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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 1. v. 6-9. an die Thessalonicher.
[Spaltenumbruch]
V. 6. 7. 8. 9.

Nachdem (sintemal) es recht ist bey
GOTT
(dem Richter aller Welt, der die we-
sentliche Gerechtigkeit selbst ist) zu vergelten
Trübsal denen, die euch Trübsal anlegen,

(also daß sie dagegen keine wahre Busse thun,
auch dabey gemeiniglich der leiblichen Strafe
entgehen.) V. 7. Euch aber, die ihr (um
des Reichs GOttes, um der Wahrheit, um der
Gerechtigkeit, um Christi willen, wie die heili-
ge Schrift sonst redet, Matth. 5, 10. Luc. 6, 20.
1 Petr. 2, 20. c. 3, 14. c. 4, 14. u. s. w.) Trüb-
sal leidet, Ruhe
(nachdem die äusserlichen
Leiden bey dem innern Seelen-Frieden viel äus-
serliche Unruhe mit sich bringen; davon denn
eine sanfte Erlösung seyn wird) mit uns (Apo-
steln, die wir vor andern solchen äusserlich oft
verunruhigenden Leiden unterworfen sind; aber
auch dagegen die theuresten Verheissungen von
der herrlichsten Ruhe haben Matth. 5, 10. 11. 12.
c. 19, 28.) wenn nun der HErr JESUS
wird offenbaret werden vom Himmel
samt den Engeln seiner Kraft,
(durch wel-
che, als durch starcke Helden Psalm 103, 20. er
die Glaubigen aus allen vier Winden, und die
Gottlosen, als Aergernisse aus seinem äusserli-
chen Reiche der Kirche samlen, die Bösen von
den Gerechten scheiden und wider sie seine Straf-
Gerichte ausüben wird. Matth. 13, 4. 42. 49.
c. 24, 31.) V. 8. Und mit Feuer-Flammen
(mit welchen der HErr ehemals das Gesetz ge-
geben 2 B. Mos. 19, 16. 17. 18. wie er denn auch
Sodom und Gomorrha nebst der dazu gehöri-
gen gantzen Gegend, zum Vorbilde des jüngsten
Welt-Gerichts 1 B. Mos. 19. mit einem Rach-
Feuer heimgesuchet hat, siehe Jes. 66, 16. 18.)
Rache zu geben über die, die GOTT (der-
gestalt) nicht erkennen (daß sie ihn auch nicht
haben recht erkennen, und eben so wenig ihm
vertrauen und dienen wollen,) und über die,
so nicht gehorsam sind dem Evangelio un-
sers HErrn JESU CHristi
(also daß sie
dasselbe in der Ordnung wahrer Bekehrung
gläubig angenommen hätten.) V. 9. Wel-
che werden
(nicht allein der Seligkeit berau-
bet bleiben, sondern auch) Pein (zur gerech-
ten Strafe) leiden, das ewige Verderben,
(wenn sie verstossen werden) von dem (gnä-
digen) Angesicht des HErrn (und hingegen
das zornige Angesicht empfinden, Offenb. 6, 16.
1 Pet. 3, 2. Jes. 2, 19. da es heissen wird: Wei-
chet von mir, ihr Ubelthäter!
Matth. 7,
23. Gehet hin von mir, ihr Verfluchten in
das ewige Feuer, das bereitet ist dem
Teufel und seinen Engeln.
c. 25, 41.) und
von seiner herrlichen Macht,
(von der Herr-
lichkeit und Majestät, damit er seine Gläubigen
so mächtig erretten wird.)

Anmerckungen.

1. Poena talionis, die Strafe der Wie-
dervergeltung hat vieles auf sich und die unwan-
delbare Gerechtigkeit GOttes zum Grunde.
Sie äussert sich oft schon in dieser Welt mit
gewissen Vorgerichten: am Ende aber wird sie
[Spaltenumbruch] über alle mit rechtem Nachdrucke kommen.
Da man denn sehen wird, daß GOtt nicht
allein die Liebe, sondern auch die Gerecheigkeit
ist.

2. Es ist aber die göttliche Wiedervergel-
tung nicht von gleicher Art bey den Gottlosen
und bey den Gläubigen. Denn bey den Gott-
losen geschiehet sie nach ihrem eigenen Verdien-
ste böser Wercke; bey den Gläubigen aber, de-
ren gute Wercke sehr unvollkommen, und, in
so fern sie gut sind, mehr GOttes Wercke in ih-
nen, als ihre eigene sind, geschiehet sie aus Gna-
den, in Ansehung eines fremden Verdienstes,
nemlich Christi. Und ob gleich insonderheit
dem Wercke der Geduld unter dem Creutze eine
grosse Verheissung gegeben ist, so hat dieselbe
doch ihren Grund nicht in den Leiden selbst, als
welche gegen die Herrlichkeit gantz keine Propor-
tion
haben, Röm. 8, 17. 18. 2 Cor. 4, 17. son-
dern in dem Reichthum der Gnade GOttes.

3. Die Zukunft Christi wird eine Offenba-
rung genennet, um damit anzuzeigen, daß der
HErr JESUS vorher nicht gar abwesend sey;
als der gesaget hat: Siehe, ich bin bey euch
alle Tage, bis an der Welt Ende,
Matth.
28, 20. Siehe auch 1 Cor. 1, 7. Col. 3, 4. 2 Thess.
2, 8. 1 Tim. 6, 14. 2 Tim. 4, 1. 1 Pet. 1, 7. c. 5, 4.
1 Joh. 2, 28.

4. Von welcher Beschaffenheit das flam-
mende Feuer seyn wird, das läßt sich nicht wohl
bey unserer schwachen Erkenntniß sagen. Ein
wahres Feuer wird es wol seyn, obgleich kein
bloß natürliches oder gemeines: dergleichen in
der Wüsten über dem Lager der Kinder Jsrael in
der Wolcken-Seule, die auch eine Feuer-Seule
war, 2 B. Mos. 13, 21. 22. sich sehen ließ, und
ein sichtbares Zeichen der Majestätischen Gegen-
wart des Sohnes GOttes war, wie es auch in
seiner Zukunft seyn wird, da er wird die Execu-
tion
seines Gesetzes vornehmen, welches er auf
dem Berge Sinai mit gleicher Majestät gegeben
hat, 2 B. Mos. 19. Und gleichwie aus dem
Feuer der Wolcken-Seule auch dann und wann
ein verzehrendes Rach-Feuer über die muthwilli-
gen Ubertreter des Gesetzes GOttes ausging:
siehe 3 Buch Mos. 10, 2. also wird auch wol
dieses majestätische Feuer des HERRN, zum
Zeugniß, seiner in gerechten Gerichten von ihm
ausgehend en Gerechtigkeit, wol allem Ansehen
nach diese sichtbare Welt anzünden, und zu ih-
rer Läuterung bringen, 2 Pet. 3, 10. 12. auf
welche Art aber auch daher das unauslöschliche
Feuer der Verdammten entstehen und davon
unterschieden seyn wird, läßt sich nicht sagen:
wohl dem, der es nicht dermaleins empfindet!
Matth. 3, 12. cap. 5, 22. c. 8, 8. 9. c. 25, 41.
u. s. w.

5. Die Verdammniß wird ergehen nicht
allein über die Verfolger der Gläubigen nach
v. 6. sondern auch über alle übrige Ungläubi-
gen
und Unbekehrten. Und diese benennet
der Apostel theils von ihrer Unerkenntniß GOt-
tes, theils vom Ungehorsam gegen das Evan-
gelium: da sich denn jene sonderlich unter der
sichtbaren Christlichen Kirche, diese aber in der-

selben
G 2
Cap. 1. v. 6-9. an die Theſſalonicher.
[Spaltenumbruch]
V. 6. 7. 8. 9.

Nachdem (ſintemal) es recht iſt bey
GOTT
(dem Richter aller Welt, der die we-
ſentliche Gerechtigkeit ſelbſt iſt) zu vergelten
Truͤbſal denen, die euch Truͤbſal anlegen,

(alſo daß ſie dagegen keine wahre Buſſe thun,
auch dabey gemeiniglich der leiblichen Strafe
entgehen.) V. 7. Euch aber, die ihr (um
des Reichs GOttes, um der Wahrheit, um der
Gerechtigkeit, um Chriſti willen, wie die heili-
ge Schrift ſonſt redet, Matth. 5, 10. Luc. 6, 20.
1 Petr. 2, 20. c. 3, 14. c. 4, 14. u. ſ. w.) Truͤb-
ſal leidet, Ruhe
(nachdem die aͤuſſerlichen
Leiden bey dem innern Seelen-Frieden viel aͤuſ-
ſerliche Unruhe mit ſich bringen; davon denn
eine ſanfte Erloͤſung ſeyn wird) mit uns (Apo-
ſteln, die wir vor andern ſolchen aͤuſſerlich oft
verunruhigenden Leiden unterworfen ſind; aber
auch dagegen die theureſten Verheiſſungen von
der herrlichſten Ruhe haben Matth. 5, 10. 11. 12.
c. 19, 28.) wenn nun der HErr JESUS
wird offenbaret werden vom Himmel
ſamt den Engeln ſeiner Kraft,
(durch wel-
che, als durch ſtarcke Helden Pſalm 103, 20. er
die Glaubigen aus allen vier Winden, und die
Gottloſen, als Aergerniſſe aus ſeinem aͤuſſerli-
chen Reiche der Kirche ſamlen, die Boͤſen von
den Gerechten ſcheiden und wider ſie ſeine Straf-
Gerichte ausuͤben wird. Matth. 13, 4. 42. 49.
c. 24, 31.) V. 8. Und mit Feuer-Flammen
(mit welchen der HErr ehemals das Geſetz ge-
geben 2 B. Moſ. 19, 16. 17. 18. wie er denn auch
Sodom und Gomorrha nebſt der dazu gehoͤri-
gen gantzen Gegend, zum Vorbilde des juͤngſten
Welt-Gerichts 1 B. Moſ. 19. mit einem Rach-
Feuer heimgeſuchet hat, ſiehe Jeſ. 66, 16. 18.)
Rache zu geben uͤber die, die GOTT (der-
geſtalt) nicht erkennen (daß ſie ihn auch nicht
haben recht erkennen, und eben ſo wenig ihm
vertrauen und dienen wollen,) und uͤber die,
ſo nicht gehorſam ſind dem Evangelio un-
ſers HErrn JESU CHriſti
(alſo daß ſie
daſſelbe in der Ordnung wahrer Bekehrung
glaͤubig angenommen haͤtten.) V. 9. Wel-
che werden
(nicht allein der Seligkeit berau-
bet bleiben, ſondern auch) Pein (zur gerech-
ten Strafe) leiden, das ewige Verderben,
(wenn ſie verſtoſſen werden) von dem (gnaͤ-
digen) Angeſicht des HErrn (und hingegen
das zornige Angeſicht empfinden, Offenb. 6, 16.
1 Pet. 3, 2. Jeſ. 2, 19. da es heiſſen wird: Wei-
chet von mir, ihr Ubelthaͤter!
Matth. 7,
23. Gehet hin von mir, ihr Verfluchten in
das ewige Feuer, das bereitet iſt dem
Teufel und ſeinen Engeln.
c. 25, 41.) und
von ſeiner herrlichen Macht,
(von der Herr-
lichkeit und Majeſtaͤt, damit er ſeine Glaͤubigen
ſo maͤchtig erretten wird.)

Anmerckungen.

1. Pœna talionis, die Strafe der Wie-
dervergeltung hat vieles auf ſich und die unwan-
delbare Gerechtigkeit GOttes zum Grunde.
Sie aͤuſſert ſich oft ſchon in dieſer Welt mit
gewiſſen Vorgerichten: am Ende aber wird ſie
[Spaltenumbruch] uͤber alle mit rechtem Nachdrucke kommen.
Da man denn ſehen wird, daß GOtt nicht
allein die Liebe, ſondern auch die Gerecheigkeit
iſt.

2. Es iſt aber die goͤttliche Wiedervergel-
tung nicht von gleicher Art bey den Gottloſen
und bey den Glaͤubigen. Denn bey den Gott-
loſen geſchiehet ſie nach ihrem eigenen Verdien-
ſte boͤſer Wercke; bey den Glaͤubigen aber, de-
ren gute Wercke ſehr unvollkommen, und, in
ſo fern ſie gut ſind, mehr GOttes Wercke in ih-
nen, als ihre eigene ſind, geſchiehet ſie aus Gna-
den, in Anſehung eines fremden Verdienſtes,
nemlich Chriſti. Und ob gleich inſonderheit
dem Wercke der Geduld unter dem Creutze eine
groſſe Verheiſſung gegeben iſt, ſo hat dieſelbe
doch ihren Grund nicht in den Leiden ſelbſt, als
welche gegen die Herrlichkeit gantz keine Propor-
tion
haben, Roͤm. 8, 17. 18. 2 Cor. 4, 17. ſon-
dern in dem Reichthum der Gnade GOttes.

3. Die Zukunft Chriſti wird eine Offenba-
rung genennet, um damit anzuzeigen, daß der
HErr JESUS vorher nicht gar abweſend ſey;
als der geſaget hat: Siehe, ich bin bey euch
alle Tage, bis an der Welt Ende,
Matth.
28, 20. Siehe auch 1 Cor. 1, 7. Col. 3, 4. 2 Theſſ.
2, 8. 1 Tim. 6, 14. 2 Tim. 4, 1. 1 Pet. 1, 7. c. 5, 4.
1 Joh. 2, 28.

4. Von welcher Beſchaffenheit das flam-
mende Feuer ſeyn wird, das laͤßt ſich nicht wohl
bey unſerer ſchwachen Erkenntniß ſagen. Ein
wahres Feuer wird es wol ſeyn, obgleich kein
bloß natuͤrliches oder gemeines: dergleichen in
der Wuͤſten uͤber dem Lager der Kinder Jſrael in
der Wolcken-Seule, die auch eine Feuer-Seule
war, 2 B. Moſ. 13, 21. 22. ſich ſehen ließ, und
ein ſichtbares Zeichen der Majeſtaͤtiſchen Gegen-
wart des Sohnes GOttes war, wie es auch in
ſeiner Zukunft ſeyn wird, da er wird die Execu-
tion
ſeines Geſetzes vornehmen, welches er auf
dem Berge Sinai mit gleicher Majeſtaͤt gegeben
hat, 2 B. Moſ. 19. Und gleichwie aus dem
Feuer der Wolcken-Seule auch dann und wann
ein verzehrendes Rach-Feuer uͤber die muthwilli-
gen Ubertreter des Geſetzes GOttes ausging:
ſiehe 3 Buch Moſ. 10, 2. alſo wird auch wol
dieſes majeſtaͤtiſche Feuer des HERRN, zum
Zeugniß, ſeiner in gerechten Gerichten von ihm
ausgehend en Gerechtigkeit, wol allem Anſehen
nach dieſe ſichtbare Welt anzuͤnden, und zu ih-
rer Laͤuterung bringen, 2 Pet. 3, 10. 12. auf
welche Art aber auch daher das unausloͤſchliche
Feuer der Verdammten entſtehen und davon
unterſchieden ſeyn wird, laͤßt ſich nicht ſagen:
wohl dem, der es nicht dermaleins empfindet!
Matth. 3, 12. cap. 5, 22. c. 8, 8. 9. c. 25, 41.
u. ſ. w.

5. Die Verdammniß wird ergehen nicht
allein uͤber die Verfolger der Glaͤubigen nach
v. 6. ſondern auch uͤber alle uͤbrige Unglaͤubi-
gen
und Unbekehrten. Und dieſe benennet
der Apoſtel theils von ihrer Unerkenntniß GOt-
tes, theils vom Ungehorſam gegen das Evan-
gelium: da ſich denn jene ſonderlich unter der
ſichtbaren Chriſtlichen Kirche, dieſe aber in der-

ſelben
G 2
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[51/0053] Cap. 1. v. 6-9. an die Theſſalonicher. V. 6. 7. 8. 9. Nachdem (ſintemal) es recht iſt bey GOTT (dem Richter aller Welt, der die we- ſentliche Gerechtigkeit ſelbſt iſt) zu vergelten Truͤbſal denen, die euch Truͤbſal anlegen, (alſo daß ſie dagegen keine wahre Buſſe thun, auch dabey gemeiniglich der leiblichen Strafe entgehen.) V. 7. Euch aber, die ihr (um des Reichs GOttes, um der Wahrheit, um der Gerechtigkeit, um Chriſti willen, wie die heili- ge Schrift ſonſt redet, Matth. 5, 10. Luc. 6, 20. 1 Petr. 2, 20. c. 3, 14. c. 4, 14. u. ſ. w.) Truͤb- ſal leidet, Ruhe (nachdem die aͤuſſerlichen Leiden bey dem innern Seelen-Frieden viel aͤuſ- ſerliche Unruhe mit ſich bringen; davon denn eine ſanfte Erloͤſung ſeyn wird) mit uns (Apo- ſteln, die wir vor andern ſolchen aͤuſſerlich oft verunruhigenden Leiden unterworfen ſind; aber auch dagegen die theureſten Verheiſſungen von der herrlichſten Ruhe haben Matth. 5, 10. 11. 12. c. 19, 28.) wenn nun der HErr JESUS wird offenbaret werden vom Himmel ſamt den Engeln ſeiner Kraft, (durch wel- che, als durch ſtarcke Helden Pſalm 103, 20. er die Glaubigen aus allen vier Winden, und die Gottloſen, als Aergerniſſe aus ſeinem aͤuſſerli- chen Reiche der Kirche ſamlen, die Boͤſen von den Gerechten ſcheiden und wider ſie ſeine Straf- Gerichte ausuͤben wird. Matth. 13, 4. 42. 49. c. 24, 31.) V. 8. Und mit Feuer-Flammen (mit welchen der HErr ehemals das Geſetz ge- geben 2 B. Moſ. 19, 16. 17. 18. wie er denn auch Sodom und Gomorrha nebſt der dazu gehoͤri- gen gantzen Gegend, zum Vorbilde des juͤngſten Welt-Gerichts 1 B. Moſ. 19. mit einem Rach- Feuer heimgeſuchet hat, ſiehe Jeſ. 66, 16. 18.) Rache zu geben uͤber die, die GOTT (der- geſtalt) nicht erkennen (daß ſie ihn auch nicht haben recht erkennen, und eben ſo wenig ihm vertrauen und dienen wollen,) und uͤber die, ſo nicht gehorſam ſind dem Evangelio un- ſers HErrn JESU CHriſti (alſo daß ſie daſſelbe in der Ordnung wahrer Bekehrung glaͤubig angenommen haͤtten.) V. 9. Wel- che werden (nicht allein der Seligkeit berau- bet bleiben, ſondern auch) Pein (zur gerech- ten Strafe) leiden, das ewige Verderben, (wenn ſie verſtoſſen werden) von dem (gnaͤ- digen) Angeſicht des HErrn (und hingegen das zornige Angeſicht empfinden, Offenb. 6, 16. 1 Pet. 3, 2. Jeſ. 2, 19. da es heiſſen wird: Wei- chet von mir, ihr Ubelthaͤter! Matth. 7, 23. Gehet hin von mir, ihr Verfluchten in das ewige Feuer, das bereitet iſt dem Teufel und ſeinen Engeln. c. 25, 41.) und von ſeiner herrlichen Macht, (von der Herr- lichkeit und Majeſtaͤt, damit er ſeine Glaͤubigen ſo maͤchtig erretten wird.) Anmerckungen. 1. Pœna talionis, die Strafe der Wie- dervergeltung hat vieles auf ſich und die unwan- delbare Gerechtigkeit GOttes zum Grunde. Sie aͤuſſert ſich oft ſchon in dieſer Welt mit gewiſſen Vorgerichten: am Ende aber wird ſie uͤber alle mit rechtem Nachdrucke kommen. Da man denn ſehen wird, daß GOtt nicht allein die Liebe, ſondern auch die Gerecheigkeit iſt. 2. Es iſt aber die goͤttliche Wiedervergel- tung nicht von gleicher Art bey den Gottloſen und bey den Glaͤubigen. Denn bey den Gott- loſen geſchiehet ſie nach ihrem eigenen Verdien- ſte boͤſer Wercke; bey den Glaͤubigen aber, de- ren gute Wercke ſehr unvollkommen, und, in ſo fern ſie gut ſind, mehr GOttes Wercke in ih- nen, als ihre eigene ſind, geſchiehet ſie aus Gna- den, in Anſehung eines fremden Verdienſtes, nemlich Chriſti. Und ob gleich inſonderheit dem Wercke der Geduld unter dem Creutze eine groſſe Verheiſſung gegeben iſt, ſo hat dieſelbe doch ihren Grund nicht in den Leiden ſelbſt, als welche gegen die Herrlichkeit gantz keine Propor- tion haben, Roͤm. 8, 17. 18. 2 Cor. 4, 17. ſon- dern in dem Reichthum der Gnade GOttes. 3. Die Zukunft Chriſti wird eine Offenba- rung genennet, um damit anzuzeigen, daß der HErr JESUS vorher nicht gar abweſend ſey; als der geſaget hat: Siehe, ich bin bey euch alle Tage, bis an der Welt Ende, Matth. 28, 20. Siehe auch 1 Cor. 1, 7. Col. 3, 4. 2 Theſſ. 2, 8. 1 Tim. 6, 14. 2 Tim. 4, 1. 1 Pet. 1, 7. c. 5, 4. 1 Joh. 2, 28. 4. Von welcher Beſchaffenheit das flam- mende Feuer ſeyn wird, das laͤßt ſich nicht wohl bey unſerer ſchwachen Erkenntniß ſagen. Ein wahres Feuer wird es wol ſeyn, obgleich kein bloß natuͤrliches oder gemeines: dergleichen in der Wuͤſten uͤber dem Lager der Kinder Jſrael in der Wolcken-Seule, die auch eine Feuer-Seule war, 2 B. Moſ. 13, 21. 22. ſich ſehen ließ, und ein ſichtbares Zeichen der Majeſtaͤtiſchen Gegen- wart des Sohnes GOttes war, wie es auch in ſeiner Zukunft ſeyn wird, da er wird die Execu- tion ſeines Geſetzes vornehmen, welches er auf dem Berge Sinai mit gleicher Majeſtaͤt gegeben hat, 2 B. Moſ. 19. Und gleichwie aus dem Feuer der Wolcken-Seule auch dann und wann ein verzehrendes Rach-Feuer uͤber die muthwilli- gen Ubertreter des Geſetzes GOttes ausging: ſiehe 3 Buch Moſ. 10, 2. alſo wird auch wol dieſes majeſtaͤtiſche Feuer des HERRN, zum Zeugniß, ſeiner in gerechten Gerichten von ihm ausgehend en Gerechtigkeit, wol allem Anſehen nach dieſe ſichtbare Welt anzuͤnden, und zu ih- rer Laͤuterung bringen, 2 Pet. 3, 10. 12. auf welche Art aber auch daher das unausloͤſchliche Feuer der Verdammten entſtehen und davon unterſchieden ſeyn wird, laͤßt ſich nicht ſagen: wohl dem, der es nicht dermaleins empfindet! Matth. 3, 12. cap. 5, 22. c. 8, 8. 9. c. 25, 41. u. ſ. w. 5. Die Verdammniß wird ergehen nicht allein uͤber die Verfolger der Glaͤubigen nach v. 6. ſondern auch uͤber alle uͤbrige Unglaͤubi- gen und Unbekehrten. Und dieſe benennet der Apoſtel theils von ihrer Unerkenntniß GOt- tes, theils vom Ungehorſam gegen das Evan- gelium: da ſich denn jene ſonderlich unter der ſichtbaren Chriſtlichen Kirche, dieſe aber in der- ſelben G 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/53>, abgerufen am 23.11.2024.