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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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Liebhaberin, die ihr Leben mit einem Tril-
ler schließt, so ich im englischen gelesen
habe, auf mich machte. Jch kann auch
niemand tadeln, der diese Ergötzlichkeiten
liebt. Wenn man die Verbindung so vie-
ler Künste ansieht, die für unser Aug und
Ohr dabey arbeiten, so ist schon dieses
angenehm zu betrachten; und ich finde
nichts natürlicher, als die Leidenschaften,
die eine Actrice oder Tänzerinn einflößt.
Die Jntelligenz, (lassen Sie mir dieses
Wort) mit welcher die erste ihre Rolle
spielt, da sie ganz in dem Charakter, den
sie vorstellt, eintritt, von edlen zärtlichen
Gesinnungen mit voller Seele redt, selbst
schön dabey ist, und die ausgesuchte Klei-
dung, die affectvolleste Musik; mit allen
Verzierungen des Theaters dabey zu Ge-
hülfen hat, -- wo will sich der junge
Mann retten, der mit einem empfindlichen
Herzen in den Saal tritt, und da von
Natur und Kunst zugleich bestürmt wird?

Die Tänzerinn, von muntern Grazien
umgeben, jede Bewegung voll Reiz, in
Wahrheit, Emilia, man soll sich nicht

wundern,

Liebhaberin, die ihr Leben mit einem Tril-
ler ſchließt, ſo ich im engliſchen geleſen
habe, auf mich machte. Jch kann auch
niemand tadeln, der dieſe Ergoͤtzlichkeiten
liebt. Wenn man die Verbindung ſo vie-
ler Kuͤnſte anſieht, die fuͤr unſer Aug und
Ohr dabey arbeiten, ſo iſt ſchon dieſes
angenehm zu betrachten; und ich finde
nichts natuͤrlicher, als die Leidenſchaften,
die eine Actrice oder Taͤnzerinn einfloͤßt.
Die Jntelligenz, (laſſen Sie mir dieſes
Wort) mit welcher die erſte ihre Rolle
ſpielt, da ſie ganz in dem Charakter, den
ſie vorſtellt, eintritt, von edlen zaͤrtlichen
Geſinnungen mit voller Seele redt, ſelbſt
ſchoͤn dabey iſt, und die ausgeſuchte Klei-
dung, die affectvolleſte Muſik; mit allen
Verzierungen des Theaters dabey zu Ge-
huͤlfen hat, — wo will ſich der junge
Mann retten, der mit einem empfindlichen
Herzen in den Saal tritt, und da von
Natur und Kunſt zugleich beſtuͤrmt wird?

Die Taͤnzerinn, von muntern Grazien
umgeben, jede Bewegung voll Reiz, in
Wahrheit, Emilia, man ſoll ſich nicht

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[159/0185] Liebhaberin, die ihr Leben mit einem Tril- ler ſchließt, ſo ich im engliſchen geleſen habe, auf mich machte. Jch kann auch niemand tadeln, der dieſe Ergoͤtzlichkeiten liebt. Wenn man die Verbindung ſo vie- ler Kuͤnſte anſieht, die fuͤr unſer Aug und Ohr dabey arbeiten, ſo iſt ſchon dieſes angenehm zu betrachten; und ich finde nichts natuͤrlicher, als die Leidenſchaften, die eine Actrice oder Taͤnzerinn einfloͤßt. Die Jntelligenz, (laſſen Sie mir dieſes Wort) mit welcher die erſte ihre Rolle ſpielt, da ſie ganz in dem Charakter, den ſie vorſtellt, eintritt, von edlen zaͤrtlichen Geſinnungen mit voller Seele redt, ſelbſt ſchoͤn dabey iſt, und die ausgeſuchte Klei- dung, die affectvolleſte Muſik; mit allen Verzierungen des Theaters dabey zu Ge- huͤlfen hat, — wo will ſich der junge Mann retten, der mit einem empfindlichen Herzen in den Saal tritt, und da von Natur und Kunſt zugleich beſtuͤrmt wird? Die Taͤnzerinn, von muntern Grazien umgeben, jede Bewegung voll Reiz, in Wahrheit, Emilia, man ſoll ſich nicht wundern,

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/185>, abgerufen am 27.11.2024.