Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

mit der Liebe gewesen! Aber was werden
Sie dazu sagen, daß man dieses edle rei-
zende Mädchen zu einer Maitresse des
Fürsten bestimmt? daß mir Milord ver-
boten ihr meine Zärtlichkeit zu zeigen, weil
der Graf F. ohnehin befürchtet, man wer-
de Mühe mit mir haben? Doch behauptet
er, daß sie deswegen an den Hof geführt
worden sey. Jch zeigte meinem Oncle
alle Verachtung, die ich wegen dieser
Jdee auf den Grafen Löbau, ihren On-
cle geworfen; ich wollte das Fräulein von
dem abscheulichen Vorhaben benachrichti-
gen, und bat Milorden fußfällig, mir
zu erlauben, durch meine Vermählung
mit ihr, ihre Tugend, ihre Ehre und ihre
Annehmlichkeiten zu retten. Er bat mich,
ihn ruhig anzuhören, und sagte mir; er
selbst verehrte das Fräulein, und sey über-
zeugt, daß sie das ganze schändliche Vor-
haben zernichten werde; und er gab mir
die Versicherung, daß, wenn sie ihrem wür-
digen Charakter gemäß handle, er sich ein
Vergnügen davon machen wolle, ihre Tu-
gend zu krönen. "Aber so lange der ganze

Hof
K 3

mit der Liebe geweſen! Aber was werden
Sie dazu ſagen, daß man dieſes edle rei-
zende Maͤdchen zu einer Maitreſſe des
Fuͤrſten beſtimmt? daß mir Milord ver-
boten ihr meine Zaͤrtlichkeit zu zeigen, weil
der Graf F. ohnehin befuͤrchtet, man wer-
de Muͤhe mit mir haben? Doch behauptet
er, daß ſie deswegen an den Hof gefuͤhrt
worden ſey. Jch zeigte meinem Oncle
alle Verachtung, die ich wegen dieſer
Jdee auf den Grafen Loͤbau, ihren On-
cle geworfen; ich wollte das Fraͤulein von
dem abſcheulichen Vorhaben benachrichti-
gen, und bat Milorden fußfaͤllig, mir
zu erlauben, durch meine Vermaͤhlung
mit ihr, ihre Tugend, ihre Ehre und ihre
Annehmlichkeiten zu retten. Er bat mich,
ihn ruhig anzuhoͤren, und ſagte mir; er
ſelbſt verehrte das Fraͤulein, und ſey uͤber-
zeugt, daß ſie das ganze ſchaͤndliche Vor-
haben zernichten werde; und er gab mir
die Verſicherung, daß, wenn ſie ihrem wuͤr-
digen Charakter gemaͤß handle, er ſich ein
Vergnuͤgen davon machen wolle, ihre Tu-
gend zu kroͤnen. „Aber ſo lange der ganze

Hof
K 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0175" n="149"/>
mit der Liebe gewe&#x017F;en! Aber was werden<lb/>
Sie dazu &#x017F;agen, daß man die&#x017F;es edle rei-<lb/>
zende Ma&#x0364;dchen zu einer Maitre&#x017F;&#x017F;e des<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten be&#x017F;timmt? daß mir Milord ver-<lb/>
boten ihr meine Za&#x0364;rtlichkeit zu zeigen, weil<lb/>
der Graf F. ohnehin befu&#x0364;rchtet, man wer-<lb/>
de Mu&#x0364;he mit mir haben? Doch behauptet<lb/>
er, daß &#x017F;ie deswegen an den Hof gefu&#x0364;hrt<lb/>
worden &#x017F;ey. Jch zeigte meinem Oncle<lb/>
alle Verachtung, die ich wegen die&#x017F;er<lb/>
Jdee auf den Grafen Lo&#x0364;bau, ihren On-<lb/>
cle geworfen; ich wollte das Fra&#x0364;ulein von<lb/>
dem ab&#x017F;cheulichen Vorhaben benachrichti-<lb/>
gen, und bat Milorden fußfa&#x0364;llig, mir<lb/>
zu erlauben, durch meine Verma&#x0364;hlung<lb/>
mit ihr, ihre Tugend, ihre Ehre und ihre<lb/>
Annehmlichkeiten zu retten. Er bat mich,<lb/>
ihn ruhig anzuho&#x0364;ren, und &#x017F;agte mir; er<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t verehrte das Fra&#x0364;ulein, und &#x017F;ey u&#x0364;ber-<lb/>
zeugt, daß &#x017F;ie das ganze &#x017F;cha&#x0364;ndliche Vor-<lb/>
haben zernichten werde; und er gab mir<lb/>
die Ver&#x017F;icherung, daß, wenn &#x017F;ie ihrem wu&#x0364;r-<lb/>
digen Charakter gema&#x0364;ß handle, er &#x017F;ich ein<lb/>
Vergnu&#x0364;gen davon machen wolle, ihre Tu-<lb/>
gend zu kro&#x0364;nen. &#x201E;Aber &#x017F;o lange der ganze<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Hof</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0175] mit der Liebe geweſen! Aber was werden Sie dazu ſagen, daß man dieſes edle rei- zende Maͤdchen zu einer Maitreſſe des Fuͤrſten beſtimmt? daß mir Milord ver- boten ihr meine Zaͤrtlichkeit zu zeigen, weil der Graf F. ohnehin befuͤrchtet, man wer- de Muͤhe mit mir haben? Doch behauptet er, daß ſie deswegen an den Hof gefuͤhrt worden ſey. Jch zeigte meinem Oncle alle Verachtung, die ich wegen dieſer Jdee auf den Grafen Loͤbau, ihren On- cle geworfen; ich wollte das Fraͤulein von dem abſcheulichen Vorhaben benachrichti- gen, und bat Milorden fußfaͤllig, mir zu erlauben, durch meine Vermaͤhlung mit ihr, ihre Tugend, ihre Ehre und ihre Annehmlichkeiten zu retten. Er bat mich, ihn ruhig anzuhoͤren, und ſagte mir; er ſelbſt verehrte das Fraͤulein, und ſey uͤber- zeugt, daß ſie das ganze ſchaͤndliche Vor- haben zernichten werde; und er gab mir die Verſicherung, daß, wenn ſie ihrem wuͤr- digen Charakter gemaͤß handle, er ſich ein Vergnuͤgen davon machen wolle, ihre Tu- gend zu kroͤnen. „Aber ſo lange der ganze Hof K 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/175
Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/175>, abgerufen am 23.11.2024.