wenn ich erhalten kann, daß Sie gut für mich denken.
Diesen Augenblick verwünschte ich bey nahe mein mitleidendes Herz und die Fa- milie T*; denn der Fürst sah mich so be- deutend an, und da ich meine Hand weg- ziehen wollte, so hielt er sie stärker, und erhob sie gegen seine Brust; Ja, wieder- hohlte er, alles werde ich anwenden, um Sie gut für mich denken zu machen.
Er sagte dieses laut und mit einem so feurigen und unruhvollen Ausdruck in sei- nem Gesichte, daß sich viele Augen nach uns wendeten, und mich ein kalter Schauer ankam. Jch riß meine Hand loß, und sagte mit halb gebrochner Stim- me, daß ich nicht anders als gut von dem Fürsten denken könne, der so willig wäre seinen unglücklichen Landeskindern väter- liche Gnade zu beweisen; machte dabey eine große Verbeugung, und stellte mich mit etwas Verwirrung hinter den Stuhl meiner Tante. Der Fürst soll mir nachgesehen und mit dem Finger gedroht haben. Mag er immer drohen; ich wer-
de
wenn ich erhalten kann, daß Sie gut fuͤr mich denken.
Dieſen Augenblick verwuͤnſchte ich bey nahe mein mitleidendes Herz und die Fa- milie T*; denn der Fuͤrſt ſah mich ſo be- deutend an, und da ich meine Hand weg- ziehen wollte, ſo hielt er ſie ſtaͤrker, und erhob ſie gegen ſeine Bruſt; Ja, wieder- hohlte er, alles werde ich anwenden, um Sie gut fuͤr mich denken zu machen.
Er ſagte dieſes laut und mit einem ſo feurigen und unruhvollen Ausdruck in ſei- nem Geſichte, daß ſich viele Augen nach uns wendeten, und mich ein kalter Schauer ankam. Jch riß meine Hand loß, und ſagte mit halb gebrochner Stim- me, daß ich nicht anders als gut von dem Fuͤrſten denken koͤnne, der ſo willig waͤre ſeinen ungluͤcklichen Landeskindern vaͤter- liche Gnade zu beweiſen; machte dabey eine große Verbeugung, und ſtellte mich mit etwas Verwirrung hinter den Stuhl meiner Tante. Der Fuͤrſt ſoll mir nachgeſehen und mit dem Finger gedroht haben. Mag er immer drohen; ich wer-
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wenn ich erhalten kann, daß Sie gut fuͤr
mich denken.
Dieſen Augenblick verwuͤnſchte ich bey
nahe mein mitleidendes Herz und die Fa-
milie T*; denn der Fuͤrſt ſah mich ſo be-
deutend an, und da ich meine Hand weg-
ziehen wollte, ſo hielt er ſie ſtaͤrker, und
erhob ſie gegen ſeine Bruſt; Ja, wieder-
hohlte er, alles werde ich anwenden, um
Sie gut fuͤr mich denken zu machen.
Er ſagte dieſes laut und mit einem ſo
feurigen und unruhvollen Ausdruck in ſei-
nem Geſichte, daß ſich viele Augen nach
uns wendeten, und mich ein kalter
Schauer ankam. Jch riß meine Hand
loß, und ſagte mit halb gebrochner Stim-
me, daß ich nicht anders als gut von dem
Fuͤrſten denken koͤnne, der ſo willig waͤre
ſeinen ungluͤcklichen Landeskindern vaͤter-
liche Gnade zu beweiſen; machte dabey
eine große Verbeugung, und ſtellte
mich mit etwas Verwirrung hinter den
Stuhl meiner Tante. Der Fuͤrſt ſoll mir
nachgeſehen und mit dem Finger gedroht
haben. Mag er immer drohen; ich wer-
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/310>, abgerufen am 18.12.2024.
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