Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 2 v. 2-4. Erklärung des Briefes Jacobi. [Spaltenumbruch]
derlich wenn man sich zum Lehr-Amte wollegebrauchen lassen. Denn gleichwie sie eines theils selbst noch nicht ohne alle Fehler ist, welche ein ie- der von solchen, die sie würcklich besitzen, am be- sten mercken wird: also bestehet sie andern theils, wie schon gedacht, nur darinn, daß man andern mit der Rede keinen Anstoß gebe, sondern ihnen damitalle wege erbaulich sey. 5. Und ist etwas, damit man die Männer 6. Da in der Rede nicht fehlen so viel ist, 7. Gleichwie der Apostel alhier aus Ver- V. 3. 4. Siehe, die Pferde halten wir in Anmerckungen. 1. Was das menschliche Geschlecht für ei- 2. Daß ein Mensch mit einem so geringen 3. Es leuchtet aus der dem menschlichen Ge- 4. Nun ist zwar das Ebenbild GOttes sei- Eben-
Cap. 2 v. 2-4. Erklaͤrung des Briefes Jacobi. [Spaltenumbruch]
derlich wenn man ſich zum Lehr-Amte wollegebrauchen laſſen. Denn gleichwie ſie eines theils ſelbſt noch nicht ohne alle Fehler iſt, welche ein ie- der von ſolchen, die ſie wuͤrcklich beſitzen, am be- ſten mercken wird: alſo beſtehet ſie andern theils, wie ſchon gedacht, nur darinn, daß man andern mit der Rede keinen Anſtoß gebe, ſondern ihnen damitalle wege erbaulich ſey. 5. Und iſt etwas, damit man die Maͤnner 6. Da in der Rede nicht fehlen ſo viel iſt, 7. Gleichwie der Apoſtel alhier aus Ver- V. 3. 4. Siehe, die Pferde halten wir in Anmerckungen. 1. Was das menſchliche Geſchlecht fuͤr ei- 2. Daß ein Menſch mit einem ſo geringen 3. Es leuchtet aus der dem menſchlichen Ge- 4. Nun iſt zwar das Ebenbild GOttes ſei- Eben-
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Cap. 2 v. 2-4. Erklaͤrung des Briefes Jacobi.
derlich wenn man ſich zum Lehr-Amte wolle
gebrauchen laſſen. Denn gleichwie ſie eines theils
ſelbſt noch nicht ohne alle Fehler iſt, welche ein ie-
der von ſolchen, die ſie wuͤrcklich beſitzen, am be-
ſten mercken wird: alſo beſtehet ſie andern theils,
wie ſchon gedacht, nur darinn, daß man andern
mit der Rede keinen Anſtoß gebe, ſondern ihnen
damitalle wege erbaulich ſey.
5. Und iſt etwas, damit man die Maͤnner
in Chriſto, oder geuͤbten und wohlgeſetzten See-
len beyderley Geſchlechts, von den jungen unge-
uͤbten Milch-Kindern unterſcheiden kan, ſo iſt es
gewißlich vor andern dieſes, daß, da dieſe ſich in
Worten vielfaͤltig alſo uͤbereilen und vergehen,
daß es gar mercklich iſt, und von einem noch un-
beveſtigten Grunde des Hertzens zeuget: ſo fin-
det man hingegen bey den geuͤbten ein ſolches
wohlgeſetztes Weſen in ihren Worten, daher man
leichtlich von der Weisheit und Veſtigkeit ihres
wohlgeordneten Gemuͤths urtheilen kan.
6. Da in der Rede nicht fehlen ſo viel iſt,
als die Zunge im Zaum halten, ſo werden durch
die Worte der gantze Leib alle uͤbrige Glieder
deſſelben und folglich alle uͤbrige menſchliche
Handlungen, dazu er ſich guten theils der Glie-
der des Leibes, ſonderlich der Haͤnde und Fuͤſſe,
gebrauchet, verſtanden. Und weil die Ubereilung
mit keinem Gliede leichter und oͤfter geſchiehet,
als mit der Zunge, und daher die Bezaͤhmung der
Zunge viel ſchwerer und wichtiger iſt, als der rech-
te Gebrauch aller uͤbrigen Glieder, ſo will der
Apoſtel mit den letztern Worten ſoviel ſagen, daß
der, ſo jenes koͤnne, noch viel mehr dieſes vermoͤge,
und wie in allen ſeinen Reden, alſo auch in allen
ſeinen uͤbrigen Handlungen, welche dem Urtheil
der Menſchen unterworfen ſind, ſich unanſtoͤßig
und als einen recht wohlgeſetzten Chriſten erbau-
lich erweiſe. Und da τέλειον heißt, was nicht ſtuͤck-
werck, ſondern gantz und voͤllig iſt nach allen ſei-
nen Theilen, ſo wird eben damit das Wort τέ-
λειος, vollkommen, erlaͤutert, wenn das, was von
der Zunge, als einem Gliede, geſaget war, auch
von allen uͤbrigen am gantzen Leibe bejahet
wird.
7. Gleichwie der Apoſtel alhier aus Ver-
anlaſſung der Zunge auch des gantzen Leibes alſo
gedencket, daß er das Abſehen auf die Handlungen
des Leibes richtet: alſo finden wir faſt dergleichen
Matth. 6, 22. 23. da Chriſtus bey der Vorſtel-
lung daß des Menſchen Zweck, warum es ihm in
ſeinem gantzen Leben eigentlich zu thun iſt, gleich-
ſam ſein ihn leitendes Auge ſey. auch aller Hand-
lungen, welche nach ſolchem Zwecke gerichtet wer-
den, unter dem Namen des von dem Auge regirten
Leibes gedencket und ſie damit vergleichet, wenn
er alſo ſpricht: Das Auge iſt des Leibes Licht/
wenn dein Auge einfaͤltig (dein Zweck aufs
gute rechtſchaffen gerichtet) iſt, ſo wird dein
gantzer Leib (die gantze Verfaſſung aller dei-
ner uͤbrigen Handlungen) licht (richtig) ſeyn.
Wenn aber dein Auge ein Schalck iſt (wenn
dein Zweck unlauter iſt) ſo wird dein gantzer
Leib (die Verfaſſung aller deiner uͤbrigen
Handlungen) finſter (unlauter und verkehret)
ſeyn. Daß Paulus die Worte Leib und Glie-
der auch von der Erb-Suͤnde und ihren Ausbruͤ-
chen in wuͤrcklichen Suͤnden gebrauchet, das ſe-
he man Roͤm. 6, 6. Col. 3, 5.
V. 3. 4.
Siehe, die Pferde halten wir in
Zaͤumen, daß ſie uns gehorchen, und len-
cken den gantzen Leib. Siehe die Schiffe,
ob ſie wol ſo groß ſind und von ſtarcken
Winden getrieben werden, werden ſie doch
gelencket mit einem kleinen Ruder, wo der
hin will, der es regieret.
Anmerckungen.
1. Was das menſchliche Geſchlecht fuͤr ei-
nen groſſen Vorzug vor allen uͤbrigen Creaturen
habe, ſonderlich denen, die um die Menſchen ſind,
ſiehet man, auſſer dem groſſen Unterſcheide ihres
Weſens, auch daraus, daß dem Menſchen alles
muß zu Dienſte ſtehen. Welches man dem-
nach mit Danck zu erkennen, die Crcatur aber
auch recht zu gebrauchen hat.
2. Daß ein Menſch mit einem ſo geringen
Inſtrument, als der Zaum iſt, kan ein an ſich
ſelbſt wildes, freches, auch ſtarckes Thier, ein
Pferd, ſonderlich ein ſolches, welches in ſeinem na-
tuͤrlichen Muthe gelaſſen wird, regieren, das iſt
noch ein uͤbriger Segen von der dem menſchlichen
Geſchlechte, als eine Zugabe des Ebenbildes
GOttes, gegebnen Herrſchaft uͤber alle uͤbri-
ge zu ſeinem Dienſte verordnete Creaturen, da-
von es 1 B. Moſ. 1, 28. u. f. heißt: Herrſchet
uͤber Fiſche im Meer und uͤber Voͤgel unter
dem Himmel, und uͤber alles Thier, das
auf Erden kreucht, u. ſ. w.
3. Es leuchtet aus der dem menſchlichen Ge-
ſchlechte anvertraueten Herrſchaft uͤber die leben-
dige und lebloſe Creaturen auf Seiten GOttes
eine groſſe Weisheit, und auf Seiten der Men-
ſchen eine groſſe Hoheit hervor. Denn gleichwie
GOtt iſt der ſouveraine HErr und Beherrſcher
der gantzen Welt: alſo hat er vermoͤge deſſen,
daß er den Menſchen hat zu ſeinem Ebenbilde er-
ſchaffen, ihm auch den character von ſeiner
Ober-Herrſchaft mit angehenget, und ihn zum
HErrn uͤber alles gemachet, da er ihn gleichſam
zu einem ſichtbaren Statthalter auf Erden geſe-
tzet hat.
4. Nun iſt zwar das Ebenbild GOttes ſei-
nen rechten Haupt-Eigenſchafften nach durch den
Suͤnden-Fall verloren worden; und dadurch zu-
gleich von der Herrſchaft uͤber die Creaturen das
meiſte und beſte hinweg gefallen, alſo daß ſie
GOtt der Suͤnde wegen wider den Menſchen oft
zur Rache ruͤſtet, ja auch die geringſte Creatur
ihm auch wol nach dem ordentlichen Laufe der Na-
tur ſchaͤdlich wird, und er ſich auch ſo gar von ei-
ner Fliege und Muͤcke oft alſo Incommodiret
ſehen muß, daß er es nicht ſo fort in ſeinem Ver-
moͤgen hat, ihrer ſich zu erwehren. Gleichwie doch
aber von dem Ebenbilde GOttes ſelbſt noch et-
was uͤbrig geblieben iſt: alſo findet ſich auch nicht
weniger noch vieles von deroſelben Zugabe, welche
in der Herrſchaft uͤber die Creaturen und in dero-
ſelben freyen Gebrauch beſtehet. Und ie mehr das
Eben-
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