Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 1. v. 5-9. des andern Briefes Petri. [Spaltenumbruch]
C. 4, 21. spricht: Diß Gebot haben wir vonihm, daß, wer GOtt liebet, der auch sei- nen Bruder liebe. Und c. 5, 1. Wer da liebet den, der ihn geboren hat, der liebet auch den, der von ihm geboren ist. Was aber alles zur Bruder-Liebe gehöre, das läßt sich al- hier so kurtz nicht fassen. Man sehe davon un- ter andern Eph. 4, 32. c. 1. 2. 1 Pet. 3, 8. Wie sie gereiniget werden müsse, zeiget Petrus an Ep. 1. c. 1, 22. 14. Es bleibet doch aber ein Kind GOttes V. 8. Wo solches reichlich bey euch ist, wirds Anmerckungen. 1. Die zuvor gedachte Tugend-Kette soll 2. Was der Apostel mit den ersten Wor- 3. Es soll sich aber die Fruchtbringung 4. Da Petrus dieses alles von den Chri- V 9. Welcher aber solches nicht hat, (oder Anmerckungen. 1. Das nicht haben, ist alhier soviel, 2. Gleichwie der Apostel vorher den Ernst Ge- F f f f
Cap. 1. v. 5-9. des andern Briefes Petri. [Spaltenumbruch]
C. 4, 21. ſpricht: Diß Gebot haben wir vonihm, daß, wer GOtt liebet, der auch ſei- nen Bruder liebe. Und c. 5, 1. Wer da liebet den, der ihn geboren hat, der liebet auch den, der von ihm geboren iſt. Was aber alles zur Bruder-Liebe gehoͤre, das laͤßt ſich al- hier ſo kurtz nicht faſſen. Man ſehe davon un- ter andern Eph. 4, 32. c. 1. 2. 1 Pet. 3, 8. Wie ſie gereiniget werden muͤſſe, zeiget Petrus an Ep. 1. c. 1, 22. 14. Es bleibet doch aber ein Kind GOttes V. 8. Wo ſolches reichlich bey euch iſt, wirds Anmerckungen. 1. Die zuvor gedachte Tugend-Kette ſoll 2. Was der Apoſtel mit den erſten Wor- 3. Es ſoll ſich aber die Fruchtbringung 4. Da Petrus dieſes alles von den Chri- V 9. Welcher aber ſolches nicht hat, (oder Anmerckungen. 1. Das nicht haben, iſt alhier ſoviel, 2. Gleichwie der Apoſtel vorher den Ernſt Ge- F f f f
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0595" n="593"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 1. v. 5-9. des andern Briefes Petri.</hi></fw><lb/><cb/> C. 4, 21. ſpricht: <hi rendition="#fr">Diß Gebot haben wir von<lb/> ihm, daß, wer GOtt liebet, der auch ſei-<lb/> nen Bruder liebe.</hi> Und c. 5, 1. <hi rendition="#fr">Wer da liebet<lb/> den, der ihn geboren hat, der liebet auch<lb/> den, der von ihm geboren iſt.</hi> Was aber<lb/> alles zur Bruder-Liebe gehoͤre, das laͤßt ſich al-<lb/> hier ſo kurtz nicht faſſen. Man ſehe davon un-<lb/> ter andern Eph. 4, 32. c. 1. 2. 1 Pet. 3, 8. Wie<lb/> ſie gereiniget werden muͤſſe, zeiget Petrus an<lb/> Ep. 1. c. 1, 22.</p><lb/> <p>14. Es bleibet doch aber ein Kind GOttes<lb/> in ſolcher menſchlichen Geſellſchaft ſtehen, daran<lb/> es noch immer viele unbekehrte Leute um ſich hat<lb/> und behaͤlt. Dannenhero bey der Bruder-Lie-<lb/> be auch ἀγάπη, die Gemeine Liebe erfordert wird;<lb/> wie der ſel. <hi rendition="#aq">Lutherus</hi> alhie ſolches Wort gar<lb/> recht uͤberſetzet hat. Der hoͤchſte Grad davon<lb/> iſt, wenn ſie auch gegen die aͤrgſten Feinde thaͤtig<lb/> ausgeuͤbet wird, nach der Ermahnung Chriſti.<lb/> Matth. 5, 44. Jhre Eigenſchaften ſehe man mit<lb/> mehrern 1 Cor. 13. alwo von der Liebe uͤberhaupt<lb/> gehandelt wird. Und da der Apoſtel von dem<lb/> alhier redet, was aus der Evangeliſchen Gna-<lb/> den-Qvelle flieſſet, und im Glauben dargerei-<lb/> chet wird, ſo iſt leichtlich zu erachten, wie ſehr<lb/> die recht Chriſtliche Liebe von der bloß natuͤrli-<lb/> chen unterſchieden ſey: welches von wenigen,<lb/> und nur von denen, welche aus GOtt geboren<lb/> ſind, recht erkannt wird. Von dieſer alſo Ket-<lb/> ten-weiſe verknuͤpften Tugend-Ubung faͤhret<lb/> nun der Apoſtel alſo fort:</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">V. 8.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Wo ſolches reichlich bey euch iſt, wirds<lb/> euch nicht faul, noch unfruchtbar ſeyn<lb/> laſſen in der Erkenntniß</hi> (Gr. zur Erkennt-<lb/> niß) <hi rendition="#fr">unſers HErrn JEſu Chriſti,</hi> (in dem<lb/> Glauben an ihn.)</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/> <p>1. Die zuvor gedachte Tugend-Kette ſoll<lb/> nicht allein gantz, ſondern dabey auch dergeſtalt<lb/> beſchaffen ſeyn, daß ein iedes Glied in ſeiner<lb/> rechten Fuͤlle daſtehe, und zu ſeinem rechten<lb/> Maſſe komme. Darum ſollen ſie nicht nur<lb/> ſeyn ὑπάρχοντα, die wircklich da ſind, ſondern auch<lb/> πλεονάζοντα, ſie ſollen reichlich vorhanden ſeyn.<lb/> Womit der Apoſtel auf denjenigen Stand der<lb/> Glaͤubigen gehet, welcher den νηπίοις, den jun-<lb/> gen Kindern, entgegen ſtehet; welchen Paulus<lb/> Eph. 4, 13. und Hebr. 5, 12. u. f. beſchreibet. Diß<lb/> iſt ein gehoͤriger, und noͤthiger, auch ſeliger <hi rendition="#aq">ple-<lb/> onaſmus.</hi> Wie man dazu gelange, zeiget<lb/> unſer Heyland an Matth. 13, 12. mit den Wor-<lb/> ten: <hi rendition="#fr">Wer da hat</hi> (nemlich alſo, daß er es<lb/> wohl anleget) <hi rendition="#fr">dem wird gegeben, daß er<lb/> die Fuͤlle habe.</hi> Und Joh. 15, 2. <hi rendition="#fr">Einen iegli-<lb/> chen Reben, der da Frucht bringet, wird<lb/> der himmliſche Vater reinigen, daß er<lb/> mehr Frucht bringe.</hi></p><lb/> <p>2. Was der Apoſtel mit den erſten Wor-<lb/> ten des Verſes geſaget hat, das erlaͤutert er mit<lb/> den letztern: als damit er anzeiget, daß, wo die<lb/> Chriſten-Pflichten in einer recht <hi rendition="#aq">harmoni</hi>ſchen<lb/> Ubung ſtuͤnden, da wuͤrden die Chriſten weder<lb/><cb/> faul ſeyn, oder in einer Traͤgheit ſich finden laſ-<lb/> ſen, noch ſich unfruchtbar erweiſen, ſondern<lb/> recht fruchtbare Baͤume ſeyn; die da an den<lb/> Waſſerbaͤchen des Evangelii in Chriſto gepflan-<lb/> tzet ſind, nach Pſ. 1, 3.</p><lb/> <p>3. Es ſoll ſich aber die <hi rendition="#fr">Fruchtbringung</hi><lb/> ſonderlich hervorthun in oder zu der <hi rendition="#fr">Erkennt-<lb/> niß Chriſti.</hi> Man bleibet alhier billig bey der<lb/> eigentlichen Bedeutung der <hi rendition="#aq">præpoſition</hi> ἐις, <hi rendition="#fr">zu.</hi><lb/> Denn es wird damit angezeiget, wozu die in der<lb/> Erneuerung erwieſene mehrere Treue gereiche;<lb/> nemlich zu einem mehrern Wachsthum in der<lb/> Erkenntniß, welcher auch allerdinge daher ent-<lb/> ſtehet. Denn ie mehr ein Menſch in der Heili-<lb/> gung waͤchſet, ie mehr fallen die Hinderungen<lb/> der wahren Erleuchtung hinweg, und iemehr<lb/> koͤmmt der Verſtand bey ihm in goͤttlichen Din-<lb/> gen zur Aufklaͤrung. Und diß iſts, was Pau-<lb/> lus unter andern Roͤm. 12, 2. bezeuget, da er aus<lb/> der Erneuerung des Gemuͤths die mehrere Pruͤ-<lb/> fung des Willens GOttes herleitet. Man ſehe<lb/> auch Phil. 1, 9. 10. 11.</p><lb/> <p>4. Da Petrus dieſes alles von den Chri-<lb/> ſten insgemein ſaget, ſie auch groſſen theils alſo<lb/> beſchaffen geweſen ſind, daß ſie ſolches alles<lb/> reichlich an ſich erwieſen haben; ſo iſt leichtlich<lb/> zu erachten, wie uns allen insgemein, und ſon-<lb/> derlich den Lehrern, dieſes zur Pruͤfung diene.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">V 9.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Welcher aber ſolches nicht hat,</hi> (oder<lb/> darinnen nicht beharret, ſondern vielmehr auf<lb/> das Gegentheil verfallen iſt,) <hi rendition="#fr">der iſt blind,</hi><lb/> (der hat mit dem geiſtlichen Leben auch das geiſt-<lb/> liche Licht verloren,) <hi rendition="#fr">und tappet mit der<lb/> Hand,</hi> (μυωπάζων, er ſiehet nur auf das Gegen-<lb/> waͤrtige und irdiſche, was er vor den Fuͤſſen hat,)<lb/><hi rendition="#fr">und vergiſſet der Reinigung ſeiner vori-<lb/> gen Suͤnden,</hi> (ſowol der Reinigung, welche er<lb/> in der Bekehrung, als der, welche er in der da-<lb/> bey verknuͤpften Rechtfertigung empfangen hat-<lb/> te: beyder vergiſſet er dergeſtalt, daß er, was<lb/> er hatte, wieder verlieret.)</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/> <p>1. Das <hi rendition="#fr">nicht haben,</hi> iſt alhier ſoviel,<lb/> als nicht recht, oder nicht alſo haben, daß man,<lb/> was man hat, getreulich anlege. Denn der<lb/> Context handelt von ſolchen Leuten, welche die<lb/> Reinigung empfangen hatten. Man ſehe der-<lb/> gleichen Redens-Art Matth. 13, 12. Und ein<lb/> ſolches <hi rendition="#fr">nicht haben</hi> iſt in der That noch aͤrger,<lb/> als etwas ſchlechterdinge nicht haben; ſintemal<lb/> es viel mehr oder viel ſchwerere Verantwortung<lb/> bringet.</p><lb/> <p>2. Gleichwie der Apoſtel vorher den Ernſt<lb/> der Erneuerung mit dem Wachsthum in der<lb/> Erkenntniß verknuͤpfet hat: alſo verbindet er al-<lb/> hier das Gegentheil mit einander, nemlich bey<lb/> Ermangelung der wahren <hi rendition="#fr">Tugend</hi> auch des<lb/> wahren <hi rendition="#fr">Lichts</hi> beraubet ſeyn: wenn er ſaget:<lb/><hi rendition="#fr">Wer aber ſolches</hi> (was zu dem zuvor ange-<lb/> zeigeten Tugend-Wandel gehoͤret,) <hi rendition="#fr">nicht hat,<lb/> der iſt blind.</hi> Die Haupt-Kraͤfte der Seele,<lb/> der <hi rendition="#fr">Verſtand</hi> und <hi rendition="#fr">Wille,</hi> ſtehen in einer ſolchen<lb/> <fw place="bottom" type="sig">F f f f</fw><fw place="bottom" type="catch">Ge-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [593/0595]
Cap. 1. v. 5-9. des andern Briefes Petri.
C. 4, 21. ſpricht: Diß Gebot haben wir von
ihm, daß, wer GOtt liebet, der auch ſei-
nen Bruder liebe. Und c. 5, 1. Wer da liebet
den, der ihn geboren hat, der liebet auch
den, der von ihm geboren iſt. Was aber
alles zur Bruder-Liebe gehoͤre, das laͤßt ſich al-
hier ſo kurtz nicht faſſen. Man ſehe davon un-
ter andern Eph. 4, 32. c. 1. 2. 1 Pet. 3, 8. Wie
ſie gereiniget werden muͤſſe, zeiget Petrus an
Ep. 1. c. 1, 22.
14. Es bleibet doch aber ein Kind GOttes
in ſolcher menſchlichen Geſellſchaft ſtehen, daran
es noch immer viele unbekehrte Leute um ſich hat
und behaͤlt. Dannenhero bey der Bruder-Lie-
be auch ἀγάπη, die Gemeine Liebe erfordert wird;
wie der ſel. Lutherus alhie ſolches Wort gar
recht uͤberſetzet hat. Der hoͤchſte Grad davon
iſt, wenn ſie auch gegen die aͤrgſten Feinde thaͤtig
ausgeuͤbet wird, nach der Ermahnung Chriſti.
Matth. 5, 44. Jhre Eigenſchaften ſehe man mit
mehrern 1 Cor. 13. alwo von der Liebe uͤberhaupt
gehandelt wird. Und da der Apoſtel von dem
alhier redet, was aus der Evangeliſchen Gna-
den-Qvelle flieſſet, und im Glauben dargerei-
chet wird, ſo iſt leichtlich zu erachten, wie ſehr
die recht Chriſtliche Liebe von der bloß natuͤrli-
chen unterſchieden ſey: welches von wenigen,
und nur von denen, welche aus GOtt geboren
ſind, recht erkannt wird. Von dieſer alſo Ket-
ten-weiſe verknuͤpften Tugend-Ubung faͤhret
nun der Apoſtel alſo fort:
V. 8.
Wo ſolches reichlich bey euch iſt, wirds
euch nicht faul, noch unfruchtbar ſeyn
laſſen in der Erkenntniß (Gr. zur Erkennt-
niß) unſers HErrn JEſu Chriſti, (in dem
Glauben an ihn.)
Anmerckungen.
1. Die zuvor gedachte Tugend-Kette ſoll
nicht allein gantz, ſondern dabey auch dergeſtalt
beſchaffen ſeyn, daß ein iedes Glied in ſeiner
rechten Fuͤlle daſtehe, und zu ſeinem rechten
Maſſe komme. Darum ſollen ſie nicht nur
ſeyn ὑπάρχοντα, die wircklich da ſind, ſondern auch
πλεονάζοντα, ſie ſollen reichlich vorhanden ſeyn.
Womit der Apoſtel auf denjenigen Stand der
Glaͤubigen gehet, welcher den νηπίοις, den jun-
gen Kindern, entgegen ſtehet; welchen Paulus
Eph. 4, 13. und Hebr. 5, 12. u. f. beſchreibet. Diß
iſt ein gehoͤriger, und noͤthiger, auch ſeliger ple-
onaſmus. Wie man dazu gelange, zeiget
unſer Heyland an Matth. 13, 12. mit den Wor-
ten: Wer da hat (nemlich alſo, daß er es
wohl anleget) dem wird gegeben, daß er
die Fuͤlle habe. Und Joh. 15, 2. Einen iegli-
chen Reben, der da Frucht bringet, wird
der himmliſche Vater reinigen, daß er
mehr Frucht bringe.
2. Was der Apoſtel mit den erſten Wor-
ten des Verſes geſaget hat, das erlaͤutert er mit
den letztern: als damit er anzeiget, daß, wo die
Chriſten-Pflichten in einer recht harmoniſchen
Ubung ſtuͤnden, da wuͤrden die Chriſten weder
faul ſeyn, oder in einer Traͤgheit ſich finden laſ-
ſen, noch ſich unfruchtbar erweiſen, ſondern
recht fruchtbare Baͤume ſeyn; die da an den
Waſſerbaͤchen des Evangelii in Chriſto gepflan-
tzet ſind, nach Pſ. 1, 3.
3. Es ſoll ſich aber die Fruchtbringung
ſonderlich hervorthun in oder zu der Erkennt-
niß Chriſti. Man bleibet alhier billig bey der
eigentlichen Bedeutung der præpoſition ἐις, zu.
Denn es wird damit angezeiget, wozu die in der
Erneuerung erwieſene mehrere Treue gereiche;
nemlich zu einem mehrern Wachsthum in der
Erkenntniß, welcher auch allerdinge daher ent-
ſtehet. Denn ie mehr ein Menſch in der Heili-
gung waͤchſet, ie mehr fallen die Hinderungen
der wahren Erleuchtung hinweg, und iemehr
koͤmmt der Verſtand bey ihm in goͤttlichen Din-
gen zur Aufklaͤrung. Und diß iſts, was Pau-
lus unter andern Roͤm. 12, 2. bezeuget, da er aus
der Erneuerung des Gemuͤths die mehrere Pruͤ-
fung des Willens GOttes herleitet. Man ſehe
auch Phil. 1, 9. 10. 11.
4. Da Petrus dieſes alles von den Chri-
ſten insgemein ſaget, ſie auch groſſen theils alſo
beſchaffen geweſen ſind, daß ſie ſolches alles
reichlich an ſich erwieſen haben; ſo iſt leichtlich
zu erachten, wie uns allen insgemein, und ſon-
derlich den Lehrern, dieſes zur Pruͤfung diene.
V 9.
Welcher aber ſolches nicht hat, (oder
darinnen nicht beharret, ſondern vielmehr auf
das Gegentheil verfallen iſt,) der iſt blind,
(der hat mit dem geiſtlichen Leben auch das geiſt-
liche Licht verloren,) und tappet mit der
Hand, (μυωπάζων, er ſiehet nur auf das Gegen-
waͤrtige und irdiſche, was er vor den Fuͤſſen hat,)
und vergiſſet der Reinigung ſeiner vori-
gen Suͤnden, (ſowol der Reinigung, welche er
in der Bekehrung, als der, welche er in der da-
bey verknuͤpften Rechtfertigung empfangen hat-
te: beyder vergiſſet er dergeſtalt, daß er, was
er hatte, wieder verlieret.)
Anmerckungen.
1. Das nicht haben, iſt alhier ſoviel,
als nicht recht, oder nicht alſo haben, daß man,
was man hat, getreulich anlege. Denn der
Context handelt von ſolchen Leuten, welche die
Reinigung empfangen hatten. Man ſehe der-
gleichen Redens-Art Matth. 13, 12. Und ein
ſolches nicht haben iſt in der That noch aͤrger,
als etwas ſchlechterdinge nicht haben; ſintemal
es viel mehr oder viel ſchwerere Verantwortung
bringet.
2. Gleichwie der Apoſtel vorher den Ernſt
der Erneuerung mit dem Wachsthum in der
Erkenntniß verknuͤpfet hat: alſo verbindet er al-
hier das Gegentheil mit einander, nemlich bey
Ermangelung der wahren Tugend auch des
wahren Lichts beraubet ſeyn: wenn er ſaget:
Wer aber ſolches (was zu dem zuvor ange-
zeigeten Tugend-Wandel gehoͤret,) nicht hat,
der iſt blind. Die Haupt-Kraͤfte der Seele,
der Verſtand und Wille, ſtehen in einer ſolchen
Ge-
F f f f
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |