Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856.

Bild:
<< vorherige Seite

führten, während sonst analytische Untersuchungen um der
Analyse selbst gegeben wurden und bei Einfügung mehr oder
weniger unrichtiger Züge dies ausdrücklich bemerkt werden
musste.


4. Freie Literatur.

Zweiundsiebenzigstes Kapitel.
Freie Prosa und Poesie.

§. 449. Es giebt eine Klasse ganz freier belletristi-
scher Schöpfungen, denen gewisse Schachbeziehungen zu
Grunde liegen oder in welche einzelne Schachideen auf
sinnige Weise verwebt werden. Daraus entstehen sogenannte
Schachromane und Schachnovellen, welche die modernen
Schachjournale, vorzüglich Frankreichs, in mannigfacher
Weise geliefert haben. Oft treten dabei die eigentlichen
Schachbeziehungen in den Hintergrund; zuweilen werden
bloss sociale Verhältnisse einzelner Spieler aufgefasst. Stets
aber bleibt eine mehr oder weniger wichtige Anspielung auf
Schachverhältnisse der Grundcharakter. In grösserem Stile
hat der feurige Heinse diesen Literaturzweig bearbeitet,
obgleich wohl nur der erste Theil des betreffenden Werkes,
nämlich seiner Anastasia, den eigentlichen Charakter eines
Schachromans inne hält, da der andere fast gänzlich von
theoretischen und praktischen Schacherörterungen absorbirt
wird.

§. 450. Unter den poetischen Schacherzeugnissen be-
schäftigen sich die ältesten meist mit dem Schachstoffe an
sich und zwar entweder in didaktischer Methode die Erfin-
dung und Organisation des Spieles darstellend oder in ver-
herrlichender Tendenz die Vorzüge desselben schildernd.
Eine andere Klasse von Poesien betrifft sociale Verhältnisse
der Spieler in ihren gegenseitigen Beziehungen als Menschen
überhaupt. Endlich finden sich noch Gedichte, welche Spiele
und Wettkämpfe behandeln, insoweit bei deren poetischer

führten, während sonst analytische Untersuchungen um der
Analyse selbst gegeben wurden und bei Einfügung mehr oder
weniger unrichtiger Züge dies ausdrücklich bemerkt werden
musste.


4. Freie Literatur.

Zweiundsiebenzigstes Kapitel.
Freie Prosa und Poesie.

§. 449. Es giebt eine Klasse ganz freier belletristi-
scher Schöpfungen, denen gewisse Schachbeziehungen zu
Grunde liegen oder in welche einzelne Schachideen auf
sinnige Weise verwebt werden. Daraus entstehen sogenannte
Schachromane und Schachnovellen, welche die modernen
Schachjournale, vorzüglich Frankreichs, in mannigfacher
Weise geliefert haben. Oft treten dabei die eigentlichen
Schachbeziehungen in den Hintergrund; zuweilen werden
bloss sociale Verhältnisse einzelner Spieler aufgefasst. Stets
aber bleibt eine mehr oder weniger wichtige Anspielung auf
Schachverhältnisse der Grundcharakter. In grösserem Stile
hat der feurige Heinse diesen Literaturzweig bearbeitet,
obgleich wohl nur der erste Theil des betreffenden Werkes,
nämlich seiner Anastasia, den eigentlichen Charakter eines
Schachromans inne hält, da der andere fast gänzlich von
theoretischen und praktischen Schacherörterungen absorbirt
wird.

§. 450. Unter den poetischen Schacherzeugnissen be-
schäftigen sich die ältesten meist mit dem Schachstoffe an
sich und zwar entweder in didaktischer Methode die Erfin-
dung und Organisation des Spieles darstellend oder in ver-
herrlichender Tendenz die Vorzüge desselben schildernd.
Eine andere Klasse von Poesien betrifft sociale Verhältnisse
der Spieler in ihren gegenseitigen Beziehungen als Menschen
überhaupt. Endlich finden sich noch Gedichte, welche Spiele
und Wettkämpfe behandeln, insoweit bei deren poetischer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0275" n="263"/>
führten, während sonst analytische Untersuchungen um der<lb/>
Analyse selbst gegeben wurden und bei Einfügung mehr oder<lb/>
weniger unrichtiger Züge dies ausdrücklich bemerkt werden<lb/>
musste.</p>
              </div>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">4. Freie Literatur.</hi> </head><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
              <div n="5">
                <head><hi rendition="#b">Zweiundsiebenzigstes Kapitel.</hi><lb/>
Freie Prosa und Poesie.</head><lb/>
                <p>§. 449. Es giebt eine Klasse ganz freier belletristi-<lb/>
scher Schöpfungen, denen gewisse Schachbeziehungen zu<lb/>
Grunde liegen oder in welche einzelne Schachideen auf<lb/>
sinnige Weise verwebt werden. Daraus entstehen sogenannte<lb/>
Schachromane und Schachnovellen, welche die modernen<lb/>
Schachjournale, vorzüglich Frankreichs, in mannigfacher<lb/>
Weise geliefert haben. Oft treten dabei die eigentlichen<lb/>
Schachbeziehungen in den Hintergrund; zuweilen werden<lb/>
bloss sociale Verhältnisse einzelner Spieler aufgefasst. Stets<lb/>
aber bleibt eine mehr oder weniger wichtige Anspielung auf<lb/>
Schachverhältnisse der Grundcharakter. In grösserem Stile<lb/>
hat der feurige <hi rendition="#g">Heinse</hi> diesen Literaturzweig bearbeitet,<lb/>
obgleich wohl nur der erste Theil des betreffenden Werkes,<lb/>
nämlich seiner <hi rendition="#g">Anastasia</hi>, den eigentlichen Charakter eines<lb/>
Schachromans inne hält, da der andere fast gänzlich von<lb/>
theoretischen und praktischen Schacherörterungen absorbirt<lb/>
wird.</p><lb/>
                <p>§. 450. Unter den poetischen Schacherzeugnissen be-<lb/>
schäftigen sich die ältesten meist mit dem Schachstoffe an<lb/>
sich und zwar entweder in didaktischer Methode die Erfin-<lb/>
dung und Organisation des Spieles darstellend oder in ver-<lb/>
herrlichender Tendenz die Vorzüge desselben schildernd.<lb/>
Eine andere Klasse von Poesien betrifft sociale Verhältnisse<lb/>
der Spieler in ihren gegenseitigen Beziehungen als Menschen<lb/>
überhaupt. Endlich finden sich noch Gedichte, welche Spiele<lb/>
und Wettkämpfe behandeln, insoweit bei deren poetischer<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[263/0275] führten, während sonst analytische Untersuchungen um der Analyse selbst gegeben wurden und bei Einfügung mehr oder weniger unrichtiger Züge dies ausdrücklich bemerkt werden musste. 4. Freie Literatur. Zweiundsiebenzigstes Kapitel. Freie Prosa und Poesie. §. 449. Es giebt eine Klasse ganz freier belletristi- scher Schöpfungen, denen gewisse Schachbeziehungen zu Grunde liegen oder in welche einzelne Schachideen auf sinnige Weise verwebt werden. Daraus entstehen sogenannte Schachromane und Schachnovellen, welche die modernen Schachjournale, vorzüglich Frankreichs, in mannigfacher Weise geliefert haben. Oft treten dabei die eigentlichen Schachbeziehungen in den Hintergrund; zuweilen werden bloss sociale Verhältnisse einzelner Spieler aufgefasst. Stets aber bleibt eine mehr oder weniger wichtige Anspielung auf Schachverhältnisse der Grundcharakter. In grösserem Stile hat der feurige Heinse diesen Literaturzweig bearbeitet, obgleich wohl nur der erste Theil des betreffenden Werkes, nämlich seiner Anastasia, den eigentlichen Charakter eines Schachromans inne hält, da der andere fast gänzlich von theoretischen und praktischen Schacherörterungen absorbirt wird. §. 450. Unter den poetischen Schacherzeugnissen be- schäftigen sich die ältesten meist mit dem Schachstoffe an sich und zwar entweder in didaktischer Methode die Erfin- dung und Organisation des Spieles darstellend oder in ver- herrlichender Tendenz die Vorzüge desselben schildernd. Eine andere Klasse von Poesien betrifft sociale Verhältnisse der Spieler in ihren gegenseitigen Beziehungen als Menschen überhaupt. Endlich finden sich noch Gedichte, welche Spiele und Wettkämpfe behandeln, insoweit bei deren poetischer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/275
Zitationshilfe: Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/275>, abgerufen am 23.11.2024.