Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 3. v. 15-17. des ersten Briefes Petri. [Spaltenumbruch]
3. Der Apostel zeiget an, mit wem es ein 4. Es kömmt bey der Verantwortung auf a. Wovon soll sie gegeben werden? Von der Hoffnung, welche in den Christen war: das ist, von der gantzen Christlichen Religion, welche eine lebendige Hoffnung des ewigen Lebens in der Ordnung der Wie- dergeburt gab, nach c. 1, 3. 13. 21. Und also gehöret zu dieser Hoffnung alles das, worauf die Christliche Religion gegründet ist, und was sie von Heyls-Lehren, und Heyls-Gü- tern, auch Lebens-Pflichten in sich hält. b. Wem sie soll gethan werden? einem ieden, der Grund davon fodert, das ist, der da wissen will, wie es um die Christliche Religion stehe, ob es eine irrige Sache sey, welche sich in der Christen ihre Leichtgläubig- keit resolvire, wie die Feinde dafür hielten, oder nicht. Es gehören zu solchem Grund- fordern auch die Einwürfe, welche dagegen ge- macht wurden. Darüber nun sich zu erklären soll man bereit seyn gegen iederman; zuvorderst gegen die Obrigkeit, wenn man von ihr zur Verantwortung gezogen wird; wie wir auch an Paulo und an Christo selbst sehen: ausser dem aber auch sonst gegen iedermann, wel- cher wider das Christenthum mit einem fal- schen Wahn eingenommen ist, und davon gern unterrichtet seyn will. Welches man so viel weniger zu unterlassen hat, so viel meh- rere Gelegenheit einem dadurch zur Uberzeu- gung anderer, nicht allein von seiner Un- schuld, sondern auch von ihrem auch ihnen erworbenen Heyl, gegeben wurde. c. Wie sie soll beschaffen seyn? sie soll gesche- hen a. Mit Sanftmuth: das ist, da man sich in Ansehung der groben Beschuldigungen und Lästerungen leichtlich zu einiger Hitze kan aufbringen lassen, sonderlich wenn ei- nem auch mitten bey der Verantwortung übel begegnet wird; so soll man sich wohl fassen, daß alles mit stillem, gelinden und sanften Muthe geschehe, und derselbe durch ruhige Geberden und gelinde Worte bezeu- get werde. b. Mit Furcht, theils vor GOTT; durch welche man alle ungebührliche Menschen- Furcht aus den Augen setzet, und um GOt- tes willen nichts von dem, was zu sagen ist, verschweiget: theils auch vor Menschen, sonderlich der Obrigkeit, daß man nebst der Sanftmuth sich auch ehrerbietig gegen sie erweise: und überhaupt mit Furcht vor GOtt und Menschen, damit man in der Verantwortung nichts versehen möge, wel- [Spaltenumbruch] ches der guten Sache zum Nachtheil gerei- chen kan. 5. Damit man sich diesen Text noch ferner a. Wer GOtt heiligen will vor Menschen mit Verantwortung, der hat ihn ja zuvor- derst im Hertzen zu heiligen. Denn zu einer guten Sache gehöret auch eine gute Person, das ist, die justitia personae, wie die Latei- ner sagen, zur justitia caussae. b. Nicht allein die öffentliche Lehrer, sondern auch die übrigen Christen müssen sich in dem Stande befinden, daß sie geschickt sind zur Verantwortung nicht allein von ihrer Un- schuld, sondern auch von der Wahrheit der Christlichen Religion. Man siehet hieraus, wozu es die damaligen Christen in der Er- kenntniß nach dem Verstande, und in der Kraft nach dem Willen haben bringen kön- nen, auch guten theils wircklich gebracht ha- ben. c. Damit man sich soviel mehr in aller Sanft- muth gegen die Widersprecher der Wahrheit bey der Verantwortung fassen möge, so hat man sie als Krancke, und zwar als solche, wel- che vor Heftigkeit ihrer Kranckheit rasen, oder doch irre reden, sich aber als einen verständi- gen Medicum, der mit solchen Leuten nicht zürnet, sondern manches von ihnen verträget, anzusehen. d. Man soll zwar gegen einen ieden und auch allezeit sich zur Verantwortung bereit halten; aber es ist doch nicht nöthig, daß man sich allezeit und mit einem ieden ohne Unterscheid einlasse. Denn zuweilen ist schweigen besser, als reden: und da hat man die Worte unsers Heylandes zu bedencken, da er Matth. 7, 6. saget: Jhr solt das Heiligthum nicht den Hunden geben, und eure Perlen solt ihr nicht vor die Säue werfen, auf- daß sie dieselben nicht zutreten mit ih- ren Füssen, und sich wenden und euch zerreissen. V. 16. 17. Und habet (auch bewahret) ein gut Ge- Anmerckungen. 1. Ein gutes Gewissen und eine rechte Sa- 2. Ein gutes Gewissen haben, und doch ter- A a a a 2
Cap. 3. v. 15-17. des erſten Briefes Petri. [Spaltenumbruch]
3. Der Apoſtel zeiget an, mit wem es ein 4. Es koͤmmt bey der Verantwortung auf a. Wovon ſoll ſie gegeben werden? Von der Hoffnung, welche in den Chriſten war: das iſt, von der gantzen Chriſtlichen Religion, welche eine lebendige Hoffnung des ewigen Lebens in der Ordnung der Wie- dergeburt gab, nach c. 1, 3. 13. 21. Und alſo gehoͤret zu dieſer Hoffnung alles das, worauf die Chriſtliche Religion gegruͤndet iſt, und was ſie von Heyls-Lehren, und Heyls-Guͤ- tern, auch Lebens-Pflichten in ſich haͤlt. b. Wem ſie ſoll gethan werden? einem ieden, der Grund davon fodert, das iſt, der da wiſſen will, wie es um die Chriſtliche Religion ſtehe, ob es eine irrige Sache ſey, welche ſich in der Chriſten ihre Leichtglaͤubig- keit reſolvire, wie die Feinde dafuͤr hielten, oder nicht. Es gehoͤren zu ſolchem Grund- fordern auch die Einwuͤrfe, welche dagegen ge- macht wurden. Daruͤber nun ſich zu erklaͤren ſoll man bereit ſeyn gegen iederman; zuvorderſt gegen die Obrigkeit, wenn man von ihr zur Verantwortung gezogen wird; wie wir auch an Paulo und an Chriſto ſelbſt ſehen: auſſer dem aber auch ſonſt gegen iedermann, wel- cher wider das Chriſtenthum mit einem fal- ſchen Wahn eingenommen iſt, und davon gern unterrichtet ſeyn will. Welches man ſo viel weniger zu unterlaſſen hat, ſo viel meh- rere Gelegenheit einem dadurch zur Uberzeu- gung anderer, nicht allein von ſeiner Un- ſchuld, ſondern auch von ihrem auch ihnen erworbenen Heyl, gegeben wurde. c. Wie ſie ſoll beſchaffen ſeyn? ſie ſoll geſche- hen α. Mit Sanftmuth: das iſt, da man ſich in Anſehung der groben Beſchuldigungen und Laͤſterungen leichtlich zu einiger Hitze kan aufbringen laſſen, ſonderlich wenn ei- nem auch mitten bey der Verantwortung uͤbel begegnet wird; ſo ſoll man ſich wohl faſſen, daß alles mit ſtillem, gelinden und ſanften Muthe geſchehe, und derſelbe durch ruhige Geberden und gelinde Worte bezeu- get werde. β. Mit Furcht, theils vor GOTT; durch welche man alle ungebuͤhrliche Menſchen- Furcht aus den Augen ſetzet, und um GOt- tes willen nichts von dem, was zu ſagen iſt, verſchweiget: theils auch vor Menſchen, ſonderlich der Obrigkeit, daß man nebſt der Sanftmuth ſich auch ehrerbietig gegen ſie erweiſe: und uͤberhaupt mit Furcht vor GOtt und Menſchen, damit man in der Verantwortung nichts verſehen moͤge, wel- [Spaltenumbruch] ches der guten Sache zum Nachtheil gerei- chen kan. 5. Damit man ſich dieſen Text noch ferner a. Wer GOtt heiligen will vor Menſchen mit Verantwortung, der hat ihn ja zuvor- derſt im Hertzen zu heiligen. Denn zu einer guten Sache gehoͤret auch eine gute Perſon, das iſt, die juſtitia perſonæ, wie die Latei- ner ſagen, zur juſtitia cauſſæ. b. Nicht allein die oͤffentliche Lehrer, ſondern auch die uͤbrigen Chriſten muͤſſen ſich in dem Stande befinden, daß ſie geſchickt ſind zur Verantwortung nicht allein von ihrer Un- ſchuld, ſondern auch von der Wahrheit der Chriſtlichen Religion. Man ſiehet hieraus, wozu es die damaligen Chriſten in der Er- kenntniß nach dem Verſtande, und in der Kraft nach dem Willen haben bringen koͤn- nen, auch guten theils wircklich gebracht ha- ben. c. Damit man ſich ſoviel mehr in aller Sanft- muth gegen die Widerſprecher der Wahrheit bey der Verantwortung faſſen moͤge, ſo hat man ſie als Krancke, und zwar als ſolche, wel- che vor Heftigkeit ihrer Kranckheit raſen, oder doch irre reden, ſich aber als einen verſtaͤndi- gen Medicum, der mit ſolchen Leuten nicht zuͤrnet, ſondern manches von ihnen vertraͤget, anzuſehen. d. Man ſoll zwar gegen einen ieden und auch allezeit ſich zur Verantwortung bereit halten; aber es iſt doch nicht noͤthig, daß man ſich allezeit und mit einem ieden ohne Unterſcheid einlaſſe. Denn zuweilen iſt ſchweigen beſſer, als reden: und da hat man die Worte unſers Heylandes zu bedencken, da er Matth. 7, 6. ſaget: Jhr ſolt das Heiligthum nicht den Hunden geben, und eure Perlen ſolt ihr nicht vor die Saͤue werfen, auf- daß ſie dieſelben nicht zutreten mit ih- ren Fuͤſſen, und ſich wenden und euch zerreiſſen. V. 16. 17. Und habet (auch bewahret) ein gut Ge- Anmerckungen. 1. Ein gutes Gewiſſen und eine rechte Sa- 2. Ein gutes Gewiſſen haben, und doch ter- A a a a 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0557" n="555"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Cap. 3. v. 15-17. des erſten Briefes Petri.</hi> </fw><lb/> <cb/> <p>3. Der Apoſtel zeiget an, mit wem es ein<lb/> Chriſte unter dem Leiden zu thun habe: nemlich<lb/><hi rendition="#fr">mit <hi rendition="#g">GOTT</hi></hi> und <hi rendition="#fr">mit den Feinden</hi> der<lb/> Wahrheit. Gegen GOtt iſt ein <hi rendition="#fr">gutes Ge-<lb/> wiſſen,</hi> damit man zur Heiligung ſeines Na-<lb/> mens in ſeiner Furcht ſtehet, genug. Vor<lb/> Menſchen aber wird oft eine <hi rendition="#fr">Verantwortung</hi><lb/> erfordert.</p><lb/> <p>4. Es koͤmmt bey der Verantwortung auf<lb/> unterſchiedliche Stuͤcke an, nach den folgenden<lb/> Fragen:</p><lb/> <list> <item><hi rendition="#aq">a.</hi><hi rendition="#fr">Wovon ſoll ſie gegeben werden?</hi> Von<lb/> der <hi rendition="#fr">Hoffnung, welche in den Chriſten<lb/> war:</hi> das iſt, von der gantzen Chriſtlichen<lb/> Religion, welche eine lebendige Hoffnung<lb/> des ewigen Lebens in der Ordnung der Wie-<lb/> dergeburt gab, nach c. 1, 3. 13. 21. Und alſo<lb/> gehoͤret zu dieſer Hoffnung alles das, worauf<lb/> die Chriſtliche Religion gegruͤndet iſt, und<lb/> was ſie von Heyls-Lehren, und Heyls-Guͤ-<lb/> tern, auch Lebens-Pflichten in ſich haͤlt.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">b.</hi><hi rendition="#fr">Wem ſie ſoll gethan werden? einem<lb/> ieden, der Grund davon fodert,</hi> das iſt,<lb/> der da wiſſen will, wie es um die Chriſtliche<lb/> Religion ſtehe, ob es eine irrige Sache ſey,<lb/> welche ſich in der Chriſten ihre Leichtglaͤubig-<lb/> keit <hi rendition="#aq">reſolvir</hi>e, wie die Feinde dafuͤr hielten,<lb/> oder nicht. Es gehoͤren zu ſolchem Grund-<lb/> fordern auch die Einwuͤrfe, welche dagegen ge-<lb/> macht wurden. Daruͤber nun ſich zu erklaͤren<lb/> ſoll man bereit ſeyn gegen iederman; zuvorderſt<lb/> gegen die Obrigkeit, wenn man von ihr zur<lb/> Verantwortung gezogen wird; wie wir auch<lb/> an Paulo und an Chriſto ſelbſt ſehen: auſſer<lb/> dem aber auch ſonſt gegen iedermann, wel-<lb/> cher wider das Chriſtenthum mit einem fal-<lb/> ſchen Wahn eingenommen iſt, und davon<lb/> gern unterrichtet ſeyn will. Welches man<lb/> ſo viel weniger zu unterlaſſen hat, ſo viel meh-<lb/> rere Gelegenheit einem dadurch zur Uberzeu-<lb/> gung anderer, nicht allein von ſeiner Un-<lb/> ſchuld, ſondern auch von ihrem auch ihnen<lb/> erworbenen Heyl, gegeben wurde.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">c.</hi> Wie ſie ſoll beſchaffen ſeyn? ſie ſoll geſche-<lb/> hen<lb/><list><item>α. <hi rendition="#fr">Mit Sanftmuth:</hi> das iſt, da man ſich<lb/> in Anſehung der groben Beſchuldigungen<lb/> und Laͤſterungen leichtlich zu einiger Hitze<lb/> kan aufbringen laſſen, ſonderlich wenn ei-<lb/> nem auch mitten bey der Verantwortung<lb/> uͤbel begegnet wird; ſo ſoll man ſich wohl<lb/> faſſen, daß alles mit ſtillem, gelinden und<lb/> ſanften Muthe geſchehe, und derſelbe durch<lb/> ruhige Geberden und gelinde Worte bezeu-<lb/> get werde.</item><lb/><item>β. <hi rendition="#fr">Mit Furcht,</hi> theils <hi rendition="#fr">vor GOTT;</hi> durch<lb/> welche man alle ungebuͤhrliche Menſchen-<lb/> Furcht aus den Augen ſetzet, und um GOt-<lb/> tes willen nichts von dem, was zu ſagen iſt,<lb/> verſchweiget: theils auch <hi rendition="#fr">vor Menſchen,</hi><lb/> ſonderlich der Obrigkeit, daß man nebſt der<lb/> Sanftmuth ſich auch ehrerbietig gegen ſie<lb/> erweiſe: und uͤberhaupt mit Furcht vor<lb/> GOtt und Menſchen, damit man in der<lb/> Verantwortung nichts verſehen moͤge, wel-<lb/><cb/> ches der guten Sache zum Nachtheil gerei-<lb/> chen kan.</item></list></item> </list><lb/> <p>5. Damit man ſich dieſen Text noch ferner<lb/> zu Nutze mache, ſo mercke man noch folgen-<lb/> des:</p><lb/> <list> <item><hi rendition="#aq">a.</hi> Wer GOtt <hi rendition="#fr">heiligen</hi> will <hi rendition="#fr">vor Menſchen</hi><lb/> mit Verantwortung, der hat ihn ja zuvor-<lb/> derſt <hi rendition="#fr">im Hertzen</hi> zu heiligen. Denn zu einer<lb/> guten Sache gehoͤret auch eine gute Perſon,<lb/> das iſt, die <hi rendition="#aq">juſtitia perſonæ,</hi> wie die Latei-<lb/> ner ſagen, zur <hi rendition="#aq">juſtitia cauſſæ.</hi></item><lb/> <item><hi rendition="#aq">b.</hi> Nicht allein die oͤffentliche Lehrer, ſondern<lb/> auch die uͤbrigen Chriſten muͤſſen ſich in dem<lb/> Stande befinden, daß ſie geſchickt ſind zur<lb/> Verantwortung nicht allein von ihrer Un-<lb/> ſchuld, ſondern auch von der Wahrheit der<lb/> Chriſtlichen Religion. Man ſiehet hieraus,<lb/> wozu es die damaligen Chriſten in der Er-<lb/> kenntniß nach dem Verſtande, und in der<lb/> Kraft nach dem Willen haben bringen koͤn-<lb/> nen, auch guten theils wircklich gebracht ha-<lb/> ben.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">c.</hi> Damit man ſich ſoviel mehr in aller Sanft-<lb/> muth gegen die Widerſprecher der Wahrheit<lb/> bey der Verantwortung faſſen moͤge, ſo hat<lb/> man ſie als Krancke, und zwar als ſolche, wel-<lb/> che vor Heftigkeit ihrer Kranckheit raſen, oder<lb/> doch irre reden, ſich aber als einen verſtaͤndi-<lb/> gen <hi rendition="#aq">Medicum,</hi> der mit ſolchen Leuten nicht<lb/> zuͤrnet, ſondern manches von ihnen vertraͤget,<lb/> anzuſehen.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">d.</hi> Man ſoll zwar gegen einen ieden und auch<lb/> allezeit ſich zur Verantwortung bereit halten;<lb/> aber es iſt doch nicht noͤthig, daß man ſich<lb/> allezeit und mit einem ieden ohne Unterſcheid<lb/> einlaſſe. Denn zuweilen iſt ſchweigen beſſer,<lb/> als reden: und da hat man die Worte unſers<lb/> Heylandes zu bedencken, da er Matth. 7, 6.<lb/> ſaget: <hi rendition="#fr">Jhr ſolt das Heiligthum nicht<lb/> den Hunden geben, und eure Perlen<lb/> ſolt ihr nicht vor die Saͤue werfen, auf-<lb/> daß ſie dieſelben nicht zutreten mit ih-<lb/> ren Fuͤſſen, und ſich wenden und euch<lb/> zerreiſſen.</hi></item> </list> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">V. 16. 17.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Und habet</hi> (auch bewahret) <hi rendition="#fr">ein gut Ge-<lb/> wiſſen,</hi> (und erweiſet ſolches im gantzen Wan-<lb/> del,) <hi rendition="#fr">auf daß die, ſo von euch afterreden,<lb/> als von Ubelthaͤtern, zu ſchanden wer-<lb/> den, daß ſie geſchmaͤhet haben euren gu-<lb/> ten Wandel in Chriſto. Denn es iſt beſſer,<lb/> wenn es GOttes Wille iſt,</hi> (wenn er die<lb/> Leiden uͤber euch verhenget, daß ſie euch zum be-<lb/> ſten dienen ſollen,) <hi rendition="#fr">daß ihr von Wohlthat<lb/> wegen leidet, denn von Ubelthat wegen.</hi></p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/> <p>1. Ein gutes Gewiſſen und eine rechte Sa-<lb/> che ſtehet billig zuſammen. Darum wer eine<lb/> gute Sache behalten will, der muß auch ein gu-<lb/> tes Gewiſſen bewahren: wie denn das ἔχειν <hi rendition="#fr">ha-<lb/> ben,</hi> alhie ſoviel iſt, als κατέχειν, <hi rendition="#fr">veſte hal-<lb/> ten.</hi></p><lb/> <p>2. Ein gutes Gewiſſen haben, und doch<lb/> noch allerhand ſuͤndlichen Schwachheiten un-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">A a a a 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ter-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [555/0557]
Cap. 3. v. 15-17. des erſten Briefes Petri.
3. Der Apoſtel zeiget an, mit wem es ein
Chriſte unter dem Leiden zu thun habe: nemlich
mit GOTT und mit den Feinden der
Wahrheit. Gegen GOtt iſt ein gutes Ge-
wiſſen, damit man zur Heiligung ſeines Na-
mens in ſeiner Furcht ſtehet, genug. Vor
Menſchen aber wird oft eine Verantwortung
erfordert.
4. Es koͤmmt bey der Verantwortung auf
unterſchiedliche Stuͤcke an, nach den folgenden
Fragen:
a. Wovon ſoll ſie gegeben werden? Von
der Hoffnung, welche in den Chriſten
war: das iſt, von der gantzen Chriſtlichen
Religion, welche eine lebendige Hoffnung
des ewigen Lebens in der Ordnung der Wie-
dergeburt gab, nach c. 1, 3. 13. 21. Und alſo
gehoͤret zu dieſer Hoffnung alles das, worauf
die Chriſtliche Religion gegruͤndet iſt, und
was ſie von Heyls-Lehren, und Heyls-Guͤ-
tern, auch Lebens-Pflichten in ſich haͤlt.
b. Wem ſie ſoll gethan werden? einem
ieden, der Grund davon fodert, das iſt,
der da wiſſen will, wie es um die Chriſtliche
Religion ſtehe, ob es eine irrige Sache ſey,
welche ſich in der Chriſten ihre Leichtglaͤubig-
keit reſolvire, wie die Feinde dafuͤr hielten,
oder nicht. Es gehoͤren zu ſolchem Grund-
fordern auch die Einwuͤrfe, welche dagegen ge-
macht wurden. Daruͤber nun ſich zu erklaͤren
ſoll man bereit ſeyn gegen iederman; zuvorderſt
gegen die Obrigkeit, wenn man von ihr zur
Verantwortung gezogen wird; wie wir auch
an Paulo und an Chriſto ſelbſt ſehen: auſſer
dem aber auch ſonſt gegen iedermann, wel-
cher wider das Chriſtenthum mit einem fal-
ſchen Wahn eingenommen iſt, und davon
gern unterrichtet ſeyn will. Welches man
ſo viel weniger zu unterlaſſen hat, ſo viel meh-
rere Gelegenheit einem dadurch zur Uberzeu-
gung anderer, nicht allein von ſeiner Un-
ſchuld, ſondern auch von ihrem auch ihnen
erworbenen Heyl, gegeben wurde.
c. Wie ſie ſoll beſchaffen ſeyn? ſie ſoll geſche-
hen
α. Mit Sanftmuth: das iſt, da man ſich
in Anſehung der groben Beſchuldigungen
und Laͤſterungen leichtlich zu einiger Hitze
kan aufbringen laſſen, ſonderlich wenn ei-
nem auch mitten bey der Verantwortung
uͤbel begegnet wird; ſo ſoll man ſich wohl
faſſen, daß alles mit ſtillem, gelinden und
ſanften Muthe geſchehe, und derſelbe durch
ruhige Geberden und gelinde Worte bezeu-
get werde.
β. Mit Furcht, theils vor GOTT; durch
welche man alle ungebuͤhrliche Menſchen-
Furcht aus den Augen ſetzet, und um GOt-
tes willen nichts von dem, was zu ſagen iſt,
verſchweiget: theils auch vor Menſchen,
ſonderlich der Obrigkeit, daß man nebſt der
Sanftmuth ſich auch ehrerbietig gegen ſie
erweiſe: und uͤberhaupt mit Furcht vor
GOtt und Menſchen, damit man in der
Verantwortung nichts verſehen moͤge, wel-
ches der guten Sache zum Nachtheil gerei-
chen kan.
5. Damit man ſich dieſen Text noch ferner
zu Nutze mache, ſo mercke man noch folgen-
des:
a. Wer GOtt heiligen will vor Menſchen
mit Verantwortung, der hat ihn ja zuvor-
derſt im Hertzen zu heiligen. Denn zu einer
guten Sache gehoͤret auch eine gute Perſon,
das iſt, die juſtitia perſonæ, wie die Latei-
ner ſagen, zur juſtitia cauſſæ.
b. Nicht allein die oͤffentliche Lehrer, ſondern
auch die uͤbrigen Chriſten muͤſſen ſich in dem
Stande befinden, daß ſie geſchickt ſind zur
Verantwortung nicht allein von ihrer Un-
ſchuld, ſondern auch von der Wahrheit der
Chriſtlichen Religion. Man ſiehet hieraus,
wozu es die damaligen Chriſten in der Er-
kenntniß nach dem Verſtande, und in der
Kraft nach dem Willen haben bringen koͤn-
nen, auch guten theils wircklich gebracht ha-
ben.
c. Damit man ſich ſoviel mehr in aller Sanft-
muth gegen die Widerſprecher der Wahrheit
bey der Verantwortung faſſen moͤge, ſo hat
man ſie als Krancke, und zwar als ſolche, wel-
che vor Heftigkeit ihrer Kranckheit raſen, oder
doch irre reden, ſich aber als einen verſtaͤndi-
gen Medicum, der mit ſolchen Leuten nicht
zuͤrnet, ſondern manches von ihnen vertraͤget,
anzuſehen.
d. Man ſoll zwar gegen einen ieden und auch
allezeit ſich zur Verantwortung bereit halten;
aber es iſt doch nicht noͤthig, daß man ſich
allezeit und mit einem ieden ohne Unterſcheid
einlaſſe. Denn zuweilen iſt ſchweigen beſſer,
als reden: und da hat man die Worte unſers
Heylandes zu bedencken, da er Matth. 7, 6.
ſaget: Jhr ſolt das Heiligthum nicht
den Hunden geben, und eure Perlen
ſolt ihr nicht vor die Saͤue werfen, auf-
daß ſie dieſelben nicht zutreten mit ih-
ren Fuͤſſen, und ſich wenden und euch
zerreiſſen.
V. 16. 17.
Und habet (auch bewahret) ein gut Ge-
wiſſen, (und erweiſet ſolches im gantzen Wan-
del,) auf daß die, ſo von euch afterreden,
als von Ubelthaͤtern, zu ſchanden wer-
den, daß ſie geſchmaͤhet haben euren gu-
ten Wandel in Chriſto. Denn es iſt beſſer,
wenn es GOttes Wille iſt, (wenn er die
Leiden uͤber euch verhenget, daß ſie euch zum be-
ſten dienen ſollen,) daß ihr von Wohlthat
wegen leidet, denn von Ubelthat wegen.
Anmerckungen.
1. Ein gutes Gewiſſen und eine rechte Sa-
che ſtehet billig zuſammen. Darum wer eine
gute Sache behalten will, der muß auch ein gu-
tes Gewiſſen bewahren: wie denn das ἔχειν ha-
ben, alhie ſoviel iſt, als κατέχειν, veſte hal-
ten.
2. Ein gutes Gewiſſen haben, und doch
noch allerhand ſuͤndlichen Schwachheiten un-
ter-
A a a a 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |