Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Richtige und erbauliche Erklärung. Cap. 5. v. 8. 9. [Spaltenumbruch]
heisset er von derjenigen argen Art, nach wel-cher er ist ein Lügener und Verläumder; und theils die Menschen bey GOTT, theils GOTT bey den Menschen verlästert. Die Menschen bey GOtt, wenn er die Gläubi- gen wegen der ihnen noch anklebenden Sünde verklaget, als solche, welche nicht rechtschaf- fen noch seiner Gnade werth wären, noch es mit ihrem Nächsten aufrichtig meineten, wie wir am Exempel Hiobs sehen: davon der Satan auch den Namen eines Verklägers der Brüder, oder Gläubigen träget Off. 12, 10. Nicht weniger verlästert er auch GOTT bey den Menschen: wenn er ihnen von GOtt widrige Gedancken beybringet, z. E. die Sünde käme von GOtt, GOtt wolle nicht alle Menschen selig machen, sondern habe die meisten aus einem absoluten Rathe ver- worfen; er habe seine Hand von seinen Kin- dern abgezogen, er vergesse ihrer und wolle sie aus dieser und jener Noth nicht erretten: imgleichen GOTT werde diese und jene Sünde gar nicht strafen, oder halte dieses und jenes nicht für Sünde: die Heil. Schrift sey nicht sein Wort, noch die Religion ein Werck GOttes. Am allergiftigsten aber ist diejenige Art der Lästerung, wenn er dem Menschen mit greulichen Gedancken wider GOTT selbst zusetzet: Welche Art der An- fechtung die höchste ist, welche Paulus Eph. 6, 16. mit feurigen Pfeilen vergleichet, und die er selbst erfahren hat, und aus der Er- fahrung nennet einen Pfahl im Fleisch und die Fäusten-Schläge von einem Satans- Engel. 2 Cor. 12, 7. c. Ein brüllen der Löwe: da denn der Sa- tan genennt wird a. ein Löwe, wegen seiner grossen Stärcke, Macht und Grausamkeit, welche er in der Sünde bey dem Menschen hat, und durch die Sünde ausübet, und womit er sonder- lich die Gottlosen verstricket und beherrschet 2 Tim. 2, 26. von dieser Löwen-Kraft heißt er o iskhuros, der Starcke, Matth. 12, 29. davon man solche Exempel in den weltli- chen und Kirchen-Geschichten findet, dar- über man recht erschrecken muß, und sich nicht genugsam verwundern kan über die Macht der Finsternisse und des Verder- bens, welche sich in diesen und jenen Men- schen auf so mancherley Art hervor thut. b. Ein brüllender Löwe (davon es Amos 3, heißt: der Löwe brüllet, wer solte sich nicht fürchten?) heißt der Satan von den harten und grausamen Dräuungen, auch gewaltsamen Verfolgungen der Gläu- bigen; welche zum Theil schon angegangen waren, und noch heftiger bevor stunden, und hie und da ausbrachen, wenn schon kein kayserlicher Befehl dazu war gegeben worden: wie man aus so vielen vorherge- henden Oertern dieses Briefes, und son- derlich daraus siehet, daß Paulus, als er an die Hebräer, das ist, an eben dieselben Gemeinen, schrieb c. 10, 33. 34. bezeuget, [Spaltenumbruch] daß sie durch Schmach und Trübsal waren ein Schauspiel worden und den Raub ihrer Güter mit Freuden erdul- det hatten. Dieser brüllende Löwen- Grimm heißt Off. 12, 12. ein grosser Zorn. Es ist doch aber diese Gewalt des Satans sehr eingeschrencket von Christo, dem Lö- wen von Stamm Juda, der da viel stär- cker ist Luc. 11, 21. 22. Off. 5, 5. der da ge- kommen ist, daß er die Wercke des Teu- fels zerstöre. 1 Joh. 3, 8. der ihn auch binden, in den Abgrund und in den feuri- gen Pfuhl werfen wird, Off. 19. 20. von dem die bösen Geister selbst sagten: Ach JEsu, du Sohn GOttes, was haben wir mit dir zu thun? bist du herkom- men uns zu quälen, ehe es Zeit ist. Matth. 8, 29. Es hat sich demnach vor der Gewalt des Satans niemand zu fürch- ten, da es uns nicht an der siegenden Kraft zum Widerstande fehlet, und man mit Paulo sagen kan: Jn dem allen über- winden wir weit. Röm. 8, 37. 3. Von dem Widersacher dem Teufel, a. Er gehe herum: womit angezeiget wird, theils des Satans Unruhe, welche er daher hat, daß er gleichsam ausser seinem Centro, ausser GOTT ist, und also in nichts mit ei- ner rechten Zufriedenheit ruhen kan; theils auch seine Bemühung, nach welcher er auf lauter Schaden und Unheil bedacht ist, und, um seinen Zweck zu erhalten, nicht allein einen grimmigen Löwen, sondern auch einen listigen Fuchs abgiebet, und manche durch heimlichen Betrug der Sünden zu erschleichen suchet. Von seinem herumgehen, davon er auch mit einem Jäger verglichen wird, Ps. 91, 3. sehe man Job. 1, 7. c. 2, 2. Luc. 11, 24. b. Und suchet: womit der Zweck seines her- umgehens angezeiget wird. Es bestehet die- ses Suchen sonderlich in denjenigen Nachstel- lungen, welche der Satan nach des Menschen seinem natürlichen Temperament, auch nach seiner Erziehung und andern Umständen einrichtet, und es damit machet, wie ein Feind, der sich genau erkundiget, wo die Ve- stung am schwächsten ist, und am leichtesten kan bestürmet und eingenommen werden. Er heißt von diesem Suchen der Versucher Matth. 4, 3. und sein Suchen heißt die Ver- suchung Matth. 26, 41. 1 Tim. 6, 9. was er nicht unmittelbar thut, das verrichtet er mit- telbar durch die, welche unter Menschen sei- nes Theils sind, und schon in seinen Stricken liegen. c. Welchen er verschlinge: wie es der Löwe machet, der, was er von kleinen Thieren nicht frisset, doch zerreisset. Es wird damit gese- hen, wie auf den Grimm des Satans, also auch auf das grosse Verderben, worein er die Menschen stürtzet. Wie er dieses Ver- schlingen gesuchet habe, siehet man am Hiob, und an Petro, und wie es ihm damit gelungen, am Juda. Man conferire hiebey Joh. 8, 44.
Richtige und erbauliche Erklaͤrung. Cap. 5. v. 8. 9. [Spaltenumbruch]
heiſſet er von derjenigen argen Art, nach wel-cher er iſt ein Luͤgener und Verlaͤumder; und theils die Menſchen bey GOTT, theils GOTT bey den Menſchen verlaͤſtert. Die Menſchen bey GOtt, wenn er die Glaͤubi- gen wegen der ihnen noch anklebenden Suͤnde verklaget, als ſolche, welche nicht rechtſchaf- fen noch ſeiner Gnade werth waͤren, noch es mit ihrem Naͤchſten aufrichtig meineten, wie wir am Exempel Hiobs ſehen: davon der Satan auch den Namen eines Verklaͤgers der Bruͤder, oder Glaͤubigen traͤget Off. 12, 10. Nicht weniger verlaͤſtert er auch GOTT bey den Menſchen: wenn er ihnen von GOtt widrige Gedancken beybringet, z. E. die Suͤnde kaͤme von GOtt, GOtt wolle nicht alle Menſchen ſelig machen, ſondern habe die meiſten aus einem abſoluten Rathe ver- worfen; er habe ſeine Hand von ſeinen Kin- dern abgezogen, er vergeſſe ihrer und wolle ſie aus dieſer und jener Noth nicht erretten: imgleichen GOTT werde dieſe und jene Suͤnde gar nicht ſtrafen, oder halte dieſes und jenes nicht fuͤr Suͤnde: die Heil. Schrift ſey nicht ſein Wort, noch die Religion ein Werck GOttes. Am allergiftigſten aber iſt diejenige Art der Laͤſterung, wenn er dem Menſchen mit greulichen Gedancken wider GOTT ſelbſt zuſetzet: Welche Art der An- fechtung die hoͤchſte iſt, welche Paulus Eph. 6, 16. mit feurigen Pfeilen vergleichet, und die er ſelbſt erfahren hat, und aus der Er- fahrung nennet einen Pfahl im Fleiſch und die Faͤuſten-Schlaͤge von einem Satans- Engel. 2 Cor. 12, 7. c. Ein bruͤllen der Loͤwe: da denn der Sa- tan genennt wird α. ein Loͤwe, wegen ſeiner groſſen Staͤrcke, Macht und Grauſamkeit, welche er in der Suͤnde bey dem Menſchen hat, und durch die Suͤnde ausuͤbet, und womit er ſonder- lich die Gottloſen verſtricket und beherrſchet 2 Tim. 2, 26. von dieſer Loͤwen-Kraft heißt er ὁ ίσχυρὸς, der Starcke, Matth. 12, 29. davon man ſolche Exempel in den weltli- chen und Kirchen-Geſchichten findet, dar- uͤber man recht erſchrecken muß, und ſich nicht genugſam verwundern kan uͤber die Macht der Finſterniſſe und des Verder- bens, welche ſich in dieſen und jenen Men- ſchen auf ſo mancherley Art hervor thut. β. Ein bruͤllender Loͤwe (davon es Amos 3, heißt: der Loͤwe bruͤllet, wer ſolte ſich nicht fuͤrchten?) heißt der Satan von den harten und grauſamen Draͤuungen, auch gewaltſamen Verfolgungen der Glaͤu- bigen; welche zum Theil ſchon angegangen waren, und noch heftiger bevor ſtunden, und hie und da ausbrachen, wenn ſchon kein kayſerlicher Befehl dazu war gegeben worden: wie man aus ſo vielen vorherge- henden Oertern dieſes Briefes, und ſon- derlich daraus ſiehet, daß Paulus, als er an die Hebraͤer, das iſt, an eben dieſelben Gemeinen, ſchrieb c. 10, 33. 34. bezeuget, [Spaltenumbruch] daß ſie durch Schmach und Truͤbſal waren ein Schauſpiel worden und den Raub ihrer Guͤter mit Freuden erdul- det hatten. Dieſer bruͤllende Loͤwen- Grimm heißt Off. 12, 12. ein groſſer Zorn. Es iſt doch aber dieſe Gewalt des Satans ſehr eingeſchrencket von Chriſto, dem Loͤ- wen von Stamm Juda, der da viel ſtaͤr- cker iſt Luc. 11, 21. 22. Off. 5, 5. der da ge- kommen iſt, daß er die Wercke des Teu- fels zerſtoͤre. 1 Joh. 3, 8. der ihn auch binden, in den Abgrund und in den feuri- gen Pfuhl werfen wird, Off. 19. 20. von dem die boͤſen Geiſter ſelbſt ſagten: Ach JEſu, du Sohn GOttes, was haben wir mit dir zu thun? biſt du herkom- men uns zu quaͤlen, ehe es Zeit iſt. Matth. 8, 29. Es hat ſich demnach vor der Gewalt des Satans niemand zu fuͤrch- ten, da es uns nicht an der ſiegenden Kraft zum Widerſtande fehlet, und man mit Paulo ſagen kan: Jn dem allen uͤber- winden wir weit. Roͤm. 8, 37. 3. Von dem Widerſacher dem Teufel, a. Er gehe herum: womit angezeiget wird, theils des Satans Unruhe, welche er daher hat, daß er gleichſam auſſer ſeinem Centro, auſſer GOTT iſt, und alſo in nichts mit ei- ner rechten Zufriedenheit ruhen kan; theils auch ſeine Bemuͤhung, nach welcher er auf lauter Schaden und Unheil bedacht iſt, und, um ſeinen Zweck zu erhalten, nicht allein einen grimmigen Loͤwen, ſondern auch einen liſtigen Fuchs abgiebet, und manche durch heimlichen Betrug der Suͤnden zu erſchleichen ſuchet. Von ſeinem herumgehen, davon er auch mit einem Jaͤger verglichen wird, Pſ. 91, 3. ſehe man Job. 1, 7. c. 2, 2. Luc. 11, 24. b. Und ſuchet: womit der Zweck ſeines her- umgehens angezeiget wird. Es beſtehet die- ſes Suchen ſonderlich in denjenigen Nachſtel- lungen, welche der Satan nach des Menſchen ſeinem natuͤrlichen Temperament, auch nach ſeiner Erziehung und andern Umſtaͤnden einrichtet, und es damit machet, wie ein Feind, der ſich genau erkundiget, wo die Ve- ſtung am ſchwaͤchſten iſt, und am leichteſten kan beſtuͤrmet und eingenommen werden. Er heißt von dieſem Suchen der Verſucher Matth. 4, 3. und ſein Suchen heißt die Ver- ſuchung Matth. 26, 41. 1 Tim. 6, 9. was er nicht unmittelbar thut, das verrichtet er mit- telbar durch die, welche unter Menſchen ſei- nes Theils ſind, und ſchon in ſeinen Stricken liegen. c. Welchen er verſchlinge: wie es der Loͤwe machet, der, was er von kleinen Thieren nicht friſſet, doch zerreiſſet. Es wird damit geſe- hen, wie auf den Grimm des Satans, alſo auch auf das groſſe Verderben, worein er die Menſchen ſtuͤrtzet. Wie er dieſes Ver- ſchlingen geſuchet habe, ſiehet man am Hiob, und an Petro, und wie es ihm damit gelungen, am Juda. Man conferire hiebey Joh. 8, 44.
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Richtige und erbauliche Erklaͤrung. Cap. 5. v. 8. 9.
heiſſet er von derjenigen argen Art, nach wel-
cher er iſt ein Luͤgener und Verlaͤumder;
und theils die Menſchen bey GOTT, theils
GOTT bey den Menſchen verlaͤſtert. Die
Menſchen bey GOtt, wenn er die Glaͤubi-
gen wegen der ihnen noch anklebenden Suͤnde
verklaget, als ſolche, welche nicht rechtſchaf-
fen noch ſeiner Gnade werth waͤren, noch es
mit ihrem Naͤchſten aufrichtig meineten, wie
wir am Exempel Hiobs ſehen: davon der
Satan auch den Namen eines Verklaͤgers
der Bruͤder, oder Glaͤubigen traͤget Off. 12,
10. Nicht weniger verlaͤſtert er auch GOTT
bey den Menſchen: wenn er ihnen von
GOtt widrige Gedancken beybringet, z. E.
die Suͤnde kaͤme von GOtt, GOtt wolle nicht
alle Menſchen ſelig machen, ſondern habe
die meiſten aus einem abſoluten Rathe ver-
worfen; er habe ſeine Hand von ſeinen Kin-
dern abgezogen, er vergeſſe ihrer und wolle
ſie aus dieſer und jener Noth nicht erretten:
imgleichen GOTT werde dieſe und jene
Suͤnde gar nicht ſtrafen, oder halte dieſes
und jenes nicht fuͤr Suͤnde: die Heil. Schrift
ſey nicht ſein Wort, noch die Religion ein
Werck GOttes. Am allergiftigſten aber iſt
diejenige Art der Laͤſterung, wenn er dem
Menſchen mit greulichen Gedancken wider
GOTT ſelbſt zuſetzet: Welche Art der An-
fechtung die hoͤchſte iſt, welche Paulus Eph.
6, 16. mit feurigen Pfeilen vergleichet, und
die er ſelbſt erfahren hat, und aus der Er-
fahrung nennet einen Pfahl im Fleiſch und
die Faͤuſten-Schlaͤge von einem Satans-
Engel. 2 Cor. 12, 7.
c. Ein bruͤllen der Loͤwe: da denn der Sa-
tan genennt wird
α. ein Loͤwe, wegen ſeiner groſſen Staͤrcke,
Macht und Grauſamkeit, welche er in der
Suͤnde bey dem Menſchen hat, und durch
die Suͤnde ausuͤbet, und womit er ſonder-
lich die Gottloſen verſtricket und beherrſchet
2 Tim. 2, 26. von dieſer Loͤwen-Kraft heißt
er ὁ ίσχυρὸς, der Starcke, Matth. 12, 29.
davon man ſolche Exempel in den weltli-
chen und Kirchen-Geſchichten findet, dar-
uͤber man recht erſchrecken muß, und ſich
nicht genugſam verwundern kan uͤber die
Macht der Finſterniſſe und des Verder-
bens, welche ſich in dieſen und jenen Men-
ſchen auf ſo mancherley Art hervor thut.
β. Ein bruͤllender Loͤwe (davon es Amos 3,
heißt: der Loͤwe bruͤllet, wer ſolte ſich
nicht fuͤrchten?) heißt der Satan von
den harten und grauſamen Draͤuungen,
auch gewaltſamen Verfolgungen der Glaͤu-
bigen; welche zum Theil ſchon angegangen
waren, und noch heftiger bevor ſtunden,
und hie und da ausbrachen, wenn ſchon
kein kayſerlicher Befehl dazu war gegeben
worden: wie man aus ſo vielen vorherge-
henden Oertern dieſes Briefes, und ſon-
derlich daraus ſiehet, daß Paulus, als er
an die Hebraͤer, das iſt, an eben dieſelben
Gemeinen, ſchrieb c. 10, 33. 34. bezeuget,
daß ſie durch Schmach und Truͤbſal
waren ein Schauſpiel worden und den
Raub ihrer Guͤter mit Freuden erdul-
det hatten. Dieſer bruͤllende Loͤwen-
Grimm heißt Off. 12, 12. ein groſſer Zorn.
Es iſt doch aber dieſe Gewalt des Satans
ſehr eingeſchrencket von Chriſto, dem Loͤ-
wen von Stamm Juda, der da viel ſtaͤr-
cker iſt Luc. 11, 21. 22. Off. 5, 5. der da ge-
kommen iſt, daß er die Wercke des Teu-
fels zerſtoͤre. 1 Joh. 3, 8. der ihn auch
binden, in den Abgrund und in den feuri-
gen Pfuhl werfen wird, Off. 19. 20. von
dem die boͤſen Geiſter ſelbſt ſagten: Ach
JEſu, du Sohn GOttes, was haben
wir mit dir zu thun? biſt du herkom-
men uns zu quaͤlen, ehe es Zeit iſt.
Matth. 8, 29. Es hat ſich demnach vor
der Gewalt des Satans niemand zu fuͤrch-
ten, da es uns nicht an der ſiegenden Kraft
zum Widerſtande fehlet, und man mit
Paulo ſagen kan: Jn dem allen uͤber-
winden wir weit. Roͤm. 8, 37.
3. Von dem Widerſacher dem Teufel,
als einem bruͤllenden Loͤwen wird nun geſaget:
a. Er gehe herum: womit angezeiget wird,
theils des Satans Unruhe, welche er daher
hat, daß er gleichſam auſſer ſeinem Centro,
auſſer GOTT iſt, und alſo in nichts mit ei-
ner rechten Zufriedenheit ruhen kan; theils
auch ſeine Bemuͤhung, nach welcher er auf
lauter Schaden und Unheil bedacht iſt, und,
um ſeinen Zweck zu erhalten, nicht allein einen
grimmigen Loͤwen, ſondern auch einen liſtigen
Fuchs abgiebet, und manche durch heimlichen
Betrug der Suͤnden zu erſchleichen ſuchet.
Von ſeinem herumgehen, davon er auch mit
einem Jaͤger verglichen wird, Pſ. 91, 3. ſehe
man Job. 1, 7. c. 2, 2. Luc. 11, 24.
b. Und ſuchet: womit der Zweck ſeines her-
umgehens angezeiget wird. Es beſtehet die-
ſes Suchen ſonderlich in denjenigen Nachſtel-
lungen, welche der Satan nach des Menſchen
ſeinem natuͤrlichen Temperament, auch
nach ſeiner Erziehung und andern Umſtaͤnden
einrichtet, und es damit machet, wie ein
Feind, der ſich genau erkundiget, wo die Ve-
ſtung am ſchwaͤchſten iſt, und am leichteſten
kan beſtuͤrmet und eingenommen werden.
Er heißt von dieſem Suchen der Verſucher
Matth. 4, 3. und ſein Suchen heißt die Ver-
ſuchung Matth. 26, 41. 1 Tim. 6, 9. was er
nicht unmittelbar thut, das verrichtet er mit-
telbar durch die, welche unter Menſchen ſei-
nes Theils ſind, und ſchon in ſeinen Stricken
liegen.
c. Welchen er verſchlinge: wie es der Loͤwe
machet, der, was er von kleinen Thieren nicht
friſſet, doch zerreiſſet. Es wird damit geſe-
hen, wie auf den Grimm des Satans, alſo
auch auf das groſſe Verderben, worein er
die Menſchen ſtuͤrtzet. Wie er dieſes Ver-
ſchlingen geſuchet habe, ſiehet man am Hiob,
und an Petro, und wie es ihm damit gelungen,
am Juda. Man conferire hiebey Joh. 8,
44.
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