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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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te; das Gezier, die Selbstzufriedenheit,
womit der Franzose sich als den Autor
sehr artiger und beliebter Büchergen an-
preisen hörte, würde meine Emilia, wie
mich, geärgert haben.

Aber wie schön leuchtete die Bescheiden-
heit unsers weisen Landmanns hervor,
der mit der Menschenfreundlichkeit, womit
der ächte Philosoph die Thoren zu ertra-
gen pflegt, den Eindruck verhehlte, den
der fade bel-esprit auf ihn machen mußte,
ja sogar sich mit wahrer Herablassung
erinnerte, eines von seinen Schriftchen ge-
lefen zu haben.

Mir schien der ganze Vorgang, als
ob ein armer Prahler mit lächerlichem
Stolze den edeln Besitzer einer Goldmine
ein Stückgen zackigt ausgeschnittenes Flit-
tergold zeigte, es zwischen seinen Fingern
hin und her wendete, und sich viel mit
dem Geräusche zu gute thäte, so er da-
mit machen könnte, und wozu freylich der
Vorrath gediegenen Goldes des edelmüthi-
gen Reichen nicht tauglich ist; aber dieser
lächelte den Thoren mit seinem Spielwerk

leutselig

te; das Gezier, die Selbſtzufriedenheit,
womit der Franzoſe ſich als den Autor
ſehr artiger und beliebter Buͤchergen an-
preiſen hoͤrte, wuͤrde meine Emilia, wie
mich, geaͤrgert haben.

Aber wie ſchoͤn leuchtete die Beſcheiden-
heit unſers weiſen Landmanns hervor,
der mit der Menſchenfreundlichkeit, womit
der aͤchte Philoſoph die Thoren zu ertra-
gen pflegt, den Eindruck verhehlte, den
der fade bel-eſprit auf ihn machen mußte,
ja ſogar ſich mit wahrer Herablaſſung
erinnerte, eines von ſeinen Schriftchen ge-
lefen zu haben.

Mir ſchien der ganze Vorgang, als
ob ein armer Prahler mit laͤcherlichem
Stolze den edeln Beſitzer einer Goldmine
ein Stuͤckgen zackigt ausgeſchnittenes Flit-
tergold zeigte, es zwiſchen ſeinen Fingern
hin und her wendete, und ſich viel mit
dem Geraͤuſche zu gute thaͤte, ſo er da-
mit machen koͤnnte, und wozu freylich der
Vorrath gediegenen Goldes des edelmuͤthi-
gen Reichen nicht tauglich iſt; aber dieſer
laͤchelte den Thoren mit ſeinem Spielwerk

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[226/0252] te; das Gezier, die Selbſtzufriedenheit, womit der Franzoſe ſich als den Autor ſehr artiger und beliebter Buͤchergen an- preiſen hoͤrte, wuͤrde meine Emilia, wie mich, geaͤrgert haben. Aber wie ſchoͤn leuchtete die Beſcheiden- heit unſers weiſen Landmanns hervor, der mit der Menſchenfreundlichkeit, womit der aͤchte Philoſoph die Thoren zu ertra- gen pflegt, den Eindruck verhehlte, den der fade bel-eſprit auf ihn machen mußte, ja ſogar ſich mit wahrer Herablaſſung erinnerte, eines von ſeinen Schriftchen ge- lefen zu haben. Mir ſchien der ganze Vorgang, als ob ein armer Prahler mit laͤcherlichem Stolze den edeln Beſitzer einer Goldmine ein Stuͤckgen zackigt ausgeſchnittenes Flit- tergold zeigte, es zwiſchen ſeinen Fingern hin und her wendete, und ſich viel mit dem Geraͤuſche zu gute thaͤte, ſo er da- mit machen koͤnnte, und wozu freylich der Vorrath gediegenen Goldes des edelmuͤthi- gen Reichen nicht tauglich iſt; aber dieſer laͤchelte den Thoren mit ſeinem Spielwerk leutſelig

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/252>, abgerufen am 22.11.2024.