerung ſind aufgele-
get. Heb. 9, 10.)

Anmerckungen.

1. Der Zuſammenhang dieſer War-
nung mit den vorhergehenden Verſen iſt klar
genug. Denn nachdem der Apoſtel der wah-
ren Lehrer und Lehre von Chriſto JEſu gedacht,
und es in der erſten Kirche an irrigen Leh-
rern und Lehren nicht fehlete, ſo warnet er da-
vor.

2. Daß
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[414/0416] Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 13. v. 8. 9. V. 8. JEſus Chriſtus geſtern (im alten Te- ſtament) und heute (im neuen) und derſelbe auch in Ewigkeit. Anmerckungen. 1. Zuvorderſt iſt alhier die Verbindung mit den vorhergehenden Worten wohl zu mer- cken. Nachdem der Apoſtel von den Lehrern be- zeuget hat, daß ſie den glaͤubigen Hebraͤern das Wort GOttes geſaget und ihnen ihren Glauben zur Nachfolge ſo gar kaͤntlich gemacht haͤtten, ſo gedencket er darauf des HErrn JEſu Chriſti, als welcher der Mittel Punct, und das Haupt-Stuͤck der ihnen von ihren Lehrern vorgetragenen Lehre geweſen und auf den auch ihr Glaube gegangen war. Es ſetzet demnach Paulus die Worte vom Glauben und von Chri- ſto unmittelbar zuſammen: wie es die Sache mit ſich bringet. 2. Und dieſes iſt auch eben ſelbſt der Haupt- Character eines rechtſchaffnen Lehrers, wenn er ſeiner Gemeine Chriſtum recht prediget, nemlich alſo, daß er ihr das groſſe Heyl, welches wir in Chriſto haben, recht anpreiſet, und da- durch, in Ordnung wahrer Bekehrung, den Glauben an Chriſtum zu erwecken ſuchet. Denn Chriſtum in den Seelen der von ihm erloͤſeten Menſchen recht und alſo verklaͤren, daß ſie da- durch von der Welt zu ihm im lebendigen Glauben bekehret werden, das iſt das eigentliche Amt eines rechtſchaffnen Lehrers; als wodurch er erweiſet, daß er das Amt des Chriſtum verklaͤrenden Heiligen Geiſtes fuͤhret. Joh. 16, 14. 2 Cor 3, 6. u. f. 3. Die Worte JEſus Chriſtus ſtehen zwar oft einzelen, alſo daß eines bey dem andern, ſo nur alleine geſetzet worden, verſtanden wird: ſie gehoͤren aber an ſich ſelbſt, um ſolches Verſtan- des willen, aufs genaueſte zuſammen. Denn gleichwie das Wort JESUS gehet auf die Perſon (die mit ſolchem Namen doch auch von ihrem Amte benennet wird) unſers Heylandes, oder anzeiget, von wem die Rede ſey, nemlich von dem JEſu von Nazaret, welcher zu Betlehem von der Maria in der Fuͤlle der Zeit iſt wahrer Menſch geboren; ſo zeiget das Wort Chriſtus ſein drey- faches Mittler-Amt, nemlich das Hoheprieſterliche Prophetiſche und Koͤnigliche, wozu ſeine menſch- liche Natur aus der Fuͤlle der goͤttlichen in der per- ſoͤnlichen Vereinigung ohne Maſſe iſt geſalbet worden. Und alſo geben dieſe beyde Worte die- ſen Satz: JEſus iſt Chriſtus, oder der Chriſt, das iſt, der verheiſſene Meßias. 4. Da es nun hierauf bey den erſten Chri- ſten, ſonderlich bey den glaͤubigen Hebraͤern ankam; ſo ſetzet Paulus dieſe Worte alhier mit groſſem Nachdrucke zu dem vorhergehen- den Worte vom Glauben. Welchen Nachdruck uns Johannes erlaͤutert 1 Ep. 5, 1. mit dieſem Ausſpruche: Wer da glaubet, daß JEſus ſey der Chriſt (der verheiſſene wahre Meßias) der iſt von GOTT geboren. und v. 5. Wer iſt aber der die Welt uͤberwindet (und al- ſo ſeinen lebendigen Glauben und ſeine Geburt aus GOtt dadurch erweiſet, nach v. 4.) ohne der da glaubet, daß JEſus (ein ſolcher Meßias iſt, der auch) GOttes Sohn (und alſo wah- rer GOtt und Menſch in einer Perſon) iſt. 5. Nun aber war den glaͤubigen Hebraͤern an nichts mehr gelegen, als im Glauben davon verſichert zu ſeyn, daß alle Verheiſſungen und Vorbilder des alten Teſtaments waͤren auf den Meßiam gegangen, und daß ſie in dem JEſu von Nazaret waͤren zu ihrer Erfuͤllung gekommen, und durch ſolche Erfuͤllung nach dem alten die neue Oeconomie des Gnaden-Bundes eingetre- ten. Da nun eben dieſes bisher die Haupt-Sum- ma dieſes gantzen Briefes geweſen war, ſo faſſet der Apoſtel dieſelbe aufs allerkuͤrtzeſte alſo zuſam- men, daß er ſpricht: JEſus Chriſtus, geſtern (im alten Teſtamente nach den Verheiſſungen und Vorbildern) und Heute (im neuen, nach der Erfuͤllung) und derſelbe auch in Ewig- keit. 6. Es wird aber auch hiermit auf den Nachdruck des Worts Jehovah geſehen. Denn gleichwie nach demſelben JEſus Chriſtus, Off. 1, 8. von ſich ſelbſt ſaget: Jch bin das A und das O, der Anfang und das Ende, ſpricht der HERR, der da iſt, der da war, und der da koͤmmt, der Allmaͤchtige: alſo heißt es alhier: JEſus Chriſtus geſtern (der da war) und heute (der da iſt) und derſelbe in Ewigkeit (der da koͤmmt und ewig ſeyn wird.) V. 9. Laſſet euch nicht mit mancherley und fremden Lehren (die theils aus dem Juden- thum, theils aus dem Heidenthum, oder ihrer Philoſophie angenommen und mit den Chriſtli- chen Glaubens-Lehren vermenget wurden, wie ein Schiff, das weder Ancker noch Ruder hat) umtreiben (und von der bisher vorgetragenen Lehre abfuͤhren.) Denn es iſt ein koͤſtlich Ding (darnach man ſich demnach mit Ernſt zu beſtreben hat,) daß das Hertz (Verſtand und Wille, und nach beyden Seelen-Kraͤften das Gewiſſen) veſt werde (wie ein wohlgegruͤnde- tes Haus und ein tief und wohl bewurtzelter Baum:) welches geſchiehet durch Gnade (welche wir nach dem Evangelio aus der Fuͤlle Chriſti nehmen Joh. 1, 16) nicht durch Spei- ſen (Beobachtung des Judiſchen Ceremonial- Geſetzes, dazu inſonderheit der Unterſcheid der reinen und unreinen Speiſen gehoͤrete: Roͤm. 10, 18. Col. 2, 16.) davon keinen Nutzen ha- ben, die damit umgehen (da es an ſich ſelbſt nur duͤrftige Satzungen ſind, Gal. 4, 9. welche nur bis auf die Zeit der Beſſerung ſind aufgele- get. Heb. 9, 10.) Anmerckungen. 1. Der Zuſammenhang dieſer War- nung mit den vorhergehenden Verſen iſt klar genug. Denn nachdem der Apoſtel der wah- ren Lehrer und Lehre von Chriſto JEſu gedacht, und es in der erſten Kirche an irrigen Leh- rern und Lehren nicht fehlete, ſo warnet er da- vor. 2. Daß

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/416>, abgerufen am 22.11.2024.