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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung V. 1.
[Spaltenumbruch] Schrift benennete und gerühmte Personen be-
trift, so müßte sich in der Vollkommenheit ei-
ne Unvollkommenheit finden. Welches nicht
seyn kan.

5. Wer in Christo mit Johanne und die-
sen beyden auserwehlten Frauen und ihren gläu-
bigen Kindern die lebendige Hoffnung hat, den
[Spaltenumbruch] HErrn zu schauen, der spreche mit dem Vor-
satze, auch nach Anleitung dieses kurtzen Brie-
fes in der Wahrheit zu wandeln, zu allem, was
daraus bis hieher zur Erbauung vorgestellet
worden, ein gläubiges Amen! und lasse also
das Apostolische Amen auch sein eignes seyn!
Amen das heißt ja! ja! es soll also geschehen!



Erklärung
des Dritten Briefes
Johannis.
Historische Nachricht
und Exegetische Einleitung
Zu diesem Briefe.

§. I.

[Spaltenumbruch]

WAs den Urheber/ die Aucto-
rit
ät/ den Ort und die Zeit
dieses geschriebenen Briefes
betrift, davon sehe man die
Einleitung zum andern Brie-
fe.

§. II. Die Person/ an welche dieser Brief
geschrieben ist, heißt Gajus, nach der Römischen
Sprache Cajus. Wir lesen von zwey Ca-
jis;
von dem einen Ap. Ges. 19, 20. 4. von Der-
ben aus Asia gebürtig, Pauli Gefehrten: von
dem andern 1 Cor. 1, 14. dem Corinthier, wel-
cher von Paulo zum Christlichen Glauben war
gebracht worden: von welchem Paulus Röm.
16, 23. die Römer grüsset, als er zu Corinthen
den Brief an sie schrieb. Ob dieser Gajus von
den beyden erwehnten unterschieden sey, läßt
sich nicht sagen. Es kan aber gar wohl seyn, daß
alhier der Corinthische Gajus verstanden wird.
Denn gleichwie Johannes diesem Gajo das Lob
der Gast-Freyheit giebet; so bekommt er dassel-
be auch Röm. 16, 23. da es heißt: Es grüßt
euch
Gajus, mein und der gantzen Gemei-
ne Wirth.
Solte nun dieses zutreffen, so wä-
re der Brief nach Corinthen geschrieben, und
hätte sich Diotrephes daselbst unter den Leh-
rern befunden. Welches gar wohl seyn kan.
Denn daß er sich in einer ansehnlichen Gemeine
müsse gefunden haben, das kan man aus seinem
Verfahren schliessen.

§. III. Die Veranlassung zum Schrei-
ben war theils Gaji Wohlverhalten gegen die
Fremden, theils Diotrephis affectirte Mei-
sterschaft.

§. IV. Der daher entstehende Zweck und
[Spaltenumbruch] Jnnhalt ist dieser, daß der Apostel nach der
Zuschrift v. 1. 2. theils Gajum seiner Gast-Frey-
heit wegen lobet, im guten stärcket v. 3-6. und
die Gast-Freyheit recommendiret, v. 7. 8.
theils Diotrephis stoltzes Unternehmen bestra-
fet, und damit dem gegebnen Aergerniß steuret,
v. 9. 10. dabey auch des Demetrii im besten ge-
dencket, und zu seiner Zukunft Hoffnung machet,
und darauf den Brief mit einem Wunsche und
Grusse beschliesset v. 11-15. Und also ist damit
zugleich die exegetische Einleitung zu diesem
kurtzen Briefe gegeben.

V. 1.

Der Aelteste (Johannes der Apostel)
Gajo, dem Geliebten, welchen ich lieb habe
in der Wahrheit.

Anmerckungen.

1. Von Gajo ist schon gedacht: und von
dem Worte, Aeltesten, siehe den andern Brief
v. 1. der Geliebte heißt er alhier fürnehmlich in
dem Absehen auf GOTT, von dem er in Chri-
sto geliebet war, und welchem er durch den
Glauben in aufrichtiger Gegen-Liebe anhing.
Denn gleichwie der Sohn GOttes vor allen ist
o agapetos, der Geliebte, an welchem der Va-
ter ein unendliches Wohlgefallen hat, Matth.
3, 17. c. 17, 5. also sind auch Geliebte von GOtt
alle, welche in Christo erfunden werden. Da-
her der Apostel die Liebe GOttes, die er gegen
uns träget, oder in und an uns hat, und nach
welcher er in uns und wir in ihm bleiben, uns
im ersten Briefe so oft und so hoch anpreiset.

2. Daß der Apostel Gajum lieb hatte in
der Wahrheit, das zeigete an, daß sie beyde

aus

Richtige und erbauliche Erklaͤrung V. 1.
[Spaltenumbruch] Schrift benennete und geruͤhmte Perſonen be-
trift, ſo muͤßte ſich in der Vollkommenheit ei-
ne Unvollkommenheit finden. Welches nicht
ſeyn kan.

5. Wer in Chriſto mit Johanne und die-
ſen beyden auserwehlten Frauen und ihren glaͤu-
bigen Kindern die lebendige Hoffnung hat, den
[Spaltenumbruch] HErrn zu ſchauen, der ſpreche mit dem Vor-
ſatze, auch nach Anleitung dieſes kurtzen Brie-
fes in der Wahrheit zu wandeln, zu allem, was
daraus bis hieher zur Erbauung vorgeſtellet
worden, ein glaͤubiges Amen! und laſſe alſo
das Apoſtoliſche Amen auch ſein eignes ſeyn!
Amen das heißt ja! ja! es ſoll alſo geſchehen!



Erklaͤrung
des Dritten Briefes
Johannis.
Hiſtoriſche Nachricht
und Exegetiſche Einleitung
Zu dieſem Briefe.

§. I.

[Spaltenumbruch]

WAs den Urheber/ die Aucto-
rit
aͤt/ den Ort und die Zeit
dieſes geſchriebenen Briefes
betrift, davon ſehe man die
Einleitung zum andern Brie-
fe.

§. II. Die Perſon/ an welche dieſer Brief
geſchrieben iſt, heißt Gajus, nach der Roͤmiſchen
Sprache Cajus. Wir leſen von zwey Ca-
jis;
von dem einen Ap. Geſ. 19, 20. 4. von Der-
ben aus Aſia gebuͤrtig, Pauli Gefehrten: von
dem andern 1 Cor. 1, 14. dem Corinthier, wel-
cher von Paulo zum Chriſtlichen Glauben war
gebracht worden: von welchem Paulus Roͤm.
16, 23. die Roͤmer gruͤſſet, als er zu Corinthen
den Brief an ſie ſchrieb. Ob dieſer Gajus von
den beyden erwehnten unterſchieden ſey, laͤßt
ſich nicht ſagen. Es kan aber gar wohl ſeyn, daß
alhier der Corinthiſche Gajus verſtanden wird.
Denn gleichwie Johannes dieſem Gajo das Lob
der Gaſt-Freyheit giebet; ſo bekommt er daſſel-
be auch Roͤm. 16, 23. da es heißt: Es gruͤßt
euch
Gajus, mein und der gantzen Gemei-
ne Wirth.
Solte nun dieſes zutreffen, ſo waͤ-
re der Brief nach Corinthen geſchrieben, und
haͤtte ſich Diotrephes daſelbſt unter den Leh-
rern befunden. Welches gar wohl ſeyn kan.
Denn daß er ſich in einer anſehnlichen Gemeine
muͤſſe gefunden haben, das kan man aus ſeinem
Verfahren ſchlieſſen.

§. III. Die Veranlaſſung zum Schrei-
ben war theils Gaji Wohlverhalten gegen die
Fremden, theils Diotrephis affectirte Mei-
ſterſchaft.

§. IV. Der daher entſtehende Zweck und
[Spaltenumbruch] Jnnhalt iſt dieſer, daß der Apoſtel nach der
Zuſchrift v. 1. 2. theils Gajum ſeiner Gaſt-Frey-
heit wegen lobet, im guten ſtaͤrcket v. 3-6. und
die Gaſt-Freyheit recommendiret, v. 7. 8.
theils Diotrephis ſtoltzes Unternehmen beſtra-
fet, und damit dem gegebnen Aergerniß ſteuret,
v. 9. 10. dabey auch des Demetrii im beſten ge-
dencket, und zu ſeiner Zukunft Hoffnung machet,
und darauf den Brief mit einem Wunſche und
Gruſſe beſchlieſſet v. 11-15. Und alſo iſt damit
zugleich die exegetiſche Einleitung zu dieſem
kurtzen Briefe gegeben.

V. 1.

Der Aelteſte (Johannes der Apoſtel)
Gajo, dem Geliebten, welchen ich lieb habe
in der Wahrheit.

Anmerckungen.

1. Von Gajo iſt ſchon gedacht: und von
dem Worte, Aelteſten, ſiehe den andern Brief
v. 1. der Geliebte heißt er alhier fuͤrnehmlich in
dem Abſehen auf GOTT, von dem er in Chri-
ſto geliebet war, und welchem er durch den
Glauben in aufrichtiger Gegen-Liebe anhing.
Denn gleichwie der Sohn GOttes vor allen iſt
ὁ ἀγαπητὸς, der Geliebte, an welchem der Va-
ter ein unendliches Wohlgefallen hat, Matth.
3, 17. c. 17, 5. alſo ſind auch Geliebte von GOtt
alle, welche in Chriſto erfunden werden. Da-
her der Apoſtel die Liebe GOttes, die er gegen
uns traͤget, oder in und an uns hat, und nach
welcher er in uns und wir in ihm bleiben, uns
im erſten Briefe ſo oft und ſo hoch anpreiſet.

2. Daß der Apoſtel Gajum lieb hatte in
der Wahrheit, das zeigete an, daß ſie beyde

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[754/0754] Richtige und erbauliche Erklaͤrung V. 1. Schrift benennete und geruͤhmte Perſonen be- trift, ſo muͤßte ſich in der Vollkommenheit ei- ne Unvollkommenheit finden. Welches nicht ſeyn kan. 5. Wer in Chriſto mit Johanne und die- ſen beyden auserwehlten Frauen und ihren glaͤu- bigen Kindern die lebendige Hoffnung hat, den HErrn zu ſchauen, der ſpreche mit dem Vor- ſatze, auch nach Anleitung dieſes kurtzen Brie- fes in der Wahrheit zu wandeln, zu allem, was daraus bis hieher zur Erbauung vorgeſtellet worden, ein glaͤubiges Amen! und laſſe alſo das Apoſtoliſche Amen auch ſein eignes ſeyn! Amen das heißt ja! ja! es ſoll alſo geſchehen! Erklaͤrung des Dritten Briefes Johannis. Hiſtoriſche Nachricht und Exegetiſche Einleitung Zu dieſem Briefe. §. I. WAs den Urheber/ die Aucto- ritaͤt/ den Ort und die Zeit dieſes geſchriebenen Briefes betrift, davon ſehe man die Einleitung zum andern Brie- fe. §. II. Die Perſon/ an welche dieſer Brief geſchrieben iſt, heißt Gajus, nach der Roͤmiſchen Sprache Cajus. Wir leſen von zwey Ca- jis; von dem einen Ap. Geſ. 19, 20. 4. von Der- ben aus Aſia gebuͤrtig, Pauli Gefehrten: von dem andern 1 Cor. 1, 14. dem Corinthier, wel- cher von Paulo zum Chriſtlichen Glauben war gebracht worden: von welchem Paulus Roͤm. 16, 23. die Roͤmer gruͤſſet, als er zu Corinthen den Brief an ſie ſchrieb. Ob dieſer Gajus von den beyden erwehnten unterſchieden ſey, laͤßt ſich nicht ſagen. Es kan aber gar wohl ſeyn, daß alhier der Corinthiſche Gajus verſtanden wird. Denn gleichwie Johannes dieſem Gajo das Lob der Gaſt-Freyheit giebet; ſo bekommt er daſſel- be auch Roͤm. 16, 23. da es heißt: Es gruͤßt euch Gajus, mein und der gantzen Gemei- ne Wirth. Solte nun dieſes zutreffen, ſo waͤ- re der Brief nach Corinthen geſchrieben, und haͤtte ſich Diotrephes daſelbſt unter den Leh- rern befunden. Welches gar wohl ſeyn kan. Denn daß er ſich in einer anſehnlichen Gemeine muͤſſe gefunden haben, das kan man aus ſeinem Verfahren ſchlieſſen. §. III. Die Veranlaſſung zum Schrei- ben war theils Gaji Wohlverhalten gegen die Fremden, theils Diotrephis affectirte Mei- ſterſchaft. §. IV. Der daher entſtehende Zweck und Jnnhalt iſt dieſer, daß der Apoſtel nach der Zuſchrift v. 1. 2. theils Gajum ſeiner Gaſt-Frey- heit wegen lobet, im guten ſtaͤrcket v. 3-6. und die Gaſt-Freyheit recommendiret, v. 7. 8. theils Diotrephis ſtoltzes Unternehmen beſtra- fet, und damit dem gegebnen Aergerniß ſteuret, v. 9. 10. dabey auch des Demetrii im beſten ge- dencket, und zu ſeiner Zukunft Hoffnung machet, und darauf den Brief mit einem Wunſche und Gruſſe beſchlieſſet v. 11-15. Und alſo iſt damit zugleich die exegetiſche Einleitung zu dieſem kurtzen Briefe gegeben. V. 1. Der Aelteſte (Johannes der Apoſtel) Gajo, dem Geliebten, welchen ich lieb habe in der Wahrheit. Anmerckungen. 1. Von Gajo iſt ſchon gedacht: und von dem Worte, Aelteſten, ſiehe den andern Brief v. 1. der Geliebte heißt er alhier fuͤrnehmlich in dem Abſehen auf GOTT, von dem er in Chri- ſto geliebet war, und welchem er durch den Glauben in aufrichtiger Gegen-Liebe anhing. Denn gleichwie der Sohn GOttes vor allen iſt ὁ ἀγαπητὸς, der Geliebte, an welchem der Va- ter ein unendliches Wohlgefallen hat, Matth. 3, 17. c. 17, 5. alſo ſind auch Geliebte von GOtt alle, welche in Chriſto erfunden werden. Da- her der Apoſtel die Liebe GOttes, die er gegen uns traͤget, oder in und an uns hat, und nach welcher er in uns und wir in ihm bleiben, uns im erſten Briefe ſo oft und ſo hoch anpreiſet. 2. Daß der Apoſtel Gajum lieb hatte in der Wahrheit, das zeigete an, daß ſie beyde aus

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 754. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/754>, abgerufen am 24.11.2024.