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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 5. v. 6-8. des ersten Briefes Johannis.
[Spaltenumbruch]
a. Das Wort Geist, und zwar mit dem arti-
culo
to pneuma, der Geist, verstehet man bil-
lig von dem heiligen Geiste, als dem eigentlich
das Zeugniß von CHristo zukömmt, dadurch
er CHristum verkläret. Siehe Joh. 15, 26. da
unser Heyland spricht: Der Geist der Wahr-
heit, der vom Vater ausgehet, der wird
zeugen von mir.
und c. 16, 13. 14. der
Geist der Wahrheit, wenn er kommen
wird, der wird euch in alle Wahrheit lei-
ten: - - derselbe wird mich verklären.
Zwar
stehet nicht dabey der Heilige, aber diß Wort,
welches nicht eigentlich auf die Person, son-
dern nur auf das Amt der dritten Person gehet,
wird öfter ausgelassen, auch in diesem Briefe
c. 3, 24. c. 4, 13.
b. Wovon der Geist zeuget, ist nicht ausgedru-
cket, aber theils aus dem Contexte, der von
Christo handel, theils aus dem Amte des Hei-
ligen Geistes, welches ist von Christo zeugen,
und ihn dadurch verklären, leichtlich zu erken-
nen, nach Joh. 15, 26. c. 16, 14.
c. Wie und wo er zeuget, das ist eben so wenig
bemeldet, aber leichtlich zu erachten, nemlich
durch das Wort des Evangelii in den Hertzen
der Gläubigen; da sein Zeugniß eine gläubige
Versicherung und Gewißheit bringet, welche
sonst das Pfand und die Versiegelung des Hei-
ligen Geistes genennet wird. Eph. 1, 13. 2 Cor.
1, 20. 21.
d. Aus den letztern Worten, oti to pneume esin e
aletheia, nimmt man das Wort Geist billig
auch an von der Person des Heiligen Geistes:
sintemal es sich nicht wohl schicket, ein Wort
in eben demselben Verse in einem unterschie-
denen Verstande (nemlich vom Evangelio, nach
2 Cor. 3, 16.) zu nehmen, da es sich in einerley
sensu gar füglich verstehen läßt.
e. Wenn man aber einen füglichen Verstand
von diesem Worte in gleicher Bedeutung haben
will, so muß man die Particulam oti nicht über-
setzen durch daß, als wenn sie auf die bezeugete
Sache ginge, sondern durch weil: und also
wird in dieser Bedeutung die Ursache angefüh-
ret, warum der Heilige Geist von Christo zeu-
ge, nemlich darum, weil er, der Heilige Geist,
ist e aletheia, die Wahrheit selbst, die selbstän-
dige Wahrheit, gleichwie GOtt das Licht und
die Liebe selbst ist c. 1, 5. c. 4, 8. 16. und also sei-
ner Natur und seinem Amte nach nicht anders
kan und nicht anders will, als von Christo zeu-
gen, und ihn durch sein Zeugniß in den Seelen
der Gläubigen verherrlichen.
V. 7. 8.

Denn drey sind, die da zeugen im Him-
mel, der Vater, das Wort und der Heilige
Geist, und diese drey sind eins. Und drey
sind, die da zeugen auf Erden, der Geist,
und das Wasser, und das Blut, und die
drey sind beysammen.
(eis to en eisi, gehen auf
eins.)

Anmerckungen.

1. Nachdem der Apostel bezeuget hatte, daß
[Spaltenumbruch] der Heilige Geist von Christo zeuge, so erläutert
er solches Zeugniß also, daß er anzeiget, es sey
ein dreyfaches Zeugniß, nemlich nicht allein des
Vaters, sondern auch des Sohnes selbst, und
dabey des Heiligen Geistes, als der drey himm-
lischen Zeugen, womit denn das dreyfache Zeug-
niß der Gnaden-Mittel auf Erden überein-
stimme.

2. Ehe dieser Text erkläret werde, ist von
desselben Integrität folgendes zu mercken.

a. Die Worte des siebenden und achten Verses:
en to ourano, o pater, o logos, kai to agion
pneuma, kai outoi oi treis en eisi, kai treis eisin oi
marturountes, im Himmel, der Vater, das
Wort, und der Heilige Geist, und die
drey sind eins, und drey sind, die da zeu-
gen,
haben sich in unterschiedlichen alten Co-
dicibus
nicht gefunden. Und da solche Co-
dices
auch durch alle folgende Secula gegan-
gen sind, und einer davon auch dem seligen Lu-
thero
in die Hände gerathen ist, so hat er ge-
dachte Worte in der Ubersetzung auch ausge-
lassen.
b. Solcher gestalt sind die ersten Worte des ach-
ten Verses. Denn drey sind, die da zeugen,
mit den Worten des achten: auf Erden u. s.
w. zusammen gefüget worden.
c. Fraget man nun, woher es gekommen sey, daß
diese Worte in etlichen Codicibus ausgelassen
worden? so ist zwar der Argwohn auf die Ari-
aner gefallen, als hätten sie diesen Ort also ver-
fälschet: allein dieses ist nicht vermuthlich, weil
sie unmöglich aller, auch nur der meisten, durch
die gantze Christliche Kirche multiplicirten,
Exemplarien des neuen Testaments haben
können habhaft werden, und sie wohl gesehen,
daß ohne dieselbe ihnen die Verfälschung etli-
cher, obgleich vieler, Exemplarien nichts wür-
de geholfen haben; sintemal der Betrug aus
den übrigen hätte bald würden entdecket wer-
den. Zu dem haben sie wohl gewust, daß man
die Lehre von der Dreyeinigkeit wider sie noch
aus vielen andern Stellen des alten und neuen
Testaments erweise, und sie also damit, wenn
gleich ein eintziger Ort davon käme, nichts ge-
winnen würden. Jst aber dieser Ort nicht mit
Vorsatz ausgelassen, so ist er noch viel weniger
in die meisten Codices eingerücket worden;
als welches eben so wenig und noch weniger hat
geschehen können, oder dürfen, da man ausser
diesem Orte der Stellen, in welchen das Ge-
heimniß der heiligen Dreyeinigkeit klar bezeich-
net ist, wie gedacht, noch genug hat; die Recht-
gläubigen ohne das auch nicht einmal solches
Unternehmens iemals sind beschuldiget wor-
den.
d. Es ist demnach die Auslassung ohne Zweifel
dem Versehen einiger Abschreiber zuzurechnen.
Denn nachdem man aus dem MSct. die ersten
Worte des siebenden Verses: denn drey
sind, die da zeugen
mit den Augen gefasset,
und sie von denselben auf den neuen Codicem,
darein man schrieb, gewendet, hernach aber
wieder auf das MSct. gekehret, so sind sie zwar
auf eben dieselben Worte, aber weil sie gedop-
pelt
Y y y y 2
Cap. 5. v. 6-8. des erſten Briefes Johannis.
[Spaltenumbruch]
a. Das Wort Geiſt, und zwar mit dem arti-
culo
τὸ πνεῦμα, der Geiſt, verſtehet man bil-
lig von dem heiligen Geiſte, als dem eigentlich
das Zeugniß von CHriſto zukoͤmmt, dadurch
er CHriſtum verklaͤret. Siehe Joh. 15, 26. da
unſer Heyland ſpricht: Der Geiſt der Wahr-
heit, der vom Vater ausgehet, der wird
zeugen von mir.
und c. 16, 13. 14. der
Geiſt der Wahrheit, wenn er kommen
wird, der wird euch in alle Wahrheit lei-
ten: ‒ ‒ derſelbe wird mich verklaͤren.
Zwar
ſtehet nicht dabey der Heilige, aber diß Wort,
welches nicht eigentlich auf die Perſon, ſon-
dern nur auf das Amt der dritten Perſon gehet,
wird oͤfter ausgelaſſen, auch in dieſem Briefe
c. 3, 24. c. 4, 13.
b. Wovon der Geiſt zeuget, iſt nicht ausgedru-
cket, aber theils aus dem Contexte, der von
Chriſto handel, theils aus dem Amte des Hei-
ligen Geiſtes, welches iſt von Chriſto zeugen,
und ihn dadurch verklaͤren, leichtlich zu erken-
nen, nach Joh. 15, 26. c. 16, 14.
c. Wie und wo er zeuget, das iſt eben ſo wenig
bemeldet, aber leichtlich zu erachten, nemlich
durch das Wort des Evangelii in den Hertzen
der Glaͤubigen; da ſein Zeugniß eine glaͤubige
Verſicherung und Gewißheit bringet, welche
ſonſt das Pfand und die Verſiegelung des Hei-
ligen Geiſtes genennet wird. Eph. 1, 13. 2 Cor.
1, 20. 21.
d. Aus den letztern Worten, ὅτι τὸ πνεῦμἐ ἐςιν ἠ
ἀλήϑεια, nimmt man das Wort Geiſt billig
auch an von der Perſon des Heiligen Geiſtes:
ſintemal es ſich nicht wohl ſchicket, ein Wort
in eben demſelben Verſe in einem unterſchie-
denen Verſtande (nemlich vom Evangelio, nach
2 Cor. 3, 16.) zu nehmen, da es ſich in einerley
ſenſu gar fuͤglich verſtehen laͤßt.
e. Wenn man aber einen fuͤglichen Verſtand
von dieſem Worte in gleicher Bedeutung haben
will, ſo muß man die Particulam ὅτι nicht uͤber-
ſetzen durch daß, als wenn ſie auf die bezeugete
Sache ginge, ſondern durch weil: und alſo
wird in dieſer Bedeutung die Urſache angefuͤh-
ret, warum der Heilige Geiſt von Chriſto zeu-
ge, nemlich darum, weil er, der Heilige Geiſt,
iſt ἡ ἀλήϑεια, die Wahrheit ſelbſt, die ſelbſtaͤn-
dige Wahrheit, gleichwie GOtt das Licht und
die Liebe ſelbſt iſt c. 1, 5. c. 4, 8. 16. und alſo ſei-
ner Natur und ſeinem Amte nach nicht anders
kan und nicht anders will, als von Chriſto zeu-
gen, und ihn durch ſein Zeugniß in den Seelen
der Glaͤubigen verherrlichen.
V. 7. 8.

Denn drey ſind, die da zeugen im Him-
mel, der Vater, das Wort und der Heilige
Geiſt, und dieſe drey ſind eins. Und drey
ſind, die da zeugen auf Erden, der Geiſt,
und das Waſſer, und das Blut, und die
drey ſind beyſammen.
(εἰς τὸ ἕν εἰσι, gehen auf
eins.)

Anmerckungen.

1. Nachdem der Apoſtel bezeuget hatte, daß
[Spaltenumbruch] der Heilige Geiſt von Chriſto zeuge, ſo erlaͤutert
er ſolches Zeugniß alſo, daß er anzeiget, es ſey
ein dreyfaches Zeugniß, nemlich nicht allein des
Vaters, ſondern auch des Sohnes ſelbſt, und
dabey des Heiligen Geiſtes, als der drey himm-
liſchen Zeugen, womit denn das dreyfache Zeug-
niß der Gnaden-Mittel auf Erden uͤberein-
ſtimme.

2. Ehe dieſer Text erklaͤret werde, iſt von
deſſelben Integritaͤt folgendes zu mercken.

a. Die Worte des ſiebenden und achten Verſes:
ἐν τῷ οὐρανῷ, ὁ πατὴρ, ὁ λόγος, καὶ τὸ ἄγιον
πνεῦμα, καὶ οὖτοι ὁι τρεῖς ἕν εἰσὶ, καὶ τρεῖς εἰσιν ὁι
μαρτυροῦντες, im Himmel, der Vater, das
Wort, und der Heilige Geiſt, und die
drey ſind eins, und drey ſind, die da zeu-
gen,
haben ſich in unterſchiedlichen alten Co-
dicibus
nicht gefunden. Und da ſolche Co-
dices
auch durch alle folgende Secula gegan-
gen ſind, und einer davon auch dem ſeligen Lu-
thero
in die Haͤnde gerathen iſt, ſo hat er ge-
dachte Worte in der Uberſetzung auch ausge-
laſſen.
b. Solcher geſtalt ſind die erſten Worte des ach-
ten Verſes. Denn drey ſind, die da zeugen,
mit den Worten des achten: auf Erden u. ſ.
w. zuſammen gefuͤget worden.
c. Fraget man nun, woher es gekommen ſey, daß
dieſe Worte in etlichen Codicibus ausgelaſſen
worden? ſo iſt zwar der Argwohn auf die Ari-
aner gefallen, als haͤtten ſie dieſen Ort alſo ver-
faͤlſchet: allein dieſes iſt nicht vermuthlich, weil
ſie unmoͤglich aller, auch nur der meiſten, durch
die gantze Chriſtliche Kirche multiplicirten,
Exemplarien des neuen Teſtaments haben
koͤnnen habhaft werden, und ſie wohl geſehen,
daß ohne dieſelbe ihnen die Verfaͤlſchung etli-
cher, obgleich vieler, Exemplarien nichts wuͤr-
de geholfen haben; ſintemal der Betrug aus
den uͤbrigen haͤtte bald wuͤrden entdecket wer-
den. Zu dem haben ſie wohl gewuſt, daß man
die Lehre von der Dreyeinigkeit wider ſie noch
aus vielen andern Stellen des alten und neuen
Teſtaments erweiſe, und ſie alſo damit, wenn
gleich ein eintziger Ort davon kaͤme, nichts ge-
winnen wuͤrden. Jſt aber dieſer Ort nicht mit
Vorſatz ausgelaſſen, ſo iſt er noch viel weniger
in die meiſten Codices eingeruͤcket worden;
als welches eben ſo wenig und noch weniger hat
geſchehen koͤnnen, oder duͤrfen, da man auſſer
dieſem Orte der Stellen, in welchen das Ge-
heimniß der heiligen Dreyeinigkeit klar bezeich-
net iſt, wie gedacht, noch genug hat; die Recht-
glaͤubigen ohne das auch nicht einmal ſolches
Unternehmens iemals ſind beſchuldiget wor-
den.
d. Es iſt demnach die Auslaſſung ohne Zweifel
dem Verſehen einiger Abſchreiber zuzurechnen.
Denn nachdem man aus dem MSct. die erſten
Worte des ſiebenden Verſes: denn drey
ſind, die da zeugen
mit den Augen gefaſſet,
und ſie von denſelben auf den neuen Codicem,
darein man ſchrieb, gewendet, hernach aber
wieder auf das MSct. gekehret, ſo ſind ſie zwar
auf eben dieſelben Worte, aber weil ſie gedop-
pelt
Y y y y 2
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[725/0725] Cap. 5. v. 6-8. des erſten Briefes Johannis. a. Das Wort Geiſt, und zwar mit dem arti- culo τὸ πνεῦμα, der Geiſt, verſtehet man bil- lig von dem heiligen Geiſte, als dem eigentlich das Zeugniß von CHriſto zukoͤmmt, dadurch er CHriſtum verklaͤret. Siehe Joh. 15, 26. da unſer Heyland ſpricht: Der Geiſt der Wahr- heit, der vom Vater ausgehet, der wird zeugen von mir. und c. 16, 13. 14. der Geiſt der Wahrheit, wenn er kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit lei- ten: ‒ ‒ derſelbe wird mich verklaͤren. Zwar ſtehet nicht dabey der Heilige, aber diß Wort, welches nicht eigentlich auf die Perſon, ſon- dern nur auf das Amt der dritten Perſon gehet, wird oͤfter ausgelaſſen, auch in dieſem Briefe c. 3, 24. c. 4, 13. b. Wovon der Geiſt zeuget, iſt nicht ausgedru- cket, aber theils aus dem Contexte, der von Chriſto handel, theils aus dem Amte des Hei- ligen Geiſtes, welches iſt von Chriſto zeugen, und ihn dadurch verklaͤren, leichtlich zu erken- nen, nach Joh. 15, 26. c. 16, 14. c. Wie und wo er zeuget, das iſt eben ſo wenig bemeldet, aber leichtlich zu erachten, nemlich durch das Wort des Evangelii in den Hertzen der Glaͤubigen; da ſein Zeugniß eine glaͤubige Verſicherung und Gewißheit bringet, welche ſonſt das Pfand und die Verſiegelung des Hei- ligen Geiſtes genennet wird. Eph. 1, 13. 2 Cor. 1, 20. 21. d. Aus den letztern Worten, ὅτι τὸ πνεῦμἐ ἐςιν ἠ ἀλήϑεια, nimmt man das Wort Geiſt billig auch an von der Perſon des Heiligen Geiſtes: ſintemal es ſich nicht wohl ſchicket, ein Wort in eben demſelben Verſe in einem unterſchie- denen Verſtande (nemlich vom Evangelio, nach 2 Cor. 3, 16.) zu nehmen, da es ſich in einerley ſenſu gar fuͤglich verſtehen laͤßt. e. Wenn man aber einen fuͤglichen Verſtand von dieſem Worte in gleicher Bedeutung haben will, ſo muß man die Particulam ὅτι nicht uͤber- ſetzen durch daß, als wenn ſie auf die bezeugete Sache ginge, ſondern durch weil: und alſo wird in dieſer Bedeutung die Urſache angefuͤh- ret, warum der Heilige Geiſt von Chriſto zeu- ge, nemlich darum, weil er, der Heilige Geiſt, iſt ἡ ἀλήϑεια, die Wahrheit ſelbſt, die ſelbſtaͤn- dige Wahrheit, gleichwie GOtt das Licht und die Liebe ſelbſt iſt c. 1, 5. c. 4, 8. 16. und alſo ſei- ner Natur und ſeinem Amte nach nicht anders kan und nicht anders will, als von Chriſto zeu- gen, und ihn durch ſein Zeugniß in den Seelen der Glaͤubigen verherrlichen. V. 7. 8. Denn drey ſind, die da zeugen im Him- mel, der Vater, das Wort und der Heilige Geiſt, und dieſe drey ſind eins. Und drey ſind, die da zeugen auf Erden, der Geiſt, und das Waſſer, und das Blut, und die drey ſind beyſammen. (εἰς τὸ ἕν εἰσι, gehen auf eins.) Anmerckungen. 1. Nachdem der Apoſtel bezeuget hatte, daß der Heilige Geiſt von Chriſto zeuge, ſo erlaͤutert er ſolches Zeugniß alſo, daß er anzeiget, es ſey ein dreyfaches Zeugniß, nemlich nicht allein des Vaters, ſondern auch des Sohnes ſelbſt, und dabey des Heiligen Geiſtes, als der drey himm- liſchen Zeugen, womit denn das dreyfache Zeug- niß der Gnaden-Mittel auf Erden uͤberein- ſtimme. 2. Ehe dieſer Text erklaͤret werde, iſt von deſſelben Integritaͤt folgendes zu mercken. a. Die Worte des ſiebenden und achten Verſes: ἐν τῷ οὐρανῷ, ὁ πατὴρ, ὁ λόγος, καὶ τὸ ἄγιον πνεῦμα, καὶ οὖτοι ὁι τρεῖς ἕν εἰσὶ, καὶ τρεῖς εἰσιν ὁι μαρτυροῦντες, im Himmel, der Vater, das Wort, und der Heilige Geiſt, und die drey ſind eins, und drey ſind, die da zeu- gen, haben ſich in unterſchiedlichen alten Co- dicibus nicht gefunden. Und da ſolche Co- dices auch durch alle folgende Secula gegan- gen ſind, und einer davon auch dem ſeligen Lu- thero in die Haͤnde gerathen iſt, ſo hat er ge- dachte Worte in der Uberſetzung auch ausge- laſſen. b. Solcher geſtalt ſind die erſten Worte des ach- ten Verſes. Denn drey ſind, die da zeugen, mit den Worten des achten: auf Erden u. ſ. w. zuſammen gefuͤget worden. c. Fraget man nun, woher es gekommen ſey, daß dieſe Worte in etlichen Codicibus ausgelaſſen worden? ſo iſt zwar der Argwohn auf die Ari- aner gefallen, als haͤtten ſie dieſen Ort alſo ver- faͤlſchet: allein dieſes iſt nicht vermuthlich, weil ſie unmoͤglich aller, auch nur der meiſten, durch die gantze Chriſtliche Kirche multiplicirten, Exemplarien des neuen Teſtaments haben koͤnnen habhaft werden, und ſie wohl geſehen, daß ohne dieſelbe ihnen die Verfaͤlſchung etli- cher, obgleich vieler, Exemplarien nichts wuͤr- de geholfen haben; ſintemal der Betrug aus den uͤbrigen haͤtte bald wuͤrden entdecket wer- den. Zu dem haben ſie wohl gewuſt, daß man die Lehre von der Dreyeinigkeit wider ſie noch aus vielen andern Stellen des alten und neuen Teſtaments erweiſe, und ſie alſo damit, wenn gleich ein eintziger Ort davon kaͤme, nichts ge- winnen wuͤrden. Jſt aber dieſer Ort nicht mit Vorſatz ausgelaſſen, ſo iſt er noch viel weniger in die meiſten Codices eingeruͤcket worden; als welches eben ſo wenig und noch weniger hat geſchehen koͤnnen, oder duͤrfen, da man auſſer dieſem Orte der Stellen, in welchen das Ge- heimniß der heiligen Dreyeinigkeit klar bezeich- net iſt, wie gedacht, noch genug hat; die Recht- glaͤubigen ohne das auch nicht einmal ſolches Unternehmens iemals ſind beſchuldiget wor- den. d. Es iſt demnach die Auslaſſung ohne Zweifel dem Verſehen einiger Abſchreiber zuzurechnen. Denn nachdem man aus dem MSct. die erſten Worte des ſiebenden Verſes: denn drey ſind, die da zeugen mit den Augen gefaſſet, und ſie von denſelben auf den neuen Codicem, darein man ſchrieb, gewendet, hernach aber wieder auf das MSct. gekehret, ſo ſind ſie zwar auf eben dieſelben Worte, aber weil ſie gedop- pelt Y y y y 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 725. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/725>, abgerufen am 24.11.2024.