Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916.bestem Gewissen arbeiten werden. Oder wollen die bestem Gewissen arbeiten werden. Oder wollen die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0154" n="152"/> bestem Gewissen arbeiten werden. Oder wollen die<lb/> Frauen, wenn sie im Parlament sitzen werden, Gesetze<lb/> zu Gunsten der Frauen, zum Nachteil der Männer machen,<lb/> wie es jetzt schon in England solche Gesetze gibt? Dann<lb/> müssen wir dringend ablehnen; wir haben nicht nur<lb/> Töchter, sondern auch Söhne, deren Zukunft wir nicht<lb/> unter parteiische Gesetze stellen möchten! Man verspricht<lb/> uns, unter dem Szepter der Frauen, einen gesunden<lb/> Jugendschutz und hat durch geistige Überlastung unserer<lb/> weiblichen Jugend, durch frühzeitige Erwerbsarbeit aller<lb/> Mädchen die Gesundheit unserer weiblichen Jugend unter-<lb/> graben und treibt Raubbau mit der Kraft der deutschen<lb/> Frauen. Will man den Brunnen zudecken, nachdem das<lb/> Kind hineingefallen ist? Man verspricht uns die Be-<lb/> kämpfung der Unsittlichkeit, und wir sehen auf Schritt<lb/> und Tritt, wie durch die größere Freiheit, die die Frauen-<lb/> bewegung den Mädchen geschaffen hat, die Sittlichkeit<lb/> schwindet. Die jungen Männer, von denen man früher<lb/> glaubte, sie müßten sich austoben, werden von Eltern<lb/> und Lehrern seit langem gewarnt, und viele unserer jungen<lb/> Männer nehmen sich in straffe Selbstzucht. Nun will<lb/> man unseren Töchtern die Freiheit zugestehen, die man<lb/> für unsere Söhne als unheilvoll erkannt hat. Mit den<lb/> Bestrebungen des „Bundes für Mutterschutz“ (von dem<lb/> Spötter sagen, er müßte besser „Der Bund zum Schutz<lb/> der Mütter vor dem Kinde“ heißen), hat ein übertriebener,<lb/> ungesunder Schutz der unehelichen Mütter eingesetzt.<lb/> Ganz gewiß soll unsere menschlich fühlende Zeit die alte<lb/> Einschätzung des gefallenen Mädchens nicht wieder herauf-<lb/> beschwören, aber man sollte doch bedenken, daß diese un-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [152/0154]
bestem Gewissen arbeiten werden. Oder wollen die
Frauen, wenn sie im Parlament sitzen werden, Gesetze
zu Gunsten der Frauen, zum Nachteil der Männer machen,
wie es jetzt schon in England solche Gesetze gibt? Dann
müssen wir dringend ablehnen; wir haben nicht nur
Töchter, sondern auch Söhne, deren Zukunft wir nicht
unter parteiische Gesetze stellen möchten! Man verspricht
uns, unter dem Szepter der Frauen, einen gesunden
Jugendschutz und hat durch geistige Überlastung unserer
weiblichen Jugend, durch frühzeitige Erwerbsarbeit aller
Mädchen die Gesundheit unserer weiblichen Jugend unter-
graben und treibt Raubbau mit der Kraft der deutschen
Frauen. Will man den Brunnen zudecken, nachdem das
Kind hineingefallen ist? Man verspricht uns die Be-
kämpfung der Unsittlichkeit, und wir sehen auf Schritt
und Tritt, wie durch die größere Freiheit, die die Frauen-
bewegung den Mädchen geschaffen hat, die Sittlichkeit
schwindet. Die jungen Männer, von denen man früher
glaubte, sie müßten sich austoben, werden von Eltern
und Lehrern seit langem gewarnt, und viele unserer jungen
Männer nehmen sich in straffe Selbstzucht. Nun will
man unseren Töchtern die Freiheit zugestehen, die man
für unsere Söhne als unheilvoll erkannt hat. Mit den
Bestrebungen des „Bundes für Mutterschutz“ (von dem
Spötter sagen, er müßte besser „Der Bund zum Schutz
der Mütter vor dem Kinde“ heißen), hat ein übertriebener,
ungesunder Schutz der unehelichen Mütter eingesetzt.
Ganz gewiß soll unsere menschlich fühlende Zeit die alte
Einschätzung des gefallenen Mädchens nicht wieder herauf-
beschwören, aber man sollte doch bedenken, daß diese un-
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(2017-04-13T13:51:38Z)
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Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
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