tigungen und Ergötzlichkeiten abzuändern, wie ich hier sehe; nur mit dem Unterschied, daß bey den Arbeiten und Belustigungen der Landleute eine Ruhe in dem Grunde der Seele bleibt, die ich hier nicht bemerkt habe; und diese Ruhe dünkt mich etwas sehr vorzügliches zu seyn."
Jch halte es auch dafür, und ich glau- be dabey, (sagte er gegen dem Fräulein von C*) nach dem entschloßnen Ton Jh- rer verehrungswürdigen Freundin, daß sie diese Ruhe behalten wird, wenn auch hier Tausende durch sie in Unruh gesetzt würden.
Da er mich nicht ansah, als er dieß sagte, und das Fräulein nur lächelte, so blieb ich auch stille; denn einmal fühlte ich bey dieser seiner Höflichkeit eine Ver- wirrung, die ich ungern möchte gezeigt haben; und dann wollte ich ihn nicht länger mit mir in ein Gespräche halten, son- dern seiner ältern Freundin den billigen Vorzug lassen; zumal, da er sich ganz beflissen gegen sie gewendet hatte.
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tigungen und Ergoͤtzlichkeiten abzuaͤndern, wie ich hier ſehe; nur mit dem Unterſchied, daß bey den Arbeiten und Beluſtigungen der Landleute eine Ruhe in dem Grunde der Seele bleibt, die ich hier nicht bemerkt habe; und dieſe Ruhe duͤnkt mich etwas ſehr vorzuͤgliches zu ſeyn.“
Jch halte es auch dafuͤr, und ich glau- be dabey, (ſagte er gegen dem Fraͤulein von C*) nach dem entſchloßnen Ton Jh- rer verehrungswuͤrdigen Freundin, daß ſie dieſe Ruhe behalten wird, wenn auch hier Tauſende durch ſie in Unruh geſetzt wuͤrden.
Da er mich nicht anſah, als er dieß ſagte, und das Fraͤulein nur laͤchelte, ſo blieb ich auch ſtille; denn einmal fuͤhlte ich bey dieſer ſeiner Hoͤflichkeit eine Ver- wirrung, die ich ungern moͤchte gezeigt haben; und dann wollte ich ihn nicht laͤnger mit mir in ein Geſpraͤche halten, ſon- dern ſeiner aͤltern Freundin den billigen Vorzug laſſen; zumal, da er ſich ganz befliſſen gegen ſie gewendet hatte.
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[108/0134]
tigungen und Ergoͤtzlichkeiten abzuaͤndern,
wie ich hier ſehe; nur mit dem Unterſchied,
daß bey den Arbeiten und Beluſtigungen
der Landleute eine Ruhe in dem Grunde
der Seele bleibt, die ich hier nicht bemerkt
habe; und dieſe Ruhe duͤnkt mich etwas
ſehr vorzuͤgliches zu ſeyn.“
Jch halte es auch dafuͤr, und ich glau-
be dabey, (ſagte er gegen dem Fraͤulein
von C*) nach dem entſchloßnen Ton Jh-
rer verehrungswuͤrdigen Freundin, daß
ſie dieſe Ruhe behalten wird, wenn auch
hier Tauſende durch ſie in Unruh geſetzt
wuͤrden.
Da er mich nicht anſah, als er dieß
ſagte, und das Fraͤulein nur laͤchelte, ſo
blieb ich auch ſtille; denn einmal fuͤhlte
ich bey dieſer ſeiner Hoͤflichkeit eine Ver-
wirrung, die ich ungern moͤchte gezeigt
haben; und dann wollte ich ihn nicht
laͤnger mit mir in ein Geſpraͤche halten, ſon-
dern ſeiner aͤltern Freundin den billigen
Vorzug laſſen; zumal, da er ſich ganz
befliſſen gegen ſie gewendet hatte.
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/134>, abgerufen am 27.11.2024.
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