terricht armer Mädchen in allerley künst- lichen Arbeiten verwendet, -- und be- sonders der Fürstin, welche die Vorste- herin des Stifts ist, mit der zärtlichen Ehrerbietung zu erwähnen, welche Sie durch die vollkommenste Leutseligkeit, eine sich selbst immer gleiche Heiterkeit der See- le, und die Würde voll Anmuth, womit sich diese Eigenschaften in Jhrer ganzen Person ausdrücken, allen die sich Jhr nähern, einflößt. Wenn ich etwas benei- den könnte, so würde es das Glück seyn, unter der Leitung der erfahrnen Tugend und Klugheit einer so würdigen mütter- lichen Vorsteherin meine Tage hinzu- bringen.
Jch begnüge mich, Jhnen, was den Hauptpunct meiner Tante bey dieser Rei- se betrifft, zu melden, daß er vollkom- men erreicht wurde; wir sind nun wieder in D. und der Menge von Besuchen, wel- che wir zu geben und anzunehmen hatten, messen Sie die Schuld bey, daß Sie so lange ohne Nachricht von mir geblieben sind.
Milord
terricht armer Maͤdchen in allerley kuͤnſt- lichen Arbeiten verwendet, — und be- ſonders der Fuͤrſtin, welche die Vorſte- herin des Stifts iſt, mit der zaͤrtlichen Ehrerbietung zu erwaͤhnen, welche Sie durch die vollkommenſte Leutſeligkeit, eine ſich ſelbſt immer gleiche Heiterkeit der See- le, und die Wuͤrde voll Anmuth, womit ſich dieſe Eigenſchaften in Jhrer ganzen Perſon ausdruͤcken, allen die ſich Jhr naͤhern, einfloͤßt. Wenn ich etwas benei- den koͤnnte, ſo wuͤrde es das Gluͤck ſeyn, unter der Leitung der erfahrnen Tugend und Klugheit einer ſo wuͤrdigen muͤtter- lichen Vorſteherin meine Tage hinzu- bringen.
Jch begnuͤge mich, Jhnen, was den Hauptpunct meiner Tante bey dieſer Rei- ſe betrifft, zu melden, daß er vollkom- men erreicht wurde; wir ſind nun wieder in D. und der Menge von Beſuchen, wel- che wir zu geben und anzunehmen hatten, meſſen Sie die Schuld bey, daß Sie ſo lange ohne Nachricht von mir geblieben ſind.
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terricht armer Maͤdchen in allerley kuͤnſt-
lichen Arbeiten verwendet, — und be-
ſonders der Fuͤrſtin, welche die Vorſte-
herin des Stifts iſt, mit der zaͤrtlichen
Ehrerbietung zu erwaͤhnen, welche Sie
durch die vollkommenſte Leutſeligkeit, eine
ſich ſelbſt immer gleiche Heiterkeit der See-
le, und die Wuͤrde voll Anmuth, womit
ſich dieſe Eigenſchaften in Jhrer ganzen
Perſon ausdruͤcken, allen die ſich Jhr
naͤhern, einfloͤßt. Wenn ich etwas benei-
den koͤnnte, ſo wuͤrde es das Gluͤck ſeyn,
unter der Leitung der erfahrnen Tugend
und Klugheit einer ſo wuͤrdigen muͤtter-
lichen Vorſteherin meine Tage hinzu-
bringen.
Jch begnuͤge mich, Jhnen, was den
Hauptpunct meiner Tante bey dieſer Rei-
ſe betrifft, zu melden, daß er vollkom-
men erreicht wurde; wir ſind nun wieder
in D. und der Menge von Beſuchen, wel-
che wir zu geben und anzunehmen hatten,
meſſen Sie die Schuld bey, daß Sie ſo
lange ohne Nachricht von mir geblieben
ſind.
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/170>, abgerufen am 27.11.2024.
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