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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 1. v. 12. 13.
[Spaltenumbruch]
V. 12.

Welchen (Propheten) es offenbaret
ist: denn sie habens nicht ihnen selbst, son-
dern uns dargethan, welches euch nun ver-
kündiget ist durch die, so euch das Evange-
lium verkündiget haben, durch den Heili-
gen Geist vom Himmel gesandt, welches
auch die Engel gelüstet zu schauen.

Anmerckungen.

1. Die ersten Worte lassen sich gar füglich
also übersetzen: welchen es offenbaret ist, daß
es nicht ihnen, sondern uns solte dienen.

Und ist davon der Verstand dieser, daß den Pro-
pheten bey der Eingebung der zuverkündigenden
Sachen zugleich gar wohl kund worden sey, daß
sie ihnen selbst der Erfüllung nach nicht würden zu
Nutze werden, sondern nur denen, welche die
Zeiten des Meßiä erleben würden. Die Paral-
lel-
Oerter sehe man Luc. 10, 24. Hebr. 11, 13.
39. 40.

2. Wenn der Apostel derer, welche den
gläubig gewordenen Juden das Evangelium
verkündiget hatten, in der Zahl der Vielheit ge-
dencket, so siehet er damit auf Paulum, Barna-
bam, Silam, Timotheum und andere theils
Apostel, theils Apostolische Männer, und auch
auf sich selbst: sintemal der Ertz-Hirte Christus
die zerstreueten und verlornen Schafe vom Hau-
se Jsrael durch ihrer viele gesuchet hatte.

3. Es verbindet aber Petrus den Dienst
der Apostel
gar genau mit dem Amte und Bey-
stande des Heiligen Geistes:
als die da mit
dem Heiligen Geiste im grossen Masse waren ge-
salbet werden. Und eben dieses ist es, davon ih-
nen Christus, ihr Meister, in seiner Schule die ge-
wisse Versicherung gab, wenn er Matth. 10, 19.
20. sagte: Wenn sie euch überantworten
werden, so sorget nicht, wie, oder was,
ihr reden solt: denn es soll euch zu der Stun-
de gegeben werden, was ihr reden sollet.
Denn ihr seyd es nicht, die da reden, sondern
eures Vaters Geist ist es, der durch euch
redet.

4. Durch die Sendung des Heiligen
Geistes vom Himmel,
siehet der Apostel auf die
am ersten Pfingst-Tage nach der Himmelfahrt
geschehene ausserordentliche Salbung Ap. Ges.
2. Da die Jünger Christi aus der Fülle Christi
ein sehr reiches Maß der Gnaden Gaben empfin-
gen. Und also machte sie Spiritus aposaleis, der
gesandte Heilige Geist erst zu rechten Aposteln,
oder Gesandten Christi.

5. Von den letztern Worten dieses Verses
ist folgendes zu mercken:

a. Das Wort parakupsai, schauen, bedeutet
ein solches begieriges Forschen, nach welchem
man sich bücket und beuget, wenn man sonst nicht
dazu kommen kan, um alles recht in den Augen-
schein zu nehmen und zu betrachten: daher es
auch von dem mit gebeugeten Leibe geschehe-
nen Einschauen Petri in das leere Grab Chri-
sti gebrauchet wird. Luc. 24, 12. So soll man
auch recht tief und eigentlich in das Gesetz der
Freyheit, oder in das Evangelium, einschauen.
Jac. 1, 25.
[Spaltenumbruch]
b. Und dieser Nachdruck des Worts wird damit
bekräftiget, wenn dabey gesetzet wird, epithu-
mousi, sie haben eine Begierde, nemlich die
Geheimnisse des Reiches GOttes recht einzu-
sehen und durchzuschauen.
c. Da von den Engeln die Rede ist, und diese
über der Bundes-Lade durch die zu beyden
Seiten in die Höhe gerichteten Cherubim sind
repraesentiret worden, so scheinet der Apostel
alhier darauf gesehen zu haben; wie denn ge-
dachte Cherubim also stunden, daß sie vor sich
nieder auf die Bundes-Lade sahen, in einer
solchen Positur, welche sich zu einer mit
Verwunderung geschehenen Beschauung
schickte.
d. Es ist die Wissenschaft der heiligen Engel
zwar groß, aber doch so umschrenckt, daß sie
noch wachsen und zunehmen kan, wie wir aus
diesem Orte sehen: da ihr Einschauen auf die
Geheimnisse des Evangelii und des Reichs
Christi gerichtet ist. Daher Paulus Eph. 3,
10. schreibet, daß auch erst zur Zeit des neuen
Testaments den Fürstenthumen und Herr-
schaften im Himmel an der Gemeine ha-
be sollen kund werden die mannichfalti-
ge Weisheit GOttes.
V. 13.

Darum (da euch im Himmel ein so herrliches
Erbe aufgehoben wird, v. 5. u. f. und ihr euch da-
hin, als zu dem himmlischen Vaterlande, wie die
Wanders-Leute, auf dem Wege befindet) so
begürtet die Lenden eures Gemüths, seyd
nüchtern, und setzet eure Hoffnung gantz

(teleios, also, daß ihr to telos, das Ende eures
Glaubens, der Seelen Seligkeit, erreichet, v. 9.)
auf die Gnade, die euch (ihrer Vollendung
nach) angeboten, (epipheromenen, zugebracht, zum
vollkommnen Genuß in allen Heyls-Gütern dar-
gereichet) wird durch die Offenbarung
Christi,
(in derselben, wenn er erscheinen, und
bey der Erscheinung erwiesen werden wird, was
es sey, bey GOtt in Gnaden stehen.)

Anmerckungen.

1. Was die Lenden mit dem mittlern Thei-
le des Leibes dem gantzen Leibe sind bey einem
Arbeitenden und Reisenden, das ist das Ge-
müth, oder der durch solches Wort alhier ver-
standene Wille einem Christen; nemlich darinn
soll sich die meiste Stärcke und Kraft befinden.
Und was der Gurt dem Leibe thut, daß er nem-
lich die Kräfte zusammen ziehet, auch die weiten
Kleider, darinn man leicht von der Luft aufge-
halten wird, zusammen fasset, daß sie einem
weder an der Arbeit, noch am schnellen gehen,
hinderlich sind, das ist ein oft wiederholter und
immer mehr bevestigter Vorsatz und Ernst zu
allem rechtschaffnen Wesen, und zur getreuen
Beharrung dem gantzen Christenthum. Daher
man siehet, was es sey, die Lenden des Gemüths
umgürten. Man erkennet es auch aus dem Ge-
gentheil. Denn es ist einem kaltsinnigen, trägen
und schläfrigen Wesen entgegen gesetzet. Man
conferire hiebey 1 B. Mos. 12, 11. Luc. 12, 35.
Eph. 6, 14.

2. Das
Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 1. v. 12. 13.
[Spaltenumbruch]
V. 12.

Welchen (Propheten) es offenbaret
iſt: denn ſie habens nicht ihnen ſelbſt, ſon-
dern uns dargethan, welches euch nun ver-
kuͤndiget iſt durch die, ſo euch das Evange-
lium verkuͤndiget haben, durch den Heili-
gen Geiſt vom Himmel geſandt, welches
auch die Engel geluͤſtet zu ſchauen.

Anmerckungen.

1. Die erſten Worte laſſen ſich gar fuͤglich
alſo uͤberſetzen: welchen es offenbaret iſt, daß
es nicht ihnen, ſondern uns ſolte dienen.

Und iſt davon der Verſtand dieſer, daß den Pro-
pheten bey der Eingebung der zuverkuͤndigenden
Sachen zugleich gar wohl kund worden ſey, daß
ſie ihnen ſelbſt der Erfuͤllung nach nicht wuͤrden zu
Nutze werden, ſondern nur denen, welche die
Zeiten des Meßiaͤ erleben wuͤrden. Die Paral-
lel-
Oerter ſehe man Luc. 10, 24. Hebr. 11, 13.
39. 40.

2. Wenn der Apoſtel derer, welche den
glaͤubig gewordenen Juden das Evangelium
verkuͤndiget hatten, in der Zahl der Vielheit ge-
dencket, ſo ſiehet er damit auf Paulum, Barna-
bam, Silam, Timotheum und andere theils
Apoſtel, theils Apoſtoliſche Maͤnner, und auch
auf ſich ſelbſt: ſintemal der Ertz-Hirte Chriſtus
die zerſtreueten und verlornen Schafe vom Hau-
ſe Jſrael durch ihrer viele geſuchet hatte.

3. Es verbindet aber Petrus den Dienſt
der Apoſtel
gar genau mit dem Amte und Bey-
ſtande des Heiligen Geiſtes:
als die da mit
dem Heiligen Geiſte im groſſen Maſſe waren ge-
ſalbet werden. Und eben dieſes iſt es, davon ih-
nen Chriſtus, ihr Meiſter, in ſeiner Schule die ge-
wiſſe Verſicherung gab, wenn er Matth. 10, 19.
20. ſagte: Wenn ſie euch uͤberantworten
werden, ſo ſorget nicht, wie, oder was,
ihr reden ſolt: denn es ſoll euch zu der Stun-
de gegeben werden, was ihr reden ſollet.
Denn ihr ſeyd es nicht, die da reden, ſondern
eures Vaters Geiſt iſt es, der durch euch
redet.

4. Durch die Sendung des Heiligen
Geiſtes vom Himmel,
ſiehet der Apoſtel auf die
am erſten Pfingſt-Tage nach der Himmelfahrt
geſchehene auſſerordentliche Salbung Ap. Geſ.
2. Da die Juͤnger Chriſti aus der Fuͤlle Chriſti
ein ſehr reiches Maß der Gnaden Gaben empfin-
gen. Und alſo machte ſie Spiritus ἀποςαλεὶς, der
geſandte Heilige Geiſt erſt zu rechten Apoſteln,
oder Geſandten Chriſti.

5. Von den letztern Worten dieſes Verſes
iſt folgendes zu mercken:

a. Das Wort παρακύψαι, ſchauen, bedeutet
ein ſolches begieriges Forſchen, nach welchem
man ſich buͤcket und beuget, weñ man ſonſt nicht
dazu kommen kan, um alles recht in den Augen-
ſchein zu nehmen und zu betrachten: daher es
auch von dem mit gebeugeten Leibe geſchehe-
nen Einſchauen Petri in das leere Grab Chri-
ſti gebrauchet wird. Luc. 24, 12. So ſoll man
auch recht tief und eigentlich in das Geſetz der
Freyheit, oder in das Evangelium, einſchauen.
Jac. 1, 25.
[Spaltenumbruch]
b. Und dieſer Nachdruck des Worts wird damit
bekraͤftiget, wenn dabey geſetzet wird, ἐπιϑυ-
μοῦσι, ſie haben eine Begierde, nemlich die
Geheimniſſe des Reiches GOttes recht einzu-
ſehen und durchzuſchauen.
c. Da von den Engeln die Rede iſt, und dieſe
uͤber der Bundes-Lade durch die zu beyden
Seiten in die Hoͤhe gerichteten Cherubim ſind
repræſentiret worden, ſo ſcheinet der Apoſtel
alhier darauf geſehen zu haben; wie denn ge-
dachte Cherubim alſo ſtunden, daß ſie vor ſich
nieder auf die Bundes-Lade ſahen, in einer
ſolchen Poſitur, welche ſich zu einer mit
Verwunderung geſchehenen Beſchauung
ſchickte.
d. Es iſt die Wiſſenſchaft der heiligen Engel
zwar groß, aber doch ſo umſchrenckt, daß ſie
noch wachſen und zunehmen kan, wie wir aus
dieſem Orte ſehen: da ihr Einſchauen auf die
Geheimniſſe des Evangelii und des Reichs
Chriſti gerichtet iſt. Daher Paulus Eph. 3,
10. ſchreibet, daß auch erſt zur Zeit des neuen
Teſtaments den Fuͤrſtenthumen und Herr-
ſchaften im Himmel an der Gemeine ha-
be ſollen kund werden die mannichfalti-
ge Weisheit GOttes.
V. 13.

Darum (da euch im Himmel ein ſo herrliches
Erbe aufgehoben wird, v. 5. u. f. und ihr euch da-
hin, als zu dem himmliſchen Vaterlande, wie die
Wanders-Leute, auf dem Wege befindet) ſo
beguͤrtet die Lenden eures Gemuͤths, ſeyd
nuͤchtern, und ſetzet eure Hoffnung gantz

(τελείως, alſo, daß ihr τὸ τέλος, das Ende eures
Glaubens, der Seelen Seligkeit, erreichet, v. 9.)
auf die Gnade, die euch (ihrer Vollendung
nach) angeboten, (ἐπιφερομένην, zugebracht, zum
vollkommnen Genuß in allen Heyls-Guͤtern dar-
gereichet) wird durch die Offenbarung
Chriſti,
(in derſelben, wenn er erſcheinen, und
bey der Erſcheinung erwieſen werden wird, was
es ſey, bey GOtt in Gnaden ſtehen.)

Anmerckungen.

1. Was die Lenden mit dem mittlern Thei-
le des Leibes dem gantzen Leibe ſind bey einem
Arbeitenden und Reiſenden, das iſt das Ge-
muͤth, oder der durch ſolches Wort alhier ver-
ſtandene Wille einem Chriſten; nemlich darinn
ſoll ſich die meiſte Staͤrcke und Kraft befinden.
Und was der Gurt dem Leibe thut, daß er nem-
lich die Kraͤfte zuſammen ziehet, auch die weiten
Kleider, darinn man leicht von der Luft aufge-
halten wird, zuſammen faſſet, daß ſie einem
weder an der Arbeit, noch am ſchnellen gehen,
hinderlich ſind, das iſt ein oft wiederholter und
immer mehr beveſtigter Vorſatz und Ernſt zu
allem rechtſchaffnen Weſen, und zur getreuen
Beharrung dem gantzen Chriſtenthum. Daher
man ſiehet, was es ſey, die Lenden des Gemuͤths
umguͤrten. Man erkennet es auch aus dem Ge-
gentheil. Denn es iſt einem kaltſinnigen, traͤgen
und ſchlaͤfrigen Weſen entgegen geſetzet. Man
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Eph. 6, 14.

2. Das
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[514/0516] Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 1. v. 12. 13. V. 12. Welchen (Propheten) es offenbaret iſt: denn ſie habens nicht ihnen ſelbſt, ſon- dern uns dargethan, welches euch nun ver- kuͤndiget iſt durch die, ſo euch das Evange- lium verkuͤndiget haben, durch den Heili- gen Geiſt vom Himmel geſandt, welches auch die Engel geluͤſtet zu ſchauen. Anmerckungen. 1. Die erſten Worte laſſen ſich gar fuͤglich alſo uͤberſetzen: welchen es offenbaret iſt, daß es nicht ihnen, ſondern uns ſolte dienen. Und iſt davon der Verſtand dieſer, daß den Pro- pheten bey der Eingebung der zuverkuͤndigenden Sachen zugleich gar wohl kund worden ſey, daß ſie ihnen ſelbſt der Erfuͤllung nach nicht wuͤrden zu Nutze werden, ſondern nur denen, welche die Zeiten des Meßiaͤ erleben wuͤrden. Die Paral- lel-Oerter ſehe man Luc. 10, 24. Hebr. 11, 13. 39. 40. 2. Wenn der Apoſtel derer, welche den glaͤubig gewordenen Juden das Evangelium verkuͤndiget hatten, in der Zahl der Vielheit ge- dencket, ſo ſiehet er damit auf Paulum, Barna- bam, Silam, Timotheum und andere theils Apoſtel, theils Apoſtoliſche Maͤnner, und auch auf ſich ſelbſt: ſintemal der Ertz-Hirte Chriſtus die zerſtreueten und verlornen Schafe vom Hau- ſe Jſrael durch ihrer viele geſuchet hatte. 3. Es verbindet aber Petrus den Dienſt der Apoſtel gar genau mit dem Amte und Bey- ſtande des Heiligen Geiſtes: als die da mit dem Heiligen Geiſte im groſſen Maſſe waren ge- ſalbet werden. Und eben dieſes iſt es, davon ih- nen Chriſtus, ihr Meiſter, in ſeiner Schule die ge- wiſſe Verſicherung gab, wenn er Matth. 10, 19. 20. ſagte: Wenn ſie euch uͤberantworten werden, ſo ſorget nicht, wie, oder was, ihr reden ſolt: denn es ſoll euch zu der Stun- de gegeben werden, was ihr reden ſollet. Denn ihr ſeyd es nicht, die da reden, ſondern eures Vaters Geiſt iſt es, der durch euch redet. 4. Durch die Sendung des Heiligen Geiſtes vom Himmel, ſiehet der Apoſtel auf die am erſten Pfingſt-Tage nach der Himmelfahrt geſchehene auſſerordentliche Salbung Ap. Geſ. 2. Da die Juͤnger Chriſti aus der Fuͤlle Chriſti ein ſehr reiches Maß der Gnaden Gaben empfin- gen. Und alſo machte ſie Spiritus ἀποςαλεὶς, der geſandte Heilige Geiſt erſt zu rechten Apoſteln, oder Geſandten Chriſti. 5. Von den letztern Worten dieſes Verſes iſt folgendes zu mercken: a. Das Wort παρακύψαι, ſchauen, bedeutet ein ſolches begieriges Forſchen, nach welchem man ſich buͤcket und beuget, weñ man ſonſt nicht dazu kommen kan, um alles recht in den Augen- ſchein zu nehmen und zu betrachten: daher es auch von dem mit gebeugeten Leibe geſchehe- nen Einſchauen Petri in das leere Grab Chri- ſti gebrauchet wird. Luc. 24, 12. So ſoll man auch recht tief und eigentlich in das Geſetz der Freyheit, oder in das Evangelium, einſchauen. Jac. 1, 25. b. Und dieſer Nachdruck des Worts wird damit bekraͤftiget, wenn dabey geſetzet wird, ἐπιϑυ- μοῦσι, ſie haben eine Begierde, nemlich die Geheimniſſe des Reiches GOttes recht einzu- ſehen und durchzuſchauen. c. Da von den Engeln die Rede iſt, und dieſe uͤber der Bundes-Lade durch die zu beyden Seiten in die Hoͤhe gerichteten Cherubim ſind repræſentiret worden, ſo ſcheinet der Apoſtel alhier darauf geſehen zu haben; wie denn ge- dachte Cherubim alſo ſtunden, daß ſie vor ſich nieder auf die Bundes-Lade ſahen, in einer ſolchen Poſitur, welche ſich zu einer mit Verwunderung geſchehenen Beſchauung ſchickte. d. Es iſt die Wiſſenſchaft der heiligen Engel zwar groß, aber doch ſo umſchrenckt, daß ſie noch wachſen und zunehmen kan, wie wir aus dieſem Orte ſehen: da ihr Einſchauen auf die Geheimniſſe des Evangelii und des Reichs Chriſti gerichtet iſt. Daher Paulus Eph. 3, 10. ſchreibet, daß auch erſt zur Zeit des neuen Teſtaments den Fuͤrſtenthumen und Herr- ſchaften im Himmel an der Gemeine ha- be ſollen kund werden die mannichfalti- ge Weisheit GOttes. V. 13. Darum (da euch im Himmel ein ſo herrliches Erbe aufgehoben wird, v. 5. u. f. und ihr euch da- hin, als zu dem himmliſchen Vaterlande, wie die Wanders-Leute, auf dem Wege befindet) ſo beguͤrtet die Lenden eures Gemuͤths, ſeyd nuͤchtern, und ſetzet eure Hoffnung gantz (τελείως, alſo, daß ihr τὸ τέλος, das Ende eures Glaubens, der Seelen Seligkeit, erreichet, v. 9.) auf die Gnade, die euch (ihrer Vollendung nach) angeboten, (ἐπιφερομένην, zugebracht, zum vollkommnen Genuß in allen Heyls-Guͤtern dar- gereichet) wird durch die Offenbarung Chriſti, (in derſelben, wenn er erſcheinen, und bey der Erſcheinung erwieſen werden wird, was es ſey, bey GOtt in Gnaden ſtehen.) Anmerckungen. 1. Was die Lenden mit dem mittlern Thei- le des Leibes dem gantzen Leibe ſind bey einem Arbeitenden und Reiſenden, das iſt das Ge- muͤth, oder der durch ſolches Wort alhier ver- ſtandene Wille einem Chriſten; nemlich darinn ſoll ſich die meiſte Staͤrcke und Kraft befinden. Und was der Gurt dem Leibe thut, daß er nem- lich die Kraͤfte zuſammen ziehet, auch die weiten Kleider, darinn man leicht von der Luft aufge- halten wird, zuſammen faſſet, daß ſie einem weder an der Arbeit, noch am ſchnellen gehen, hinderlich ſind, das iſt ein oft wiederholter und immer mehr beveſtigter Vorſatz und Ernſt zu allem rechtſchaffnen Weſen, und zur getreuen Beharrung dem gantzen Chriſtenthum. Daher man ſiehet, was es ſey, die Lenden des Gemuͤths umguͤrten. Man erkennet es auch aus dem Ge- gentheil. Denn es iſt einem kaltſinnigen, traͤgen und ſchlaͤfrigen Weſen entgegen geſetzet. Man conferire hiebey 1 B. Moſ. 12, 11. Luc. 12, 35. Eph. 6, 14. 2. Das

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/516>, abgerufen am 22.11.2024.