Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916.
die Frauenvereinigungen aus den Parteien Daß die Frauen recht gut wissen, wessen Geschäfte 5
die Frauenvereinigungen aus den Parteien Daß die Frauen recht gut wissen, wessen Geschäfte 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><hi rendition="#g"><pb facs="#f0071" n="69"/> die Frauenvereinigungen aus den Parteien<lb/> auszuscheiden</hi>, und die Rechtlerinnen ihre eigene<lb/> Politik machen zu lassen; die Frauenstimmrechtsländer<lb/> zeigen gar zu deutlich, wohin der erste verhängnisvolle<lb/> Schritt mit geradezu logischer Notwendigkeit führt. Die<lb/> Folge könnte nur eine vollkommene Zersetzung unserer<lb/> Parteiverhältnisse sein. <hi rendition="#g">Für die Mittelparteien<lb/> geht es bei der Herrschaft des Frauen-<lb/> stimmrechts um die Existenz, einen Partei-<lb/> gewinn hätten nur das Zentrum und die<lb/> Sozialdemokratie</hi>, denen die Massen zur Verfügung<lb/> stehen. – Das Zentrum, das seiner ganzen konservativ-<lb/> christlichen Natur entsprechend ein geschworener Feind<lb/> der Frauenemanzipation sein sollte, zeigt in den letzten<lb/> Jahren große Neigung zur Begünstigung des Frauen-<lb/> stimmrechts. Clara Elben schrieb zu dieser Haltung des<lb/> Zentrums schon im Jahre 1907 in der „Frau“ folgende<lb/> beherzigenswerten Sätze: „Meines Erachtens werden wir<lb/> es über kurz oder lang erleben, daß das Zentrum am<lb/> eifrigsten für das Stimmrecht agitiert. Doch wird es<lb/> ihm damit wohl ergehen, wie es Napoleon <hi rendition="#aq">III</hi>. und<lb/> Bismarck mit Einführung des allgemeinen Stimmrechts<lb/> erging. Nach kurzer Zeit hat es sich gegen sie gewandt<lb/> und ist dem Radikalismus und Sozialismus zugute<lb/> gekommen.“</p><lb/> <p>Daß die Frauen recht gut wissen, wessen Geschäfte<lb/> durch das Frauenstimmrecht besorgt werden, wurde auch<lb/> von Minna Cauer angedeutet, als sie darauf hinwies,<lb/> daß die Entwicklung schließlich wohl auf einen großen<lb/> Entscheidungskampf zwischen Sozialdemokratie und<lb/> <fw place="bottom" type="sig">5</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [69/0071]
die Frauenvereinigungen aus den Parteien
auszuscheiden, und die Rechtlerinnen ihre eigene
Politik machen zu lassen; die Frauenstimmrechtsländer
zeigen gar zu deutlich, wohin der erste verhängnisvolle
Schritt mit geradezu logischer Notwendigkeit führt. Die
Folge könnte nur eine vollkommene Zersetzung unserer
Parteiverhältnisse sein. Für die Mittelparteien
geht es bei der Herrschaft des Frauen-
stimmrechts um die Existenz, einen Partei-
gewinn hätten nur das Zentrum und die
Sozialdemokratie, denen die Massen zur Verfügung
stehen. – Das Zentrum, das seiner ganzen konservativ-
christlichen Natur entsprechend ein geschworener Feind
der Frauenemanzipation sein sollte, zeigt in den letzten
Jahren große Neigung zur Begünstigung des Frauen-
stimmrechts. Clara Elben schrieb zu dieser Haltung des
Zentrums schon im Jahre 1907 in der „Frau“ folgende
beherzigenswerten Sätze: „Meines Erachtens werden wir
es über kurz oder lang erleben, daß das Zentrum am
eifrigsten für das Stimmrecht agitiert. Doch wird es
ihm damit wohl ergehen, wie es Napoleon III. und
Bismarck mit Einführung des allgemeinen Stimmrechts
erging. Nach kurzer Zeit hat es sich gegen sie gewandt
und ist dem Radikalismus und Sozialismus zugute
gekommen.“
Daß die Frauen recht gut wissen, wessen Geschäfte
durch das Frauenstimmrecht besorgt werden, wurde auch
von Minna Cauer angedeutet, als sie darauf hinwies,
daß die Entwicklung schließlich wohl auf einen großen
Entscheidungskampf zwischen Sozialdemokratie und
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