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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 3. v. 7. 8. des ersten Briefes Johannis.
[Spaltenumbruch] die Gebote GOttes halten c. 2, 3. 4. und also
seinen Glauben durch allerhand Früchte, welche
alhier den Namen tes dikaiosunes, der Gerech-
tigkeit
haben, thätig erweisen. Welches recht
thun von dem bloß bürgerlichen recht thun, oder
von der äusserlichen Ehrbarkeit, welche man aus
bloß natürlichen Kräften erweiset, so weit unter-
schieden ist, als der Tag von der Nacht.

4. Das gerecht seyn kan man alhier nicht
wohl anders, als in dem Evangelischen Haupt-
Verstande, da es einen Glaubens-Gerechten be-
deutet, nehmen. Denn der Apostel warnet, wie
wir schon gesehen haben, vor denen, welche die
Evangelische Glaubens-Gerechtigkeit miß-
brauchten, und sich darauf also verliessen,
daß sie ungescheuet auf allerhand Lebens-Un-
gerechtigkeit verfielen. Es würde auch sonst,
wofern das Wort gerecht auf gerechte Wer-
cke ginge, einerley seyn, sagen: Wer recht
thut, der ist gerecht.
Es will demnach der
Apostel so viel sagen, daß die Gerechtigkeit des
Lebens ein gewisses Kennzeichen sey von der von
GOtt in Christo empfangenen Gerechtigkeit des
Glaubens: gleichwie auch Jacobus solches c.
2, 14. u. f. mit mehrern einschärfet.

5. Nun kan es zwar scheinen, als wenn
das Wort gerecht, ein gerechter, von der Le-
bens-Gerechtigkeit verstanden werden müste,
weil es auch von Christo gebraucht und gesaget
wird: gleichwie er gerecht ist, wie es vorher
v. 3. hieß: gleichwie er auch rein ist. Allein
das Wörtlein wie gehet alhier auf keine völlige
Vergleichung; sintemal ja sonst die Gerechtig-
keit bey dem Menschen wesentlich seyn müste, wie
sie bey Christo ist, sondern sie zeiget nur einige
Aehnlichkeit zwischen der Gerechtigkeit Christi
und der Gläubigen an; welche darinnen bestehet,
daß gleichwie Christus, ausser seiner persönlichen
und wesentlichen Gerechtigkeit, sich in seinem
Mittler-Amte, als den Gerechten und Gerecht-
machenden c. 2, 1. Jes. 53, 11. erwiesen und uns die
Gerechtigkeit erworben hat; wir sie von ihm auch
im Glauben wircklich annehmen, und in der Liebe
thätig erweisen: Daher es vorher c. 2, 19. geheis-
sen hat: So ihr wisset, daß er gerecht ist,
so erkennet auch, daß, wer recht thut, der
ist von ihm geboren.

V. 8.

Wer Sünde thut, (also daß er ein Knecht
der Sünden ist und bleibet, und sich doch dabey
des Evangelii von Christo rühmet) der ist vom
Teufel
(also daß der Schlangen-Same ihn
beherrschet und er durch die herrschende Sünde in
den Stricken des Teufels gehalten wird 2 Tim.
2, 26.) denn der Teufel sündiget von An-
fang
(nicht seiner Schöpfung, sondern seines
Abfalles von GOtt, und zwar also, daß er des
Sündigens nicht allein für sich gewohnet ist, son-
dern auch die Ungläubigen damit beherrschet.)
Dazu ist erschienen der Sohn GOttes (des-
sen, als zugleich des Menschen-Sohns Erschei-
nung gleich nach dem Sündenfall verheissen war
1 B. Mos. 3, 15.) daß er die Wercke des Teu-
fels zerstöre
(nemlich in allen, die seine gläubige
[Spaltenumbruch] Glieder werden; damit er denn seine Erlösung in
der Ordnung des Heyls zur rechten Application
bringet.)

Anmerckungen.

1. Man siehet alhier einen klaren Unter-
scheid unter Sünde haben c. 1, 8. und Sünde
thun.
Doch gehöret zu dem Sünde haben
auch ein solches thun, welches aus Schwachheit
geschiehet und mit dem die Oberhand habenden
Wandel im Lichte wohl bestehen kan, nach c. 1,
7. 8. 9. 10. c. 2, 1.

2. Jst der, wer Sünde thut, vom
Teufel,
gleichwie der, wer recht thut, von GOtt
ist; so höret man doch auch auf vom Teufel zu
seyn, wenn man die Sünde in sich zerstören läßt.
Es sind demnach diese Worte zwar schrecklich;
aber doch dabey von der Beschaffenheit, daß sie
einen zum Evangelio treiben können; und zwar
so vielmehr, soviel ausdrücklicher des Sohnes
GOTTES, als des Zerstörers, dabey gedacht
wird.

3. Jm Evangelischen Geiste stehen und
daraus aufs liebreichste reden und handeln, und
doch auch nach dem Gesetze zuweilen gewisse
Donner-Worte führen, stehet wohl zusammen,
wie wir alhier an dem Bilde Johannis sehen.
Und dieses hat er von seinem Meister Christo ge-
lernet, der da zu den feindseligen Juden Joh. 8,
44. sagte: Jhr seyd von dem Vater, dem
Teufel, und nach eures Vaters Lust wollet
ihr thun.
u. f. Deßgleichen Matth. 23, 33.
Jhr Schlangen und Otter-Gezüchte, wie
wollet ihr der höllischen Verdammniß
entrinnen?

4. Wenn des Teufels in der eintzeln Zahl
Meldung geschiehet, so wird damit gemeiniglich
gesehen auf den Obersten der bösen Engel, unter
welchem, als ihrem Heerführer, ihrer viele von
GOtt abgefallen sind. Daher des Satans und
seiner Engel gedacht wird Matth. 25, 41. Off.
12, 7. 9.

5. Der böse Geist hat den Namen eines
Teufels in der Griechischen Sprache von der
Lästerung gleichwie er den Hebräischen Namen
eines Satans von der Feindschaft wider GOtt
und alles Gute hat: Denn er verlästert die Men-
schen bey GOtt, wie wir an dem Exempel Hiobs
und aus Off. 12, 10. sehen: und auch nicht weni-
ger verlästert er GOtt bey den Menschen, wenn
er ihnen allerhand widrige Gedancken von GOtt,
seinen Wercken und Wegen beybringet. Wo-
mit auch oft gläubige Seelen sehr geängstiget
werden, sonderlich wenn es solche feurige Pfeile
sind, davon Paulus Eph. 6, 16. schreibet.

6. Daß durch den Anfang der Sünde des
Teufels nicht die Schöpfung verstanden werde,
erkennet man leichtlich aus dem Wesen und Wil-
len GOttes, so lauter Heiligkeit ist, und nichts
böses hervorgebracht haben kan. So stehet
auch ausdrücklich da, daß alle seine Geschöpfe gut,
ja sehr gut gewesen sind. 1 B. Mos. 1, 21. So wird
auch der Sünde und der Strafe des Teufels ge-
dacht, wie er in der Wahrheit nicht bestanden sey,
auch seine Behausung nicht behalten habe, und

daher

Cap. 3. v. 7. 8. des erſten Briefes Johannis.
[Spaltenumbruch] die Gebote GOttes halten c. 2, 3. 4. und alſo
ſeinen Glauben durch allerhand Fruͤchte, welche
alhier den Namen τῆς δικαιοσύνης, der Gerech-
tigkeit
haben, thaͤtig erweiſen. Welches recht
thun von dem bloß buͤrgerlichen recht thun, oder
von der aͤuſſerlichen Ehrbarkeit, welche man aus
bloß natuͤrlichen Kraͤften erweiſet, ſo weit unter-
ſchieden iſt, als der Tag von der Nacht.

4. Das gerecht ſeyn kan man alhier nicht
wohl anders, als in dem Evangeliſchen Haupt-
Verſtande, da es einen Glaubens-Gerechten be-
deutet, nehmen. Denn der Apoſtel warnet, wie
wir ſchon geſehen haben, vor denen, welche die
Evangeliſche Glaubens-Gerechtigkeit miß-
brauchten, und ſich darauf alſo verlieſſen,
daß ſie ungeſcheuet auf allerhand Lebens-Un-
gerechtigkeit verfielen. Es wuͤrde auch ſonſt,
wofern das Wort gerecht auf gerechte Wer-
cke ginge, einerley ſeyn, ſagen: Wer recht
thut, der iſt gerecht.
Es will demnach der
Apoſtel ſo viel ſagen, daß die Gerechtigkeit des
Lebens ein gewiſſes Kennzeichen ſey von der von
GOtt in Chriſto empfangenen Gerechtigkeit des
Glaubens: gleichwie auch Jacobus ſolches c.
2, 14. u. f. mit mehrern einſchaͤrfet.

5. Nun kan es zwar ſcheinen, als wenn
das Wort gerecht, ein gerechter, von der Le-
bens-Gerechtigkeit verſtanden werden muͤſte,
weil es auch von Chriſto gebraucht und geſaget
wird: gleichwie er gerecht iſt, wie es vorher
v. 3. hieß: gleichwie er auch rein iſt. Allein
das Woͤrtlein wie gehet alhier auf keine voͤllige
Vergleichung; ſintemal ja ſonſt die Gerechtig-
keit bey dem Menſchen weſentlich ſeyn muͤſte, wie
ſie bey Chriſto iſt, ſondern ſie zeiget nur einige
Aehnlichkeit zwiſchen der Gerechtigkeit Chriſti
und der Glaͤubigen an; welche darinnen beſtehet,
daß gleichwie Chriſtus, auſſer ſeiner perſoͤnlichen
und weſentlichen Gerechtigkeit, ſich in ſeinem
Mittler-Amte, als den Gerechten und Gerecht-
machenden c. 2, 1. Jeſ. 53, 11. erwieſen und uns die
Gerechtigkeit erworben hat; wir ſie von ihm auch
im Glauben wircklich annehmen, und in der Liebe
thaͤtig erweiſen: Daher es vorher c. 2, 19. geheiſ-
ſen hat: So ihr wiſſet, daß er gerecht iſt,
ſo erkennet auch, daß, wer recht thut, der
iſt von ihm geboren.

V. 8.

Wer Suͤnde thut, (alſo daß er ein Knecht
der Suͤnden iſt und bleibet, und ſich doch dabey
des Evangelii von Chriſto ruͤhmet) der iſt vom
Teufel
(alſo daß der Schlangen-Same ihn
beherrſchet und er durch die herrſchende Suͤnde in
den Stricken des Teufels gehalten wird 2 Tim.
2, 26.) denn der Teufel ſuͤndiget von An-
fang
(nicht ſeiner Schoͤpfung, ſondern ſeines
Abfalles von GOtt, und zwar alſo, daß er des
Suͤndigens nicht allein fuͤr ſich gewohnet iſt, ſon-
dern auch die Unglaͤubigen damit beherrſchet.)
Dazu iſt erſchienen der Sohn GOttes (deſ-
ſen, als zugleich des Menſchen-Sohns Erſchei-
nung gleich nach dem Suͤndenfall verheiſſen war
1 B. Moſ. 3, 15.) daß er die Wercke des Teu-
fels zerſtoͤre
(nemlich in allen, die ſeine glaͤubige
[Spaltenumbruch] Glieder werden; damit er denn ſeine Erloͤſung in
der Ordnung des Heyls zur rechten Application
bringet.)

Anmerckungen.

1. Man ſiehet alhier einen klaren Unter-
ſcheid unter Suͤnde haben c. 1, 8. und Suͤnde
thun.
Doch gehoͤret zu dem Suͤnde haben
auch ein ſolches thun, welches aus Schwachheit
geſchiehet und mit dem die Oberhand habenden
Wandel im Lichte wohl beſtehen kan, nach c. 1,
7. 8. 9. 10. c. 2, 1.

2. Jſt der, wer Suͤnde thut, vom
Teufel,
gleichwie der, wer recht thut, von GOtt
iſt; ſo hoͤret man doch auch auf vom Teufel zu
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Es ſind demnach dieſe Worte zwar ſchrecklich;
aber doch dabey von der Beſchaffenheit, daß ſie
einen zum Evangelio treiben koͤnnen; und zwar
ſo vielmehr, ſoviel ausdruͤcklicher des Sohnes
GOTTES, als des Zerſtoͤrers, dabey gedacht
wird.

3. Jm Evangeliſchen Geiſte ſtehen und
daraus aufs liebreichſte reden und handeln, und
doch auch nach dem Geſetze zuweilen gewiſſe
Donner-Worte fuͤhren, ſtehet wohl zuſammen,
wie wir alhier an dem Bilde Johannis ſehen.
Und dieſes hat er von ſeinem Meiſter Chriſto ge-
lernet, der da zu den feindſeligen Juden Joh. 8,
44. ſagte: Jhr ſeyd von dem Vater, dem
Teufel, und nach eures Vaters Luſt wollet
ihr thun.
u. f. Deßgleichen Matth. 23, 33.
Jhr Schlangen und Otter-Gezuͤchte, wie
wollet ihr der hoͤlliſchen Verdammniß
entrinnen?

4. Wenn des Teufels in der eintzeln Zahl
Meldung geſchiehet, ſo wird damit gemeiniglich
geſehen auf den Oberſten der boͤſen Engel, unter
welchem, als ihrem Heerfuͤhrer, ihrer viele von
GOtt abgefallen ſind. Daher des Satans und
ſeiner Engel gedacht wird Matth. 25, 41. Off.
12, 7. 9.

5. Der boͤſe Geiſt hat den Namen eines
Teufels in der Griechiſchen Sprache von der
Laͤſterung gleichwie er den Hebraͤiſchen Namen
eines Satans von der Feindſchaft wider GOtt
und alles Gute hat: Denn er verlaͤſtert die Men-
ſchen bey GOtt, wie wir an dem Exempel Hiobs
und aus Off. 12, 10. ſehen: und auch nicht weni-
ger verlaͤſtert er GOtt bey den Menſchen, wenn
er ihnen allerhand widrige Gedancken von GOtt,
ſeinen Wercken und Wegen beybringet. Wo-
mit auch oft glaͤubige Seelen ſehr geaͤngſtiget
werden, ſonderlich wenn es ſolche feurige Pfeile
ſind, davon Paulus Eph. 6, 16. ſchreibet.

6. Daß durch den Anfang der Suͤnde des
Teufels nicht die Schoͤpfung verſtanden werde,
erkennet man leichtlich aus dem Weſen und Wil-
len GOttes, ſo lauter Heiligkeit iſt, und nichts
boͤſes hervorgebracht haben kan. So ſtehet
auch ausdruͤcklich da, daß alle ſeine Geſchoͤpfe gut,
ja ſehr gut geweſen ſind. 1 B. Moſ. 1, 21. So wird
auch der Suͤnde und der Strafe des Teufels ge-
dacht, wie er in der Wahrheit nicht beſtanden ſey,
auch ſeine Behauſung nicht behalten habe, und

daher
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[687/0689] Cap. 3. v. 7. 8. des erſten Briefes Johannis. die Gebote GOttes halten c. 2, 3. 4. und alſo ſeinen Glauben durch allerhand Fruͤchte, welche alhier den Namen τῆς δικαιοσύνης, der Gerech- tigkeit haben, thaͤtig erweiſen. Welches recht thun von dem bloß buͤrgerlichen recht thun, oder von der aͤuſſerlichen Ehrbarkeit, welche man aus bloß natuͤrlichen Kraͤften erweiſet, ſo weit unter- ſchieden iſt, als der Tag von der Nacht. 4. Das gerecht ſeyn kan man alhier nicht wohl anders, als in dem Evangeliſchen Haupt- Verſtande, da es einen Glaubens-Gerechten be- deutet, nehmen. Denn der Apoſtel warnet, wie wir ſchon geſehen haben, vor denen, welche die Evangeliſche Glaubens-Gerechtigkeit miß- brauchten, und ſich darauf alſo verlieſſen, daß ſie ungeſcheuet auf allerhand Lebens-Un- gerechtigkeit verfielen. Es wuͤrde auch ſonſt, wofern das Wort gerecht auf gerechte Wer- cke ginge, einerley ſeyn, ſagen: Wer recht thut, der iſt gerecht. Es will demnach der Apoſtel ſo viel ſagen, daß die Gerechtigkeit des Lebens ein gewiſſes Kennzeichen ſey von der von GOtt in Chriſto empfangenen Gerechtigkeit des Glaubens: gleichwie auch Jacobus ſolches c. 2, 14. u. f. mit mehrern einſchaͤrfet. 5. Nun kan es zwar ſcheinen, als wenn das Wort gerecht, ein gerechter, von der Le- bens-Gerechtigkeit verſtanden werden muͤſte, weil es auch von Chriſto gebraucht und geſaget wird: gleichwie er gerecht iſt, wie es vorher v. 3. hieß: gleichwie er auch rein iſt. Allein das Woͤrtlein wie gehet alhier auf keine voͤllige Vergleichung; ſintemal ja ſonſt die Gerechtig- keit bey dem Menſchen weſentlich ſeyn muͤſte, wie ſie bey Chriſto iſt, ſondern ſie zeiget nur einige Aehnlichkeit zwiſchen der Gerechtigkeit Chriſti und der Glaͤubigen an; welche darinnen beſtehet, daß gleichwie Chriſtus, auſſer ſeiner perſoͤnlichen und weſentlichen Gerechtigkeit, ſich in ſeinem Mittler-Amte, als den Gerechten und Gerecht- machenden c. 2, 1. Jeſ. 53, 11. erwieſen und uns die Gerechtigkeit erworben hat; wir ſie von ihm auch im Glauben wircklich annehmen, und in der Liebe thaͤtig erweiſen: Daher es vorher c. 2, 19. geheiſ- ſen hat: So ihr wiſſet, daß er gerecht iſt, ſo erkennet auch, daß, wer recht thut, der iſt von ihm geboren. V. 8. Wer Suͤnde thut, (alſo daß er ein Knecht der Suͤnden iſt und bleibet, und ſich doch dabey des Evangelii von Chriſto ruͤhmet) der iſt vom Teufel (alſo daß der Schlangen-Same ihn beherrſchet und er durch die herrſchende Suͤnde in den Stricken des Teufels gehalten wird 2 Tim. 2, 26.) denn der Teufel ſuͤndiget von An- fang (nicht ſeiner Schoͤpfung, ſondern ſeines Abfalles von GOtt, und zwar alſo, daß er des Suͤndigens nicht allein fuͤr ſich gewohnet iſt, ſon- dern auch die Unglaͤubigen damit beherrſchet.) Dazu iſt erſchienen der Sohn GOttes (deſ- ſen, als zugleich des Menſchen-Sohns Erſchei- nung gleich nach dem Suͤndenfall verheiſſen war 1 B. Moſ. 3, 15.) daß er die Wercke des Teu- fels zerſtoͤre (nemlich in allen, die ſeine glaͤubige Glieder werden; damit er denn ſeine Erloͤſung in der Ordnung des Heyls zur rechten Application bringet.) Anmerckungen. 1. Man ſiehet alhier einen klaren Unter- ſcheid unter Suͤnde haben c. 1, 8. und Suͤnde thun. Doch gehoͤret zu dem Suͤnde haben auch ein ſolches thun, welches aus Schwachheit geſchiehet und mit dem die Oberhand habenden Wandel im Lichte wohl beſtehen kan, nach c. 1, 7. 8. 9. 10. c. 2, 1. 2. Jſt der, wer Suͤnde thut, vom Teufel, gleichwie der, wer recht thut, von GOtt iſt; ſo hoͤret man doch auch auf vom Teufel zu ſeyn, wenn man die Suͤnde in ſich zerſtoͤren laͤßt. Es ſind demnach dieſe Worte zwar ſchrecklich; aber doch dabey von der Beſchaffenheit, daß ſie einen zum Evangelio treiben koͤnnen; und zwar ſo vielmehr, ſoviel ausdruͤcklicher des Sohnes GOTTES, als des Zerſtoͤrers, dabey gedacht wird. 3. Jm Evangeliſchen Geiſte ſtehen und daraus aufs liebreichſte reden und handeln, und doch auch nach dem Geſetze zuweilen gewiſſe Donner-Worte fuͤhren, ſtehet wohl zuſammen, wie wir alhier an dem Bilde Johannis ſehen. Und dieſes hat er von ſeinem Meiſter Chriſto ge- lernet, der da zu den feindſeligen Juden Joh. 8, 44. ſagte: Jhr ſeyd von dem Vater, dem Teufel, und nach eures Vaters Luſt wollet ihr thun. u. f. Deßgleichen Matth. 23, 33. Jhr Schlangen und Otter-Gezuͤchte, wie wollet ihr der hoͤlliſchen Verdammniß entrinnen? 4. Wenn des Teufels in der eintzeln Zahl Meldung geſchiehet, ſo wird damit gemeiniglich geſehen auf den Oberſten der boͤſen Engel, unter welchem, als ihrem Heerfuͤhrer, ihrer viele von GOtt abgefallen ſind. Daher des Satans und ſeiner Engel gedacht wird Matth. 25, 41. Off. 12, 7. 9. 5. Der boͤſe Geiſt hat den Namen eines Teufels in der Griechiſchen Sprache von der Laͤſterung gleichwie er den Hebraͤiſchen Namen eines Satans von der Feindſchaft wider GOtt und alles Gute hat: Denn er verlaͤſtert die Men- ſchen bey GOtt, wie wir an dem Exempel Hiobs und aus Off. 12, 10. ſehen: und auch nicht weni- ger verlaͤſtert er GOtt bey den Menſchen, wenn er ihnen allerhand widrige Gedancken von GOtt, ſeinen Wercken und Wegen beybringet. Wo- mit auch oft glaͤubige Seelen ſehr geaͤngſtiget werden, ſonderlich wenn es ſolche feurige Pfeile ſind, davon Paulus Eph. 6, 16. ſchreibet. 6. Daß durch den Anfang der Suͤnde des Teufels nicht die Schoͤpfung verſtanden werde, erkennet man leichtlich aus dem Weſen und Wil- len GOttes, ſo lauter Heiligkeit iſt, und nichts boͤſes hervorgebracht haben kan. So ſtehet auch ausdruͤcklich da, daß alle ſeine Geſchoͤpfe gut, ja ſehr gut geweſen ſind. 1 B. Moſ. 1, 21. So wird auch der Suͤnde und der Strafe des Teufels ge- dacht, wie er in der Wahrheit nicht beſtanden ſey, auch ſeine Behauſung nicht behalten habe, und daher

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 687. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/689>, abgerufen am 24.11.2024.