terredungen waren belebt, aber so ver- flochten, daß ich keinen Auszug machen kann. Die Frau von F*** schmeichelte mir bey allen Gelegenheiten, ich mochte reden oder vorlegen. Wenn sie im Sinn hat, sich dadurch bey mir beliebt zu ma- chen, so verfehlt sie ihren Zweck. Denn diese Frau werde ich nimmer lieben, wenn ich der Stimme meines Herzens folge; und dann glaube ich nicht, daß mich eine Pflicht verbinde, meine Abneigung gegen sie zu überwinden, wie ich bey meiner Tante gethan habe; wiewohl auch diese manchmal aufwachte. Aber das Fräulein C** werde ich lieben. Sie war mit mir auf meinem Zimmer, wo wir so freundlich redeten, als kennnten wir uns viele Jahre her. Sie sprach viel von ihrer Prinzes- sin, und wie diese mich lieben würde, in- dem ich ganz nach ihrem Geschmack wäre. Wie ich meine Laute und meine Stimme hören lassen mußte, gab sie mir noch mehr Versicherungen darüber, und ich erhielt überhaupt viel Lobsprüche. Der Ton und die Bezeugung der Hofleute sind in
der
terredungen waren belebt, aber ſo ver- flochten, daß ich keinen Auszug machen kann. Die Frau von F*** ſchmeichelte mir bey allen Gelegenheiten, ich mochte reden oder vorlegen. Wenn ſie im Sinn hat, ſich dadurch bey mir beliebt zu ma- chen, ſo verfehlt ſie ihren Zweck. Denn dieſe Frau werde ich nimmer lieben, wenn ich der Stimme meines Herzens folge; und dann glaube ich nicht, daß mich eine Pflicht verbinde, meine Abneigung gegen ſie zu uͤberwinden, wie ich bey meiner Tante gethan habe; wiewohl auch dieſe manchmal aufwachte. Aber das Fraͤulein C** werde ich lieben. Sie war mit mir auf meinem Zimmer, wo wir ſo freundlich redeten, als kennnten wir uns viele Jahre her. Sie ſprach viel von ihrer Prinzeſ- ſin, und wie dieſe mich lieben wuͤrde, in- dem ich ganz nach ihrem Geſchmack waͤre. Wie ich meine Laute und meine Stimme hoͤren laſſen mußte, gab ſie mir noch mehr Verſicherungen daruͤber, und ich erhielt uͤberhaupt viel Lobſpruͤche. Der Ton und die Bezeugung der Hofleute ſind in
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terredungen waren belebt, aber ſo ver-
flochten, daß ich keinen Auszug machen
kann. Die Frau von F*** ſchmeichelte
mir bey allen Gelegenheiten, ich mochte
reden oder vorlegen. Wenn ſie im Sinn
hat, ſich dadurch bey mir beliebt zu ma-
chen, ſo verfehlt ſie ihren Zweck. Denn
dieſe Frau werde ich nimmer lieben, wenn
ich der Stimme meines Herzens folge;
und dann glaube ich nicht, daß mich eine
Pflicht verbinde, meine Abneigung gegen
ſie zu uͤberwinden, wie ich bey meiner
Tante gethan habe; wiewohl auch dieſe
manchmal aufwachte. Aber das Fraͤulein
C** werde ich lieben. Sie war mit mir
auf meinem Zimmer, wo wir ſo freundlich
redeten, als kennnten wir uns viele Jahre
her. Sie ſprach viel von ihrer Prinzeſ-
ſin, und wie dieſe mich lieben wuͤrde, in-
dem ich ganz nach ihrem Geſchmack waͤre.
Wie ich meine Laute und meine Stimme
hoͤren laſſen mußte, gab ſie mir noch mehr
Verſicherungen daruͤber, und ich erhielt
uͤberhaupt viel Lobſpruͤche. Der Ton
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/124>, abgerufen am 27.11.2024.
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