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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 4. v. 1. des ersten Briefes Johannis.
[Spaltenumbruch] die daher entstehende Gabe der Prüfung:
wozu denn auch, um sie zur rechten Kraft
zu bringen, die Ordnung der täglichen Er-
neuerung gehöret. Röm. 12, 1. 2. Gleichwie
nicht ein ieder das ächte Gold und Silber
von dem unächten zu unterscheiden, vielwe-
niger zu sagen weiß, wie viel Zusatz vom
schlechten Metall dabey sey, oder nicht, son-
dern dazu eine besondere Wissenschaft und
Erfahrung gehöret: also ist auch nicht ein
ieder in der geistlichen Prüfung geschickt:
und kan es gar leicht geschehen, daß einer
sich durch das blosse Gepräge, oder Vorge-
ben der reinen Lehre, bethören läßt, und der
Lehre nach eine falsche Müntze für eine wah-
re ansiehet. Die buchstäbliche Erkennt-
niß, wenn sie ziemlich richtig ist, kan zwar
vieles praestiren; aber sie ist doch bey wei-
ten zur Prüfung noch nicht hinlänglich.
b. Der rechte Probier-Stein, nach wel-
chem die Prüfung muß angestellet werden.
Welches allein ist das göttliche Wort.
Zwar können die Aussprüche der Menschen
in Conciliis und öffentlichen Bekenntnissen
der Kirche leichtlich hierinnen und darin-
nen Masse geben: allein sie müssen doch zu-
vor erst selbst seyn nach der heiligen Schrift
geprüfet worden, ob sie die Probe halten,
oder nicht. Unser Heyland selbst, ob er
gleich die Wahrheit selbst, berief sich doch
bey denen, welche ihn noch nicht für den
wahren Meßiam erkannten, oder in ihrer
Erkenntniß noch immer mehr bevestiget
werden mußten, auf die heilige Schrift
des alten Testaments: welches auch die A-
postel thaten; wie man aus ihren Briefen
siehet. Was die gläubigen Berrhoenser
dißfals uns für ein löbliches Exempel hin-
terlassen haben, siehet man Ap. Gesch.
17, 11.
g. Die Art und Weise der Prüfung: Die-
se muß seyn vorsichtig und behutsam, auch
mehr als einmal und in einem Stücke ge-
schehen: und wie eines Theil nach der
Wahrheit, also auch andern theils nach der
Liebe eingerichtet werden, daß man nicht
mit dem falschen und argen auch das wahre
und gute verwerfe, und daß man dazu
Grund-Jrrthümer und Haupt-Fehler von
einigen Schlacken und geringern Gebrechen
unterscheide. Darum Paulus saget: prü-
fet alles und das Gute behaltet
1 Thess.
5, 21.
d. Worauf in der Prüfung am meisten solle
gesehen werden: ob die Geister aus GOtt
sind.
Welches aus GOtt seyn nach dem
Stilo Johannis in diesem Briefe zwar ei-
gentlich gehet auf den innerlichen Zustand
der Seelen, wie derselbe aus der Wieder-
geburt herrühret, aber dabey doch sein Ab-
sehen mit auf die Lehre hat, ob die dem
Grunde der Wiedergeburt und Salbung
gemäß sey. Wie denn auch unter beyden
eine genaue Harmonie ist. Denn ist ie-
mand wahrhaftig aus GOTT geboren, so
[Spaltenumbruch] ist solches eben dadurch geschehen, daß er,
wenn er ein Erwachsener ist, das Evange-
lium, daraus er geistlicher Weise gezeuget ist
Jac. 1, 18. nach allen Haupt-Stücken rich-
tig erkannt und gläubig angenommen hat.
Wenn er nun im Stande der Gnaden
bleibet, so bleibet er auch zugleich in aller
solcher Lehre, welche er aus göttlicher Sal-
bung einmal angenommen und immer tie-
fer eingesehen hat. Jst einer aber nicht nach
der Wiedergeburt aus GOtt, sondern von
der Welt, so ermangelt er auch der wahren
Salbung und folglich der wahren Erkennt-
niß GOttes und göttlicher Dinge; wie der
Apostel im andern Capitel dieses Briefes
mit mehrern bezeuget hat. Und was er
denn buchstäblich erkennet, das pfleget er
noch dazu auf mancherley Art zu verkehren,
wie es seinem unlautern Zwecke gemäß ist.
Darum der Apostel von solchen Leuten v. 5.
spricht: Sie sind von der Welt, und die
Welt höret sie.
Bey welchem unbekehr-
ten und unerleuchteten Zustande es denn
kein Wunder war, wenn sie auf mancher-
ley Grund-Jrrthümer auch der Lehre nach
fielen. Man sehe Röm. 6, 17. 18. Phil. 3,
19. u. s. w. Da man immer die falsche Lehre
mit dem fleischlichen Sinne und gottlosen
Leben verknüpfet befindet.

3. Die Ursache, warum die Prüfung nö-
thig sey, wird mit diesen Worten angezeiget:
Denn es sind viel falscher Propheten aus-
gegangen in die Welt.
Dabey zu mer-
cken:

a. Die zu prüfende Geister werden alhier Pro-
pheten
genennet: und also waren falsche
Propheten böse und falsche Geister: wie
denn diejenigen, welche eine falsche Lehre
hatten, im Leben auch eitel und Gottlos wa-
ren, ob wol die Gottlosigkeit mit Heucheley
verknüpfet war.
b. Solche falsche Propheten heissen auch sonst
falsche Apostel 2 Cor. 11, 13. Und gleichwie
die wahren Apostel, vermöge der Aussendung
Christi, in alle Welt ausgegangen waren: al-
so hatten die falschen ihnen darinnen nachge-
äffet, waren auch ausgegangen, aber ohne
Sendung und ohne empfangene Instruction.
Und also waren sie denen gleich unter den Jsra-
eliten, von welchen GOtt Jer. 23, 21. spricht:
Jch sandte die Propheten nicht, noch
(und doch) weissageten sie.
c. Oben c. 2, 19. saget der Apostel von ihnen,
daß sie ausgegangen wären von den Gläu-
bigen
und ihrer Gemeinschaft: hier spricht
er, daß sie ausgegangen sind in die Welt.
Und also hatte jener Ausgang diesen Eingang
mit sich gebracht; sintemal sie dergestalt wa-
ren in die Welt ausgegangen, daß sie auch
zur Welt eingegangen waren, das ist, den
Sinn der Welt angenommen hatten, von der
Welt waren, von der Welt, oder also, wie
es die Welt gerne hören wolte, redeten, und
daher auch von der im argen liegenden Welt
gern gehöret und geliebet wurden. v. 5. von
dem
U u u u
Cap. 4. v. 1. des erſten Briefes Johannis.
[Spaltenumbruch] die daher entſtehende Gabe der Pruͤfung:
wozu denn auch, um ſie zur rechten Kraft
zu bringen, die Ordnung der taͤglichen Er-
neuerung gehoͤret. Roͤm. 12, 1. 2. Gleichwie
nicht ein ieder das aͤchte Gold und Silber
von dem unaͤchten zu unterſcheiden, vielwe-
niger zu ſagen weiß, wie viel Zuſatz vom
ſchlechten Metall dabey ſey, oder nicht, ſon-
dern dazu eine beſondere Wiſſenſchaft und
Erfahrung gehoͤret: alſo iſt auch nicht ein
ieder in der geiſtlichen Pruͤfung geſchickt:
und kan es gar leicht geſchehen, daß einer
ſich durch das bloſſe Gepraͤge, oder Vorge-
ben der reinen Lehre, bethoͤren laͤßt, und der
Lehre nach eine falſche Muͤntze fuͤr eine wah-
re anſiehet. Die buchſtaͤbliche Erkennt-
niß, wenn ſie ziemlich richtig iſt, kan zwar
vieles præſtiren; aber ſie iſt doch bey wei-
ten zur Pruͤfung noch nicht hinlaͤnglich.
β. Der rechte Probier-Stein, nach wel-
chem die Pruͤfung muß angeſtellet werden.
Welches allein iſt das goͤttliche Wort.
Zwar koͤnnen die Ausſpruͤche der Menſchen
in Conciliis und oͤffentlichen Bekenntniſſen
der Kirche leichtlich hierinnen und darin-
nen Maſſe geben: allein ſie muͤſſen doch zu-
vor erſt ſelbſt ſeyn nach der heiligen Schrift
gepruͤfet worden, ob ſie die Probe halten,
oder nicht. Unſer Heyland ſelbſt, ob er
gleich die Wahrheit ſelbſt, berief ſich doch
bey denen, welche ihn noch nicht fuͤr den
wahren Meßiam erkannten, oder in ihrer
Erkenntniß noch immer mehr beveſtiget
werden mußten, auf die heilige Schrift
des alten Teſtaments: welches auch die A-
poſtel thaten; wie man aus ihren Briefen
ſiehet. Was die glaͤubigen Berrhoenſer
dißfals uns fuͤr ein loͤbliches Exempel hin-
terlaſſen haben, ſiehet man Ap. Geſch.
17, 11.
γ. Die Art und Weiſe der Pruͤfung: Die-
ſe muß ſeyn vorſichtig und behutſam, auch
mehr als einmal und in einem Stuͤcke ge-
ſchehen: und wie eines Theil nach der
Wahrheit, alſo auch andern theils nach der
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mit dem falſchen und argen auch das wahre
und gute verwerfe, und daß man dazu
Grund-Jrrthuͤmer und Haupt-Fehler von
einigen Schlacken und geringern Gebrechen
unterſcheide. Darum Paulus ſaget: pruͤ-
fet alles und das Gute behaltet
1 Theſſ.
5, 21.
δ. Worauf in der Pruͤfung am meiſten ſolle
geſehen werden: ob die Geiſter aus GOtt
ſind.
Welches aus GOtt ſeyn nach dem
Stilo Johannis in dieſem Briefe zwar ei-
gentlich gehet auf den innerlichen Zuſtand
der Seelen, wie derſelbe aus der Wieder-
geburt herruͤhret, aber dabey doch ſein Ab-
ſehen mit auf die Lehre hat, ob die dem
Grunde der Wiedergeburt und Salbung
gemaͤß ſey. Wie denn auch unter beyden
eine genaue Harmonie iſt. Denn iſt ie-
mand wahrhaftig aus GOTT geboren, ſo
[Spaltenumbruch] iſt ſolches eben dadurch geſchehen, daß er,
wenn er ein Erwachſener iſt, das Evange-
lium, daraus er geiſtlicher Weiſe gezeuget iſt
Jac. 1, 18. nach allen Haupt-Stuͤcken rich-
tig erkannt und glaͤubig angenommen hat.
Wenn er nun im Stande der Gnaden
bleibet, ſo bleibet er auch zugleich in aller
ſolcher Lehre, welche er aus goͤttlicher Sal-
bung einmal angenommen und immer tie-
fer eingeſehen hat. Jſt einer aber nicht nach
der Wiedergeburt aus GOtt, ſondern von
der Welt, ſo ermangelt er auch der wahren
Salbung und folglich der wahren Erkennt-
niß GOttes und goͤttlicher Dinge; wie der
Apoſtel im andern Capitel dieſes Briefes
mit mehrern bezeuget hat. Und was er
denn buchſtaͤblich erkennet, das pfleget er
noch dazu auf mancherley Art zu verkehren,
wie es ſeinem unlautern Zwecke gemaͤß iſt.
Darum der Apoſtel von ſolchen Leuten v. 5.
ſpricht: Sie ſind von der Welt, und die
Welt hoͤret ſie.
Bey welchem unbekehr-
ten und unerleuchteten Zuſtande es denn
kein Wunder war, wenn ſie auf mancher-
ley Grund-Jrrthuͤmer auch der Lehre nach
fielen. Man ſehe Roͤm. 6, 17. 18. Phil. 3,
19. u. ſ. w. Da man immer die falſche Lehre
mit dem fleiſchlichen Sinne und gottloſen
Leben verknuͤpfet befindet.

3. Die Urſache, warum die Pruͤfung noͤ-
thig ſey, wird mit dieſen Worten angezeiget:
Denn es ſind viel falſcher Propheten aus-
gegangen in die Welt.
Dabey zu mer-
cken:

a. Die zu pruͤfende Geiſter werden alhier Pro-
pheten
genennet: und alſo waren falſche
Propheten boͤſe und falſche Geiſter: wie
denn diejenigen, welche eine falſche Lehre
hatten, im Leben auch eitel und Gottlos wa-
ren, ob wol die Gottloſigkeit mit Heucheley
verknuͤpfet war.
b. Solche falſche Propheten heiſſen auch ſonſt
falſche Apoſtel 2 Cor. 11, 13. Und gleichwie
die wahren Apoſtel, vermoͤge der Ausſendung
Chriſti, in alle Welt ausgegangen waren: al-
ſo hatten die falſchen ihnen darinnen nachge-
aͤffet, waren auch ausgegangen, aber ohne
Sendung und ohne empfangene Inſtruction.
Und alſo waren ſie denen gleich unter den Jſra-
eliten, von welchen GOtt Jer. 23, 21. ſpricht:
Jch ſandte die Propheten nicht, noch
(und doch) weiſſageten ſie.
c. Oben c. 2, 19. ſaget der Apoſtel von ihnen,
daß ſie ausgegangen waͤren von den Glaͤu-
bigen
und ihrer Gemeinſchaft: hier ſpricht
er, daß ſie ausgegangen ſind in die Welt.
Und alſo hatte jener Ausgang dieſen Eingang
mit ſich gebracht; ſintemal ſie dergeſtalt wa-
ren in die Welt ausgegangen, daß ſie auch
zur Welt eingegangen waren, das iſt, den
Sinn der Welt angenommen hatten, von der
Welt waren, von der Welt, oder alſo, wie
es die Welt gerne hoͤren wolte, redeten, und
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dem
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[707/0707] Cap. 4. v. 1. des erſten Briefes Johannis. die daher entſtehende Gabe der Pruͤfung: wozu denn auch, um ſie zur rechten Kraft zu bringen, die Ordnung der taͤglichen Er- neuerung gehoͤret. Roͤm. 12, 1. 2. Gleichwie nicht ein ieder das aͤchte Gold und Silber von dem unaͤchten zu unterſcheiden, vielwe- niger zu ſagen weiß, wie viel Zuſatz vom ſchlechten Metall dabey ſey, oder nicht, ſon- dern dazu eine beſondere Wiſſenſchaft und Erfahrung gehoͤret: alſo iſt auch nicht ein ieder in der geiſtlichen Pruͤfung geſchickt: und kan es gar leicht geſchehen, daß einer ſich durch das bloſſe Gepraͤge, oder Vorge- ben der reinen Lehre, bethoͤren laͤßt, und der Lehre nach eine falſche Muͤntze fuͤr eine wah- re anſiehet. Die buchſtaͤbliche Erkennt- niß, wenn ſie ziemlich richtig iſt, kan zwar vieles præſtiren; aber ſie iſt doch bey wei- ten zur Pruͤfung noch nicht hinlaͤnglich. β. Der rechte Probier-Stein, nach wel- chem die Pruͤfung muß angeſtellet werden. Welches allein iſt das goͤttliche Wort. Zwar koͤnnen die Ausſpruͤche der Menſchen in Conciliis und oͤffentlichen Bekenntniſſen der Kirche leichtlich hierinnen und darin- nen Maſſe geben: allein ſie muͤſſen doch zu- vor erſt ſelbſt ſeyn nach der heiligen Schrift gepruͤfet worden, ob ſie die Probe halten, oder nicht. Unſer Heyland ſelbſt, ob er gleich die Wahrheit ſelbſt, berief ſich doch bey denen, welche ihn noch nicht fuͤr den wahren Meßiam erkannten, oder in ihrer Erkenntniß noch immer mehr beveſtiget werden mußten, auf die heilige Schrift des alten Teſtaments: welches auch die A- poſtel thaten; wie man aus ihren Briefen ſiehet. Was die glaͤubigen Berrhoenſer dißfals uns fuͤr ein loͤbliches Exempel hin- terlaſſen haben, ſiehet man Ap. Geſch. 17, 11. γ. Die Art und Weiſe der Pruͤfung: Die- ſe muß ſeyn vorſichtig und behutſam, auch mehr als einmal und in einem Stuͤcke ge- ſchehen: und wie eines Theil nach der Wahrheit, alſo auch andern theils nach der Liebe eingerichtet werden, daß man nicht mit dem falſchen und argen auch das wahre und gute verwerfe, und daß man dazu Grund-Jrrthuͤmer und Haupt-Fehler von einigen Schlacken und geringern Gebrechen unterſcheide. Darum Paulus ſaget: pruͤ- fet alles und das Gute behaltet 1 Theſſ. 5, 21. δ. Worauf in der Pruͤfung am meiſten ſolle geſehen werden: ob die Geiſter aus GOtt ſind. Welches aus GOtt ſeyn nach dem Stilo Johannis in dieſem Briefe zwar ei- gentlich gehet auf den innerlichen Zuſtand der Seelen, wie derſelbe aus der Wieder- geburt herruͤhret, aber dabey doch ſein Ab- ſehen mit auf die Lehre hat, ob die dem Grunde der Wiedergeburt und Salbung gemaͤß ſey. Wie denn auch unter beyden eine genaue Harmonie iſt. Denn iſt ie- mand wahrhaftig aus GOTT geboren, ſo iſt ſolches eben dadurch geſchehen, daß er, wenn er ein Erwachſener iſt, das Evange- lium, daraus er geiſtlicher Weiſe gezeuget iſt Jac. 1, 18. nach allen Haupt-Stuͤcken rich- tig erkannt und glaͤubig angenommen hat. Wenn er nun im Stande der Gnaden bleibet, ſo bleibet er auch zugleich in aller ſolcher Lehre, welche er aus goͤttlicher Sal- bung einmal angenommen und immer tie- fer eingeſehen hat. Jſt einer aber nicht nach der Wiedergeburt aus GOtt, ſondern von der Welt, ſo ermangelt er auch der wahren Salbung und folglich der wahren Erkennt- niß GOttes und goͤttlicher Dinge; wie der Apoſtel im andern Capitel dieſes Briefes mit mehrern bezeuget hat. Und was er denn buchſtaͤblich erkennet, das pfleget er noch dazu auf mancherley Art zu verkehren, wie es ſeinem unlautern Zwecke gemaͤß iſt. Darum der Apoſtel von ſolchen Leuten v. 5. ſpricht: Sie ſind von der Welt, und die Welt hoͤret ſie. Bey welchem unbekehr- ten und unerleuchteten Zuſtande es denn kein Wunder war, wenn ſie auf mancher- ley Grund-Jrrthuͤmer auch der Lehre nach fielen. Man ſehe Roͤm. 6, 17. 18. Phil. 3, 19. u. ſ. w. Da man immer die falſche Lehre mit dem fleiſchlichen Sinne und gottloſen Leben verknuͤpfet befindet. 3. Die Urſache, warum die Pruͤfung noͤ- thig ſey, wird mit dieſen Worten angezeiget: Denn es ſind viel falſcher Propheten aus- gegangen in die Welt. Dabey zu mer- cken: a. Die zu pruͤfende Geiſter werden alhier Pro- pheten genennet: und alſo waren falſche Propheten boͤſe und falſche Geiſter: wie denn diejenigen, welche eine falſche Lehre hatten, im Leben auch eitel und Gottlos wa- ren, ob wol die Gottloſigkeit mit Heucheley verknuͤpfet war. b. Solche falſche Propheten heiſſen auch ſonſt falſche Apoſtel 2 Cor. 11, 13. Und gleichwie die wahren Apoſtel, vermoͤge der Ausſendung Chriſti, in alle Welt ausgegangen waren: al- ſo hatten die falſchen ihnen darinnen nachge- aͤffet, waren auch ausgegangen, aber ohne Sendung und ohne empfangene Inſtruction. Und alſo waren ſie denen gleich unter den Jſra- eliten, von welchen GOtt Jer. 23, 21. ſpricht: Jch ſandte die Propheten nicht, noch (und doch) weiſſageten ſie. c. Oben c. 2, 19. ſaget der Apoſtel von ihnen, daß ſie ausgegangen waͤren von den Glaͤu- bigen und ihrer Gemeinſchaft: hier ſpricht er, daß ſie ausgegangen ſind in die Welt. Und alſo hatte jener Ausgang dieſen Eingang mit ſich gebracht; ſintemal ſie dergeſtalt wa- ren in die Welt ausgegangen, daß ſie auch zur Welt eingegangen waren, das iſt, den Sinn der Welt angenommen hatten, von der Welt waren, von der Welt, oder alſo, wie es die Welt gerne hoͤren wolte, redeten, und daher auch von der im argen liegenden Welt gern gehoͤret und geliebet wurden. v. 5. von dem U u u u

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 707. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/707>, abgerufen am 24.11.2024.