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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung V. 3.
[Spaltenumbruch] liebreichen Anrede (womit er die Gläubigen von
der Liebe GOttes und auch von seiner Liebe ver-
sichert, was bey seinem Vorsatze zu schreiben
sein Zweck sey. Und finden wir dabey diese
drey Stücke: erstlich den Vorsatz zu schreiben;
zum andern die Veranlassung, und drittens
den daher entstehenden Zweck. Bey dem ersten
Puncte, darauf die Worte gehen: nachdem ich
vorhatte euch zu schreiben von unser aller
Heil,
ist folgendes zu mercken:

a. Die Sache, davon der Apostel schreiben
wollen, ist das gemeine Heil.
a. Das Heil bedeutet den gantzen Rath
GOttes
von der Wiederbringung unsers
Heils durch CHristum. Und also gehet es
zwar eigentlich auf das Evangelium; als
darinnen sich CHristus als JEsum, den
Heiland der Welt, offenbaret und sich uns
anweiset: jedoch aber ist davon das Gesetz
so gar nicht ausgeschlossen, daß es auch aller
Dinge zur Heils-Ordnung gehöret, gleich-
wie das Evangelium sonderlich auf den Heils-
Grund
gerichtet ist: welches auch daher das
Evangelium des Heils oder der Seligkeit
genennet wird Eph. 1, 13. von welchem die
Zeit des neuen Testaments der Tag des
Heils
heißt 2 Cor. 6, 2.
b. Gemein heisset dieses Heil nach dem Grun-
de der Erwerbung und Kundmachung. Denn
die Erwerbung gehet über das gantze mensch-
liche Geschlecht; sintemal GOtt die Welt, das
ist, das darinnen befindliche gantze mensch-
liche Geschlecht, welches unmöglich von den
allerwenigsten, oder Auserwehlten benen-
net werden kan, also geliebet hat, daß er
derselben seinen eingebornen Sohn zum Er-
löser gesandt hat, und dieser dadurch, daß
er, als das Lamm GOttes, der Welt Sünden
über sich und hinweg genommen hat Jes. 53,
6. Joh. 1, 29. die Versöhnung worden ist
für der gantzen Welt Sünde 1 Joh. 2, 2.
Und dieser allgemeinen Erwerbung war die-
jenige Kundmachung gemäß, da die Apo-
stel befehliget wurden, in alle Welt auszuge-
hen und das Evangelium aller vernünftigen
Creatur zu verkündigen Matth. 28, 19. Marc.
16, 15. Luc. 27, 47. Und dieses geschahe der-
gestalt, daß Paulus schon zu seiner Zeit in
dem Briefe an die Colosser c. 1, 23. schreiben
konte, es sey das Evangelium geprediget un-
ter alle Creatur, die unter dem Himmel ist.
Und solchergestalt wurde die den Patriarchen
gethane und so oft wiederholte Verheissung
erfüllet, daß in dem verheissenen Weibes-
Saamen, dem Meßia, gesegnet werden
(das Heil empfangen) solten alle Völcker auf
Erden. Welches demnach ein rechter
Haupt-Character des Meßiä und seines
allgemeinen Reichs war 1 B. Mos. 12, 3. c. 18,
18. u. s. w.
g. Es ist aber bey diesem gemeinen Heil auch
dieses wohl zu mercken, daß es nicht allein
sich über alle erstrecke, sondern auch eine sol-
che Gemeinschaft mit sich bringe, nach wel-
[Spaltenumbruch] cher alle und iede Glieder gleiches Recht dar-
an haben, und dabey in einer Gleichheit ste-
hen. Denn ob gleich die Gaben unter-
terschiedlich sind, einige Glieder auch vor
andern der Stufe nach in der Herrlichkeit ei-
nen Vorzug haben werden; so wird doch,
was das ewige Heil selbst betrift, bey allen sich
eine Vollkommenheit befinden; gleichwie
auch schon im Reiche der Gnaden alle ohne
Unterscheid zu den geistlichen Gütern in
CHristo gelangen, also daß der eine sowol
Theil hat an der Gerechtigkeit CHristi, an
der Kindschaft GOttes, an dem Friede mit
und in GOtt, u. s. w. als der andere, und
niemand sagen kan, daß er von einem einzigen
geistlichen Heyls-Gute ausgeschlossen sey.
Darum unser Heiland von seinen Schafen
überhaupt spricht, daß sie von ihm das Le-
ben und volle Genüge haben
sollen. Joh.
10, 10. Und Paulus saget Gal. 3, 18. Hie
ist kein Jude, noch Grieche, hie ist kein
Knecht, noch Freyer, hie ist kein Mann
noch Weib
(mit einem Vorzuge, oder mit ei-
ner Hindansetzung:) denn ihr seyd allzu-
mal einer in CHristo JEsu.
Und Eph. 4,
3. u. f. Seyd fleißig zu halten die Einig-
keit im Geist durch das Band des Frie-
dens. Ein Leib und ein Geist, wie ihr
auch berufen seyd auf einerley Hof-
nung eures, Berufs, ein HErr, ein Glau-
be, eine Taufe, ein GOtt und Vater
unser aller, der da ist über euch alle,
und durch euch alle, und in euch allen.

Und zu dieser gleichen Gemeinschaft an dem
Heyl bekommen alle Gläubigen ohne Unter-
scheid [i]sotimon pisin, eben denselben theu-
ren Glauben
2 Pet. 1, 1. welchen Paulus da-
her auch nennet koinen pisin, einen gemeinen
Glauben,
Pet. 1, 4.
b. Der Vorsatz selbst wird mit diesen Worten
ausgedrucket pasan spouden poioumenos, welches
mehr ist, als es gegeben worden durch: nach-
dem ich vorhatte;
sintemal es heißt: da
ich allen Fleiß anwandte.
Es bezeuget
damit der Apostel seinen rechten Ernst, wel-
chen er zum Schreiben gehabt: der denn her-
gekommen ist, wie von seinem apostolischen
Amt insgemein, und von dem demselben ge-
mässen dringenden Affect seiner Liebe, also auch
von der besondern Veranlassung, welche ihm
die den Gemeinen von den verführischen Leh-
rern obschwebende Gefahr gegeben hatte. Da-
zu denn der besondere Trieb des Heiligen Gei-
stes den rechten Nachdruck gab. Und solcher-
gestalt hat auch dieser Apostel in der That da-
mit erwiesen, daß der den Aposteln gegebene
allgemeine Befehl, die Heiden zu lehren, auch
mit auf die schriftliche Lehr-Art gegangen sey
Matth. 28, 29. Marc. 16, 15.

2. Die gedachte Veranlassung in dem
Vorsatze zu schreiben bezeuget der Apostel über-
haupt mit den Worten: ich hielte es für nö-
thig.
Denn ob gleich keine absolute Noth-
wendigkeit war; sintemal die Gläubigen schon

mit

Richtige und erbauliche Erklaͤrung V. 3.
[Spaltenumbruch] liebreichen Anrede (womit er die Glaͤubigen von
der Liebe GOttes und auch von ſeiner Liebe ver-
ſichert, was bey ſeinem Vorſatze zu ſchreiben
ſein Zweck ſey. Und finden wir dabey dieſe
drey Stuͤcke: erſtlich den Vorſatz zu ſchreiben;
zum andern die Veranlaſſung, und drittens
den daher entſtehenden Zweck. Bey dem erſten
Puncte, darauf die Worte gehen: nachdem ich
vorhatte euch zu ſchreiben von unſer aller
Heil,
iſt folgendes zu mercken:

a. Die Sache, davon der Apoſtel ſchreiben
wollen, iſt das gemeine Heil.
α. Das Heil bedeutet den gantzen Rath
GOttes
von der Wiederbringung unſers
Heils durch CHriſtum. Und alſo gehet es
zwar eigentlich auf das Evangelium; als
darinnen ſich CHriſtus als JEſum, den
Heiland der Welt, offenbaret und ſich uns
anweiſet: jedoch aber iſt davon das Geſetz
ſo gar nicht ausgeſchloſſen, daß es auch aller
Dinge zur Heils-Ordnung gehoͤret, gleich-
wie das Evangelium ſonderlich auf den Heils-
Grund
gerichtet iſt: welches auch daher das
Evangelium des Heils oder der Seligkeit
genennet wird Eph. 1, 13. von welchem die
Zeit des neuen Teſtaments der Tag des
Heils
heißt 2 Cor. 6, 2.
β. Gemein heiſſet dieſes Heil nach dem Grun-
de der Erwerbung und Kundmachung. Denn
die Erwerbung gehet uͤber das gantze menſch-
liche Geſchlecht; ſintemal GOtt die Welt, das
iſt, das darinnen befindliche gantze menſch-
liche Geſchlecht, welches unmoͤglich von den
allerwenigſten, oder Auserwehlten benen-
net werden kan, alſo geliebet hat, daß er
derſelben ſeinen eingebornen Sohn zum Er-
loͤſer geſandt hat, und dieſer dadurch, daß
er, als das Lamm GOttes, der Welt Suͤnden
uͤber ſich und hinweg genommen hat Jeſ. 53,
6. Joh. 1, 29. die Verſoͤhnung worden iſt
fuͤr der gantzen Welt Suͤnde 1 Joh. 2, 2.
Und dieſer allgemeinen Erwerbung war die-
jenige Kundmachung gemaͤß, da die Apo-
ſtel befehliget wurden, in alle Welt auszuge-
hen und das Evangelium aller vernuͤnftigen
Creatur zu verkuͤndigen Matth. 28, 19. Marc.
16, 15. Luc. 27, 47. Und dieſes geſchahe der-
geſtalt, daß Paulus ſchon zu ſeiner Zeit in
dem Briefe an die Coloſſer c. 1, 23. ſchreiben
konte, es ſey das Evangelium geprediget un-
ter alle Creatur, die unter dem Himmel iſt.
Und ſolchergeſtalt wurde die den Patriarchen
gethane und ſo oft wiederholte Verheiſſung
erfuͤllet, daß in dem verheiſſenen Weibes-
Saamen, dem Meßia, geſegnet werden
(das Heil empfangen) ſolten alle Voͤlcker auf
Erden. Welches demnach ein rechter
Haupt-Character des Meßiaͤ und ſeines
allgemeinen Reichs war 1 B. Moſ. 12, 3. c. 18,
18. u. ſ. w.
γ. Es iſt aber bey dieſem gemeinen Heil auch
dieſes wohl zu mercken, daß es nicht allein
ſich uͤber alle erſtrecke, ſondern auch eine ſol-
che Gemeinſchaft mit ſich bringe, nach wel-
[Spaltenumbruch] cher alle und iede Glieder gleiches Recht dar-
an haben, und dabey in einer Gleichheit ſte-
hen. Denn ob gleich die Gaben unter-
terſchiedlich ſind, einige Glieder auch vor
andern der Stufe nach in der Herrlichkeit ei-
nen Vorzug haben werden; ſo wird doch,
was das ewige Heil ſelbſt betrift, bey allen ſich
eine Vollkommenheit befinden; gleichwie
auch ſchon im Reiche der Gnaden alle ohne
Unterſcheid zu den geiſtlichen Guͤtern in
CHriſto gelangen, alſo daß der eine ſowol
Theil hat an der Gerechtigkeit CHriſti, an
der Kindſchaft GOttes, an dem Friede mit
und in GOtt, u. ſ. w. als der andere, und
niemand ſagen kan, daß er von einem einzigen
geiſtlichen Heyls-Gute ausgeſchloſſen ſey.
Darum unſer Heiland von ſeinen Schafen
uͤberhaupt ſpricht, daß ſie von ihm das Le-
ben und volle Genuͤge haben
ſollen. Joh.
10, 10. Und Paulus ſaget Gal. 3, 18. Hie
iſt kein Jude, noch Grieche, hie iſt kein
Knecht, noch Freyer, hie iſt kein Mann
noch Weib
(mit einem Vorzuge, oder mit ei-
ner Hindanſetzung:) denn ihr ſeyd allzu-
mal einer in CHriſto JEſu.
Und Eph. 4,
3. u. f. Seyd fleißig zu halten die Einig-
keit im Geiſt durch das Band des Frie-
dens. Ein Leib und ein Geiſt, wie ihr
auch berufen ſeyd auf einerley Hof-
nung eures, Berufs, ein HErr, ein Glau-
be, eine Taufe, ein GOtt und Vater
unſer aller, der da iſt uͤber euch alle,
und durch euch alle, und in euch allen.

Und zu dieſer gleichen Gemeinſchaft an dem
Heyl bekommen alle Glaͤubigen ohne Unter-
ſcheid [ἰ]σότιμον πίςιν, eben denſelben theu-
ren Glauben
2 Pet. 1, 1. welchen Paulus da-
her auch nennet κοινὴν πίςιν, einen gemeinen
Glauben,
Pet. 1, 4.
b. Der Vorſatz ſelbſt wird mit dieſen Worten
ausgedrucket πᾶσαν σπουδὴν ποιούμενος, welches
mehr iſt, als es gegeben worden durch: nach-
dem ich vorhatte;
ſintemal es heißt: da
ich allen Fleiß anwandte.
Es bezeuget
damit der Apoſtel ſeinen rechten Ernſt, wel-
chen er zum Schreiben gehabt: der denn her-
gekommen iſt, wie von ſeinem apoſtoliſchen
Amt insgemein, und von dem demſelben ge-
maͤſſen dꝛingenden Affect ſeiner Liebe, alſo auch
von der beſondern Veranlaſſung, welche ihm
die den Gemeinen von den verfuͤhriſchen Leh-
rern obſchwebende Gefahr gegeben hatte. Da-
zu denn der beſondere Trieb des Heiligen Gei-
ſtes den rechten Nachdruck gab. Und ſolcher-
geſtalt hat auch dieſer Apoſtel in der That da-
mit erwieſen, daß der den Apoſteln gegebene
allgemeine Befehl, die Heiden zu lehren, auch
mit auf die ſchriftliche Lehr-Art gegangen ſey
Matth. 28, 29. Marc. 16, 15.

2. Die gedachte Veranlaſſung in dem
Vorſatze zu ſchreiben bezeuget der Apoſtel uͤber-
haupt mit den Worten: ich hielte es fuͤr noͤ-
thig.
Denn ob gleich keine abſolute Noth-
wendigkeit war; ſintemal die Glaͤubigen ſchon

mit
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[766/0766] Richtige und erbauliche Erklaͤrung V. 3. liebreichen Anrede (womit er die Glaͤubigen von der Liebe GOttes und auch von ſeiner Liebe ver- ſichert, was bey ſeinem Vorſatze zu ſchreiben ſein Zweck ſey. Und finden wir dabey dieſe drey Stuͤcke: erſtlich den Vorſatz zu ſchreiben; zum andern die Veranlaſſung, und drittens den daher entſtehenden Zweck. Bey dem erſten Puncte, darauf die Worte gehen: nachdem ich vorhatte euch zu ſchreiben von unſer aller Heil, iſt folgendes zu mercken: a. Die Sache, davon der Apoſtel ſchreiben wollen, iſt das gemeine Heil. α. Das Heil bedeutet den gantzen Rath GOttes von der Wiederbringung unſers Heils durch CHriſtum. Und alſo gehet es zwar eigentlich auf das Evangelium; als darinnen ſich CHriſtus als JEſum, den Heiland der Welt, offenbaret und ſich uns anweiſet: jedoch aber iſt davon das Geſetz ſo gar nicht ausgeſchloſſen, daß es auch aller Dinge zur Heils-Ordnung gehoͤret, gleich- wie das Evangelium ſonderlich auf den Heils- Grund gerichtet iſt: welches auch daher das Evangelium des Heils oder der Seligkeit genennet wird Eph. 1, 13. von welchem die Zeit des neuen Teſtaments der Tag des Heils heißt 2 Cor. 6, 2. β. Gemein heiſſet dieſes Heil nach dem Grun- de der Erwerbung und Kundmachung. Denn die Erwerbung gehet uͤber das gantze menſch- liche Geſchlecht; ſintemal GOtt die Welt, das iſt, das darinnen befindliche gantze menſch- liche Geſchlecht, welches unmoͤglich von den allerwenigſten, oder Auserwehlten benen- net werden kan, alſo geliebet hat, daß er derſelben ſeinen eingebornen Sohn zum Er- loͤſer geſandt hat, und dieſer dadurch, daß er, als das Lamm GOttes, der Welt Suͤnden uͤber ſich und hinweg genommen hat Jeſ. 53, 6. Joh. 1, 29. die Verſoͤhnung worden iſt fuͤr der gantzen Welt Suͤnde 1 Joh. 2, 2. Und dieſer allgemeinen Erwerbung war die- jenige Kundmachung gemaͤß, da die Apo- ſtel befehliget wurden, in alle Welt auszuge- hen und das Evangelium aller vernuͤnftigen Creatur zu verkuͤndigen Matth. 28, 19. Marc. 16, 15. Luc. 27, 47. Und dieſes geſchahe der- geſtalt, daß Paulus ſchon zu ſeiner Zeit in dem Briefe an die Coloſſer c. 1, 23. ſchreiben konte, es ſey das Evangelium geprediget un- ter alle Creatur, die unter dem Himmel iſt. Und ſolchergeſtalt wurde die den Patriarchen gethane und ſo oft wiederholte Verheiſſung erfuͤllet, daß in dem verheiſſenen Weibes- Saamen, dem Meßia, geſegnet werden (das Heil empfangen) ſolten alle Voͤlcker auf Erden. Welches demnach ein rechter Haupt-Character des Meßiaͤ und ſeines allgemeinen Reichs war 1 B. Moſ. 12, 3. c. 18, 18. u. ſ. w. γ. Es iſt aber bey dieſem gemeinen Heil auch dieſes wohl zu mercken, daß es nicht allein ſich uͤber alle erſtrecke, ſondern auch eine ſol- che Gemeinſchaft mit ſich bringe, nach wel- cher alle und iede Glieder gleiches Recht dar- an haben, und dabey in einer Gleichheit ſte- hen. Denn ob gleich die Gaben unter- terſchiedlich ſind, einige Glieder auch vor andern der Stufe nach in der Herrlichkeit ei- nen Vorzug haben werden; ſo wird doch, was das ewige Heil ſelbſt betrift, bey allen ſich eine Vollkommenheit befinden; gleichwie auch ſchon im Reiche der Gnaden alle ohne Unterſcheid zu den geiſtlichen Guͤtern in CHriſto gelangen, alſo daß der eine ſowol Theil hat an der Gerechtigkeit CHriſti, an der Kindſchaft GOttes, an dem Friede mit und in GOtt, u. ſ. w. als der andere, und niemand ſagen kan, daß er von einem einzigen geiſtlichen Heyls-Gute ausgeſchloſſen ſey. Darum unſer Heiland von ſeinen Schafen uͤberhaupt ſpricht, daß ſie von ihm das Le- ben und volle Genuͤge haben ſollen. Joh. 10, 10. Und Paulus ſaget Gal. 3, 18. Hie iſt kein Jude, noch Grieche, hie iſt kein Knecht, noch Freyer, hie iſt kein Mann noch Weib (mit einem Vorzuge, oder mit ei- ner Hindanſetzung:) denn ihr ſeyd allzu- mal einer in CHriſto JEſu. Und Eph. 4, 3. u. f. Seyd fleißig zu halten die Einig- keit im Geiſt durch das Band des Frie- dens. Ein Leib und ein Geiſt, wie ihr auch berufen ſeyd auf einerley Hof- nung eures, Berufs, ein HErr, ein Glau- be, eine Taufe, ein GOtt und Vater unſer aller, der da iſt uͤber euch alle, und durch euch alle, und in euch allen. Und zu dieſer gleichen Gemeinſchaft an dem Heyl bekommen alle Glaͤubigen ohne Unter- ſcheid ἰσότιμον πίςιν, eben denſelben theu- ren Glauben 2 Pet. 1, 1. welchen Paulus da- her auch nennet κοινὴν πίςιν, einen gemeinen Glauben, Pet. 1, 4. b. Der Vorſatz ſelbſt wird mit dieſen Worten ausgedrucket πᾶσαν σπουδὴν ποιούμενος, welches mehr iſt, als es gegeben worden durch: nach- dem ich vorhatte; ſintemal es heißt: da ich allen Fleiß anwandte. Es bezeuget damit der Apoſtel ſeinen rechten Ernſt, wel- chen er zum Schreiben gehabt: der denn her- gekommen iſt, wie von ſeinem apoſtoliſchen Amt insgemein, und von dem demſelben ge- maͤſſen dꝛingenden Affect ſeiner Liebe, alſo auch von der beſondern Veranlaſſung, welche ihm die den Gemeinen von den verfuͤhriſchen Leh- rern obſchwebende Gefahr gegeben hatte. Da- zu denn der beſondere Trieb des Heiligen Gei- ſtes den rechten Nachdruck gab. Und ſolcher- geſtalt hat auch dieſer Apoſtel in der That da- mit erwieſen, daß der den Apoſteln gegebene allgemeine Befehl, die Heiden zu lehren, auch mit auf die ſchriftliche Lehr-Art gegangen ſey Matth. 28, 29. Marc. 16, 15. 2. Die gedachte Veranlaſſung in dem Vorſatze zu ſchreiben bezeuget der Apoſtel uͤber- haupt mit den Worten: ich hielte es fuͤr noͤ- thig. Denn ob gleich keine abſolute Noth- wendigkeit war; ſintemal die Glaͤubigen ſchon mit

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 766. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/766>, abgerufen am 24.11.2024.