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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung V. 19-21.
[Spaltenumbruch] die man Atheisten und Naturalisten nennet,
und wie manche verkehrte Philosophi und Poli-
tici
auch jener ihre Sprache reden; auch wie
so gar unter den öffentlichen Lehrern in Kirchen
und Schulen, hohen und niedrigen, sich so man-
che Spott-Geister finden, welche alles rechtschaf-
ne Wesen des Christenthums verspotten und es
für Heucheley, ja Schwärmerey halten, oder
doch auf mancherley Art suchen verdächtig
zu machen, solte es auch gar mit seufzen und
unter dem besten Schein und mit dem Vor-
wande der zu bewahrenden Orthodoxie ge-
schehen. Dergleichen goggosai leider so viel be
kanter sind, so viel mehr es die Noth erfodert
hat, wider sie die so sehr beschuldigte Wahrheit
und Unschuld zu retten. Von dem Wandel
nach den Lüsten des Gottlosen Wesens, siehe
v. 16.

4. Rottenmacher waren solche Leute,
da sie theils einen besondern Anhang suchten und
allerhand Trennungen in der Kirche verursachten,
theils auch die Rechtgläubigen für Sectirer hiel-
ten, ob sie gleich selbst die ärgsten Ketzer- und Se-
ct
en-macher waren. Siehe Sprichw. 18, 1.
Wie es Diotrephes getrieben habe, sehe man
3 Joh. 5. 9, 10.

5. Fleischliche waren sie, psokhikoi, welche,
ob sie gleich mit Worten auch auf ein ewiges Leben
führeten, doch alles nur auf dieses zeitliche Leben,
(welches oft psukhe genennet wird Matth. 6, 25.
u. s. w.) richteten, um darinn ihrem Bauche zu
dienen, und dazu ihre Schätze mit anzuwenden,
daneben aber auch vor Menschen hochangesehen
zu seyn. Von welchen psukhikois, welche Luthe-
rus
natürliche Menschen nennet, und die den
geistlichen entgegen stehen, Paulus 1 Cor. 2, 14
saget, daß sie nicht vernehmen, was des
Geistes
GOttes, ja daß es ihnen eine Thorheit
sey.
Welchen irdischen Sinn zu bezeichnen, der
Apostel Judas dazu setzet, daß sie keinen Geist
haben:
das ist, sie gaben zwar viel Geist vor,
wolten auch für geistliche gehalten seyn, wie son-
derlich von den Gnosticis bezeuget wird, aber
sie waren von dem Heiligen Geiste weder gesalbet
noch gesandt; und also war bey ihnen auch kein
geistlicher Sinn, welcher zuweilen auch mit
dem Namen des Geistes z. E. Joh. 3, 6 genen-
net wird? O wie wäre es zu wünschen, daß nicht
noch heute zu tage unter denen Lehrern, welche
den gemeinen Ehren-Namen aller gläubigen
Christen, nemlich den Namen der Geistlichen,
sich sonderlich, ja fast allein, zueignen, so viele
wären, von welchen man sagen muß: Sie sind
fleischliche die keinen Geist haben!

V. 20. 21.

Jhr aber meine Lieben, erbauet euch
auf euren allerheiligsten Glauben durch
den Heiligen Geist und betet, und behaltet
euch in der Liebe GOttes, und wartet
auf die Barmhertzigkeit unsers HErrn
JEsu Christi zum ewigen Leben.

Anmerckungen.

1. Jm Beschlusse dieses Briefes kömmt der
[Spaltenumbruch] Apostel wieder zu seinem ersten Haupt-Satze,
auch Jnnhalte und Zwecke, welcher nach v. 3.
war, die Gläubigen zu ermahnen, daß sie ob dem
einmal ihnen, als den Heiligen, vorgegebnen
Glauben kämpfen solten. Und da dringet er auf
diese drey Haupt-Stücke des thätigen Christen-
thums, auf Glauben, Liebe, und Hoffnung,
und dabey aufs Gebet.

2. Von dem ersten Stücke, dem Glau-
ben, ist insonderheit folgendes zu mercken:

a. Durch den Glauben verstehet der Apostel so
wohl alhier, als oben v. 3. den Glauben der
Lehre, und des Hertzens: sintemal eines ohne
das andere unmöglich seyn kan. Denn durch
die Glaubens-Lehre, oder durch das Evangeli-
um von CHristo, und den dazu gehörigen Ge-
heimnissen vom Grunde und von der Ordnung
des Heyls, entstehet, vermöge der kräftigen
Wirckung des Heiligen Geistes, der seligma-
chende Glaube in dem Menschen. Und gleich-
wie der Glaube daraus, als aus dem lebendi-
gen Samen, in der Wiedergeburt erwachsen
ist: also hält er sich auch an diesem Grunde, und
suchet darinn, daraus er sein Leben hat, auch sei-
ne Nahrung zum Wachsthum: Da denn die
Gläubigen, als wiedergeborne Kindlein, be-
gierig sind nach der lautern Milch des Evange-
lii, auf daß sie dadurch zunehmen mögen, nach-
dem sie einmal geschmecket haben, daß der
HErr freundlich und sein Wort erqvicklich ist.
1 Pet. 2, 3.
b. Dieser Glaube ist der allerheiligste: und
zwar in Ansehung
a. Der Lehre, welche von dem Allerheiligsten
kömmt, und zu dem Allerheiligsten führet,
und von solchen Geheimnissen und Pflichten
handelt, welche recht heilig und ehrwürdig
sind, auch auf lauter Heiligkeit gehet; als
welche den Grund und die Ordnung aller
wahren Heiligung und daher entstehenden
Heiligkeit zeiget.
b. Der Gabe in der Seele; da der von dem
Heiligen Geist gewirckete Glaube in keinen
andern, als in den Heiligen, welchen er nach
v. 3. zur Beylage gegeben ist, sich findet, und
wie bey ihnen alle wahre Heiligung anhebet,
also dieselbe auch unterhält und immer mehr
befordert: sintemal er einen beständigen Ein-
fluß giebet in alle Pflichten der Liebe gegen
GOTT, uns selbst, und den Nächsten,
welche also zur Heiligung gehören, daß sie
ohne Glauben keine heilige, sondern sündli-
che Wercke seyn würden, nach Röm. 16, 23.
Diesen allerheiligsten Glauben nennet Pe-
trus 2 Ep. 1, 1, pisin isotimon, den eben so
theuren Glauben,
welchen die Wiederge-
bornen in der Gerechtigkeit Christi über-
kommen hatten.
c. Auf diesen allerheiligsten Glauben solten sich
die Gläubigen selbst erbauen:
a. Die Glaubens-Lehre war das ihrem gan-
tzen Christenthum, was der tiefgelegte und
bevestigte Grund einem gantzen Gebäude ist.
Darum Paulus die gläubigen Ephesier
c. 2, 20 nennet erbauete auf den Grund
der

Richtige und erbauliche Erklaͤrung V. 19-21.
[Spaltenumbruch] die man Atheiſten und Naturaliſten nennet,
und wie manche verkehrte Philoſophi und Poli-
tici
auch jener ihre Sprache reden; auch wie
ſo gar unter den oͤffentlichen Lehrern in Kirchen
und Schulen, hohen und niedrigen, ſich ſo man-
che Spott-Geiſter finden, welche alles rechtſchaf-
ne Weſen des Chriſtenthums verſpotten und es
fuͤr Heucheley, ja Schwaͤrmerey halten, oder
doch auf mancherley Art ſuchen verdaͤchtig
zu machen, ſolte es auch gar mit ſeufzen und
unter dem beſten Schein und mit dem Vor-
wande der zu bewahrenden Orthodoxie ge-
ſchehen. Dergleichen γογγοςὰι leider ſo viel be
kanter ſind, ſo viel mehr es die Noth erfodert
hat, wider ſie die ſo ſehr beſchuldigte Wahrheit
und Unſchuld zu retten. Von dem Wandel
nach den Luͤſten des Gottloſen Weſens, ſiehe
v. 16.

4. Rottenmacher waren ſolche Leute,
da ſie theils einen beſondern Anhang ſuchten und
allerhand Trennungen in der Kirche verurſachten,
theils auch die Rechtglaͤubigen fuͤr Sectirer hiel-
ten, ob ſie gleich ſelbſt die aͤrgſten Ketzer- und Se-
ct
en-macher waren. Siehe Sprichw. 18, 1.
Wie es Diotrephes getrieben habe, ſehe man
3 Joh. 5. 9, 10.

5. Fleiſchliche waren ſie, ψοχικὸι, welche,
ob ſie gleich mit Worten auch auf ein ewiges Leben
fuͤhreten, doch alles nur auf dieſes zeitliche Leben,
(welches oft ψυχὴ genennet wird Matth. 6, 25.
u. ſ. w.) richteten, um darinn ihrem Bauche zu
dienen, und dazu ihre Schaͤtze mit anzuwenden,
daneben aber auch vor Menſchen hochangeſehen
zu ſeyn. Von welchen ψυχικοῖς, welche Luthe-
rus
natuͤrliche Menſchen nennet, und die den
geiſtlichen entgegen ſtehen, Paulus 1 Cor. 2, 14
ſaget, daß ſie nicht vernehmen, was des
Geiſtes
GOttes, ja daß es ihnen eine Thorheit
ſey.
Welchen irdiſchen Sinn zu bezeichnen, der
Apoſtel Judas dazu ſetzet, daß ſie keinen Geiſt
haben:
das iſt, ſie gaben zwar viel Geiſt vor,
wolten auch fuͤr geiſtliche gehalten ſeyn, wie ſon-
derlich von den Gnoſticis bezeuget wird, aber
ſie waren von dem Heiligen Geiſte weder geſalbet
noch geſandt; und alſo war bey ihnen auch kein
geiſtlicher Sinn, welcher zuweilen auch mit
dem Namen des Geiſtes z. E. Joh. 3, 6 genen-
net wird? O wie waͤre es zu wuͤnſchen, daß nicht
noch heute zu tage unter denen Lehrern, welche
den gemeinen Ehren-Namen aller glaͤubigen
Chriſten, nemlich den Namen der Geiſtlichen,
ſich ſonderlich, ja faſt allein, zueignen, ſo viele
waͤren, von welchen man ſagen muß: Sie ſind
fleiſchliche die keinen Geiſt haben!

V. 20. 21.

Jhr aber meine Lieben, erbauet euch
auf euren allerheiligſten Glauben durch
den Heiligen Geiſt und betet, und behaltet
euch in der Liebe GOttes, und wartet
auf die Barmhertzigkeit unſers HErrn
JEſu Chriſti zum ewigen Leben.

Anmerckungen.

1. Jm Beſchluſſe dieſes Briefes koͤmmt der
[Spaltenumbruch] Apoſtel wieder zu ſeinem erſten Haupt-Satze,
auch Jnnhalte und Zwecke, welcher nach v. 3.
war, die Glaͤubigen zu ermahnen, daß ſie ob dem
einmal ihnen, als den Heiligen, vorgegebnen
Glauben kaͤmpfen ſolten. Und da dringet er auf
dieſe drey Haupt-Stuͤcke des thaͤtigen Chriſten-
thums, auf Glauben, Liebe, und Hoffnung,
und dabey aufs Gebet.

2. Von dem erſten Stuͤcke, dem Glau-
ben, iſt inſonderheit folgendes zu mercken:

a. Durch den Glauben verſtehet der Apoſtel ſo
wohl alhier, als oben v. 3. den Glauben der
Lehre, und des Hertzens: ſintemal eines ohne
das andere unmoͤglich ſeyn kan. Denn durch
die Glaubens-Lehre, oder durch das Evangeli-
um von CHriſto, und den dazu gehoͤrigen Ge-
heimniſſen vom Grunde und von der Ordnung
des Heyls, entſtehet, vermoͤge der kraͤftigen
Wirckung des Heiligen Geiſtes, der ſeligma-
chende Glaube in dem Menſchen. Und gleich-
wie der Glaube daraus, als aus dem lebendi-
gen Samen, in der Wiedergeburt erwachſen
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ne Nahrung zum Wachsthum: Da denn die
Glaͤubigen, als wiedergeborne Kindlein, be-
gierig ſind nach der lautern Milch des Evange-
lii, auf daß ſie dadurch zunehmen moͤgen, nach-
dem ſie einmal geſchmecket haben, daß der
HErr freundlich und ſein Wort erqvicklich iſt.
1 Pet. 2, 3.
b. Dieſer Glaube iſt der allerheiligſte: und
zwar in Anſehung
α. Der Lehre, welche von dem Allerheiligſten
koͤmmt, und zu dem Allerheiligſten fuͤhret,
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handelt, welche recht heilig und ehrwuͤrdig
ſind, auch auf lauter Heiligkeit gehet; als
welche den Grund und die Ordnung aller
wahren Heiligung und daher entſtehenden
Heiligkeit zeiget.
β. Der Gabe in der Seele; da der von dem
Heiligen Geiſt gewirckete Glaube in keinen
andern, als in den Heiligen, welchen er nach
v. 3. zur Beylage gegeben iſt, ſich findet, und
wie bey ihnen alle wahre Heiligung anhebet,
alſo dieſelbe auch unterhaͤlt und immer mehr
befordert: ſintemal er einen beſtaͤndigen Ein-
fluß giebet in alle Pflichten der Liebe gegen
GOTT, uns ſelbſt, und den Naͤchſten,
welche alſo zur Heiligung gehoͤren, daß ſie
ohne Glauben keine heilige, ſondern ſuͤndli-
che Wercke ſeyn wuͤrden, nach Roͤm. 16, 23.
Dieſen allerheiligſten Glauben nennet Pe-
trus 2 Ep. 1, 1, πίςιν ἰσότιμον, den eben ſo
theuren Glauben,
welchen die Wiederge-
bornen in der Gerechtigkeit Chriſti uͤber-
kommen hatten.
c. Auf dieſen allerheiligſten Glauben ſolten ſich
die Glaͤubigen ſelbſt erbauen:
α. Die Glaubens-Lehre war das ihrem gan-
tzen Chriſtenthum, was der tiefgelegte und
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[778/0780] Richtige und erbauliche Erklaͤrung V. 19-21. die man Atheiſten und Naturaliſten nennet, und wie manche verkehrte Philoſophi und Poli- tici auch jener ihre Sprache reden; auch wie ſo gar unter den oͤffentlichen Lehrern in Kirchen und Schulen, hohen und niedrigen, ſich ſo man- che Spott-Geiſter finden, welche alles rechtſchaf- ne Weſen des Chriſtenthums verſpotten und es fuͤr Heucheley, ja Schwaͤrmerey halten, oder doch auf mancherley Art ſuchen verdaͤchtig zu machen, ſolte es auch gar mit ſeufzen und unter dem beſten Schein und mit dem Vor- wande der zu bewahrenden Orthodoxie ge- ſchehen. Dergleichen γογγοςὰι leider ſo viel be kanter ſind, ſo viel mehr es die Noth erfodert hat, wider ſie die ſo ſehr beſchuldigte Wahrheit und Unſchuld zu retten. Von dem Wandel nach den Luͤſten des Gottloſen Weſens, ſiehe v. 16. 4. Rottenmacher waren ſolche Leute, da ſie theils einen beſondern Anhang ſuchten und allerhand Trennungen in der Kirche verurſachten, theils auch die Rechtglaͤubigen fuͤr Sectirer hiel- ten, ob ſie gleich ſelbſt die aͤrgſten Ketzer- und Se- cten-macher waren. Siehe Sprichw. 18, 1. Wie es Diotrephes getrieben habe, ſehe man 3 Joh. 5. 9, 10. 5. Fleiſchliche waren ſie, ψοχικὸι, welche, ob ſie gleich mit Worten auch auf ein ewiges Leben fuͤhreten, doch alles nur auf dieſes zeitliche Leben, (welches oft ψυχὴ genennet wird Matth. 6, 25. u. ſ. w.) richteten, um darinn ihrem Bauche zu dienen, und dazu ihre Schaͤtze mit anzuwenden, daneben aber auch vor Menſchen hochangeſehen zu ſeyn. Von welchen ψυχικοῖς, welche Luthe- rus natuͤrliche Menſchen nennet, und die den geiſtlichen entgegen ſtehen, Paulus 1 Cor. 2, 14 ſaget, daß ſie nicht vernehmen, was des Geiſtes GOttes, ja daß es ihnen eine Thorheit ſey. Welchen irdiſchen Sinn zu bezeichnen, der Apoſtel Judas dazu ſetzet, daß ſie keinen Geiſt haben: das iſt, ſie gaben zwar viel Geiſt vor, wolten auch fuͤr geiſtliche gehalten ſeyn, wie ſon- derlich von den Gnoſticis bezeuget wird, aber ſie waren von dem Heiligen Geiſte weder geſalbet noch geſandt; und alſo war bey ihnen auch kein geiſtlicher Sinn, welcher zuweilen auch mit dem Namen des Geiſtes z. E. Joh. 3, 6 genen- net wird? O wie waͤre es zu wuͤnſchen, daß nicht noch heute zu tage unter denen Lehrern, welche den gemeinen Ehren-Namen aller glaͤubigen Chriſten, nemlich den Namen der Geiſtlichen, ſich ſonderlich, ja faſt allein, zueignen, ſo viele waͤren, von welchen man ſagen muß: Sie ſind fleiſchliche die keinen Geiſt haben! V. 20. 21. Jhr aber meine Lieben, erbauet euch auf euren allerheiligſten Glauben durch den Heiligen Geiſt und betet, und behaltet euch in der Liebe GOttes, und wartet auf die Barmhertzigkeit unſers HErrn JEſu Chriſti zum ewigen Leben. Anmerckungen. 1. Jm Beſchluſſe dieſes Briefes koͤmmt der Apoſtel wieder zu ſeinem erſten Haupt-Satze, auch Jnnhalte und Zwecke, welcher nach v. 3. war, die Glaͤubigen zu ermahnen, daß ſie ob dem einmal ihnen, als den Heiligen, vorgegebnen Glauben kaͤmpfen ſolten. Und da dringet er auf dieſe drey Haupt-Stuͤcke des thaͤtigen Chriſten- thums, auf Glauben, Liebe, und Hoffnung, und dabey aufs Gebet. 2. Von dem erſten Stuͤcke, dem Glau- ben, iſt inſonderheit folgendes zu mercken: a. Durch den Glauben verſtehet der Apoſtel ſo wohl alhier, als oben v. 3. den Glauben der Lehre, und des Hertzens: ſintemal eines ohne das andere unmoͤglich ſeyn kan. Denn durch die Glaubens-Lehre, oder durch das Evangeli- um von CHriſto, und den dazu gehoͤrigen Ge- heimniſſen vom Grunde und von der Ordnung des Heyls, entſtehet, vermoͤge der kraͤftigen Wirckung des Heiligen Geiſtes, der ſeligma- chende Glaube in dem Menſchen. Und gleich- wie der Glaube daraus, als aus dem lebendi- gen Samen, in der Wiedergeburt erwachſen iſt: alſo haͤlt er ſich auch an dieſem Grunde, und ſuchet darinn, daraus er ſein Leben hat, auch ſei- ne Nahrung zum Wachsthum: Da denn die Glaͤubigen, als wiedergeborne Kindlein, be- gierig ſind nach der lautern Milch des Evange- lii, auf daß ſie dadurch zunehmen moͤgen, nach- dem ſie einmal geſchmecket haben, daß der HErr freundlich und ſein Wort erqvicklich iſt. 1 Pet. 2, 3. b. Dieſer Glaube iſt der allerheiligſte: und zwar in Anſehung α. Der Lehre, welche von dem Allerheiligſten koͤmmt, und zu dem Allerheiligſten fuͤhret, und von ſolchen Geheimniſſen und Pflichten handelt, welche recht heilig und ehrwuͤrdig ſind, auch auf lauter Heiligkeit gehet; als welche den Grund und die Ordnung aller wahren Heiligung und daher entſtehenden Heiligkeit zeiget. β. Der Gabe in der Seele; da der von dem Heiligen Geiſt gewirckete Glaube in keinen andern, als in den Heiligen, welchen er nach v. 3. zur Beylage gegeben iſt, ſich findet, und wie bey ihnen alle wahre Heiligung anhebet, alſo dieſelbe auch unterhaͤlt und immer mehr befordert: ſintemal er einen beſtaͤndigen Ein- fluß giebet in alle Pflichten der Liebe gegen GOTT, uns ſelbſt, und den Naͤchſten, welche alſo zur Heiligung gehoͤren, daß ſie ohne Glauben keine heilige, ſondern ſuͤndli- che Wercke ſeyn wuͤrden, nach Roͤm. 16, 23. Dieſen allerheiligſten Glauben nennet Pe- trus 2 Ep. 1, 1, πίςιν ἰσότιμον, den eben ſo theuren Glauben, welchen die Wiederge- bornen in der Gerechtigkeit Chriſti uͤber- kommen hatten. c. Auf dieſen allerheiligſten Glauben ſolten ſich die Glaͤubigen ſelbſt erbauen: α. Die Glaubens-Lehre war das ihrem gan- tzen Chriſtenthum, was der tiefgelegte und beveſtigte Grund einem gantzen Gebaͤude iſt. Darum Paulus die glaͤubigen Epheſier c. 2, 20 nennet erbauete auf den Grund der

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 778. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/780>, abgerufen am 24.11.2024.