Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 1. v. 4. des ersten Briefes Petri. [Spaltenumbruch]
durch die Wiedergeburt schon zu einer wirck-lichen Seligkeit kömmt, die aber noch unvoll- kommen ist, und eine vollkommene verheis- sen, und durch den Glauben für gewiß zu- künftig gehalten wird, so wird sie durch die Hoffnung erwartet Röm. 8, 24. b. Wie die Hoffnung vom Glauben unter- schieden sey? Erstlich der Ordnung nach. Denn der Glaube gehet vor der Hoffnung her, und ist gleichsam die Mutter der Hoff- nung. Denn die Hoffnung gehet auf die Verheissung, und auf diese bauen wir durch den Glauben. Wo nun keine Verheissung wäre, da entstünde kein Glaube, und aus dem Glauben keine Hoffnung. Hernach in An- sehung der Sache, womit sie es zu thun ha- ben? der Glaube siehet auf die Verheis- sung selbst und auf den, der sie gegeben hat: die Hoffnung auf die verheissene Sache. Der Glaube hat es mit dem, was vergangen, gegenwärtig und künftig ist, zu thun, die Hoffnung allein mit dem künftigen. Der Glau- be gehet auch auf alle geoffenbahrte Wahr- heit, und darinnen sonderlich auf die Evange- lischen Geheimnisse: die Hoffnung aber nur allein auf das noch künftige Gut. c. Warum die Hoffnung lebendig heisse? weil sie in der Wiedergeburt, als in einer geist- lichen Erweckung von den Todten, mit, in und aus dem Glauben entstanden auch eine rech- te geistliche Lebens-Kraft in der Seele ist, und dadurch von einer bloß natürlichen und falschen Hoffnung unterschieden wird. d. Warum dabey der Auferstehung Chri- sti von den Todten gedacht werde? weil sie dadurch nebst dem Glauben zu ihrem rechten Leben kömmt. Denn so bald der Mensch die Auferstehung Christi glaubet, so grünet in ihm dadurch auch die Hoffnung hervor, daß, was an dem Haupte Christo, geschehen ist, das werde auch ihm, als seinem Gliede wiederfah- ren, und werde er nach Leib und Seele zur ewi- gen Herrlichkeit kommen, und also nicht allein wieder von den Todten auferstehen, sondern auch zur Verklärung seines Leibes gelangen. 1 Cor. 15, 12. u. f. Phil. 3, 20, 21. Man hat davon ein Bild in der Natur. Denn wenn man daraus, daß die Bäume ausschlagen, hervorgrünen und blühen, gleichsam ihre Auferstehung aus dem rauhen Winter erkennet, so fasset man daher die Hoffnung zu einem fruchtbaren und Obst- reichen Jahre. Es könte demnach der Griechi- sche Text also übersetzet werden: er hat uns wiedergeboren zu einer Hoffnung, die da lebendig ist, oder lebendig wird, durch die Auferstehung Christi von den Todten. e. Wo man ein mehrers von der Hoffnung finde? 1 B. Bos. 49, 18. Ps. 25, 2. 3. Jes. 40, 30. 31. c. 50, 10. Ap. Gesch. 24, 15. Röm. 4, 18. c. 8, 23-25. c, 12, 12. 1 Cor. 13, 13. Eph. 1, 18. c. 2, 12. Col. 1, 5, 23, 27. 1 Thess. 1, 3. c. 5, 8. u. s. w. An dem letztern Orte, wie auch Eph. 6, 17. wird die Hoffnung mit einem Helm, dadurch das Haupt im Sturm verwahret wird, vergli- chen, zur Anzeigung dessen, was für ein Schutz [Spaltenumbruch] und was für eine Stütze sie einem in der Wi- derwärtigkeit sey; als dadurch man, unter der gewissen Erwartung, daß das Unglück bald vorübergehen werde, geduldig aushält. 6. Was wir hoffen, oder die geglaubte a. Das Wort Erbe und zwar ein solches Erbe, das einem unter mehrern durchs Looß zu theil wird, solte die gläubigen Juden zurück führen auf das ihren Vätern zum Erbe verheissene auch würcklich gegebne Land Canaan, welches ihnen ein Vorbild und auch gleichsam dabey ein Un- terpfand seyn solte vom ewigen Leben. Da sie sich nun ausser solchem Lande befunden, so wei- set sie Petrus auf das rechte Gegenbild und auf etwas bessers, dazu sie durch den Meßiam als den rechten Josuam schon gelanget wären und noch immer mehr gelangen würden. b. Das Wort Erbe, zeiget zugleich an, wie die- jenigen beschaffen sind, die dazu eingesetzet wer- den und kommen, nemlich sie müssen seyn Kin- der und Freunde GOttes; als welchen ei- gentlich die hinterlassenen Güter durch Erb- schaft zu theil werden. Daß in diesem Worte auch sonst darauf allerdinge mit gesehen werde, zeiget uns Paulus deutlich genug an, wenn er Röm. 8, 16. 17. spricht: Derselbe Geist giebt Zeugniß unserm Geist, daß wir GOttes Kinder sind. Sind wir denn Kinder, so sind wir auch Erben, nemlich GOttes Erben, und Mit-Erben Christi, so wir anders mitleiden, auf daß wir auch mit zur Herrlichkeit erhaben werden. Siehe auch Gal. 3, 29. c. 4, 30. 31. Joh. 8, 35. Es wur- de auch das alte Jsrael im Vorbilde für einen Sohn GOttes gehalten 2 B. Mos. 4, 22, 23. c. 19, 6. 1 Pet. 2, 9. c. Jst das ewige Leben ein Erbe, so bekommen wir es ohne alles unser Verdienst. So wenig aber als unser Verdienst dazu nöthig ist, wir auch einiges Verdienst haben, so nöthig ist doch dabey die Ordnung der Kindschaft; als wel- che selbst schon ein Theil des Verheissenen und gehoffeten Gutes ist: daher wer in der Zeit der Gnaden zu diesem Theile, als den Erstlingen, nicht kommt, der kan unmöglich zur vollen Erndte des ewigen Lebens gelangen. d. Unvergänglich, oder unverweslich heißt dieses Erbe von seiner ewigen Daurung und Beständigkeit, nach welcher darein keine Corruption, keine Abnahme, keine Veral- tung, auch dem Genusse nach kein Eckel kömmt, sondern es davon in alle Ewigkeit heißt: ie län- ger, ie lieber! Auch ist das Erbe unvergäng- lich im Gegensatze auf die Dinge, welche einem in dieser Welt durch Erbschaft zu theil wer- den; als die, da die gantze Welt vergänglich ist, der Verwesung und Verfaulung auf man- cherley Art unterworfen sind: daher man sie auch nicht so werth zu achten hat, daß man sein Hertz daran hengen wolte. Es erfodert vielmehr dieses herrliche Erbe seiner Unvergänglichkeit wegen
Cap. 1. v. 4. des erſten Briefes Petri. [Spaltenumbruch]
durch die Wiedergeburt ſchon zu einer wirck-lichen Seligkeit koͤmmt, die aber noch unvoll- kommen iſt, und eine vollkommene verheiſ- ſen, und durch den Glauben fuͤr gewiß zu- kuͤnftig gehalten wird, ſo wird ſie durch die Hoffnung erwartet Roͤm. 8, 24. b. Wie die Hoffnung vom Glauben unter- ſchieden ſey? Erſtlich der Ordnung nach. Denn der Glaube gehet vor der Hoffnung her, und iſt gleichſam die Mutter der Hoff- nung. Denn die Hoffnung gehet auf die Verheiſſung, und auf dieſe bauen wir durch den Glauben. Wo nun keine Verheiſſung waͤre, da entſtuͤnde kein Glaube, und aus dem Glauben keine Hoffnung. Hernach in An- ſehung der Sache, womit ſie es zu thun ha- ben? der Glaube ſiehet auf die Verheiſ- ſung ſelbſt und auf den, der ſie gegeben hat: die Hoffnung auf die verheiſſene Sache. Der Glaube hat es mit dem, was vergangen, gegenwaͤrtig und kuͤnftig iſt, zu thun, die Hoffnung allein mit dem kuͤnftigen. Der Glau- be gehet auch auf alle geoffenbahrte Wahr- heit, und darinnen ſonderlich auf die Evange- liſchen Geheimniſſe: die Hoffnung aber nur allein auf das noch kuͤnftige Gut. c. Warum die Hoffnung lebendig heiſſe? weil ſie in der Wiedergeburt, als in einer geiſt- lichen Erweckung von den Todten, mit, in und aus dem Glauben entſtanden auch eine rech- te geiſtliche Lebens-Kraft in der Seele iſt, und dadurch von einer bloß natuͤrlichen und falſchen Hoffnung unterſchieden wird. d. Warum dabey der Auferſtehung Chri- ſti von den Todten gedacht werde? weil ſie dadurch nebſt dem Glauben zu ihrem rechten Leben koͤmmt. Denn ſo bald der Menſch die Auferſtehung Chriſti glaubet, ſo gruͤnet in ihm dadurch auch die Hoffnung hervor, daß, was an dem Haupte Chriſto, geſchehen iſt, das werde auch ihm, als ſeinem Gliede wiederfah- ren, und werde er nach Leib und Seele zur ewi- gen Herrlichkeit kommen, und alſo nicht allein wieder von den Todten auferſtehen, ſondern auch zur Verklaͤrung ſeines Leibes gelangen. 1 Cor. 15, 12. u. f. Phil. 3, 20, 21. Man hat davon ein Bild in deꝛ Natur. Denn wenn man daꝛaus, daß die Baͤume ausſchlagen, hervorgruͤnen und bluͤhen, gleichſam ihre Auferſtehung aus dem rauhen Winter erkennet, ſo faſſet man daher die Hoffnung zu einem fruchtbaren und Obſt- reichen Jahre. Es koͤnte demnach der Griechi- ſche Text alſo uͤberſetzet werden: er hat uns wiedergeboren zu einer Hoffnung, die da lebendig iſt, oder lebendig wird, durch die Auferſtehung Chriſti von den Todten. e. Wo man ein mehrers von der Hoffnung finde? 1 B. Boſ. 49, 18. Pſ. 25, 2. 3. Jeſ. 40, 30. 31. c. 50, 10. Ap. Geſch. 24, 15. Roͤm. 4, 18. c. 8, 23-25. c, 12, 12. 1 Cor. 13, 13. Eph. 1, 18. c. 2, 12. Col. 1, 5, 23, 27. 1 Theſſ. 1, 3. c. 5, 8. u. ſ. w. An dem letztern Orte, wie auch Eph. 6, 17. wird die Hoffnung mit einem Helm, dadurch das Haupt im Sturm verwahret wird, vergli- chen, zur Anzeigung deſſen, was fuͤr ein Schutz [Spaltenumbruch] und was fuͤr eine Stuͤtze ſie einem in der Wi- derwaͤrtigkeit ſey; als dadurch man, unter der gewiſſen Erwartung, daß das Ungluͤck bald voruͤbergehen werde, geduldig aushaͤlt. 6. Was wir hoffen, oder die geglaubte a. Das Wort Erbe und zwar ein ſolches Erbe, das einem unter mehrern durchs Looß zu theil wird, ſolte die glaͤubigen Juden zuruͤck fuͤhren auf das ihren Vaͤtern zum Erbe verheiſſene auch wuͤrcklich gegebne Land Canaan, welches ihnen ein Vorbild und auch gleichſam dabey ein Un- terpfand ſeyn ſolte vom ewigen Leben. Da ſie ſich nun auſſer ſolchem Lande befunden, ſo wei- ſet ſie Petrus auf das rechte Gegenbild und auf etwas beſſers, dazu ſie durch den Meßiam als den rechten Joſuam ſchon gelanget waͤren und noch immer mehr gelangen wuͤrden. b. Das Wort Erbe, zeiget zugleich an, wie die- jenigen beſchaffen ſind, die dazu eingeſetzet wer- den und kommen, nemlich ſie muͤſſen ſeyn Kin- der und Freunde GOttes; als welchen ei- gentlich die hinterlaſſenen Guͤter durch Erb- ſchaft zu theil werden. Daß in dieſem Worte auch ſonſt darauf allerdinge mit geſehen werde, zeiget uns Paulus deutlich genug an, wenn er Roͤm. 8, 16. 17. ſpricht: Derſelbe Geiſt giebt Zeugniß unſerm Geiſt, daß wir GOttes Kinder ſind. Sind wir denn Kinder, ſo ſind wir auch Erben, nemlich GOttes Erben, und Mit-Erben Chriſti, ſo wir anders mitleiden, auf daß wir auch mit zur Herrlichkeit erhaben werden. Siehe auch Gal. 3, 29. c. 4, 30. 31. Joh. 8, 35. Es wur- de auch das alte Jſrael im Vorbilde fuͤr einen Sohn GOttes gehalten 2 B. Moſ. 4, 22, 23. c. 19, 6. 1 Pet. 2, 9. c. Jſt das ewige Leben ein Erbe, ſo bekommen wir es ohne alles unſer Verdienſt. So wenig aber als unſer Verdienſt dazu noͤthig iſt, wir auch einiges Verdienſt haben, ſo noͤthig iſt doch dabey die Ordnung der Kindſchaft; als wel- che ſelbſt ſchon ein Theil des Verheiſſenen und gehoffeten Gutes iſt: daher wer in der Zeit der Gnaden zu dieſem Theile, als den Erſtlingen, nicht kommt, der kan unmoͤglich zur vollen Erndte des ewigen Lebens gelangen. d. Unvergaͤnglich, oder unverweslich heißt dieſes Erbe von ſeiner ewigen Daurung und Beſtaͤndigkeit, nach welcher darein keine Corruption, keine Abnahme, keine Veral- tung, auch dem Genuſſe nach kein Eckel koͤmmt, ſondern es davon in alle Ewigkeit heißt: ie laͤn- ger, ie lieber! Auch iſt das Erbe unvergaͤng- lich im Gegenſatze auf die Dinge, welche einem in dieſer Welt durch Erbſchaft zu theil wer- den; als die, da die gantze Welt vergaͤnglich iſt, der Verweſung und Verfaulung auf man- cherley Art unterworfen ſind: daher man ſie auch nicht ſo werth zu achten hat, daß man ſein Hertz daran hengen wolte. Es erfodert vielmehr dieſes herrliche Erbe ſeiner Unvergaͤnglichkeit wegen
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Cap. 1. v. 4. des erſten Briefes Petri.
durch die Wiedergeburt ſchon zu einer wirck-
lichen Seligkeit koͤmmt, die aber noch unvoll-
kommen iſt, und eine vollkommene verheiſ-
ſen, und durch den Glauben fuͤr gewiß zu-
kuͤnftig gehalten wird, ſo wird ſie durch die
Hoffnung erwartet Roͤm. 8, 24.
b. Wie die Hoffnung vom Glauben unter-
ſchieden ſey? Erſtlich der Ordnung nach.
Denn der Glaube gehet vor der Hoffnung
her, und iſt gleichſam die Mutter der Hoff-
nung. Denn die Hoffnung gehet auf die
Verheiſſung, und auf dieſe bauen wir durch
den Glauben. Wo nun keine Verheiſſung
waͤre, da entſtuͤnde kein Glaube, und aus dem
Glauben keine Hoffnung. Hernach in An-
ſehung der Sache, womit ſie es zu thun ha-
ben? der Glaube ſiehet auf die Verheiſ-
ſung ſelbſt und auf den, der ſie gegeben hat:
die Hoffnung auf die verheiſſene Sache.
Der Glaube hat es mit dem, was vergangen,
gegenwaͤrtig und kuͤnftig iſt, zu thun, die
Hoffnung allein mit dem kuͤnftigen. Der Glau-
be gehet auch auf alle geoffenbahrte Wahr-
heit, und darinnen ſonderlich auf die Evange-
liſchen Geheimniſſe: die Hoffnung aber nur
allein auf das noch kuͤnftige Gut.
c. Warum die Hoffnung lebendig heiſſe?
weil ſie in der Wiedergeburt, als in einer geiſt-
lichen Erweckung von den Todten, mit, in und
aus dem Glauben entſtanden auch eine rech-
te geiſtliche Lebens-Kraft in der Seele iſt,
und dadurch von einer bloß natuͤrlichen und
falſchen Hoffnung unterſchieden wird.
d. Warum dabey der Auferſtehung Chri-
ſti von den Todten gedacht werde? weil
ſie dadurch nebſt dem Glauben zu ihrem rechten
Leben koͤmmt. Denn ſo bald der Menſch die
Auferſtehung Chriſti glaubet, ſo gruͤnet in ihm
dadurch auch die Hoffnung hervor, daß, was
an dem Haupte Chriſto, geſchehen iſt, das
werde auch ihm, als ſeinem Gliede wiederfah-
ren, und werde er nach Leib und Seele zur ewi-
gen Herrlichkeit kommen, und alſo nicht allein
wieder von den Todten auferſtehen, ſondern
auch zur Verklaͤrung ſeines Leibes gelangen.
1 Cor. 15, 12. u. f. Phil. 3, 20, 21. Man hat davon
ein Bild in deꝛ Natur. Denn wenn man daꝛaus,
daß die Baͤume ausſchlagen, hervorgruͤnen und
bluͤhen, gleichſam ihre Auferſtehung aus dem
rauhen Winter erkennet, ſo faſſet man daher
die Hoffnung zu einem fruchtbaren und Obſt-
reichen Jahre. Es koͤnte demnach der Griechi-
ſche Text alſo uͤberſetzet werden: er hat uns
wiedergeboren zu einer Hoffnung, die da
lebendig iſt, oder lebendig wird, durch
die Auferſtehung Chriſti von den Todten.
e. Wo man ein mehrers von der Hoffnung
finde? 1 B. Boſ. 49, 18. Pſ. 25, 2. 3. Jeſ. 40,
30. 31. c. 50, 10. Ap. Geſch. 24, 15. Roͤm. 4, 18.
c. 8, 23-25. c, 12, 12. 1 Cor. 13, 13. Eph. 1, 18. c.
2, 12. Col. 1, 5, 23, 27. 1 Theſſ. 1, 3. c. 5, 8. u. ſ.
w. An dem letztern Orte, wie auch Eph. 6, 17.
wird die Hoffnung mit einem Helm, dadurch
das Haupt im Sturm verwahret wird, vergli-
chen, zur Anzeigung deſſen, was fuͤr ein Schutz
und was fuͤr eine Stuͤtze ſie einem in der Wi-
derwaͤrtigkeit ſey; als dadurch man, unter der
gewiſſen Erwartung, daß das Ungluͤck bald
voruͤbergehen werde, geduldig aushaͤlt.
6. Was wir hoffen, oder die geglaubte
und gehoffete Seligkeit wird ausgedrucket
mit den Worten von dem unvergaͤnglichen,
unbefleckten und unverwelcklichen Erbe,
das behalten wird im Himmel:
a. Das Wort Erbe und zwar ein ſolches Erbe,
das einem unter mehrern durchs Looß zu theil
wird, ſolte die glaͤubigen Juden zuruͤck fuͤhren
auf das ihren Vaͤtern zum Erbe verheiſſene auch
wuͤrcklich gegebne Land Canaan, welches ihnen
ein Vorbild und auch gleichſam dabey ein Un-
terpfand ſeyn ſolte vom ewigen Leben. Da ſie
ſich nun auſſer ſolchem Lande befunden, ſo wei-
ſet ſie Petrus auf das rechte Gegenbild und auf
etwas beſſers, dazu ſie durch den Meßiam als den
rechten Joſuam ſchon gelanget waͤren und noch
immer mehr gelangen wuͤrden.
b. Das Wort Erbe, zeiget zugleich an, wie die-
jenigen beſchaffen ſind, die dazu eingeſetzet wer-
den und kommen, nemlich ſie muͤſſen ſeyn Kin-
der und Freunde GOttes; als welchen ei-
gentlich die hinterlaſſenen Guͤter durch Erb-
ſchaft zu theil werden. Daß in dieſem Worte
auch ſonſt darauf allerdinge mit geſehen werde,
zeiget uns Paulus deutlich genug an, wenn er
Roͤm. 8, 16. 17. ſpricht: Derſelbe Geiſt giebt
Zeugniß unſerm Geiſt, daß wir GOttes
Kinder ſind. Sind wir denn Kinder, ſo
ſind wir auch Erben, nemlich GOttes
Erben, und Mit-Erben Chriſti, ſo wir
anders mitleiden, auf daß wir auch mit
zur Herrlichkeit erhaben werden. Siehe
auch Gal. 3, 29. c. 4, 30. 31. Joh. 8, 35. Es wur-
de auch das alte Jſrael im Vorbilde fuͤr einen
Sohn GOttes gehalten 2 B. Moſ. 4, 22, 23.
c. 19, 6. 1 Pet. 2, 9.
c. Jſt das ewige Leben ein Erbe, ſo bekommen
wir es ohne alles unſer Verdienſt. So wenig
aber als unſer Verdienſt dazu noͤthig iſt, wir
auch einiges Verdienſt haben, ſo noͤthig iſt doch
dabey die Ordnung der Kindſchaft; als wel-
che ſelbſt ſchon ein Theil des Verheiſſenen und
gehoffeten Gutes iſt: daher wer in der Zeit der
Gnaden zu dieſem Theile, als den Erſtlingen,
nicht kommt, der kan unmoͤglich zur vollen
Erndte des ewigen Lebens gelangen.
d. Unvergaͤnglich, oder unverweslich heißt
dieſes Erbe von ſeiner ewigen Daurung und
Beſtaͤndigkeit, nach welcher darein keine
Corruption, keine Abnahme, keine Veral-
tung, auch dem Genuſſe nach kein Eckel koͤmmt,
ſondern es davon in alle Ewigkeit heißt: ie laͤn-
ger, ie lieber! Auch iſt das Erbe unvergaͤng-
lich im Gegenſatze auf die Dinge, welche einem
in dieſer Welt durch Erbſchaft zu theil wer-
den; als die, da die gantze Welt vergaͤnglich
iſt, der Verweſung und Verfaulung auf man-
cherley Art unterworfen ſind: daher man ſie
auch nicht ſo werth zu achten hat, daß man ſein
Hertz daran hengen wolte. Es erfodert vielmehr
dieſes herrliche Erbe ſeiner Unvergaͤnglichkeit
wegen
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