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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Cap. 5. v. 12-15.
[Spaltenumbruch] bewenden lassen: welches denn freylich oft mit
mehrern Worten und mit einer weitläuftigern
Vorstellung, auch wol mit angeführten Erweis-
Gründen, geschehen muß.

6. Das Wort Heucheley, davor, daß man
durch leichtsinnige Eidschwüre nicht darein fallen
möge, der Apostel warnet, stehet alhier in einem
solchen Nachdruck, daß es allerhand lügenhaftes
Wesen, welches den Schein eines Gewissenhaften
Verfahren haben will, in sich fasset. Denn wenn
einer sich auf GOtt beziehet, so will er dem andern
damit bezeugen, wie daß er GOtt fürchte, und
nach seinem Gewissen vor GOtt die Wahrheit
rede. Welches denn, wenn es entweder falsch ist,
oder doch auf eine leichtsinnige Art geschiehet, eine
Gattung der grössesten Heucheley ist. Wir ha-
ben demnach nicht Ursache, das Wort upokrisin
also zu lesen, als stünde da upo krisin.

V. 13.

Leidet iemand unter euch, der bete.
Jst iemand gutes Muths, der singe Psal-
men.

Anmerckungen.

1. Es ist nichts gemeiners, als daß ein
Mensch, wenn er sich selbst gelassen bleibet, unter
dem Leiden unzufrieden ist, und wider GOtt mur-
ret: wo nicht offenbar und mit Worten, doch
mit den Gedancken und Begierden seines Her-
tzens. Dagegen weiset der Apostel die leidende
aufs Gebet, und warnet sie damit zugleich vor der
Unzufriedenheit.

2. Es ist aber leichtlich zu erachten, wie man
unter dem leiden beten solle: nemlich zuvorderst
um innerliche Stärckung des Glaubens und der
lebendigen Hoffnung auch um Gelassenheit, daß
der innere Friede der Seelen bewahret werde, und
einem das Leiden zum besten dienen möge: dazu
man es denn auch getreulich anzuwenden hat.

3. Jm Gegentheil ist nichts gemeiners, als
daß man bey äusserlichen guten Tagen und inner-
lichen guten Muthe in eine falsche Freyheit,
oder Sicherheit, eingehe, und dem Gemüthe
nach vereitelt werde. Dagegen erinnert der Apo-
stel, daß man den guten aufgeweckten Muth
zum Lobe GOttes anwenden solle: welches denn
ohne Lauterkeit und Demuth GOtt nicht ange-
nehm seyn kan. Siehe auch Eph. 5, 19. Col. 3, 16.

V. 14. 15.

Jst iemand kranck, der rufe zu sich
die Aeltesten von der Gemeine
(die öffent-
lichen Lehrer, oder einen von ihnen) und lasse
sie über sich beten, und salben mit Oele in
dem Namen des HErrn
(nach der ausseror-
dentlichen und wunderthätigen Gabe der ersten
Kirche Marc. 6, 13. c. 16, 18.) und das Gebet
des Glaubens
(das im Glauben mit verknüpf-
ter Andacht des Krancken verrichtet wird nach
c. 1, 6. u. f.) wird dem Krancken helfen und
der HErr
(Christus, nicht der Aelteste, auch nicht
das Zeichen des Oels und der Salbung) wird
ihn aufrichten
(oder gesund machen) und so
er hat Sünde gethan
(wofern die Kranckheit
gewisser Sünden wegen über ihn solte verhenget
[Spaltenumbruch] seyn, nach 1 Cor. 11. 30.) werden sie ihm ver-
geben werden
(nemlich in der Ordnung, daß er
sie in dem mit dem Aeltesten vereinigten gläubi-
gen Gebet demüthig erkennet und bekennet. Sie-
he auch Ps. 30, 3.)

Anmerckungen.

1. Man siehet hieraus, daß die aus den Ju-
den gesamleten Christlichen Gemeinen hin und
wieder mit Aeltesten, oder öffentlichen Hirten be-
setzet gewesen sind, und daß diese die Gabe des
Gebets haben sollen; und also das Gebet nicht
etwa aus einem Buche müsse vorgelesen werden,
sondern aus der Fülle des Hertzens fliessen: da es
denn nicht allein viel brünstiger ist, sondern auch
auf den Zustand des Krancken viel besser gerichtet
werden kan.

2. Es ist aber leichtlich zu erachten, daß es
bey dem Gebete allein nicht bloß hat bleiben, son-
dern auch eine auf den Krancken wohl eingerichte-
te Vorstellung hat dabey seyn und diese mit ei-
nem gläubigen Gebete beschlossen werden sollen.

3. Soll aber dieses mit einem rechten
Nachdruck geschehen, so ist es nöthig, daß ein Leh-
rer den Krancken schon bey gesunden Tagen nach
dem Zustande seiner Seelen habe kennen gelernet,
und dieser ihm solchen eröfnet habe, wo er nicht
schon aus den Früchten ist kenntlich genug ge-
wesen.

4. Es thut zwar ein Krancker wohl, wenn
er den Lehrer zu sich bitten läßt; zumal in solchen
Fällen, die diesem wohl sonst nicht einmal würden
kund werden; wie sonderlich in weitläuftigen Ge-
meinen leichtlich geschehen kan: es muß doch aber
ein Lehrer nicht alle mal warten bis er geruffen
werde, sondern auch ungeruffen, als ein Hirte, dem
Schafe nachgehen; zumal wenn es geringe und
arme Leute sind, die sich zuweilen nicht unterste-
hen, einem Prediger die Besuchung zuzumuthen.

5. Da Kranckheiten mit dem zeitlichen To-
de selbst eine Frucht der Sünden sind, wo nicht
durch eine sonderbare Verursachung, doch in An-
sehung des Sünden-Falls bey dem gantzen
menschlichen Geschlechte überhaupt, so hat man
sich bey einer ieden Kranckheit billig soviel mehr
denselben vorzustellen, soviel mehr man gedachte
Frucht davon an sich selbst fühlet. Man confe-
ri
re hierbey den Ort Matth. 9, 2. von dem Gicht-
brüchichen: Sey getrost mein Sohn, deine
Sünden sind dir vergeben.

6. Daß alhier von einer wunderthätigen
Art der Gesundmachung die Rede sey, siehet man
aus den Oertern Marci c. 6, 13. und 16, 18. und
aus dem Zustande der Apostolischen Zeiten, da
unter den Wunder-Kräften auch die Gabe der
Gesundmachung war. 1 Cor 12, 9, 28. 30. Es hat
aber das Oel an sich selbst keine Kraft zur Gesund-
machung gehabt, sondern ist nur ein äusserliches
Zeichen gewesen, wodurch bezeuget worden, daß
GOTT sich eines Menschen zu solchem Wercke
bediene.

7. Es hat aber die Gabe der Gesundma-
chung nicht allemal können erlanget und gebrau-
chet werden, sondern es gehörete dazu zuvorderst
einiger besonderer innerer Antrieb und eine Re-
gung zum Wunder-Glauben. Wo dieser nicht

da

Richtige und erbauliche Cap. 5. v. 12-15.
[Spaltenumbruch] bewenden laſſen: welches denn freylich oft mit
mehrern Worten und mit einer weitlaͤuftigern
Vorſtellung, auch wol mit angefuͤhrten Erweis-
Gruͤnden, geſchehen muß.

6. Das Wort Heucheley, davor, daß man
durch leichtſinnige Eidſchwuͤre nicht darein fallen
moͤge, der Apoſtel warnet, ſtehet alhier in einem
ſolchen Nachdruck, daß es allerhand luͤgenhaftes
Weſen, welches den Schein eines Gewiſſenhaften
Verfahren haben will, in ſich faſſet. Denn wenn
einer ſich auf GOtt beziehet, ſo will er dem andern
damit bezeugen, wie daß er GOtt fuͤrchte, und
nach ſeinem Gewiſſen vor GOtt die Wahrheit
rede. Welches denn, wenn es entweder falſch iſt,
oder doch auf eine leichtſinnige Art geſchiehet, eine
Gattung der groͤſſeſten Heucheley iſt. Wir ha-
ben demnach nicht Urſache, das Wort ὑπόκρισιν
alſo zu leſen, als ſtuͤnde da ὑπὸ κρίσιν.

V. 13.

Leidet iemand unter euch, der bete.
Jſt iemand gutes Muths, der ſinge Pſal-
men.

Anmerckungen.

1. Es iſt nichts gemeiners, als daß ein
Menſch, wenn er ſich ſelbſt gelaſſen bleibet, unter
dem Leiden unzufrieden iſt, und wider GOtt mur-
ret: wo nicht offenbar und mit Worten, doch
mit den Gedancken und Begierden ſeines Her-
tzens. Dagegen weiſet der Apoſtel die leidende
aufs Gebet, und warnet ſie damit zugleich vor der
Unzufriedenheit.

2. Es iſt aber leichtlich zu erachten, wie man
unter dem leiden beten ſolle: nemlich zuvorderſt
um innerliche Staͤrckung des Glaubens und der
lebendigen Hoffnung auch um Gelaſſenheit, daß
der innere Friede der Seelen bewahret werde, und
einem das Leiden zum beſten dienen moͤge: dazu
man es denn auch getreulich anzuwenden hat.

3. Jm Gegentheil iſt nichts gemeiners, als
daß man bey aͤuſſerlichen guten Tagen und inner-
lichen guten Muthe in eine falſche Freyheit,
oder Sicherheit, eingehe, und dem Gemuͤthe
nach vereitelt werde. Dagegen erinnert der Apo-
ſtel, daß man den guten aufgeweckten Muth
zum Lobe GOttes anwenden ſolle: welches denn
ohne Lauterkeit und Demuth GOtt nicht ange-
nehm ſeyn kan. Siehe auch Eph. 5, 19. Col. 3, 16.

V. 14. 15.

Jſt iemand kranck, der rufe zu ſich
die Aelteſten von der Gemeine
(die oͤffent-
lichen Lehrer, oder einen von ihnen) und laſſe
ſie uͤber ſich beten, und ſalben mit Oele in
dem Namen des HErrn
(nach der auſſeror-
dentlichen und wunderthaͤtigen Gabe der erſten
Kirche Marc. 6, 13. c. 16, 18.) und das Gebet
des Glaubens
(das im Glauben mit verknuͤpf-
ter Andacht des Krancken verrichtet wird nach
c. 1, 6. u. f.) wird dem Krancken helfen und
der HErr
(Chriſtus, nicht der Aelteſte, auch nicht
das Zeichen des Oels und der Salbung) wird
ihn aufrichten
(oder geſund machen) und ſo
er hat Suͤnde gethan
(wofern die Kranckheit
gewiſſer Suͤnden wegen uͤber ihn ſolte verhenget
[Spaltenumbruch] ſeyn, nach 1 Cor. 11. 30.) werden ſie ihm ver-
geben werden
(nemlich in der Ordnung, daß er
ſie in dem mit dem Aelteſten vereinigten glaͤubi-
gen Gebet demuͤthig erkennet und bekennet. Sie-
he auch Pſ. 30, 3.)

Anmerckungen.

1. Man ſiehet hieraus, daß die aus den Ju-
den geſamleten Chriſtlichen Gemeinen hin und
wieder mit Aelteſten, oder oͤffentlichen Hirten be-
ſetzet geweſen ſind, und daß dieſe die Gabe des
Gebets haben ſollen; und alſo das Gebet nicht
etwa aus einem Buche muͤſſe vorgeleſen werden,
ſondern aus der Fuͤlle des Hertzens flieſſen: da es
denn nicht allein viel bruͤnſtiger iſt, ſondern auch
auf den Zuſtand des Krancken viel beſſer gerichtet
werden kan.

2. Es iſt aber leichtlich zu erachten, daß es
bey dem Gebete allein nicht bloß hat bleiben, ſon-
dern auch eine auf den Krancken wohl eingerichte-
te Vorſtellung hat dabey ſeyn und dieſe mit ei-
nem glaͤubigen Gebete beſchloſſen werden ſollen.

3. Soll aber dieſes mit einem rechten
Nachdruck geſchehen, ſo iſt es noͤthig, daß ein Leh-
rer den Krancken ſchon bey geſunden Tagen nach
dem Zuſtande ſeiner Seelen habe kennen gelernet,
und dieſer ihm ſolchen eroͤfnet habe, wo er nicht
ſchon aus den Fruͤchten iſt kenntlich genug ge-
weſen.

4. Es thut zwar ein Krancker wohl, wenn
er den Lehrer zu ſich bitten laͤßt; zumal in ſolchen
Faͤllen, die dieſem wohl ſonſt nicht einmal wuͤrden
kund werden; wie ſonderlich in weitlaͤuftigen Ge-
meinen leichtlich geſchehen kan: es muß doch aber
ein Lehrer nicht alle mal warten bis er geruffen
werde, ſondern auch ungeruffen, als ein Hirte, dem
Schafe nachgehen; zumal wenn es geringe und
arme Leute ſind, die ſich zuweilen nicht unterſte-
hen, einem Prediger die Beſuchung zuzumuthen.

5. Da Kranckheiten mit dem zeitlichen To-
de ſelbſt eine Frucht der Suͤnden ſind, wo nicht
durch eine ſonderbare Verurſachung, doch in An-
ſehung des Suͤnden-Falls bey dem gantzen
menſchlichen Geſchlechte uͤberhaupt, ſo hat man
ſich bey einer ieden Kranckheit billig ſoviel mehr
denſelben vorzuſtellen, ſoviel mehr man gedachte
Frucht davon an ſich ſelbſt fuͤhlet. Man confe-
ri
re hierbey den Ort Matth. 9, 2. von dem Gicht-
bruͤchichen: Sey getroſt mein Sohn, deine
Suͤnden ſind dir vergeben.

6. Daß alhier von einer wunderthaͤtigen
Art der Geſundmachung die Rede ſey, ſiehet man
aus den Oertern Marci c. 6, 13. und 16, 18. und
aus dem Zuſtande der Apoſtoliſchen Zeiten, da
unter den Wunder-Kraͤften auch die Gabe der
Geſundmachung war. 1 Cor 12, 9, 28. 30. Es hat
aber das Oel an ſich ſelbſt keine Kraft zur Geſund-
machung gehabt, ſondern iſt nur ein aͤuſſerliches
Zeichen geweſen, wodurch bezeuget worden, daß
GOTT ſich eines Menſchen zu ſolchem Wercke
bediene.

7. Es hat aber die Gabe der Geſundma-
chung nicht allemal koͤnnen erlanget und gebrau-
chet werden, ſondern es gehoͤrete dazu zuvorderſt
einiger beſonderer innerer Antrieb und eine Re-
gung zum Wunder-Glauben. Wo dieſer nicht

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[488/0490] Richtige und erbauliche Cap. 5. v. 12-15. bewenden laſſen: welches denn freylich oft mit mehrern Worten und mit einer weitlaͤuftigern Vorſtellung, auch wol mit angefuͤhrten Erweis- Gruͤnden, geſchehen muß. 6. Das Wort Heucheley, davor, daß man durch leichtſinnige Eidſchwuͤre nicht darein fallen moͤge, der Apoſtel warnet, ſtehet alhier in einem ſolchen Nachdruck, daß es allerhand luͤgenhaftes Weſen, welches den Schein eines Gewiſſenhaften Verfahren haben will, in ſich faſſet. Denn wenn einer ſich auf GOtt beziehet, ſo will er dem andern damit bezeugen, wie daß er GOtt fuͤrchte, und nach ſeinem Gewiſſen vor GOtt die Wahrheit rede. Welches denn, wenn es entweder falſch iſt, oder doch auf eine leichtſinnige Art geſchiehet, eine Gattung der groͤſſeſten Heucheley iſt. Wir ha- ben demnach nicht Urſache, das Wort ὑπόκρισιν alſo zu leſen, als ſtuͤnde da ὑπὸ κρίσιν. V. 13. Leidet iemand unter euch, der bete. Jſt iemand gutes Muths, der ſinge Pſal- men. Anmerckungen. 1. Es iſt nichts gemeiners, als daß ein Menſch, wenn er ſich ſelbſt gelaſſen bleibet, unter dem Leiden unzufrieden iſt, und wider GOtt mur- ret: wo nicht offenbar und mit Worten, doch mit den Gedancken und Begierden ſeines Her- tzens. Dagegen weiſet der Apoſtel die leidende aufs Gebet, und warnet ſie damit zugleich vor der Unzufriedenheit. 2. Es iſt aber leichtlich zu erachten, wie man unter dem leiden beten ſolle: nemlich zuvorderſt um innerliche Staͤrckung des Glaubens und der lebendigen Hoffnung auch um Gelaſſenheit, daß der innere Friede der Seelen bewahret werde, und einem das Leiden zum beſten dienen moͤge: dazu man es denn auch getreulich anzuwenden hat. 3. Jm Gegentheil iſt nichts gemeiners, als daß man bey aͤuſſerlichen guten Tagen und inner- lichen guten Muthe in eine falſche Freyheit, oder Sicherheit, eingehe, und dem Gemuͤthe nach vereitelt werde. Dagegen erinnert der Apo- ſtel, daß man den guten aufgeweckten Muth zum Lobe GOttes anwenden ſolle: welches denn ohne Lauterkeit und Demuth GOtt nicht ange- nehm ſeyn kan. Siehe auch Eph. 5, 19. Col. 3, 16. V. 14. 15. Jſt iemand kranck, der rufe zu ſich die Aelteſten von der Gemeine (die oͤffent- lichen Lehrer, oder einen von ihnen) und laſſe ſie uͤber ſich beten, und ſalben mit Oele in dem Namen des HErrn (nach der auſſeror- dentlichen und wunderthaͤtigen Gabe der erſten Kirche Marc. 6, 13. c. 16, 18.) und das Gebet des Glaubens (das im Glauben mit verknuͤpf- ter Andacht des Krancken verrichtet wird nach c. 1, 6. u. f.) wird dem Krancken helfen und der HErr (Chriſtus, nicht der Aelteſte, auch nicht das Zeichen des Oels und der Salbung) wird ihn aufrichten (oder geſund machen) und ſo er hat Suͤnde gethan (wofern die Kranckheit gewiſſer Suͤnden wegen uͤber ihn ſolte verhenget ſeyn, nach 1 Cor. 11. 30.) werden ſie ihm ver- geben werden (nemlich in der Ordnung, daß er ſie in dem mit dem Aelteſten vereinigten glaͤubi- gen Gebet demuͤthig erkennet und bekennet. Sie- he auch Pſ. 30, 3.) Anmerckungen. 1. Man ſiehet hieraus, daß die aus den Ju- den geſamleten Chriſtlichen Gemeinen hin und wieder mit Aelteſten, oder oͤffentlichen Hirten be- ſetzet geweſen ſind, und daß dieſe die Gabe des Gebets haben ſollen; und alſo das Gebet nicht etwa aus einem Buche muͤſſe vorgeleſen werden, ſondern aus der Fuͤlle des Hertzens flieſſen: da es denn nicht allein viel bruͤnſtiger iſt, ſondern auch auf den Zuſtand des Krancken viel beſſer gerichtet werden kan. 2. Es iſt aber leichtlich zu erachten, daß es bey dem Gebete allein nicht bloß hat bleiben, ſon- dern auch eine auf den Krancken wohl eingerichte- te Vorſtellung hat dabey ſeyn und dieſe mit ei- nem glaͤubigen Gebete beſchloſſen werden ſollen. 3. Soll aber dieſes mit einem rechten Nachdruck geſchehen, ſo iſt es noͤthig, daß ein Leh- rer den Krancken ſchon bey geſunden Tagen nach dem Zuſtande ſeiner Seelen habe kennen gelernet, und dieſer ihm ſolchen eroͤfnet habe, wo er nicht ſchon aus den Fruͤchten iſt kenntlich genug ge- weſen. 4. Es thut zwar ein Krancker wohl, wenn er den Lehrer zu ſich bitten laͤßt; zumal in ſolchen Faͤllen, die dieſem wohl ſonſt nicht einmal wuͤrden kund werden; wie ſonderlich in weitlaͤuftigen Ge- meinen leichtlich geſchehen kan: es muß doch aber ein Lehrer nicht alle mal warten bis er geruffen werde, ſondern auch ungeruffen, als ein Hirte, dem Schafe nachgehen; zumal wenn es geringe und arme Leute ſind, die ſich zuweilen nicht unterſte- hen, einem Prediger die Beſuchung zuzumuthen. 5. Da Kranckheiten mit dem zeitlichen To- de ſelbſt eine Frucht der Suͤnden ſind, wo nicht durch eine ſonderbare Verurſachung, doch in An- ſehung des Suͤnden-Falls bey dem gantzen menſchlichen Geſchlechte uͤberhaupt, ſo hat man ſich bey einer ieden Kranckheit billig ſoviel mehr denſelben vorzuſtellen, ſoviel mehr man gedachte Frucht davon an ſich ſelbſt fuͤhlet. Man confe- rire hierbey den Ort Matth. 9, 2. von dem Gicht- bruͤchichen: Sey getroſt mein Sohn, deine Suͤnden ſind dir vergeben. 6. Daß alhier von einer wunderthaͤtigen Art der Geſundmachung die Rede ſey, ſiehet man aus den Oertern Marci c. 6, 13. und 16, 18. und aus dem Zuſtande der Apoſtoliſchen Zeiten, da unter den Wunder-Kraͤften auch die Gabe der Geſundmachung war. 1 Cor 12, 9, 28. 30. Es hat aber das Oel an ſich ſelbſt keine Kraft zur Geſund- machung gehabt, ſondern iſt nur ein aͤuſſerliches Zeichen geweſen, wodurch bezeuget worden, daß GOTT ſich eines Menſchen zu ſolchem Wercke bediene. 7. Es hat aber die Gabe der Geſundma- chung nicht allemal koͤnnen erlanget und gebrau- chet werden, ſondern es gehoͤrete dazu zuvorderſt einiger beſonderer innerer Antrieb und eine Re- gung zum Wunder-Glauben. Wo dieſer nicht da

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/490>, abgerufen am 22.11.2024.