Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856.

Bild:
<< vorherige Seite

des Gambitangriffes bedingt. Wir nennen diesen Lauferzug
Grundmoment, da er durch den gleichzeitigen Angriff auf
den Punkt f 7 den Königsangriff vertritt und somit dauernd
an die Grundidee des Spieles erinnert. Ein drittes Moment
muss endlich noch zur Ausführung des Gambits als Hülfsmo-
ment herangezogen werden, indem es einmal das Character-
moment bei dem Angriff auf den Punkt e 5 direct oder in-
direct unterstützt und indem es durch die Entwickelung einer
Figur dem allgemeinen Angriff wiederholt Genüge leistet.
Durch jene drei Züge, das Charactermoment, Grundmoment,
Hülfsmoment wird das erste Stadium des Gambitangriffes
vollständig abgeschlossen.

§. 235. Das zweite Stadium des Gambitangriffes knüpft
zunächst an die correcten Vertheidigungsvarianten des ersten
an. Letztere enthalten sämmtliche Spielarten des angenom-
menen Gambits, d. h. diejenigen, in welchen der Nachzie-
hende die Angriffe der Gambitbauern gegen den Punkt e 5
durch Wegnahme derselben mit dem eigenen Königsbauer
abschlägt, denn hierin allein kann die regelmässige Verthei-
digung, welche dem directen Angriffe der Charactermomente
entspricht, gefunden werden. Nach diesem Verfahren bieten
sich nun dem Nachziehenden zwei normale Fortsetzungen,
indem er entweder seinen auf d 4 oder f 4 geschobenen Kö-
nigsbauer in consequenter directer Weise zu vertheidigen
sucht, oder indem er den Bauer aufgebend nun seinerseits
zu einem gleichen Gambitverfahren sich entschliesst. Die
consequente Fortsetzung des Gambitangriffes knüpft sich
hauptsächlich an jenes erste Verfahren des Nachziehenden,
welches eine fortgesetzte directe Vertheidigung des König-
bauers oder überhaupt des Vortheiles von einem Bauer mehr
zum Zwecke hat. Letzterer wird nun mit dem Ausdruck
Gambitbauer bezeichnet, und der Gambitgeber kann entweder
den Angriff darauf allein richten, oder ganz abgesehen da-
von bloss in der allgemeinen Entwickelung fortwährend den
gemeinen Angriff ins Auge fassen. Endlich giebt es noch
eine gemischte Angriffsweise, welche beide Zwecke so gut
als möglich zu gleicher Zeit verfolgt.

§. 236. Der Character der drei Angriffsarten im zwei-

10

des Gambitangriffes bedingt. Wir nennen diesen Lauferzug
Grundmoment, da er durch den gleichzeitigen Angriff auf
den Punkt f 7 den Königsangriff vertritt und somit dauernd
an die Grundidee des Spieles erinnert. Ein drittes Moment
muss endlich noch zur Ausführung des Gambits als Hülfsmo-
ment herangezogen werden, indem es einmal das Character-
moment bei dem Angriff auf den Punkt e 5 direct oder in-
direct unterstützt und indem es durch die Entwickelung einer
Figur dem allgemeinen Angriff wiederholt Genüge leistet.
Durch jene drei Züge, das Charactermoment, Grundmoment,
Hülfsmoment wird das erste Stadium des Gambitangriffes
vollständig abgeschlossen.

§. 235. Das zweite Stadium des Gambitangriffes knüpft
zunächst an die correcten Vertheidigungsvarianten des ersten
an. Letztere enthalten sämmtliche Spielarten des angenom-
menen Gambits, d. h. diejenigen, in welchen der Nachzie-
hende die Angriffe der Gambitbauern gegen den Punkt e 5
durch Wegnahme derselben mit dem eigenen Königsbauer
abschlägt, denn hierin allein kann die regelmässige Verthei-
digung, welche dem directen Angriffe der Charactermomente
entspricht, gefunden werden. Nach diesem Verfahren bieten
sich nun dem Nachziehenden zwei normale Fortsetzungen,
indem er entweder seinen auf d 4 oder f 4 geschobenen Kö-
nigsbauer in consequenter directer Weise zu vertheidigen
sucht, oder indem er den Bauer aufgebend nun seinerseits
zu einem gleichen Gambitverfahren sich entschliesst. Die
consequente Fortsetzung des Gambitangriffes knüpft sich
hauptsächlich an jenes erste Verfahren des Nachziehenden,
welches eine fortgesetzte directe Vertheidigung des König-
bauers oder überhaupt des Vortheiles von einem Bauer mehr
zum Zwecke hat. Letzterer wird nun mit dem Ausdruck
Gambitbauer bezeichnet, und der Gambitgeber kann entweder
den Angriff darauf allein richten, oder ganz abgesehen da-
von bloss in der allgemeinen Entwickelung fortwährend den
gemeinen Angriff ins Auge fassen. Endlich giebt es noch
eine gemischte Angriffsweise, welche beide Zwecke so gut
als möglich zu gleicher Zeit verfolgt.

§. 236. Der Character der drei Angriffsarten im zwei-

10
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <p><pb facs="#f0157" n="145"/>
des Gambitangriffes bedingt. Wir nennen diesen Lauferzug<lb/>
Grundmoment, da er durch den gleichzeitigen Angriff auf<lb/>
den Punkt <hi rendition="#i">f</hi> 7 den Königsangriff vertritt und somit dauernd<lb/>
an die Grundidee des Spieles erinnert. Ein drittes Moment<lb/>
muss endlich noch zur Ausführung des Gambits als Hülfsmo-<lb/>
ment herangezogen werden, indem es einmal das Character-<lb/>
moment bei dem Angriff auf den Punkt <hi rendition="#i">e</hi> 5 direct oder in-<lb/>
direct unterstützt und indem es durch die Entwickelung einer<lb/>
Figur dem allgemeinen Angriff wiederholt Genüge leistet.<lb/>
Durch jene drei Züge, das Charactermoment, Grundmoment,<lb/>
Hülfsmoment wird das erste Stadium des Gambitangriffes<lb/>
vollständig abgeschlossen.</p><lb/>
                    <p>§. 235. Das zweite Stadium des Gambitangriffes knüpft<lb/>
zunächst an die correcten Vertheidigungsvarianten des ersten<lb/>
an. Letztere enthalten sämmtliche Spielarten des angenom-<lb/>
menen Gambits, d. h. diejenigen, in welchen der Nachzie-<lb/>
hende die Angriffe der Gambitbauern gegen den Punkt <hi rendition="#i">e</hi> 5<lb/>
durch Wegnahme derselben mit dem eigenen Königsbauer<lb/>
abschlägt, denn hierin allein kann die regelmässige Verthei-<lb/>
digung, welche dem directen Angriffe der Charactermomente<lb/>
entspricht, gefunden werden. Nach diesem Verfahren bieten<lb/>
sich nun dem Nachziehenden zwei normale Fortsetzungen,<lb/>
indem er entweder seinen auf <hi rendition="#i">d</hi> 4 oder <hi rendition="#i">f</hi> 4 geschobenen Kö-<lb/>
nigsbauer in consequenter directer Weise zu vertheidigen<lb/>
sucht, oder indem er den Bauer aufgebend nun seinerseits<lb/>
zu einem gleichen Gambitverfahren sich entschliesst. Die<lb/>
consequente Fortsetzung des Gambitangriffes knüpft sich<lb/>
hauptsächlich an jenes erste Verfahren des Nachziehenden,<lb/>
welches eine fortgesetzte directe Vertheidigung des König-<lb/>
bauers oder überhaupt des Vortheiles von einem Bauer mehr<lb/>
zum Zwecke hat. Letzterer wird nun mit dem Ausdruck<lb/>
Gambitbauer bezeichnet, und der Gambitgeber kann entweder<lb/>
den Angriff darauf allein richten, oder ganz abgesehen da-<lb/>
von bloss in der allgemeinen Entwickelung fortwährend den<lb/>
gemeinen Angriff ins Auge fassen. Endlich giebt es noch<lb/>
eine gemischte Angriffsweise, welche beide Zwecke so gut<lb/>
als möglich zu gleicher Zeit verfolgt.</p><lb/>
                    <p>§. 236. Der Character der drei Angriffsarten im zwei-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">10</fw><lb/></p>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0157] des Gambitangriffes bedingt. Wir nennen diesen Lauferzug Grundmoment, da er durch den gleichzeitigen Angriff auf den Punkt f 7 den Königsangriff vertritt und somit dauernd an die Grundidee des Spieles erinnert. Ein drittes Moment muss endlich noch zur Ausführung des Gambits als Hülfsmo- ment herangezogen werden, indem es einmal das Character- moment bei dem Angriff auf den Punkt e 5 direct oder in- direct unterstützt und indem es durch die Entwickelung einer Figur dem allgemeinen Angriff wiederholt Genüge leistet. Durch jene drei Züge, das Charactermoment, Grundmoment, Hülfsmoment wird das erste Stadium des Gambitangriffes vollständig abgeschlossen. §. 235. Das zweite Stadium des Gambitangriffes knüpft zunächst an die correcten Vertheidigungsvarianten des ersten an. Letztere enthalten sämmtliche Spielarten des angenom- menen Gambits, d. h. diejenigen, in welchen der Nachzie- hende die Angriffe der Gambitbauern gegen den Punkt e 5 durch Wegnahme derselben mit dem eigenen Königsbauer abschlägt, denn hierin allein kann die regelmässige Verthei- digung, welche dem directen Angriffe der Charactermomente entspricht, gefunden werden. Nach diesem Verfahren bieten sich nun dem Nachziehenden zwei normale Fortsetzungen, indem er entweder seinen auf d 4 oder f 4 geschobenen Kö- nigsbauer in consequenter directer Weise zu vertheidigen sucht, oder indem er den Bauer aufgebend nun seinerseits zu einem gleichen Gambitverfahren sich entschliesst. Die consequente Fortsetzung des Gambitangriffes knüpft sich hauptsächlich an jenes erste Verfahren des Nachziehenden, welches eine fortgesetzte directe Vertheidigung des König- bauers oder überhaupt des Vortheiles von einem Bauer mehr zum Zwecke hat. Letzterer wird nun mit dem Ausdruck Gambitbauer bezeichnet, und der Gambitgeber kann entweder den Angriff darauf allein richten, oder ganz abgesehen da- von bloss in der allgemeinen Entwickelung fortwährend den gemeinen Angriff ins Auge fassen. Endlich giebt es noch eine gemischte Angriffsweise, welche beide Zwecke so gut als möglich zu gleicher Zeit verfolgt. §. 236. Der Character der drei Angriffsarten im zwei- 10

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/157
Zitationshilfe: Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/157>, abgerufen am 23.11.2024.