Lange, Helene: Die höhere Mädchenschule und ihre Bestimmung. Berlin, 1887.dieselbe gestattet, Mittel dagegen anwenden können, deren 1) Gedanken über Erziehung und Unterricht von Tinette Homberg.
2te Aufl. Berlin 1861, bei Fr. Enslin. S. 205 ff. dieselbe gestattet, Mittel dagegen anwenden können, deren 1) Gedanken über Erziehung und Unterricht von Tinette Homberg.
2te Aufl. Berlin 1861, bei Fr. Enslin. S. 205 ff. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0029" n="28"/> dieselbe gestattet, Mittel dagegen anwenden können, deren<lb/> Gebrauch dem Lehrer <hi rendition="#g">nicht</hi> freisteht und nicht freistehen<lb/> darf. Schon die einfache Unterredung unter vier Augen,<lb/> unser Haupterziehungsmittel, wird sich ein taktvoller Pä-<lb/> dagog höchst selten gestatten. Und so behauptet Tinette<lb/> Homberg mit vollem Recht, daß der höhere Geist und das<lb/> höhere Wissen den Männern beim Einfluß auf die tiefere<lb/> Ausbildung unseres Geschlechts das nicht ersetzen könne,<lb/> „was ihnen doch nun einmal natürlicher Weise fehlt, näm-<lb/> lich das <hi rendition="#g">feinere Verständnis der tief innerlichsten<lb/> weiblichen Natur</hi> — und dies, weil sie eben <hi rendition="#g">Männer</hi><lb/> und nicht Frauen sind! Denn wie <hi rendition="#g">nur der Vater die<lb/> volle Eigentümlichkeit des Knaben schnell und<lb/> ganz begreift</hi> und unter der rohen Schale den un-<lb/> geschliffnen Diamanten mit ruhiger Freude erkennt, wo<lb/> vielleicht die <hi rendition="#g">Mutter</hi> mit Sorge und Kummer auf das<lb/> rohe, wilde Wesen blickt und gar nicht recht glauben will,<lb/> daß aus diesen gährenden Stoffen künftig dennoch ein<lb/> klarer und edler Geist hervorgehen könne — eben so bleibt<lb/> auch umgekehrt dem Vater das innerlichste Wesen seiner<lb/> Töchter meist unverständlich.... <hi rendition="#g">Das</hi> steht fest bei mir:<lb/><hi rendition="#g">ganz</hi>, bis in die <hi rendition="#g">tiefsten</hi> Falten hinein, versteht die <hi rendition="#g">Psyche<lb/> der Frau nur die weibliche</hi>, die des <hi rendition="#g">Mannes aber<lb/> auch nur die männliche</hi>“<note place="foot" n="1)">Gedanken über Erziehung und Unterricht von Tinette Homberg.<lb/> 2te Aufl. Berlin 1861, bei Fr. Enslin. S. 205 ff.</note>. Dieser Satz scheint uns we-<lb/> nigstens in Bezug auf die Entwicklungsjahre unbestreitbar,<lb/> und wenn in scheinbarem Widerspruch damit gerade in diesen<lb/> Jahren erfahrungsgemäß die Mutter häufig den größeren<lb/> Einfluß auf den Sohn, der Vater auf die Tochter hat, so<lb/> hat das seine letzte Ursache doch in dem eigentümlichen Reiz,<lb/> den das uns immer geheimnisvoll bleibende Unbekannte im<lb/> geistigen Leben des anderen Geschlechts auf uns ausübt;<lb/> in jener mysteriösen Wechselwirkung der Geschlechter, die<lb/><hi rendition="#g">pädagogisch wünschenswert</hi> nur da erscheint, wo die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [28/0029]
dieselbe gestattet, Mittel dagegen anwenden können, deren
Gebrauch dem Lehrer nicht freisteht und nicht freistehen
darf. Schon die einfache Unterredung unter vier Augen,
unser Haupterziehungsmittel, wird sich ein taktvoller Pä-
dagog höchst selten gestatten. Und so behauptet Tinette
Homberg mit vollem Recht, daß der höhere Geist und das
höhere Wissen den Männern beim Einfluß auf die tiefere
Ausbildung unseres Geschlechts das nicht ersetzen könne,
„was ihnen doch nun einmal natürlicher Weise fehlt, näm-
lich das feinere Verständnis der tief innerlichsten
weiblichen Natur — und dies, weil sie eben Männer
und nicht Frauen sind! Denn wie nur der Vater die
volle Eigentümlichkeit des Knaben schnell und
ganz begreift und unter der rohen Schale den un-
geschliffnen Diamanten mit ruhiger Freude erkennt, wo
vielleicht die Mutter mit Sorge und Kummer auf das
rohe, wilde Wesen blickt und gar nicht recht glauben will,
daß aus diesen gährenden Stoffen künftig dennoch ein
klarer und edler Geist hervorgehen könne — eben so bleibt
auch umgekehrt dem Vater das innerlichste Wesen seiner
Töchter meist unverständlich.... Das steht fest bei mir:
ganz, bis in die tiefsten Falten hinein, versteht die Psyche
der Frau nur die weibliche, die des Mannes aber
auch nur die männliche“ 1). Dieser Satz scheint uns we-
nigstens in Bezug auf die Entwicklungsjahre unbestreitbar,
und wenn in scheinbarem Widerspruch damit gerade in diesen
Jahren erfahrungsgemäß die Mutter häufig den größeren
Einfluß auf den Sohn, der Vater auf die Tochter hat, so
hat das seine letzte Ursache doch in dem eigentümlichen Reiz,
den das uns immer geheimnisvoll bleibende Unbekannte im
geistigen Leben des anderen Geschlechts auf uns ausübt;
in jener mysteriösen Wechselwirkung der Geschlechter, die
pädagogisch wünschenswert nur da erscheint, wo die
1) Gedanken über Erziehung und Unterricht von Tinette Homberg.
2te Aufl. Berlin 1861, bei Fr. Enslin. S. 205 ff.
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