Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 1. v. 6. 7. [Spaltenumbruch]
behutsamer teutscher Ubersetzung vom TantzeDavids verstehen. 4. Daß aber Freude und Leid wohl zusam- 5. Es entstehet aber die Freude unter dem 6. Von den Leiden selbst finden wir un- a. Petrus führet sie auf die gegenwärtige, der künftigen, da die Offenbarung der Herrlich- keit geschehen wird, entgegen gesetzte Zeit, und siehet damit, ausser der gemeinen Zeit dieses Lebens, auf die damalige Zeiten, da mancherley Leiden über die Christen ergingen. Denn obgleich von Christi Auferstehung her bis an die Zeit dieses geschriebenen Briefes noch keine öffentliche und allgemeine Verfol- gung, welche einen Käyserlichen Befehl zum Grunde gehabt hätte, über die Christen er- gangen war, so hatte es ihnen doch nie an Lei- den gefehlet, sondern sie hatten theils von den ungläubigen Juden, theils von den abgötti- schen Heyden vieles zu erdulden. Daher auch Paulus, als er den Brief an die Hebräer, das ist, an eben diese Gemeinen schrieb, c. 10, 32. spricht: Gedencket an die vorigen Tage, [Spaltenumbruch] in welchen ihr erleuchtet erduldet ha- bet einen grossen Kampf des Leidens, zum theil selbst durch Schmach und Trübsal ein Schauspiel worden, zum theil Gemeinschaft gehabt mit denen, denen es also gehet. Denn ihr habet mit meinen Banden Mitleiden gehabt, und den Raub eurer Güter mit Freuden erduldet, als die ihr wisset, daß ihr bey euch selbst eine bessere und bleiben- de Habe im Himmel habet. Und daß schon damals die Gläubigen unter vielem Drucke gewesen sind, siehet man auch aus unterschiedlichen andern Stellen dieses Brie- fes, als c. 3, 14. Fürchtet euch vor ihrem Trotzen nicht, und erschrecket nicht: und v. 16. habet ein gut Gewissen, aufdaß die, so von euch afterreden, als von Ubelthätern, zu schanden werden, daß sie geschmähet haben euren guten Wan- del in Christo. u. f. Siehe auch c. 4, 4. das befremdet sie, daß ihr nicht mit ihnen laufet in das unordentliche Wesen und lästern. Desgleichen c. 5, 12. Jhr Lieben, lasset euch die Hitze, so euch begegnet, nicht befremden, u. f. b. Es führen die Leiden den Namen der Ver- suchungen, peirasmon, weil der Christ da- durch auf die Probe gesetzet wird, ob er rechter Art sey, oder nicht. Denn von denen, welche nicht wohl gegründet, oder, ohne durch die enge Pforte der Wiedergeburt zu gehen, auf den schmalen Weg gekommen sind, oder viel- mehr darauf einher zu gehen, vermeynen, spricht unser Heyland, Luc. 8, 13. daß sie das Wort zwar mit Freuden annehmen, auch eine zeitlang gläuben, aber, weil sie nicht Wurtzel haben, zur Zeit der An- fechtung abfallen. Es sind demnach die Leiden lauter Proben, wodurch einer nach seinem innern Zustande erkannt wird, auch wodurch der Mensch sich selbst kennen lernet. Denn mancher hätte sich bey der Erkenntniß seines so grossen sündlichen Elendes es selbst vorher wol nicht einmal zugetrauet, daß er hierinn und darinn sich so und so geduldig, und beständig erweisen würde. Da er es aber in der That an sich selbst erkennet, so wird er dar- aus nicht allein andern, sondern auch sich selbst erst recht bekannt, und freuet sich über die ihm von GOtt verliehene Gnade. c. Diese Versuchungen sind mancherley. Es sind zwar sonst die Leiden von mancherley, son- derlich von dreyerley Art, selbst gemachte, gemeine, oder natürliche, und Leiden um Christi Willen. Nicht eigentlich von ge- meinen, und noch vielweniger von den selbst- gemachten, sondern von den Leiden, die man als ein Christe hat, wie der Apostel c. 4, 16 spricht, ist alhier die Rede. Und daß diese mancherley sind, ist aus den angeführten Or- ten zu erkennen, und aus der Erfahrung an sich bekant. Und von den innern Anfechtun- gen, welche alhier auch verstanden werden, und die auch von mancherley Art sind, itzo nicht zu
Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 1. v. 6. 7. [Spaltenumbruch]
behutſamer teutſcher Uberſetzung vom TantzeDavids verſtehen. 4. Daß aber Freude und Leid wohl zuſam- 5. Es entſtehet aber die Freude unter dem 6. Von den Leiden ſelbſt finden wir un- a. Petrus fuͤhret ſie auf die gegenwaͤrtige, der kuͤnftigen, da die Offenbarung der Herrlich- keit geſchehen wird, entgegen geſetzte Zeit, und ſiehet damit, auſſer der gemeinen Zeit dieſes Lebens, auf die damalige Zeiten, da mancherley Leiden uͤber die Chriſten ergingen. Denn obgleich von Chriſti Auferſtehung her bis an die Zeit dieſes geſchriebenen Briefes noch keine oͤffentliche und allgemeine Verfol- gung, welche einen Kaͤyſerlichen Befehl zum Grunde gehabt haͤtte, uͤber die Chriſten er- gangen war, ſo hatte es ihnen doch nie an Lei- den gefehlet, ſondern ſie hatten theils von den unglaͤubigen Juden, theils von den abgoͤtti- ſchen Heyden vieles zu erdulden. Daher auch Paulus, als er den Brief an die Hebraͤer, das iſt, an eben dieſe Gemeinen ſchrieb, c. 10, 32. ſpricht: Gedencket an die vorigen Tage, [Spaltenumbruch] in welchen ihr erleuchtet erduldet ha- bet einen groſſen Kampf des Leidens, zum theil ſelbſt durch Schmach und Truͤbſal ein Schauſpiel worden, zum theil Gemeinſchaft gehabt mit denen, denen es alſo gehet. Denn ihr habet mit meinen Banden Mitleiden gehabt, und den Raub eurer Guͤter mit Freuden erduldet, als die ihr wiſſet, daß ihr bey euch ſelbſt eine beſſere und bleiben- de Habe im Himmel habet. Und daß ſchon damals die Glaͤubigen unter vielem Drucke geweſen ſind, ſiehet man auch aus unterſchiedlichen andern Stellen dieſes Brie- fes, als c. 3, 14. Fuͤrchtet euch vor ihrem Trotzen nicht, und erſchrecket nicht: und v. 16. habet ein gut Gewiſſen, aufdaß die, ſo von euch afterreden, als von Ubelthaͤtern, zu ſchanden werden, daß ſie geſchmaͤhet haben euren guten Wan- del in Chriſto. u. f. Siehe auch c. 4, 4. das befremdet ſie, daß ihr nicht mit ihnen laufet in das unordentliche Weſen und laͤſtern. Desgleichen c. 5, 12. Jhr Lieben, laſſet euch die Hitze, ſo euch begegnet, nicht befremden, u. f. b. Es fuͤhren die Leiden den Namen der Ver- ſuchungen, πειρασμῶν, weil der Chriſt da- durch auf die Probe geſetzet wird, ob er rechter Art ſey, oder nicht. Denn von denen, welche nicht wohl gegruͤndet, oder, ohne durch die enge Pforte der Wiedergeburt zu gehen, auf den ſchmalen Weg gekommen ſind, oder viel- mehr darauf einher zu gehen, vermeynen, ſpricht unſer Heyland, Luc. 8, 13. daß ſie das Wort zwar mit Freuden annehmen, auch eine zeitlang glaͤuben, aber, weil ſie nicht Wurtzel haben, zur Zeit der An- fechtung abfallen. Es ſind demnach die Leiden lauter Proben, wodurch einer nach ſeinem innern Zuſtande erkannt wird, auch wodurch der Menſch ſich ſelbſt kennen lernet. Denn mancher haͤtte ſich bey der Erkenntniß ſeines ſo groſſen ſuͤndlichen Elendes es ſelbſt vorher wol nicht einmal zugetrauet, daß er hierinn und darinn ſich ſo und ſo geduldig, und beſtaͤndig erweiſen wuͤrde. Da er es aber in der That an ſich ſelbſt erkennet, ſo wird er dar- aus nicht allein andern, ſondern auch ſich ſelbſt erſt recht bekannt, und freuet ſich uͤber die ihm von GOtt verliehene Gnade. c. Dieſe Verſuchungen ſind mancherley. Es ſind zwar ſonſt die Leiden von mancherley, ſon- derlich von dreyerley Art, ſelbſt gemachte, gemeine, oder natuͤrliche, und Leiden um Chriſti Willen. Nicht eigentlich von ge- meinen, und noch vielweniger von den ſelbſt- gemachten, ſondern von den Leiden, die man als ein Chriſte hat, wie der Apoſtel c. 4, 16 ſpricht, iſt alhier die Rede. Und daß dieſe mancherley ſind, iſt aus den angefuͤhrten Or- ten zu erkennen, und aus der Erfahrung an ſich bekant. Und von den innern Anfechtun- gen, welche alhier auch verſtanden werden, und die auch von mancherley Art ſind, itzo nicht zu
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Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 1. v. 6. 7.
behutſamer teutſcher Uberſetzung vom Tantze
Davids verſtehen.
4. Daß aber Freude und Leid wohl zuſam-
men ſtehen koͤnne, auch zu einerley Zeit, das
zeiget unſer Heyland an dem itzo angefuͤhrten
Orte Matth. 5. mit mehrern an. Und dieſes
beweiſen nicht allein die Exempel der Apoſtel
Ap. Geſch. 5, 40. 41. ſondern auch ſo vieler Mar-
tyrer, und aller getreuen Nachfolger und Be-
kenner Chriſti. Und eben dieſes gehoͤret zum
Geheimniſſe des Creutzes Chriſti, welches der
Welt ſo gar paradox vorkoͤmmt, und davon
Paulus ſpricht: Als die Traurigen, aber
allezeit froͤlich. 2 Cor. 6, 10.
5. Es entſtehet aber die Freude unter dem
Leiden nicht allein durch die Vorſtellung von der
kuͤnftigen Herrlichkeit, ſondern auch daher, daß
der Creutz-Traͤger das Reich GOttes, welches
in der Gerechtigkeit, in dem Frieden und in der
Freude des Heiligen Geiſtes beſtehet, vermoͤge
der Wiedergeburt und Rechtfertigung ſchon in
ſich hat, Roͤm. 14, 17. und dieſe, auch andere
Heyls-Guͤter unter dem Leiden ſoviel mehr in ſich
ſchmecket und empfindet, ſoviel mehr er eines gu-
ten Gewiſſens dadurch verſichert wird, daß er
nemlich nicht um Ubelthat, ſondern um Chriſti
willen leide. Denn auſſer dem Leiden iſt oft
manches Kind GOttes eines etwas niederge-
ſchlagenen Gemuͤthes, daß es bey dem Gefuͤhle
ſeiner geiſtlichen Armuth an ſeiner Kindſchaft
bey GOtt zweifelt. Koͤmmt es aber zum Leiden,
ſo wird man dadurch auch von auſſen uͤberzeuget,
daß man nicht der Welt, ſondern Chriſtum an-
gehoͤre. Und weil denn der Menſch das Creutz
billig fuͤr ein Kennzeichen ſeines Gnaden-Stan-
des haͤlt, ſo freuet er ſich daruͤber innigſt: bey
welcher Zueignung der Gnade ſich denn alle
Gnaden-Schaͤtze zu mehrer Empfindung in ihm
aͤuſſern. Und dazu koͤmmt die Treue GOttes,
welcher die Treue eines Creutz-Traͤgers gemei-
niglich ſofort ſchon mit dem Zufluß mehrer Gna-
de zur Freude belohnet, und damit bezeuget,
was einem nach ſolchen Erſtlingen fuͤr eine groſſe
Erndte bevorſtehe.
6. Von den Leiden ſelbſt finden wir un-
terſchiedliche Worte unſers Textes, welche alſo
zu erlaͤutern ſind:
a. Petrus fuͤhret ſie auf die gegenwaͤrtige, der
kuͤnftigen, da die Offenbarung der Herrlich-
keit geſchehen wird, entgegen geſetzte Zeit,
und ſiehet damit, auſſer der gemeinen Zeit
dieſes Lebens, auf die damalige Zeiten, da
mancherley Leiden uͤber die Chriſten ergingen.
Denn obgleich von Chriſti Auferſtehung her
bis an die Zeit dieſes geſchriebenen Briefes
noch keine oͤffentliche und allgemeine Verfol-
gung, welche einen Kaͤyſerlichen Befehl zum
Grunde gehabt haͤtte, uͤber die Chriſten er-
gangen war, ſo hatte es ihnen doch nie an Lei-
den gefehlet, ſondern ſie hatten theils von den
unglaͤubigen Juden, theils von den abgoͤtti-
ſchen Heyden vieles zu erdulden. Daher auch
Paulus, als er den Brief an die Hebraͤer, das
iſt, an eben dieſe Gemeinen ſchrieb, c. 10, 32.
ſpricht: Gedencket an die vorigen Tage,
in welchen ihr erleuchtet erduldet ha-
bet einen groſſen Kampf des Leidens,
zum theil ſelbſt durch Schmach und
Truͤbſal ein Schauſpiel worden, zum
theil Gemeinſchaft gehabt mit denen,
denen es alſo gehet. Denn ihr habet
mit meinen Banden Mitleiden gehabt,
und den Raub eurer Guͤter mit Freuden
erduldet, als die ihr wiſſet, daß ihr
bey euch ſelbſt eine beſſere und bleiben-
de Habe im Himmel habet. Und daß
ſchon damals die Glaͤubigen unter vielem
Drucke geweſen ſind, ſiehet man auch aus
unterſchiedlichen andern Stellen dieſes Brie-
fes, als c. 3, 14. Fuͤrchtet euch vor ihrem
Trotzen nicht, und erſchrecket nicht: und
v. 16. habet ein gut Gewiſſen, aufdaß
die, ſo von euch afterreden, als von
Ubelthaͤtern, zu ſchanden werden, daß
ſie geſchmaͤhet haben euren guten Wan-
del in Chriſto. u. f. Siehe auch c. 4, 4. das
befremdet ſie, daß ihr nicht mit ihnen
laufet in das unordentliche Weſen und
laͤſtern. Desgleichen c. 5, 12. Jhr Lieben,
laſſet euch die Hitze, ſo euch begegnet,
nicht befremden, u. f.
b. Es fuͤhren die Leiden den Namen der Ver-
ſuchungen, πειρασμῶν, weil der Chriſt da-
durch auf die Probe geſetzet wird, ob er rechter
Art ſey, oder nicht. Denn von denen, welche
nicht wohl gegruͤndet, oder, ohne durch die
enge Pforte der Wiedergeburt zu gehen, auf
den ſchmalen Weg gekommen ſind, oder viel-
mehr darauf einher zu gehen, vermeynen,
ſpricht unſer Heyland, Luc. 8, 13. daß ſie das
Wort zwar mit Freuden annehmen,
auch eine zeitlang glaͤuben, aber, weil ſie
nicht Wurtzel haben, zur Zeit der An-
fechtung abfallen. Es ſind demnach die
Leiden lauter Proben, wodurch einer nach
ſeinem innern Zuſtande erkannt wird, auch
wodurch der Menſch ſich ſelbſt kennen lernet.
Denn mancher haͤtte ſich bey der Erkenntniß
ſeines ſo groſſen ſuͤndlichen Elendes es ſelbſt
vorher wol nicht einmal zugetrauet, daß er
hierinn und darinn ſich ſo und ſo geduldig, und
beſtaͤndig erweiſen wuͤrde. Da er es aber in
der That an ſich ſelbſt erkennet, ſo wird er dar-
aus nicht allein andern, ſondern auch ſich ſelbſt
erſt recht bekannt, und freuet ſich uͤber die ihm
von GOtt verliehene Gnade.
c. Dieſe Verſuchungen ſind mancherley. Es
ſind zwar ſonſt die Leiden von mancherley, ſon-
derlich von dreyerley Art, ſelbſt gemachte,
gemeine, oder natuͤrliche, und Leiden um
Chriſti Willen. Nicht eigentlich von ge-
meinen, und noch vielweniger von den ſelbſt-
gemachten, ſondern von den Leiden, die man
als ein Chriſte hat, wie der Apoſtel c. 4, 16
ſpricht, iſt alhier die Rede. Und daß dieſe
mancherley ſind, iſt aus den angefuͤhrten Or-
ten zu erkennen, und aus der Erfahrung an
ſich bekant. Und von den innern Anfechtun-
gen, welche alhier auch verſtanden werden,
und die auch von mancherley Art ſind, itzo nicht
zu
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