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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung
[Spaltenumbruch] geschriebenen Briefes allem Ansehen nach an
Jahren gewesen ist.

§. II. Die Auctorität/ oder das Anse-
hen
und die Gültigkeit dieses Briefes richtet sich
nach dem Auctore, das ist, sie ist Apostolisch und
Canonisch. Zwar ist dieser Brief an einigen Or-
ten nicht so bald zu den übrigen Canonischen Brie-
fen der Apostel gerechnet worden: aber das ist
ohne Zweifel daher gekommen, daß, weil er nur
an eine einzele Person ist gerichtet gewesen, die
Communication durch mehrere Abschriften,
nicht so bald überall hat geschehen können. Daß
er aber doch schon im andern Seculo auch bereits
in den sehr entlegenen Orten als ein Apostolischer
Brief bekant gewesen und angenommen worden,
das erkennet man aus den Zeugnissen der ältesten
Kirchen-Scribenten dieser und der darauf erfolg-
ten Zeiten: Davon man den Lateinischen Com-
mentarium
und den gelehrten Millium in den
prolegomenis über das neue Testament Fol.
26. 27. nachschlagen kan:

§. III. Die Person/ an welche dieser
Brief geschrieben ist, wird mit ihrem eigentlichen
Geschlechts-Namen nicht genennet; sondern sie
hat ihre Benennung theils von ihrem weibli-
chen Geschlechte,
theils von ihrem Christen-
thum,
da sie genennet wird eine auserwehlte
Frau, und zwar nicht foemina, sondern domi-
na,
eine geehrte Matrone, welche vermuth-
lich von einer vornehmen Familie gewesen ist und
über ihr Haus die Herrschaft geführet hat: und
mag sie wol im Wittwen-Stande gelebet haben;
sintemal zwar ihrer Kinder, nicht aber ihres
Mannes gedacht wird.

§. IV. Der Ort/ wo sie sich aufgehalten
und wo dieser Brief geschrieben, ist auch unbe-
nennet: Wie denn auch die Zeit ungewiß ist;
von den meisten aber, und unter solchen auch von
dem berühmten Millio in das jahr Christi 91
oder 92 und dem ersten Briefe nachgesetzet
wird.

§. V. Die äusserliche Veranlassung/
zum schreiben war die empfangene Nachricht
theils von den Kindern bieser Matrone, daß sie
gar rechtschaffen waren, und dem Apostel eine
hertzliche Freude erwecket hatten, theils von der
Gefahr der Verführung, in welche auch diese Ge-
meine, in welcher sie sich befunde, durch einige
falsche Lehrer war gesetzet worden.

§. VI. Der Zweck und Jnnhalt ist
nun aus dieser gedoppelten Veranlassung leicht-
lich zu erkennen: nemlich der Apostel suchet, mit
Bezeugung seiner Freude über den löblichen Zu-
stand dieser Frau und ihrer Kinder, sie zum fer-
nern Wachsthum und Beharrung im guten zu
ermunteren und sie dabey vor irrigen Lehrern und
ihrer Verführung getreulich zu warnen. Wel-
cher Zweck denn ohne Zweifel dabey auf die gantze
Gemeine ist gerichtet gewesen; wie er denn auch
noch itzo uns, ja die gantze christliche Kirche ange-
het; die sich dieses Briefes daher auch bishero gar
nützlich bedienet hat.

§. VII. Die Ubereinstimmung mit
dem erstern Briefe, welche sich findet wie im stilo,
[Spaltenumbruch] oder der phraseologie und übrigen aphoristi-
schen Schreib-Art; also auch in dem Jnnhalt;
was die anbefohlne Bewahrung der reinen Lehre
und Ubung des thätigen Christenthums betrift:
Da denn insonderheit von den Verführern auch
das Wort Widerchrist gebrauchet wird.

§. VIII. Der exegetischen Einthei-
lung
nach findet sich alhier

1. Die Zuschrift mit dem Apostolischen
Seegens-Grusse v. 1. 2. 3.

2. Der Jnnhalt, welcher in sich hält

a. Eine Ermunterung zum fernern rechtschafnen
Wesen des Christenthums v. 4. 5. 6.
b. Eine Warnung vor der Gemeinschaft mit den
verführischen Geistern v. 7-11.

3. Der Beschluß, welcher, nach gemach-
ter Hofnung der Zukunft, in einem Grusse beste-
het v. 12. 13.

V. 1. 2.

DEr Aelteste der Auserwehlten
Frauen und ihren Kindern, die
ich lieb habe in der Wahrheit,
und nicht allein ich, sondern
auch alle, die die Wahrheit
erkannt haben; um der Wahr-
heit Willen, die in uns bleibet/ und bey
uns seyn wird in Ewigkeit.

Anmerckungen.

1. Wir finden alhier folgende Stücke: erst-
lich die Person, die da geschrieben hat: hernach
die Person, und ihre Kinder, an welche geschrie-
ben ist: drittens die Bezeugung der Liebe,
welche der Apostel mit andern Gläubigen zu ih-
nen getragen hat: und denn viertens dasjenige,
was sie zu solcher Liebe bewogen hat, der Ge-
nuß gemeinschaftlicher Wahrheit. Von dem er-
sten Puncte
ist schon zuvor einige Erläuterung
gegeben. Stehet iemand im Lehr-Amte und
führet, ob gleich nicht den Namen, doch das Amt
eines Aeltesten, so sehe er ja zu, daß er auch möge
im Christenthum an der Erfahrung ein rechtes
geistliches Alter haben. Damit man dazu soviel
eher gelangen möge, so hat man, wenn man sich
bey dem Studio Theologiae dem Lehramte wid-
met, sich beyzeiten und noch in zarter Tugend
GOTT aufzuopfern. Denn ein Lehrer soll
nicht allein nicht unbekehrt, sondern auch nicht erst
vor kurtzer Zeit, hingegen aber schon vorlängst be-
kehret seyn, nach Pauli Ausspruch 1 Tim. 3, 9.
da ein Neuling, neophutos, ist ein erst neulich be-
kehrter, und daher noch ungeübter und unbeve-
stigter.

2. Bey dem andern Puncte von der auser-
wehlten Frau
und ihren Gläubigen Kindern
ist folgendes zu mercken:

a. Daß die heilige Schrift nicht allein von den
Lehrern, sondern auch von den Zuhörern fleißig
zu lesen sey, da sich darinnen so gar ein an eine
Weibes Person geschriebener Brief befindet.
Welches wider den Jrrthum, oder vielmehr
wider die Bosheit der papistischen Clerisey zu
mercken ist: als welche den so genannten Läyen
die

Richtige und erbauliche Erklaͤrung
[Spaltenumbruch] geſchriebenen Briefes allem Anſehen nach an
Jahren geweſen iſt.

§. II. Die Auctoritaͤt/ oder das Anſe-
hen
und die Guͤltigkeit dieſes Briefes richtet ſich
nach dem Auctore, das iſt, ſie iſt Apoſtoliſch und
Canoniſch. Zwar iſt dieſer Brief an einigen Or-
ten nicht ſo bald zu den uͤbrigen Canoniſchen Brie-
fen der Apoſtel gerechnet worden: aber das iſt
ohne Zweifel daher gekommen, daß, weil er nur
an eine einzele Perſon iſt gerichtet geweſen, die
Communication durch mehrere Abſchriften,
nicht ſo bald uͤberall hat geſchehen koͤnnen. Daß
er aber doch ſchon im andern Seculo auch bereits
in den ſehr entlegenen Orten als ein Apoſtoliſcher
Brief bekant geweſen und angenommen worden,
das erkennet man aus den Zeugniſſen der aͤlteſten
Kirchen-Scribenten dieſer und der darauf erfolg-
ten Zeiten: Davon man den Lateiniſchen Com-
mentarium
und den gelehrten Millium in den
prolegomenis uͤber das neue Teſtament Fol.
26. 27. nachſchlagen kan:

§. III. Die Perſon/ an welche dieſer
Brief geſchrieben iſt, wird mit ihrem eigentlichen
Geſchlechts-Namen nicht genennet; ſondern ſie
hat ihre Benennung theils von ihrem weibli-
chen Geſchlechte,
theils von ihrem Chriſten-
thum,
da ſie genennet wird eine auserwehlte
Frau, und zwar nicht fœmina, ſondern domi-
na,
eine geehrte Matrone, welche vermuth-
lich von einer vornehmen Familie geweſen iſt und
uͤber ihr Haus die Herrſchaft gefuͤhret hat: und
mag ſie wol im Wittwen-Stande gelebet haben;
ſintemal zwar ihrer Kinder, nicht aber ihres
Mannes gedacht wird.

§. IV. Der Ort/ wo ſie ſich aufgehalten
und wo dieſer Brief geſchrieben, iſt auch unbe-
nennet: Wie denn auch die Zeit ungewiß iſt;
von den meiſten aber, und unter ſolchen auch von
dem beruͤhmten Millio in das jahr Chriſti 91
oder 92 und dem erſten Briefe nachgeſetzet
wird.

§. V. Die aͤuſſerliche Veranlaſſung/
zum ſchreiben war die empfangene Nachricht
theils von den Kindern bieſer Matrone, daß ſie
gar rechtſchaffen waren, und dem Apoſtel eine
hertzliche Freude erwecket hatten, theils von der
Gefahr der Verfuͤhrung, in welche auch dieſe Ge-
meine, in welcher ſie ſich befunde, durch einige
falſche Lehrer war geſetzet worden.

§. VI. Der Zweck und Jnnhalt iſt
nun aus dieſer gedoppelten Veranlaſſung leicht-
lich zu erkennen: nemlich der Apoſtel ſuchet, mit
Bezeugung ſeiner Freude uͤber den loͤblichen Zu-
ſtand dieſer Frau und ihrer Kinder, ſie zum fer-
nern Wachsthum und Beharrung im guten zu
ermunteren und ſie dabey vor irrigen Lehrern und
ihrer Verfuͤhrung getreulich zu warnen. Wel-
cher Zweck denn ohne Zweifel dabey auf die gantze
Gemeine iſt gerichtet geweſen; wie er denn auch
noch itzo uns, ja die gantze chriſtliche Kirche ange-
het; die ſich dieſes Briefes daher auch bishero gar
nuͤtzlich bedienet hat.

§. VII. Die Ubereinſtimmung mit
dem erſtern Briefe, welche ſich findet wie im ſtilo,
[Spaltenumbruch] oder der phraſeologie und uͤbrigen aphoriſti-
ſchen Schreib-Art; alſo auch in dem Jnnhalt;
was die anbefohlne Bewahrung der reinen Lehre
und Ubung des thaͤtigen Chriſtenthums betrift:
Da denn inſonderheit von den Verfuͤhrern auch
das Wort Widerchriſt gebrauchet wird.

§. VIII. Der exegetiſchen Einthei-
lung
nach findet ſich alhier

1. Die Zuſchrift mit dem Apoſtoliſchen
Seegens-Gruſſe v. 1. 2. 3.

2. Der Jnnhalt, welcher in ſich haͤlt

a. Eine Ermunterung zum fernern rechtſchafnen
Weſen des Chriſtenthums v. 4. 5. 6.
b. Eine Warnung vor der Gemeinſchaft mit den
verfuͤhriſchen Geiſtern v. 7-11.

3. Der Beſchluß, welcher, nach gemach-
ter Hofnung der Zukunft, in einem Gruſſe beſte-
het v. 12. 13.

V. 1. 2.

DEr Aelteſte der Auserwehlten
Frauen und ihren Kindern, die
ich lieb habe in der Wahrheit,
und nicht allein ich, ſondern
auch alle, die die Wahrheit
erkannt haben; um der Wahr-
heit Willen, die in uns bleibet/ und bey
uns ſeyn wird in Ewigkeit.

Anmerckungen.

1. Wir finden alhier folgende Stuͤcke: erſt-
lich die Perſon, die da geſchrieben hat: hernach
die Perſon, und ihre Kinder, an welche geſchrie-
ben iſt: drittens die Bezeugung der Liebe,
welche der Apoſtel mit andern Glaͤubigen zu ih-
nen getragen hat: und denn viertens dasjenige,
was ſie zu ſolcher Liebe bewogen hat, der Ge-
nuß gemeinſchaftlicher Wahrheit. Von dem er-
ſten Puncte
iſt ſchon zuvor einige Erlaͤuterung
gegeben. Stehet iemand im Lehr-Amte und
fuͤhret, ob gleich nicht den Namen, doch das Amt
eines Aelteſten, ſo ſehe er ja zu, daß er auch moͤge
im Chriſtenthum an der Erfahrung ein rechtes
geiſtliches Alter haben. Damit man dazu ſoviel
eher gelangen moͤge, ſo hat man, wenn man ſich
bey dem Studio Theologiæ dem Lehramte wid-
met, ſich beyzeiten und noch in zarter Tugend
GOTT aufzuopfern. Denn ein Lehrer ſoll
nicht allein nicht unbekehrt, ſondern auch nicht erſt
vor kurtzer Zeit, hingegen aber ſchon vorlaͤngſt be-
kehret ſeyn, nach Pauli Ausſpruch 1 Tim. 3, 9.
da ein Neuling, νεόφυτος, iſt ein erſt neulich be-
kehrter, und daher noch ungeuͤbter und unbeve-
ſtigter.

2. Bey dem andern Puncte von der auser-
wehlten Frau
und ihren Glaͤubigen Kindern
iſt folgendes zu mercken:

a. Daß die heilige Schrift nicht allein von den
Lehrern, ſondern auch von den Zuhoͤrern fleißig
zu leſen ſey, da ſich darinnen ſo gar ein an eine
Weibes Perſon geſchriebener Brief befindet.
Welches wider den Jrrthum, oder vielmehr
wider die Bosheit der papiſtiſchen Cleriſey zu
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[744/0744] Richtige und erbauliche Erklaͤrung geſchriebenen Briefes allem Anſehen nach an Jahren geweſen iſt. §. II. Die Auctoritaͤt/ oder das Anſe- hen und die Guͤltigkeit dieſes Briefes richtet ſich nach dem Auctore, das iſt, ſie iſt Apoſtoliſch und Canoniſch. Zwar iſt dieſer Brief an einigen Or- ten nicht ſo bald zu den uͤbrigen Canoniſchen Brie- fen der Apoſtel gerechnet worden: aber das iſt ohne Zweifel daher gekommen, daß, weil er nur an eine einzele Perſon iſt gerichtet geweſen, die Communication durch mehrere Abſchriften, nicht ſo bald uͤberall hat geſchehen koͤnnen. Daß er aber doch ſchon im andern Seculo auch bereits in den ſehr entlegenen Orten als ein Apoſtoliſcher Brief bekant geweſen und angenommen worden, das erkennet man aus den Zeugniſſen der aͤlteſten Kirchen-Scribenten dieſer und der darauf erfolg- ten Zeiten: Davon man den Lateiniſchen Com- mentarium und den gelehrten Millium in den prolegomenis uͤber das neue Teſtament Fol. 26. 27. nachſchlagen kan: §. III. Die Perſon/ an welche dieſer Brief geſchrieben iſt, wird mit ihrem eigentlichen Geſchlechts-Namen nicht genennet; ſondern ſie hat ihre Benennung theils von ihrem weibli- chen Geſchlechte, theils von ihrem Chriſten- thum, da ſie genennet wird eine auserwehlte Frau, und zwar nicht fœmina, ſondern domi- na, eine geehrte Matrone, welche vermuth- lich von einer vornehmen Familie geweſen iſt und uͤber ihr Haus die Herrſchaft gefuͤhret hat: und mag ſie wol im Wittwen-Stande gelebet haben; ſintemal zwar ihrer Kinder, nicht aber ihres Mannes gedacht wird. §. IV. Der Ort/ wo ſie ſich aufgehalten und wo dieſer Brief geſchrieben, iſt auch unbe- nennet: Wie denn auch die Zeit ungewiß iſt; von den meiſten aber, und unter ſolchen auch von dem beruͤhmten Millio in das jahr Chriſti 91 oder 92 und dem erſten Briefe nachgeſetzet wird. §. V. Die aͤuſſerliche Veranlaſſung/ zum ſchreiben war die empfangene Nachricht theils von den Kindern bieſer Matrone, daß ſie gar rechtſchaffen waren, und dem Apoſtel eine hertzliche Freude erwecket hatten, theils von der Gefahr der Verfuͤhrung, in welche auch dieſe Ge- meine, in welcher ſie ſich befunde, durch einige falſche Lehrer war geſetzet worden. §. VI. Der Zweck und Jnnhalt iſt nun aus dieſer gedoppelten Veranlaſſung leicht- lich zu erkennen: nemlich der Apoſtel ſuchet, mit Bezeugung ſeiner Freude uͤber den loͤblichen Zu- ſtand dieſer Frau und ihrer Kinder, ſie zum fer- nern Wachsthum und Beharrung im guten zu ermunteren und ſie dabey vor irrigen Lehrern und ihrer Verfuͤhrung getreulich zu warnen. Wel- cher Zweck denn ohne Zweifel dabey auf die gantze Gemeine iſt gerichtet geweſen; wie er denn auch noch itzo uns, ja die gantze chriſtliche Kirche ange- het; die ſich dieſes Briefes daher auch bishero gar nuͤtzlich bedienet hat. §. VII. Die Ubereinſtimmung mit dem erſtern Briefe, welche ſich findet wie im ſtilo, oder der phraſeologie und uͤbrigen aphoriſti- ſchen Schreib-Art; alſo auch in dem Jnnhalt; was die anbefohlne Bewahrung der reinen Lehre und Ubung des thaͤtigen Chriſtenthums betrift: Da denn inſonderheit von den Verfuͤhrern auch das Wort Widerchriſt gebrauchet wird. §. VIII. Der exegetiſchen Einthei- lung nach findet ſich alhier 1. Die Zuſchrift mit dem Apoſtoliſchen Seegens-Gruſſe v. 1. 2. 3. 2. Der Jnnhalt, welcher in ſich haͤlt a. Eine Ermunterung zum fernern rechtſchafnen Weſen des Chriſtenthums v. 4. 5. 6. b. Eine Warnung vor der Gemeinſchaft mit den verfuͤhriſchen Geiſtern v. 7-11. 3. Der Beſchluß, welcher, nach gemach- ter Hofnung der Zukunft, in einem Gruſſe beſte- het v. 12. 13. V. 1. 2. DEr Aelteſte der Auserwehlten Frauen und ihren Kindern, die ich lieb habe in der Wahrheit, und nicht allein ich, ſondern auch alle, die die Wahrheit erkannt haben; um der Wahr- heit Willen, die in uns bleibet/ und bey uns ſeyn wird in Ewigkeit. Anmerckungen. 1. Wir finden alhier folgende Stuͤcke: erſt- lich die Perſon, die da geſchrieben hat: hernach die Perſon, und ihre Kinder, an welche geſchrie- ben iſt: drittens die Bezeugung der Liebe, welche der Apoſtel mit andern Glaͤubigen zu ih- nen getragen hat: und denn viertens dasjenige, was ſie zu ſolcher Liebe bewogen hat, der Ge- nuß gemeinſchaftlicher Wahrheit. Von dem er- ſten Puncte iſt ſchon zuvor einige Erlaͤuterung gegeben. Stehet iemand im Lehr-Amte und fuͤhret, ob gleich nicht den Namen, doch das Amt eines Aelteſten, ſo ſehe er ja zu, daß er auch moͤge im Chriſtenthum an der Erfahrung ein rechtes geiſtliches Alter haben. Damit man dazu ſoviel eher gelangen moͤge, ſo hat man, wenn man ſich bey dem Studio Theologiæ dem Lehramte wid- met, ſich beyzeiten und noch in zarter Tugend GOTT aufzuopfern. Denn ein Lehrer ſoll nicht allein nicht unbekehrt, ſondern auch nicht erſt vor kurtzer Zeit, hingegen aber ſchon vorlaͤngſt be- kehret ſeyn, nach Pauli Ausſpruch 1 Tim. 3, 9. da ein Neuling, νεόφυτος, iſt ein erſt neulich be- kehrter, und daher noch ungeuͤbter und unbeve- ſtigter. 2. Bey dem andern Puncte von der auser- wehlten Frau und ihren Glaͤubigen Kindern iſt folgendes zu mercken: a. Daß die heilige Schrift nicht allein von den Lehrern, ſondern auch von den Zuhoͤrern fleißig zu leſen ſey, da ſich darinnen ſo gar ein an eine Weibes Perſon geſchriebener Brief befindet. Welches wider den Jrrthum, oder vielmehr wider die Bosheit der papiſtiſchen Cleriſey zu mercken iſt: als welche den ſo genannten Laͤyen die

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 744. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/744>, abgerufen am 24.11.2024.