Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916.

Bild:
<< vorherige Seite

gebunden und von der Lügenpresse ausgenutzt wurde,
war ein Phantom, und wir alle sind heute froh über
die musterhafte Ordnung des vielverschrieenen Büro-
kratismus, die uns rettet. Der verlästerte Militarismus
mit seiner gehaßten Disziplin ist unser Notanker, auf
den wir uns verlassen. Unser noch kurz vor dem Kriege
aus geringfügigem Anlaß so schwer beleidigtes Offizier-
korps ist mit einem Schlage auch in den Augen des
gemeinen Mannes wieder die untadlige Elite der waffen-
freudigen Nation, die es immer war.

Das begeisterte heldenhafte Eintreten des ganzen
deutschen Volkes in allen seinen Schichten für die Rettung
und Größe des Vaterlandes beweist, was heute der treu-
sorgende Staat dem einzelnen schon im Frieden geworden
ist. Ruhigen Herzens und in der Gewißheit, daß für
Weib und Kind nach Kräften gesorgt wird, zieht der
Wehrmann ins Feld, jeder weiß, die Rettung des Vater-
landes ist auch deine und der Deinigen Rettung.
Wahrlich, es lohnt sich, für ein solches Vaterland freudig
in Not und Tod zu gehen! Dieses Gefühl heißer
Vaterlandsliebe durchdringt heute auch den Arbeiter, dem
noch vor kurzem der Begriff des Vaterlandes als eine
Lächerlichkeit erschien, weil er zu seinen Utopien nicht
paßte.

Mit eigenartigen Gefühlen müssen heute, wo es
auf jeden Mann und jedes Schiff ankommt, unsere
radikalen Demokraten der Zeiten gedenken, da sie um
jeden Groschen für Heer und Flotte feilschten, von "ufer-
losen Flottenplänen" und "Mordspatrioten" redeten und
zum Schluß diesem Staate, der heute seine Feuerprobe

gebunden und von der Lügenpresse ausgenutzt wurde,
war ein Phantom, und wir alle sind heute froh über
die musterhafte Ordnung des vielverschrieenen Büro-
kratismus, die uns rettet. Der verlästerte Militarismus
mit seiner gehaßten Disziplin ist unser Notanker, auf
den wir uns verlassen. Unser noch kurz vor dem Kriege
aus geringfügigem Anlaß so schwer beleidigtes Offizier-
korps ist mit einem Schlage auch in den Augen des
gemeinen Mannes wieder die untadlige Elite der waffen-
freudigen Nation, die es immer war.

Das begeisterte heldenhafte Eintreten des ganzen
deutschen Volkes in allen seinen Schichten für die Rettung
und Größe des Vaterlandes beweist, was heute der treu-
sorgende Staat dem einzelnen schon im Frieden geworden
ist. Ruhigen Herzens und in der Gewißheit, daß für
Weib und Kind nach Kräften gesorgt wird, zieht der
Wehrmann ins Feld, jeder weiß, die Rettung des Vater-
landes ist auch deine und der Deinigen Rettung.
Wahrlich, es lohnt sich, für ein solches Vaterland freudig
in Not und Tod zu gehen! Dieses Gefühl heißer
Vaterlandsliebe durchdringt heute auch den Arbeiter, dem
noch vor kurzem der Begriff des Vaterlandes als eine
Lächerlichkeit erschien, weil er zu seinen Utopien nicht
paßte.

Mit eigenartigen Gefühlen müssen heute, wo es
auf jeden Mann und jedes Schiff ankommt, unsere
radikalen Demokraten der Zeiten gedenken, da sie um
jeden Groschen für Heer und Flotte feilschten, von „ufer-
losen Flottenplänen“ und „Mordspatrioten“ redeten und
zum Schluß diesem Staate, der heute seine Feuerprobe

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0092" n="90"/>
gebunden und von der Lügenpresse ausgenutzt wurde,<lb/>
war ein Phantom, und wir alle sind heute froh über<lb/>
die musterhafte Ordnung des vielverschrieenen Büro-<lb/>
kratismus, die uns rettet. Der verlästerte Militarismus<lb/>
mit seiner gehaßten Disziplin ist unser Notanker, auf<lb/>
den wir uns verlassen. Unser noch kurz vor dem Kriege<lb/>
aus geringfügigem Anlaß so schwer beleidigtes Offizier-<lb/>
korps ist mit einem Schlage auch in den Augen des<lb/>
gemeinen Mannes wieder die untadlige Elite der waffen-<lb/>
freudigen Nation, die es immer war.</p><lb/>
          <p>Das begeisterte heldenhafte Eintreten des ganzen<lb/>
deutschen Volkes in allen seinen Schichten für die Rettung<lb/>
und Größe des Vaterlandes beweist, was heute der treu-<lb/>
sorgende Staat dem einzelnen schon im Frieden geworden<lb/>
ist. Ruhigen Herzens und in der Gewißheit, daß für<lb/>
Weib und Kind nach Kräften gesorgt wird, zieht der<lb/>
Wehrmann ins Feld, jeder weiß, die Rettung des Vater-<lb/>
landes ist auch deine und der Deinigen Rettung.<lb/>
Wahrlich, es lohnt sich, für ein solches Vaterland freudig<lb/>
in Not und Tod zu gehen! Dieses Gefühl heißer<lb/>
Vaterlandsliebe durchdringt heute auch den Arbeiter, dem<lb/>
noch vor kurzem der Begriff des Vaterlandes als eine<lb/>
Lächerlichkeit erschien, weil er zu seinen Utopien nicht<lb/>
paßte.</p><lb/>
          <p>Mit eigenartigen Gefühlen müssen heute, wo es<lb/>
auf jeden Mann und jedes Schiff ankommt, unsere<lb/>
radikalen Demokraten der Zeiten gedenken, da sie um<lb/>
jeden Groschen für Heer und Flotte feilschten, von &#x201E;ufer-<lb/>
losen Flottenplänen&#x201C; und &#x201E;Mordspatrioten&#x201C; redeten und<lb/>
zum Schluß diesem Staate, der heute seine Feuerprobe<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[90/0092] gebunden und von der Lügenpresse ausgenutzt wurde, war ein Phantom, und wir alle sind heute froh über die musterhafte Ordnung des vielverschrieenen Büro- kratismus, die uns rettet. Der verlästerte Militarismus mit seiner gehaßten Disziplin ist unser Notanker, auf den wir uns verlassen. Unser noch kurz vor dem Kriege aus geringfügigem Anlaß so schwer beleidigtes Offizier- korps ist mit einem Schlage auch in den Augen des gemeinen Mannes wieder die untadlige Elite der waffen- freudigen Nation, die es immer war. Das begeisterte heldenhafte Eintreten des ganzen deutschen Volkes in allen seinen Schichten für die Rettung und Größe des Vaterlandes beweist, was heute der treu- sorgende Staat dem einzelnen schon im Frieden geworden ist. Ruhigen Herzens und in der Gewißheit, daß für Weib und Kind nach Kräften gesorgt wird, zieht der Wehrmann ins Feld, jeder weiß, die Rettung des Vater- landes ist auch deine und der Deinigen Rettung. Wahrlich, es lohnt sich, für ein solches Vaterland freudig in Not und Tod zu gehen! Dieses Gefühl heißer Vaterlandsliebe durchdringt heute auch den Arbeiter, dem noch vor kurzem der Begriff des Vaterlandes als eine Lächerlichkeit erschien, weil er zu seinen Utopien nicht paßte. Mit eigenartigen Gefühlen müssen heute, wo es auf jeden Mann und jedes Schiff ankommt, unsere radikalen Demokraten der Zeiten gedenken, da sie um jeden Groschen für Heer und Flotte feilschten, von „ufer- losen Flottenplänen“ und „Mordspatrioten“ redeten und zum Schluß diesem Staate, der heute seine Feuerprobe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-04-13T13:51:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-04-13T13:51:38Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916/92
Zitationshilfe: Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916/92>, abgerufen am 23.11.2024.