aus, da wir bey der Prinzessin von W* im Concert waren, und ich meine Stim- me hören lassen mußte. Der Fürst schien entzückt, und ersuchte mich einigemal mit ihm im Saal auf und abzugehen. Sie können denken, daß er mir viel von der Schönheit meiner Stimme und der Ge- schicklichkeit meiner Finger redete, und daß ich diesem Lob einige bescheidne Antworten entgegen setzte; aber da er den Wunsch machte, mir seine Hochachtung durch et- was anders als Worte beweisen zu kön- nen; so sagte ich, daß ich von seiner edeln und großmüthigen Denkungsart über- zeugt wäre, und mir daher die Freyheit nähme, seine Gnade für eine unglückliche Familie zu erbitten, die der Hülfe ihres Landesvaters höchst bedürftig und würdig sey.
Er blieb stille stehen, sahe mich leb- haft und zärtlich an: Sagen Sie mir, liebenswürdiges Fräulein Sternheim: wer ist diese Familie? was kann ich für sie thun? Jch erzählte ihm kurz, deutlich und so rührend als ich konnte,
das
aus, da wir bey der Prinzeſſin von W* im Concert waren, und ich meine Stim- me hoͤren laſſen mußte. Der Fuͤrſt ſchien entzuͤckt, und erſuchte mich einigemal mit ihm im Saal auf und abzugehen. Sie koͤnnen denken, daß er mir viel von der Schoͤnheit meiner Stimme und der Ge- ſchicklichkeit meiner Finger redete, und daß ich dieſem Lob einige beſcheidne Antworten entgegen ſetzte; aber da er den Wunſch machte, mir ſeine Hochachtung durch et- was anders als Worte beweiſen zu koͤn- nen; ſo ſagte ich, daß ich von ſeiner edeln und großmuͤthigen Denkungsart uͤber- zeugt waͤre, und mir daher die Freyheit naͤhme, ſeine Gnade fuͤr eine ungluͤckliche Familie zu erbitten, die der Huͤlfe ihres Landesvaters hoͤchſt beduͤrftig und wuͤrdig ſey.
Er blieb ſtille ſtehen, ſahe mich leb- haft und zaͤrtlich an: Sagen Sie mir, liebenswuͤrdiges Fraͤulein Sternheim: wer iſt dieſe Familie? was kann ich fuͤr ſie thun? Jch erzaͤhlte ihm kurz, deutlich und ſo ruͤhrend als ich konnte,
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aus, da wir bey der Prinzeſſin von W*
im Concert waren, und ich meine Stim-
me hoͤren laſſen mußte. Der Fuͤrſt ſchien
entzuͤckt, und erſuchte mich einigemal mit
ihm im Saal auf und abzugehen. Sie
koͤnnen denken, daß er mir viel von der
Schoͤnheit meiner Stimme und der Ge-
ſchicklichkeit meiner Finger redete, und daß
ich dieſem Lob einige beſcheidne Antworten
entgegen ſetzte; aber da er den Wunſch
machte, mir ſeine Hochachtung durch et-
was anders als Worte beweiſen zu koͤn-
nen; ſo ſagte ich, daß ich von ſeiner edeln
und großmuͤthigen Denkungsart uͤber-
zeugt waͤre, und mir daher die Freyheit
naͤhme, ſeine Gnade fuͤr eine ungluͤckliche
Familie zu erbitten, die der Huͤlfe ihres
Landesvaters hoͤchſt beduͤrftig und wuͤrdig
ſey.
Er blieb ſtille ſtehen, ſahe mich leb-
haft und zaͤrtlich an: Sagen Sie
mir, liebenswuͤrdiges Fraͤulein Sternheim:
wer iſt dieſe Familie? was kann ich
fuͤr ſie thun? Jch erzaͤhlte ihm kurz,
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/308>, abgerufen am 18.12.2024.
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