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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 2. v. 17. 18.
[Spaltenumbruch] und diese Welt wieder lieb gewonnen habe.
2 Tim. 4, 10. und Petrus von denen, welche
wahrhaftig entflohen waren dem Unflat
der Welt, durch die Erkenntniß Christi, sich
aber wieder einflechten
und überwinden
lassen, daß mit ihnen das letzte ärger sey,
denn das erste
2 Pet. 2, 19. 20. 21. Daraus wie
auch aus der Warnung Johannis, man siehet,
wie daß es allerdinge möglich sey, daß, nach dem
man ein Kind, ja ein Jüngling und alter Mann
in Christo worden ist, man durch den Betrug
der Sünden könne wieder auf eine Thorheit ge-
rathen und ein Demas werden: sintemal er sol-
chen allen dieses schreibet. Und ob gleich Jo-
hannes mit den Worten von den jungen Kin-
dern und Jünglingen eigentlich auf das geistli-
che Alter siehet; so ist doch das natürliche Alter
davon nicht ausgeschlossen. Wenn er nun auch
diesem, oder der Jugend die Welt-Liebe verbie-
tet, so stehet solches dem gemeinen Jrrthum
entgegen, da man meinet, man habe der Ju-
gend die Welt-Liebe einzuräumen, oder doch
zu gute zu halten. Wobey man sich auch da-
mit zu betriegen pfleget, daß man die Welt-Lie-
be unterscheidet in die mäßige und unmäßige:
da man sie hingegen unterscheiden solte in die
ordentliche und unordentliche. Denn wenn
der Mensch ausser dem Stande der Gnaden ste-
het, so ist die Welt-Liebe sündlich, sie mag
mäßig, oder unmäßig seyn, und ist die gemäßig-
te Welt-Liebe nichts anders, als eine von den
gröbern Ausbrüchen gemäßigte Sünde. Jst er
aber durch den Weg der wahren Bekehrung
und Selbst-auch Welt-Verleugnung in den
Stand der Gnaden eingetreten und beharret
darinnen, so ist seine Liebe gegen ihn selbst und
die Creaturen wohlgeordnet, oder also be-
schaffen, wie es GOtt vorgeschrieben hat. Da
sie denn in der besten Subordination unter der
Liebe GOttes stehet, und von dieser ihre bestän-
dige Reinigung und Leitung überkömmt. Ein
mehrers sehe der Leser im Lateinischen Com-
mentario
von p. 210. bis p. 246. alwo er auch
128. porismata aus diesem Texte nach einander
gezogen findet.

V. 18.

Kinder, es ist die letzte Stunde: und
wie ihr gehöret habet
(theils von Christo
selbst Matth. 24, 5. theils von seinen Aposteln)
daß der Widerchrist kömmt, und nun sind
viel Widerchristen worden. Daher er-
kennen wir, daß die letzte Stunde ist.

Anmerckungen.

1. Das Wort, Kinder, gehet alhier nicht
wie v. 12. 13. aufs Alter, weder das natürliche,
noch geistliche, sondern es ist ein Wort des zar-
ten Affects der Liebe bey dem Apostel, wie v. 1.
Ein ieder Leser gedencke, als wenn er inson-
derheit darunter mit gemeynet sey: wie es auch
in Wahrheit also ist. Es wendet sich der Apo-
stel damit von einer Warnung zur andern: von
der vor der Welt-Liebe zu der vor der Verlei-
tung zu den Abwegen in der Lehre.

[Spaltenumbruch]

2. Bey den Worten es ist die letzte
Stunde
ist folgendes zu mercken:

a. Das Wort Stunde bedeutet alhier, wie
auch sonst zuweilen bey den Griechen auch La-
teinern und uns Teutschen, einen gewissen pe-
riodum,
oder Lauf der Zeit.
b. Da nun die letztere Stunde sich auf die ersten
beziehet, und sehr lang ist, daß sie von Chri-
sti Geburt an, davon sie Johannes ohn Zwei-
fel angerechnet hat, nunmehro eine Zeit von
mehr als sieben zehen hundert Jahre in sich
hält, so hat man, nach Proportion dieser letz-
ten Stunde, welche noch in ihrem Laufe fort-
gehet, und wol leichtlich das andere Tausend
meistentheils vollends hindurch dauren kan,
wie doch aber GOtt allein weiß; die vorher-
gehenden billig auch von einem langen perio-
do
zu verstehen. Thun wir nun dieses, so
finden wir vor CHristi Zeiten zwo grosse
Welt-Stunden, die erste vor Mose, sonderlich
von Erschaffung der Welt bis auf den An-
fang des dritten tausenden Jahres, oder die
Zeit Abrahams, des Stamm-Vaters der Ju-
dischen Nation, unter welche GOtt durch
Mosen eine besondere Oeconomie seines
Gnaden-Bundes aufrichtete: Die andere
von dieser Zeit an bis auf Christum, da wieder
ein periodus von zwey tausend Jahren ver-
strichen ist. Und solchergestalt ist die letztere
Stunde nach dem Stilo Johannis die drit-
te,
welche die Zeiten des Meßiä in sich be-
greifet, und wie sich von Christo anhebet, al-
so sich allem Ansehen nach mit dem Untergang
des in diesem Verse gedachten Antichrists
und seines Reichs endigen wird. Welche
dritte grosse Welt-Stunde denn leichtlich
auch ohngefehr zwey tausend Jahre ausma-
chen wird; die man doch aber billig allein
der weisen Determination GOttes, der al-
les nach Zahl, Maß und Gewichte einrichtet,
überlässet.
c. Ein der Prophetischen Sachen nicht gantz
unkundiger Leser beliebe den Jnnhalt des sech-
sten
und siebenden Siegels in der Offenba-
rung Johannis c. 6, 12-17. c. 8, 1. zu erwe-
gen, und zu bedencken, ob nicht im sechsten
Siegel in der Collation mit dem letztern
Theile des neunzehenden Capitels das Ge-
richt über den Wider-Christ beschrieben wer-
de, und ob nicht die darauf erfolgte halbstün-
dige Stille des siebenden Siegels gehe auf
einen periodum eines gewissen geheiligten
und gesegneten Sabbats, welchen die Kirche
Christi auf Erden nach dem Fall des geistli-
chen Babels und des Antichristischen Reichs,
haben werde? doch diß ist eine Materie, welche
in die Erklärung der Offenbarung Johannis
laufet, davon vor andern der berühmte Nie-
derländische Theologus, Campegius Vi-
tringa,
ausführlich und gründlich in seinem
gelehrten Commentario gehandelt hat.

3. Bey den übrigen Worten dieses Ver-
ses von dem Wider-Christ ist folgendes nach
einander zu erwegen.

a. Das

Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 17. 18.
[Spaltenumbruch] und dieſe Welt wieder lieb gewonnen habe.
2 Tim. 4, 10. und Petrus von denen, welche
wahrhaftig entflohen waren dem Unflat
der Welt, durch die Erkenntniß Chriſti, ſich
aber wieder einflechten
und uͤberwinden
laſſen, daß mit ihnen das letzte aͤrger ſey,
denn das erſte
2 Pet. 2, 19. 20. 21. Daraus wie
auch aus der Warnung Johannis, man ſiehet,
wie daß es allerdinge moͤglich ſey, daß, nach dem
man ein Kind, ja ein Juͤngling und alter Mann
in Chriſto worden iſt, man durch den Betrug
der Suͤnden koͤnne wieder auf eine Thorheit ge-
rathen und ein Demas werden: ſintemal er ſol-
chen allen dieſes ſchreibet. Und ob gleich Jo-
hannes mit den Worten von den jungen Kin-
dern und Juͤnglingen eigentlich auf das geiſtli-
che Alter ſiehet; ſo iſt doch das natuͤrliche Alter
davon nicht ausgeſchloſſen. Wenn er nun auch
dieſem, oder der Jugend die Welt-Liebe verbie-
tet, ſo ſtehet ſolches dem gemeinen Jrrthum
entgegen, da man meinet, man habe der Ju-
gend die Welt-Liebe einzuraͤumen, oder doch
zu gute zu halten. Wobey man ſich auch da-
mit zu betriegen pfleget, daß man die Welt-Lie-
be unterſcheidet in die maͤßige und unmaͤßige:
da man ſie hingegen unterſcheiden ſolte in die
ordentliche und unordentliche. Denn wenn
der Menſch auſſer dem Stande der Gnaden ſte-
het, ſo iſt die Welt-Liebe ſuͤndlich, ſie mag
maͤßig, oder unmaͤßig ſeyn, und iſt die gemaͤßig-
te Welt-Liebe nichts anders, als eine von den
groͤbern Ausbruͤchen gemaͤßigte Suͤnde. Jſt er
aber durch den Weg der wahren Bekehrung
und Selbſt-auch Welt-Verleugnung in den
Stand der Gnaden eingetreten und beharret
darinnen, ſo iſt ſeine Liebe gegen ihn ſelbſt und
die Creaturen wohlgeordnet, oder alſo be-
ſchaffen, wie es GOtt vorgeſchrieben hat. Da
ſie denn in der beſten Subordination unter der
Liebe GOttes ſtehet, und von dieſer ihre beſtaͤn-
dige Reinigung und Leitung uͤberkoͤmmt. Ein
mehrers ſehe der Leſer im Lateiniſchen Com-
mentario
von p. 210. bis p. 246. alwo er auch
128. poriſmata aus dieſem Texte nach einander
gezogen findet.

V. 18.

Kinder, es iſt die letzte Stunde: und
wie ihr gehoͤret habet
(theils von Chriſto
ſelbſt Matth. 24, 5. theils von ſeinen Apoſteln)
daß der Widerchriſt koͤmmt, und nun ſind
viel Widerchriſten worden. Daher er-
kennen wir, daß die letzte Stunde iſt.

Anmerckungen.

1. Das Wort, Kinder, gehet alhier nicht
wie v. 12. 13. aufs Alter, weder das natuͤrliche,
noch geiſtliche, ſondern es iſt ein Wort des zar-
ten Affects der Liebe bey dem Apoſtel, wie v. 1.
Ein ieder Leſer gedencke, als wenn er inſon-
derheit darunter mit gemeynet ſey: wie es auch
in Wahrheit alſo iſt. Es wendet ſich der Apo-
ſtel damit von einer Warnung zur andern: von
der vor der Welt-Liebe zu der vor der Verlei-
tung zu den Abwegen in der Lehre.

[Spaltenumbruch]

2. Bey den Worten es iſt die letzte
Stunde
iſt folgendes zu mercken:

a. Das Wort Stunde bedeutet alhier, wie
auch ſonſt zuweilen bey den Griechen auch La-
teinern und uns Teutſchen, einen gewiſſen pe-
riodum,
oder Lauf der Zeit.
b. Da nun die letztere Stunde ſich auf die erſten
beziehet, und ſehr lang iſt, daß ſie von Chri-
ſti Geburt an, davon ſie Johannes ohn Zwei-
fel angerechnet hat, nunmehro eine Zeit von
mehr als ſieben zehen hundert Jahre in ſich
haͤlt, ſo hat man, nach Proportion dieſer letz-
ten Stunde, welche noch in ihrem Laufe fort-
gehet, und wol leichtlich das andere Tauſend
meiſtentheils vollends hindurch dauren kan,
wie doch aber GOtt allein weiß; die vorher-
gehenden billig auch von einem langen perio-
do
zu verſtehen. Thun wir nun dieſes, ſo
finden wir vor CHriſti Zeiten zwo groſſe
Welt-Stunden, die erſte vor Moſe, ſonderlich
von Erſchaffung der Welt bis auf den An-
fang des dritten tauſenden Jahres, oder die
Zeit Abrahams, des Stamm-Vaters der Ju-
diſchen Nation, unter welche GOtt durch
Moſen eine beſondere Oeconomie ſeines
Gnaden-Bundes aufrichtete: Die andere
von dieſer Zeit an bis auf Chriſtum, da wieder
ein periodus von zwey tauſend Jahren ver-
ſtrichen iſt. Und ſolchergeſtalt iſt die letztere
Stunde nach dem Stilo Johannis die drit-
te,
welche die Zeiten des Meßiaͤ in ſich be-
greifet, und wie ſich von Chriſto anhebet, al-
ſo ſich allem Anſehen nach mit dem Untergang
des in dieſem Verſe gedachten Antichriſts
und ſeines Reichs endigen wird. Welche
dritte groſſe Welt-Stunde denn leichtlich
auch ohngefehr zwey tauſend Jahre ausma-
chen wird; die man doch aber billig allein
der weiſen Determination GOttes, der al-
les nach Zahl, Maß und Gewichte einrichtet,
uͤberlaͤſſet.
c. Ein der Prophetiſchen Sachen nicht gantz
unkundiger Leſer beliebe den Jnnhalt des ſech-
ſten
und ſiebenden Siegels in der Offenba-
rung Johannis c. 6, 12-17. c. 8, 1. zu erwe-
gen, und zu bedencken, ob nicht im ſechſten
Siegel in der Collation mit dem letztern
Theile des neunzehenden Capitels das Ge-
richt uͤber den Wider-Chriſt beſchrieben wer-
de, und ob nicht die darauf erfolgte halbſtuͤn-
dige Stille des ſiebenden Siegels gehe auf
einen periodum eines gewiſſen geheiligten
und geſegneten Sabbats, welchen die Kirche
Chriſti auf Erden nach dem Fall des geiſtli-
chen Babels und des Antichriſtiſchen Reichs,
haben werde? doch diß iſt eine Materie, welche
in die Erklaͤrung der Offenbarung Johannis
laufet, davon vor andern der beruͤhmte Nie-
derlaͤndiſche Theologus, Campegius Vi-
tringa,
ausfuͤhrlich und gruͤndlich in ſeinem
gelehrten Commentario gehandelt hat.

3. Bey den uͤbrigen Worten dieſes Ver-
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a. Das
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[670/0672] Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 17. 18. und dieſe Welt wieder lieb gewonnen habe. 2 Tim. 4, 10. und Petrus von denen, welche wahrhaftig entflohen waren dem Unflat der Welt, durch die Erkenntniß Chriſti, ſich aber wieder einflechten und uͤberwinden laſſen, daß mit ihnen das letzte aͤrger ſey, denn das erſte 2 Pet. 2, 19. 20. 21. Daraus wie auch aus der Warnung Johannis, man ſiehet, wie daß es allerdinge moͤglich ſey, daß, nach dem man ein Kind, ja ein Juͤngling und alter Mann in Chriſto worden iſt, man durch den Betrug der Suͤnden koͤnne wieder auf eine Thorheit ge- rathen und ein Demas werden: ſintemal er ſol- chen allen dieſes ſchreibet. Und ob gleich Jo- hannes mit den Worten von den jungen Kin- dern und Juͤnglingen eigentlich auf das geiſtli- che Alter ſiehet; ſo iſt doch das natuͤrliche Alter davon nicht ausgeſchloſſen. Wenn er nun auch dieſem, oder der Jugend die Welt-Liebe verbie- tet, ſo ſtehet ſolches dem gemeinen Jrrthum entgegen, da man meinet, man habe der Ju- gend die Welt-Liebe einzuraͤumen, oder doch zu gute zu halten. Wobey man ſich auch da- mit zu betriegen pfleget, daß man die Welt-Lie- be unterſcheidet in die maͤßige und unmaͤßige: da man ſie hingegen unterſcheiden ſolte in die ordentliche und unordentliche. Denn wenn der Menſch auſſer dem Stande der Gnaden ſte- het, ſo iſt die Welt-Liebe ſuͤndlich, ſie mag maͤßig, oder unmaͤßig ſeyn, und iſt die gemaͤßig- te Welt-Liebe nichts anders, als eine von den groͤbern Ausbruͤchen gemaͤßigte Suͤnde. Jſt er aber durch den Weg der wahren Bekehrung und Selbſt-auch Welt-Verleugnung in den Stand der Gnaden eingetreten und beharret darinnen, ſo iſt ſeine Liebe gegen ihn ſelbſt und die Creaturen wohlgeordnet, oder alſo be- ſchaffen, wie es GOtt vorgeſchrieben hat. Da ſie denn in der beſten Subordination unter der Liebe GOttes ſtehet, und von dieſer ihre beſtaͤn- dige Reinigung und Leitung uͤberkoͤmmt. Ein mehrers ſehe der Leſer im Lateiniſchen Com- mentario von p. 210. bis p. 246. alwo er auch 128. poriſmata aus dieſem Texte nach einander gezogen findet. V. 18. Kinder, es iſt die letzte Stunde: und wie ihr gehoͤret habet (theils von Chriſto ſelbſt Matth. 24, 5. theils von ſeinen Apoſteln) daß der Widerchriſt koͤmmt, und nun ſind viel Widerchriſten worden. Daher er- kennen wir, daß die letzte Stunde iſt. Anmerckungen. 1. Das Wort, Kinder, gehet alhier nicht wie v. 12. 13. aufs Alter, weder das natuͤrliche, noch geiſtliche, ſondern es iſt ein Wort des zar- ten Affects der Liebe bey dem Apoſtel, wie v. 1. Ein ieder Leſer gedencke, als wenn er inſon- derheit darunter mit gemeynet ſey: wie es auch in Wahrheit alſo iſt. Es wendet ſich der Apo- ſtel damit von einer Warnung zur andern: von der vor der Welt-Liebe zu der vor der Verlei- tung zu den Abwegen in der Lehre. 2. Bey den Worten es iſt die letzte Stunde iſt folgendes zu mercken: a. Das Wort Stunde bedeutet alhier, wie auch ſonſt zuweilen bey den Griechen auch La- teinern und uns Teutſchen, einen gewiſſen pe- riodum, oder Lauf der Zeit. b. Da nun die letztere Stunde ſich auf die erſten beziehet, und ſehr lang iſt, daß ſie von Chri- ſti Geburt an, davon ſie Johannes ohn Zwei- fel angerechnet hat, nunmehro eine Zeit von mehr als ſieben zehen hundert Jahre in ſich haͤlt, ſo hat man, nach Proportion dieſer letz- ten Stunde, welche noch in ihrem Laufe fort- gehet, und wol leichtlich das andere Tauſend meiſtentheils vollends hindurch dauren kan, wie doch aber GOtt allein weiß; die vorher- gehenden billig auch von einem langen perio- do zu verſtehen. Thun wir nun dieſes, ſo finden wir vor CHriſti Zeiten zwo groſſe Welt-Stunden, die erſte vor Moſe, ſonderlich von Erſchaffung der Welt bis auf den An- fang des dritten tauſenden Jahres, oder die Zeit Abrahams, des Stamm-Vaters der Ju- diſchen Nation, unter welche GOtt durch Moſen eine beſondere Oeconomie ſeines Gnaden-Bundes aufrichtete: Die andere von dieſer Zeit an bis auf Chriſtum, da wieder ein periodus von zwey tauſend Jahren ver- ſtrichen iſt. Und ſolchergeſtalt iſt die letztere Stunde nach dem Stilo Johannis die drit- te, welche die Zeiten des Meßiaͤ in ſich be- greifet, und wie ſich von Chriſto anhebet, al- ſo ſich allem Anſehen nach mit dem Untergang des in dieſem Verſe gedachten Antichriſts und ſeines Reichs endigen wird. Welche dritte groſſe Welt-Stunde denn leichtlich auch ohngefehr zwey tauſend Jahre ausma- chen wird; die man doch aber billig allein der weiſen Determination GOttes, der al- les nach Zahl, Maß und Gewichte einrichtet, uͤberlaͤſſet. c. Ein der Prophetiſchen Sachen nicht gantz unkundiger Leſer beliebe den Jnnhalt des ſech- ſten und ſiebenden Siegels in der Offenba- rung Johannis c. 6, 12-17. c. 8, 1. zu erwe- gen, und zu bedencken, ob nicht im ſechſten Siegel in der Collation mit dem letztern Theile des neunzehenden Capitels das Ge- richt uͤber den Wider-Chriſt beſchrieben wer- de, und ob nicht die darauf erfolgte halbſtuͤn- dige Stille des ſiebenden Siegels gehe auf einen periodum eines gewiſſen geheiligten und geſegneten Sabbats, welchen die Kirche Chriſti auf Erden nach dem Fall des geiſtli- chen Babels und des Antichriſtiſchen Reichs, haben werde? doch diß iſt eine Materie, welche in die Erklaͤrung der Offenbarung Johannis laufet, davon vor andern der beruͤhmte Nie- derlaͤndiſche Theologus, Campegius Vi- tringa, ausfuͤhrlich und gruͤndlich in ſeinem gelehrten Commentario gehandelt hat. 3. Bey den uͤbrigen Worten dieſes Ver- ſes von dem Wider-Chriſt iſt folgendes nach einander zu erwegen. a. Das

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 670. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/672>, abgerufen am 24.11.2024.