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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 5. v. 18. 19.
[Spaltenumbruch] Schrift finden, daß den Menschen diese und
jene geistliche Wirckung und Handlung zuge-
schrieben wird, allemal die Wiedergeburt bey
ihnen zum Grunde liege, oder von solchen die
Rede sey, welche schon mit genugsamen Gna-
den-Kräften angethan sind.
b. Die bey solcher eignen Bewahrung mit wir-
ckende Bewahrung GOttes. Denn wenn
auch gleich geistliche Kräfte da sind, so gebrau-
chet man doch der täglichen Salbung, Züchti-
gung, Regierung und Stärckung GOttes.
Jn welchem Verstande Petrus 1 Ep. c. 1, 45.
die Bewahrung GOtt zuschreibet, wenn er
spricht. - - Euch, die ihr aus GOTTES
Macht durch den Glauben bewahret
werdet zur Seligkeit.
Jn welchen Worten
wir die göttliche und eigene Bewahrung bey
einander finden, da die eigene durch das Wort
vom Glauben verstanden wird.
c. Die Erkenntniß unserer selbst und unserer
geistlichen Feinde nebst der täglichen Selbst-
Prüfung
und Wachsamkeit über sich selbst;
wozu eine öftere Sammlung von aller Zerstreu-
ung gehöret.
d. Die Wahrnehmung des innerlichen
Haupt Feindes, wodurch uns der Satan
am meisten versuchet, welchen man sonderlich
hat, wie überhaupt an der Eigen-Liebe, also
insonderheit an derjenigen Sünde, wodurch
sich die Eigen-Liebe nach der Beschaffenheit
des Temperaments, auch der Erziehung, der
Gewohnheit und Gelegenheit am meisten zu
äussern pfleget. Denn da man in diesem Stü-
cke am schwächsten ist, und am leichtesten kan
übereilet, auch von seinem Affect gar beherr-
schet werden, so hat man alhier am allermeisten
auf seiner Hut zu stehen.
e. Die wirckliche Uberwindung, der von in-
nen, oder aussen, uns zustossenden Versuchung:
welche der Apostel als geistlichen Jünglingen,
und ihrem Glauben, als dem Siege, zuschrei-
bet c. 2, 13. 14. c. 5, 4. Da denn solcher gestalt
das vorher gedachte nicht sündigen durch ein
solches überwindendes Bewahren gar fein er-
läutert wird.
f. Die Beharrung in solcher Uberwindung:
sintemal der Apostel von einer solchen Bewah-
rung redet, welche bis an den seligen Tod, und
also aus dem Reiche der Gnaden bis in das
Reich der Herrlichkeit reichet.

6. Bey den Worten: und der Arge wird
ihn nicht antasten,
ist folgendes zu beobach-
ten:

a. Es ist dieses theils eine Versicherung von dem
Nutzen, der aus der Bewahrung entstehet, und
in der Sicherheit vor geistlicher Gefahr beste-
het; theils eine Ermunterung zur Anwendung
desto mehrer Treue.
b. Der Arge ist der Satan, wie schon oben c.
2, 13. und cap. 3, 12. mit mehrern erinnert
ist.
c. Dieser Arge hat die Unwiedergebornen gantz
in seinen Stricken, oder in seiner Gewalt: die
Wiedergebornen aber suchet er aufs neue, nach-
dem sie ihm entrissen sind, zu erschleichen und zu
[Spaltenumbruch] überwältigen; davon das Antasten gemey-
net ist.
d. Dieses Antasten, oder Anrühren läßt sich
gar füglich erläutern, theils aus dem, wie im
Gegentheil Christus die Todten und Kran-
cken angerühret hat, nemlich also, daß er sie
wircklich hat erwecket und gesund gemachet;
theils aus dem, da 1 Cor. 7, 1. der Berührung
eines Weibes gedacht und solches von der
wircklichen Ehe verstanden wird. Denn wen
der Satan mit Nachdruck anrühret, den brin-
get er aus dem geistlichen Leben wieder zum
geistlichen Tode und ziehet ihn in eine solche
Gemeinschaft mit sich, welche der leiblichen,
die sich unter Ehe-Leuten befindet, in gewisser
Masse gleich ist. Ps. 105, 15. Wird das Anta-
sten durch Leyd thun erläutert, wenn es daselbst
heißt: Tastet meine Gesalbten nicht an,
und thut meinen Propheten kein Leid.

1 Pet. 1, 8. wird das Antasten des Satans ein
Verschlingen, und 2 Tim. 2, 26. ein Gefan-
gen nehmen
genennet.
V. 19.

Wir wissen, daß wir von GOtt sind,
und die gantze Welt lieget im Argen.

Anmerckungen.

1. Was der Apostel alhier und im gantzen
Briefe für ein Wissen verstehe, ist bereits öfter
und noch kurtz vorher v. 18. erinnert. Und da das
Wissen eine grosse Verbindung zum Gehorsam
mit sich bringet, so gedencket er desselben so viel
öfter, um die Gläubigen so viel mehr dazu zu er-
wecken.

2. Aus GOtt seyn ist nach dem Johannei-
schen Stilo soviel, als von GOtt geboren seyn
nach dem vorhergehenden Vers. Es führet der
Apostel die Gläubigen damit auf ihre hohe geist-
liche Würde, und auf den grossen Unterscheid und
Vorzug, welchen sie durch die Wiedergeburt vor
den Welt-Kindern erlanget hatten. Denn wa-
ren diese vom Satan, so waren jene von GOtt.

3. Daß der Arge alhier der Satan sey,
siehet man aus dem vorhergehenden Vers, dar-
auf sich dieses Wort mit seinem Articulo to, al-
hier beziehet. Und zu diesem Argen gehöret Au-
gen-Lust, Fleisches-Lust und hoffärtiges Wesen
nach c. 2, 15.

4. Die Welt im Gegensatz auf die Wie-
dergebornen ist alhier das gantze menschliche Ge-
schlecht, sofern es ausser Christo nach dem Stan-
de der verderbten Natur betrachtet wird.

5. Das Liegen im Argen, bedeutet den
elenden Stand der Gefangenschaft: denn gleich-
wie die Ubelthäter im Gefängniß, auch Ketten
und Banden gefangen liegen, also liegen die
Welt-Menschen in der Sünde, und Gewalt des
Satans, ja, wegen der Vereinigung, darinnen
sie mit ihm stehen, in dem Satan selbst: da hin-
gegen gläubige Kinder GOttes dem lieben GOt-
te gleichsam auf dem Schoosse sitzen, und in seiner
Liebe als in ihrem Elemente ruhen, ja von ihm
gleichsam im Leibe getragen werden, und ihm in der
Mutter liegen. Jes. 46, 3.

6. Es
Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 5. v. 18. 19.
[Spaltenumbruch] Schrift finden, daß den Menſchen dieſe und
jene geiſtliche Wirckung und Handlung zuge-
ſchrieben wird, allemal die Wiedergeburt bey
ihnen zum Grunde liege, oder von ſolchen die
Rede ſey, welche ſchon mit genugſamen Gna-
den-Kraͤften angethan ſind.
b. Die bey ſolcher eignen Bewahrung mit wir-
ckende Bewahrung GOttes. Denn wenn
auch gleich geiſtliche Kraͤfte da ſind, ſo gebrau-
chet man doch der taͤglichen Salbung, Zuͤchti-
gung, Regierung und Staͤrckung GOttes.
Jn welchem Verſtande Petrus 1 Ep. c. 1, 45.
die Bewahrung GOtt zuſchreibet, wenn er
ſpricht. ‒ ‒ Euch, die ihr aus GOTTES
Macht durch den Glauben bewahret
werdet zur Seligkeit.
Jn welchen Worten
wir die goͤttliche und eigene Bewahrung bey
einander finden, da die eigene durch das Wort
vom Glauben verſtanden wird.
c. Die Erkenntniß unſerer ſelbſt und unſerer
geiſtlichen Feinde nebſt der taͤglichen Selbſt-
Pruͤfung
und Wachſamkeit uͤber ſich ſelbſt;
wozu eine oͤftere Sammlung von aller Zerſtreu-
ung gehoͤret.
d. Die Wahrnehmung des innerlichen
Haupt Feindes, wodurch uns der Satan
am meiſten verſuchet, welchen man ſonderlich
hat, wie uͤberhaupt an der Eigen-Liebe, alſo
inſonderheit an derjenigen Suͤnde, wodurch
ſich die Eigen-Liebe nach der Beſchaffenheit
des Temperaments, auch der Erziehung, der
Gewohnheit und Gelegenheit am meiſten zu
aͤuſſern pfleget. Denn da man in dieſem Stuͤ-
cke am ſchwaͤchſten iſt, und am leichteſten kan
uͤbereilet, auch von ſeinem Affect gar beherr-
ſchet werden, ſo hat man alhier am allermeiſten
auf ſeiner Hut zu ſtehen.
e. Die wirckliche Uberwindung, der von in-
nen, oder auſſen, uns zuſtoſſenden Verſuchung:
welche der Apoſtel als geiſtlichen Juͤnglingen,
und ihrem Glauben, als dem Siege, zuſchrei-
bet c. 2, 13. 14. c. 5, 4. Da denn ſolcher geſtalt
das vorher gedachte nicht ſuͤndigen durch ein
ſolches uͤberwindendes Bewahren gar fein er-
laͤutert wird.
f. Die Beharrung in ſolcher Uberwindung:
ſintemal der Apoſtel von einer ſolchen Bewah-
rung redet, welche bis an den ſeligen Tod, und
alſo aus dem Reiche der Gnaden bis in das
Reich der Herrlichkeit reichet.

6. Bey den Worten: und der Arge wird
ihn nicht antaſten,
iſt folgendes zu beobach-
ten:

a. Es iſt dieſes theils eine Verſicherung von dem
Nutzen, der aus der Bewahrung entſtehet, und
in der Sicherheit vor geiſtlicher Gefahr beſte-
het; theils eine Ermunterung zur Anwendung
deſto mehrer Treue.
b. Der Arge iſt der Satan, wie ſchon oben c.
2, 13. und cap. 3, 12. mit mehrern erinnert
iſt.
c. Dieſer Arge hat die Unwiedergebornen gantz
in ſeinen Stricken, oder in ſeiner Gewalt: die
Wiedergebornen aber ſuchet er aufs neue, nach-
dem ſie ihm entriſſen ſind, zu erſchleichen und zu
[Spaltenumbruch] uͤberwaͤltigen; davon das Antaſten gemey-
net iſt.
d. Dieſes Antaſten, oder Anruͤhren laͤßt ſich
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Gegentheil Chriſtus die Todten und Kran-
cken angeruͤhret hat, nemlich alſo, daß er ſie
wircklich hat erwecket und geſund gemachet;
theils aus dem, da 1 Cor. 7, 1. der Beruͤhrung
eines Weibes gedacht und ſolches von der
wircklichen Ehe verſtanden wird. Denn wen
der Satan mit Nachdruck anruͤhret, den brin-
get er aus dem geiſtlichen Leben wieder zum
geiſtlichen Tode und ziehet ihn in eine ſolche
Gemeinſchaft mit ſich, welche der leiblichen,
die ſich unter Ehe-Leuten befindet, in gewiſſer
Maſſe gleich iſt. Pſ. 105, 15. Wird das Anta-
ſten durch Leyd thun erlaͤutert, wenn es daſelbſt
heißt: Taſtet meine Geſalbten nicht an,
und thut meinen Propheten kein Leid.

1 Pet. 1, 8. wird das Antaſten des Satans ein
Verſchlingen, und 2 Tim. 2, 26. ein Gefan-
gen nehmen
genennet.
V. 19.

Wir wiſſen, daß wir von GOtt ſind,
und die gantze Welt lieget im Argen.

Anmerckungen.

1. Was der Apoſtel alhier und im gantzen
Briefe fuͤr ein Wiſſen verſtehe, iſt bereits oͤfter
und noch kurtz vorher v. 18. erinnert. Und da das
Wiſſen eine groſſe Verbindung zum Gehorſam
mit ſich bringet, ſo gedencket er deſſelben ſo viel
oͤfter, um die Glaͤubigen ſo viel mehr dazu zu er-
wecken.

2. Aus GOtt ſeyn iſt nach dem Johannei-
ſchen Stilo ſoviel, als von GOtt geboren ſeyn
nach dem vorhergehenden Vers. Es fuͤhret der
Apoſtel die Glaͤubigen damit auf ihre hohe geiſt-
liche Wuͤrde, und auf den groſſen Unterſcheid und
Vorzug, welchen ſie durch die Wiedergeburt vor
den Welt-Kindern erlanget hatten. Denn wa-
ren dieſe vom Satan, ſo waren jene von GOtt.

3. Daß der Arge alhier der Satan ſey,
ſiehet man aus dem vorhergehenden Vers, dar-
auf ſich dieſes Wort mit ſeinem Articulo τῷ, al-
hier beziehet. Und zu dieſem Argen gehoͤret Au-
gen-Luſt, Fleiſches-Luſt und hoffaͤrtiges Weſen
nach c. 2, 15.

4. Die Welt im Gegenſatz auf die Wie-
dergebornen iſt alhier das gantze menſchliche Ge-
ſchlecht, ſofern es auſſer Chriſto nach dem Stan-
de der verderbten Natur betrachtet wird.

5. Das Liegen im Argen, bedeutet den
elenden Stand der Gefangenſchaft: denn gleich-
wie die Ubelthaͤter im Gefaͤngniß, auch Ketten
und Banden gefangen liegen, alſo liegen die
Welt-Menſchen in der Suͤnde, und Gewalt des
Satans, ja, wegen der Vereinigung, darinnen
ſie mit ihm ſtehen, in dem Satan ſelbſt: da hin-
gegen glaͤubige Kinder GOttes dem lieben GOt-
te gleichſam auf dem Schooſſe ſitzen, und in ſeiner
Liebe als in ihrem Elemente ruhen, ja von ihm
gleichſam im Leibe getragen weꝛden, und ihm in der
Mutter liegen. Jeſ. 46, 3.

6. Es
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[736/0736] Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 5. v. 18. 19. Schrift finden, daß den Menſchen dieſe und jene geiſtliche Wirckung und Handlung zuge- ſchrieben wird, allemal die Wiedergeburt bey ihnen zum Grunde liege, oder von ſolchen die Rede ſey, welche ſchon mit genugſamen Gna- den-Kraͤften angethan ſind. b. Die bey ſolcher eignen Bewahrung mit wir- ckende Bewahrung GOttes. Denn wenn auch gleich geiſtliche Kraͤfte da ſind, ſo gebrau- chet man doch der taͤglichen Salbung, Zuͤchti- gung, Regierung und Staͤrckung GOttes. Jn welchem Verſtande Petrus 1 Ep. c. 1, 45. die Bewahrung GOtt zuſchreibet, wenn er ſpricht. ‒ ‒ Euch, die ihr aus GOTTES Macht durch den Glauben bewahret werdet zur Seligkeit. Jn welchen Worten wir die goͤttliche und eigene Bewahrung bey einander finden, da die eigene durch das Wort vom Glauben verſtanden wird. c. Die Erkenntniß unſerer ſelbſt und unſerer geiſtlichen Feinde nebſt der taͤglichen Selbſt- Pruͤfung und Wachſamkeit uͤber ſich ſelbſt; wozu eine oͤftere Sammlung von aller Zerſtreu- ung gehoͤret. d. Die Wahrnehmung des innerlichen Haupt Feindes, wodurch uns der Satan am meiſten verſuchet, welchen man ſonderlich hat, wie uͤberhaupt an der Eigen-Liebe, alſo inſonderheit an derjenigen Suͤnde, wodurch ſich die Eigen-Liebe nach der Beſchaffenheit des Temperaments, auch der Erziehung, der Gewohnheit und Gelegenheit am meiſten zu aͤuſſern pfleget. Denn da man in dieſem Stuͤ- cke am ſchwaͤchſten iſt, und am leichteſten kan uͤbereilet, auch von ſeinem Affect gar beherr- ſchet werden, ſo hat man alhier am allermeiſten auf ſeiner Hut zu ſtehen. e. Die wirckliche Uberwindung, der von in- nen, oder auſſen, uns zuſtoſſenden Verſuchung: welche der Apoſtel als geiſtlichen Juͤnglingen, und ihrem Glauben, als dem Siege, zuſchrei- bet c. 2, 13. 14. c. 5, 4. Da denn ſolcher geſtalt das vorher gedachte nicht ſuͤndigen durch ein ſolches uͤberwindendes Bewahren gar fein er- laͤutert wird. f. Die Beharrung in ſolcher Uberwindung: ſintemal der Apoſtel von einer ſolchen Bewah- rung redet, welche bis an den ſeligen Tod, und alſo aus dem Reiche der Gnaden bis in das Reich der Herrlichkeit reichet. 6. Bey den Worten: und der Arge wird ihn nicht antaſten, iſt folgendes zu beobach- ten: a. Es iſt dieſes theils eine Verſicherung von dem Nutzen, der aus der Bewahrung entſtehet, und in der Sicherheit vor geiſtlicher Gefahr beſte- het; theils eine Ermunterung zur Anwendung deſto mehrer Treue. b. Der Arge iſt der Satan, wie ſchon oben c. 2, 13. und cap. 3, 12. mit mehrern erinnert iſt. c. Dieſer Arge hat die Unwiedergebornen gantz in ſeinen Stricken, oder in ſeiner Gewalt: die Wiedergebornen aber ſuchet er aufs neue, nach- dem ſie ihm entriſſen ſind, zu erſchleichen und zu uͤberwaͤltigen; davon das Antaſten gemey- net iſt. d. Dieſes Antaſten, oder Anruͤhren laͤßt ſich gar fuͤglich erlaͤutern, theils aus dem, wie im Gegentheil Chriſtus die Todten und Kran- cken angeruͤhret hat, nemlich alſo, daß er ſie wircklich hat erwecket und geſund gemachet; theils aus dem, da 1 Cor. 7, 1. der Beruͤhrung eines Weibes gedacht und ſolches von der wircklichen Ehe verſtanden wird. Denn wen der Satan mit Nachdruck anruͤhret, den brin- get er aus dem geiſtlichen Leben wieder zum geiſtlichen Tode und ziehet ihn in eine ſolche Gemeinſchaft mit ſich, welche der leiblichen, die ſich unter Ehe-Leuten befindet, in gewiſſer Maſſe gleich iſt. Pſ. 105, 15. Wird das Anta- ſten durch Leyd thun erlaͤutert, wenn es daſelbſt heißt: Taſtet meine Geſalbten nicht an, und thut meinen Propheten kein Leid. 1 Pet. 1, 8. wird das Antaſten des Satans ein Verſchlingen, und 2 Tim. 2, 26. ein Gefan- gen nehmen genennet. V. 19. Wir wiſſen, daß wir von GOtt ſind, und die gantze Welt lieget im Argen. Anmerckungen. 1. Was der Apoſtel alhier und im gantzen Briefe fuͤr ein Wiſſen verſtehe, iſt bereits oͤfter und noch kurtz vorher v. 18. erinnert. Und da das Wiſſen eine groſſe Verbindung zum Gehorſam mit ſich bringet, ſo gedencket er deſſelben ſo viel oͤfter, um die Glaͤubigen ſo viel mehr dazu zu er- wecken. 2. Aus GOtt ſeyn iſt nach dem Johannei- ſchen Stilo ſoviel, als von GOtt geboren ſeyn nach dem vorhergehenden Vers. Es fuͤhret der Apoſtel die Glaͤubigen damit auf ihre hohe geiſt- liche Wuͤrde, und auf den groſſen Unterſcheid und Vorzug, welchen ſie durch die Wiedergeburt vor den Welt-Kindern erlanget hatten. Denn wa- ren dieſe vom Satan, ſo waren jene von GOtt. 3. Daß der Arge alhier der Satan ſey, ſiehet man aus dem vorhergehenden Vers, dar- auf ſich dieſes Wort mit ſeinem Articulo τῷ, al- hier beziehet. Und zu dieſem Argen gehoͤret Au- gen-Luſt, Fleiſches-Luſt und hoffaͤrtiges Weſen nach c. 2, 15. 4. Die Welt im Gegenſatz auf die Wie- dergebornen iſt alhier das gantze menſchliche Ge- ſchlecht, ſofern es auſſer Chriſto nach dem Stan- de der verderbten Natur betrachtet wird. 5. Das Liegen im Argen, bedeutet den elenden Stand der Gefangenſchaft: denn gleich- wie die Ubelthaͤter im Gefaͤngniß, auch Ketten und Banden gefangen liegen, alſo liegen die Welt-Menſchen in der Suͤnde, und Gewalt des Satans, ja, wegen der Vereinigung, darinnen ſie mit ihm ſtehen, in dem Satan ſelbſt: da hin- gegen glaͤubige Kinder GOttes dem lieben GOt- te gleichſam auf dem Schooſſe ſitzen, und in ſeiner Liebe als in ihrem Elemente ruhen, ja von ihm gleichſam im Leibe getragen weꝛden, und ihm in der Mutter liegen. Jeſ. 46, 3. 6. Es

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 736. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/736>, abgerufen am 24.11.2024.