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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 2. v. 28. 29.
[Spaltenumbruch] aus der Fülle ihres ihme ergebnen Hertzens
spricht: Er küsse mich mit dem Kusse seines
Mundes.
Und eben dieses finden wir bey der
gottseligen Maria Magdalena; als welche, da
sie nach der Auferstehung CHristum begierigst
suchte, den Gärtner, wofür sie Christum selbst
ansahe, fragte: HErr, hast du ihn weg-
getragen? so sage mir, wo hast du ihn
hingeleget? so will ich ihn holen.

4. Das Bleiben in und bey Christo ge-
schiehet zuvorderst durch den Glauben; als wel-
cher das Band unserer Seele mit CHristo ist.
Bleibet man aber im Glauben an und in Christo,
so beharret man auch nach allen Stücken in der
Lehre Christi. Zu welcher Beharrung aber ein
gutes Gewissen und dessen getreue Bewah-
rung gehöret. Denn man soll das Geheim-
niß des Glaubens im reinen Gewissen ha-
ben.
1 Tim. 3, 9. Welches wenn es verletzet
wird, so leidet man am Glauben Schiffbruch.
c. 1, 19. Man conferire hiebey, was v. 6. auch
v. 24. und 27. von dem Bleiben gesaget ist.

5. Die Freudigkeit hat ein gutes Ge-
wissen
nebst einer guten Sache zum Grun-
de, und bestehet in der gläubigen Versicherung
und Gewißheit eines guten Ausganges; welche
Gewißheit guten Muth giebt, und sich auch
durch eine freymüthige und freymündige Be-
kenntniß äussert. Die gute Sache haben die
Gläubigen in Christo, dem Versöhner, und das
gute Gewissen haben sie in der Bekehrung und
Rechtfertigung überkommen, und suchen es in
der Erneuerung zu bewahren. Und weil sie denn
darüber gutes Muthes sind, so geben sie dieses
auch mit einer unerschrocknen Bekenntniß zu er-
kennen, auch mitten unter ihrem Leiden. Wel-
che Freudigkeit denn eigentlich ein Werck des
Glaubens ist. Davon man unter andern sehe
Hebr. 3, 6. c. 4, 16. c. 10, 19. 22. 35. Eph. 3, 12.
Luc. 21, 18. Ein herrliches Exempel haben wir
an Paulo, wie aus allen seinen Briefen zu erse-
hen ist, sonderlich Röm. 8, 33. u. f. und 2 Tim.
1, 12. - - Um welcher Sache willen ich sol-
ches leide, aber ich schäme michs nicht.
Denn ich weiß, an wen ich gläube, und
bin gewiß, daß er mir kan meine Beyla-
ge bewahren bis an jenen Tag.

6. Es gedencket zwar der Mensch, wenn
er auf sich selbst siehet, er werde in der Zukunft
Christi mit Schanden bestehen; und kan auch
nicht wol anders von sich selbst urtheilen: auch
wird ein blödes Gewissen manchmal mit solchen
Gedancken versuchet und geängstiget. Wenn
man sich aber ansiehet in Christo, dem Fürspre-
cher, wie man mit seiner Gerechtigkeit bekleidet
ist, und vor GOTT bestehen kan, so fällt die
Anfechtung weg und die Seele hält sich versi-
chert, sie werde so gar nicht zu schanden werden,
daß sie vielmehr die Crone der Ehren empfangen
werde.

7. Die Wörtlein ap' autou~, welche Lu-
therus
übersetzet hat vor ihm, heissen eigentlich
von ihm, und stehen im Gegensatze von den
[Spaltenumbruch] Worten en auto, bey ihm, in ihm, bleibet
in ihm. Und also wird damit angezeiget, daß
die, welche dermaleins zu schanden werden, sol-
che Schande nicht allein überkommen vor Chri-
sto,
oder vor seinen und aller Heiligen ihren Au-
gen, sondern auch von ihm, da der richterliche
Ausspruch zu ihrer Verdammniß und zu ihrer
ewigen Abscheidung von ihm geschehen wird,
nach den Worten: Jch habe euch noch nie
erkannt, weichet alle von mir, ihr Ubel-
thäter.
Siehe auch Matth. 25, 41. 42. und
2 Thess. 1, 9. da es heißt: welche werden Pein
leiden, das ewige Verderben,
apo, von
dem Angesicht des HErrn, und von sei-
ner herrlichen Macht.

8. Johannes verbindet den damals ge-
genwärtigen Zustand der Gläubigen mit der Zu-
kunft Christi, und lässet dabey aus, was ein ie-
der im Sinne leichtlich dazu setzen konte, nem-
lich den darzwischen kommenden Stand der selig
Verstorbenen: als welcher von dem Ende des
irdischen Lebens bis an die Zukunft Christi rei-
chen und alsdenn erst zu seiner rechten Vollkom-
menheit gelangen würde. Und also dienet die-
ser Ort zur Erläuterung derjenigen, in welchen
der Bewahrung bis auf den Tag des HErrn ge-
dacht wird, z. E. 1 Cor. 1, 8. Der HErr wird
euch vest behalten bis ans Ende, daß ihr
unsträflich seyd auf den Tag unsers HErrn
JEsu Christi.

9. Jm übrigen ist zu mercken, daß wenn
unsere Beharrung in und bey CHristo mit der
Freudigkeit in seiner Zukunft verknüpfet wird,
jene keine wirckende, vielweniger verdienende
Ursache sey, daher diese entstehe, sondern nur
zu der Ordnung gehöre, in welcher man zu
der rechten Glaubens-Freudigkeit kömmt und
sie bewahret.

V. 29.

So ihr wisset, daß er (der Sohn GOt-
tes) gerecht ist, (seiner Person und auch sei-
nem Amte nach, und vermöge desselben uns
gerecht machet, auch die Gerechtigkeit des Le-
bens von uns fodert, und selbst durch seinen
Geist in uns wircket,) so erkennet auch, daß
wer recht thut
(mit der Gerechtigkeit des Le-
bens die geschenckte Glaubens-Gerechtigkeit er-
weiset) der ist von ihm geboren (bezeuget da-
mit, daß er durch den Glauben die Macht, das
Reich und die Würde der Kindschaft GOttes
empfangen habe, und ihn angehöre; dahinge-
gen derjenige mit ihm keine Gemeinschaft hat,
vielweniger in ihm bleibet, wer als ein ungerech-
ter seine Gebote übertritt, und sich doch seiner
rühmet.)

Anmerckungen.

1. Zuvorderst ist die Verbindung dieses
Verses mit den vorhergehenden zu mercken.
Der Apostel hat die Gläubigen ermahnet, daß
sie, um am Tage des Gerichts eine Freudigkeit
zu haben, in Christo bleiben solten. Nun aber

gehöret

Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 28. 29.
[Spaltenumbruch] aus der Fuͤlle ihres ihme ergebnen Hertzens
ſpricht: Er kuͤſſe mich mit dem Kuſſe ſeines
Mundes.
Und eben dieſes finden wir bey der
gottſeligen Maria Magdalena; als welche, da
ſie nach der Auferſtehung CHriſtum begierigſt
ſuchte, den Gaͤrtner, wofuͤr ſie Chriſtum ſelbſt
anſahe, fragte: HErr, haſt du ihn weg-
getragen? ſo ſage mir, wo haſt du ihn
hingeleget? ſo will ich ihn holen.

4. Das Bleiben in und bey Chriſto ge-
ſchiehet zuvorderſt durch den Glauben; als wel-
cher das Band unſerer Seele mit CHriſto iſt.
Bleibet man aber im Glauben an und in Chriſto,
ſo beharret man auch nach allen Stuͤcken in der
Lehre Chriſti. Zu welcher Beharrung aber ein
gutes Gewiſſen und deſſen getreue Bewah-
rung gehoͤret. Denn man ſoll das Geheim-
niß des Glaubens im reinen Gewiſſen ha-
ben.
1 Tim. 3, 9. Welches wenn es verletzet
wird, ſo leidet man am Glauben Schiffbruch.
c. 1, 19. Man conferire hiebey, was v. 6. auch
v. 24. und 27. von dem Bleiben geſaget iſt.

5. Die Freudigkeit hat ein gutes Ge-
wiſſen
nebſt einer guten Sache zum Grun-
de, und beſtehet in der glaͤubigen Verſicherung
und Gewißheit eines guten Ausganges; welche
Gewißheit guten Muth giebt, und ſich auch
durch eine freymuͤthige und freymuͤndige Be-
kenntniß aͤuſſert. Die gute Sache haben die
Glaͤubigen in Chriſto, dem Verſoͤhner, und das
gute Gewiſſen haben ſie in der Bekehrung und
Rechtfertigung uͤberkommen, und ſuchen es in
der Erneuerung zu bewahren. Und weil ſie denn
daruͤber gutes Muthes ſind, ſo geben ſie dieſes
auch mit einer unerſchrocknen Bekenntniß zu er-
kennen, auch mitten unter ihrem Leiden. Wel-
che Freudigkeit denn eigentlich ein Werck des
Glaubens iſt. Davon man unter andern ſehe
Hebr. 3, 6. c. 4, 16. c. 10, 19. 22. 35. Eph. 3, 12.
Luc. 21, 18. Ein herrliches Exempel haben wir
an Paulo, wie aus allen ſeinen Briefen zu erſe-
hen iſt, ſonderlich Roͤm. 8, 33. u. f. und 2 Tim.
1, 12. ‒ ‒ Um welcher Sache willen ich ſol-
ches leide, abèr ich ſchaͤme michs nicht.
Denn ich weiß, an wen ich glaͤube, und
bin gewiß, daß er mir kan meine Beyla-
ge bewahren bis an jenen Tag.

6. Es gedencket zwar der Menſch, wenn
er auf ſich ſelbſt ſiehet, er werde in der Zukunft
Chriſti mit Schanden beſtehen; und kan auch
nicht wol anders von ſich ſelbſt urtheilen: auch
wird ein bloͤdes Gewiſſen manchmal mit ſolchen
Gedancken verſuchet und geaͤngſtiget. Wenn
man ſich aber anſiehet in Chriſto, dem Fuͤrſpre-
cher, wie man mit ſeiner Gerechtigkeit bekleidet
iſt, und vor GOTT beſtehen kan, ſo faͤllt die
Anfechtung weg und die Seele haͤlt ſich verſi-
chert, ſie werde ſo gar nicht zu ſchanden werden,
daß ſie vielmehr die Crone der Ehren empfangen
werde.

7. Die Woͤrtlein ἀπ᾽ ἀυτου῀, welche Lu-
therus
uͤberſetzet hat vor ihm, heiſſen eigentlich
von ihm, und ſtehen im Gegenſatze von den
[Spaltenumbruch] Worten ἐν ἀυτῷ, bey ihm, in ihm, bleibet
in ihm. Und alſo wird damit angezeiget, daß
die, welche dermaleins zu ſchanden werden, ſol-
che Schande nicht allein uͤberkommen vor Chri-
ſto,
oder vor ſeinen und aller Heiligen ihren Au-
gen, ſondern auch von ihm, da der richterliche
Ausſpruch zu ihrer Verdammniß und zu ihrer
ewigen Abſcheidung von ihm geſchehen wird,
nach den Worten: Jch habe euch noch nie
erkannt, weichet alle von mir, ihr Ubel-
thaͤter.
Siehe auch Matth. 25, 41. 42. und
2 Theſſ. 1, 9. da es heißt: welche werden Pein
leiden, das ewige Verderben,
ἀπὸ, von
dem Angeſicht des HErrn, und von ſei-
ner herrlichen Macht.

8. Johannes verbindet den damals ge-
genwaͤrtigen Zuſtand der Glaͤubigen mit der Zu-
kunft Chriſti, und laͤſſet dabey aus, was ein ie-
der im Sinne leichtlich dazu ſetzen konte, nem-
lich den darzwiſchen kommenden Stand der ſelig
Verſtorbenen: als welcher von dem Ende des
irdiſchen Lebens bis an die Zukunft Chriſti rei-
chen und alsdenn erſt zu ſeiner rechten Vollkom-
menheit gelangen wuͤrde. Und alſo dienet die-
ſer Ort zur Erlaͤuterung derjenigen, in welchen
der Bewahrung bis auf den Tag des HErrn ge-
dacht wird, z. E. 1 Cor. 1, 8. Der HErr wird
euch veſt behalten bis ans Ende, daß ihr
unſtraͤflich ſeyd auf den Tag unſers HErrn
JEſu Chriſti.

9. Jm uͤbrigen iſt zu mercken, daß wenn
unſere Beharrung in und bey CHriſto mit der
Freudigkeit in ſeiner Zukunft verknuͤpfet wird,
jene keine wirckende, vielweniger verdienende
Urſache ſey, daher dieſe entſtehe, ſondern nur
zu der Ordnung gehoͤre, in welcher man zu
der rechten Glaubens-Freudigkeit koͤmmt und
ſie bewahret.

V. 29.

So ihr wiſſet, daß er (der Sohn GOt-
tes) gerecht iſt, (ſeiner Perſon und auch ſei-
nem Amte nach, und vermoͤge deſſelben uns
gerecht machet, auch die Gerechtigkeit des Le-
bens von uns fodert, und ſelbſt durch ſeinen
Geiſt in uns wircket,) ſo erkennet auch, daß
wer recht thut
(mit der Gerechtigkeit des Le-
bens die geſchenckte Glaubens-Gerechtigkeit er-
weiſet) der iſt von ihm geboren (bezeuget da-
mit, daß er durch den Glauben die Macht, das
Reich und die Wuͤrde der Kindſchaft GOttes
empfangen habe, und ihn angehoͤre; dahinge-
gen derjenige mit ihm keine Gemeinſchaft hat,
vielweniger in ihm bleibet, wer als ein ungerech-
ter ſeine Gebote uͤbertritt, und ſich doch ſeiner
ruͤhmet.)

Anmerckungen.

1. Zuvorderſt iſt die Verbindung dieſes
Verſes mit den vorhergehenden zu mercken.
Der Apoſtel hat die Glaͤubigen ermahnet, daß
ſie, um am Tage des Gerichts eine Freudigkeit
zu haben, in Chriſto bleiben ſolten. Nun aber

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[680/0682] Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 28. 29. aus der Fuͤlle ihres ihme ergebnen Hertzens ſpricht: Er kuͤſſe mich mit dem Kuſſe ſeines Mundes. Und eben dieſes finden wir bey der gottſeligen Maria Magdalena; als welche, da ſie nach der Auferſtehung CHriſtum begierigſt ſuchte, den Gaͤrtner, wofuͤr ſie Chriſtum ſelbſt anſahe, fragte: HErr, haſt du ihn weg- getragen? ſo ſage mir, wo haſt du ihn hingeleget? ſo will ich ihn holen. 4. Das Bleiben in und bey Chriſto ge- ſchiehet zuvorderſt durch den Glauben; als wel- cher das Band unſerer Seele mit CHriſto iſt. Bleibet man aber im Glauben an und in Chriſto, ſo beharret man auch nach allen Stuͤcken in der Lehre Chriſti. Zu welcher Beharrung aber ein gutes Gewiſſen und deſſen getreue Bewah- rung gehoͤret. Denn man ſoll das Geheim- niß des Glaubens im reinen Gewiſſen ha- ben. 1 Tim. 3, 9. Welches wenn es verletzet wird, ſo leidet man am Glauben Schiffbruch. c. 1, 19. Man conferire hiebey, was v. 6. auch v. 24. und 27. von dem Bleiben geſaget iſt. 5. Die Freudigkeit hat ein gutes Ge- wiſſen nebſt einer guten Sache zum Grun- de, und beſtehet in der glaͤubigen Verſicherung und Gewißheit eines guten Ausganges; welche Gewißheit guten Muth giebt, und ſich auch durch eine freymuͤthige und freymuͤndige Be- kenntniß aͤuſſert. Die gute Sache haben die Glaͤubigen in Chriſto, dem Verſoͤhner, und das gute Gewiſſen haben ſie in der Bekehrung und Rechtfertigung uͤberkommen, und ſuchen es in der Erneuerung zu bewahren. Und weil ſie denn daruͤber gutes Muthes ſind, ſo geben ſie dieſes auch mit einer unerſchrocknen Bekenntniß zu er- kennen, auch mitten unter ihrem Leiden. Wel- che Freudigkeit denn eigentlich ein Werck des Glaubens iſt. Davon man unter andern ſehe Hebr. 3, 6. c. 4, 16. c. 10, 19. 22. 35. Eph. 3, 12. Luc. 21, 18. Ein herrliches Exempel haben wir an Paulo, wie aus allen ſeinen Briefen zu erſe- hen iſt, ſonderlich Roͤm. 8, 33. u. f. und 2 Tim. 1, 12. ‒ ‒ Um welcher Sache willen ich ſol- ches leide, abèr ich ſchaͤme michs nicht. Denn ich weiß, an wen ich glaͤube, und bin gewiß, daß er mir kan meine Beyla- ge bewahren bis an jenen Tag. 6. Es gedencket zwar der Menſch, wenn er auf ſich ſelbſt ſiehet, er werde in der Zukunft Chriſti mit Schanden beſtehen; und kan auch nicht wol anders von ſich ſelbſt urtheilen: auch wird ein bloͤdes Gewiſſen manchmal mit ſolchen Gedancken verſuchet und geaͤngſtiget. Wenn man ſich aber anſiehet in Chriſto, dem Fuͤrſpre- cher, wie man mit ſeiner Gerechtigkeit bekleidet iſt, und vor GOTT beſtehen kan, ſo faͤllt die Anfechtung weg und die Seele haͤlt ſich verſi- chert, ſie werde ſo gar nicht zu ſchanden werden, daß ſie vielmehr die Crone der Ehren empfangen werde. 7. Die Woͤrtlein ἀπ᾽ ἀυτου῀, welche Lu- therus uͤberſetzet hat vor ihm, heiſſen eigentlich von ihm, und ſtehen im Gegenſatze von den Worten ἐν ἀυτῷ, bey ihm, in ihm, bleibet in ihm. Und alſo wird damit angezeiget, daß die, welche dermaleins zu ſchanden werden, ſol- che Schande nicht allein uͤberkommen vor Chri- ſto, oder vor ſeinen und aller Heiligen ihren Au- gen, ſondern auch von ihm, da der richterliche Ausſpruch zu ihrer Verdammniß und zu ihrer ewigen Abſcheidung von ihm geſchehen wird, nach den Worten: Jch habe euch noch nie erkannt, weichet alle von mir, ihr Ubel- thaͤter. Siehe auch Matth. 25, 41. 42. und 2 Theſſ. 1, 9. da es heißt: welche werden Pein leiden, das ewige Verderben, ἀπὸ, von dem Angeſicht des HErrn, und von ſei- ner herrlichen Macht. 8. Johannes verbindet den damals ge- genwaͤrtigen Zuſtand der Glaͤubigen mit der Zu- kunft Chriſti, und laͤſſet dabey aus, was ein ie- der im Sinne leichtlich dazu ſetzen konte, nem- lich den darzwiſchen kommenden Stand der ſelig Verſtorbenen: als welcher von dem Ende des irdiſchen Lebens bis an die Zukunft Chriſti rei- chen und alsdenn erſt zu ſeiner rechten Vollkom- menheit gelangen wuͤrde. Und alſo dienet die- ſer Ort zur Erlaͤuterung derjenigen, in welchen der Bewahrung bis auf den Tag des HErrn ge- dacht wird, z. E. 1 Cor. 1, 8. Der HErr wird euch veſt behalten bis ans Ende, daß ihr unſtraͤflich ſeyd auf den Tag unſers HErrn JEſu Chriſti. 9. Jm uͤbrigen iſt zu mercken, daß wenn unſere Beharrung in und bey CHriſto mit der Freudigkeit in ſeiner Zukunft verknuͤpfet wird, jene keine wirckende, vielweniger verdienende Urſache ſey, daher dieſe entſtehe, ſondern nur zu der Ordnung gehoͤre, in welcher man zu der rechten Glaubens-Freudigkeit koͤmmt und ſie bewahret. V. 29. So ihr wiſſet, daß er (der Sohn GOt- tes) gerecht iſt, (ſeiner Perſon und auch ſei- nem Amte nach, und vermoͤge deſſelben uns gerecht machet, auch die Gerechtigkeit des Le- bens von uns fodert, und ſelbſt durch ſeinen Geiſt in uns wircket,) ſo erkennet auch, daß wer recht thut (mit der Gerechtigkeit des Le- bens die geſchenckte Glaubens-Gerechtigkeit er- weiſet) der iſt von ihm geboren (bezeuget da- mit, daß er durch den Glauben die Macht, das Reich und die Wuͤrde der Kindſchaft GOttes empfangen habe, und ihn angehoͤre; dahinge- gen derjenige mit ihm keine Gemeinſchaft hat, vielweniger in ihm bleibet, wer als ein ungerech- ter ſeine Gebote uͤbertritt, und ſich doch ſeiner ruͤhmet.) Anmerckungen. 1. Zuvorderſt iſt die Verbindung dieſes Verſes mit den vorhergehenden zu mercken. Der Apoſtel hat die Glaͤubigen ermahnet, daß ſie, um am Tage des Gerichts eine Freudigkeit zu haben, in Chriſto bleiben ſolten. Nun aber gehoͤret

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 680. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/682>, abgerufen am 24.11.2024.