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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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"Sie haben mein Herz in die äußerste
"Verlegenheit gebracht, (sagte sie mir
"mit Thränen) aber meine traurige
"Erfahrung empört sich wider jede
"Jdee von Verbindung; ich wünsche
"diesen Männern würdigere Gattinnen,
"als sie sich mich abschildern; aber
"mein Nacken ist von dem ersten Joche
"so verwundet worden, daß mich das
"leichteste Seidenband drücken würde.

"Jch habe die Bitte ihrer Freundinn
"erfüllt, und nichts anders bey Jhrem
"Entschlusse zu sagen, als daß Sie immer
"glücklich seyn mögen.

Sie umarmte mich, und bat Ma-
dam Hills: bey meiner Zurückkunft die
liebe Frau ruhig zu lassen; wunderte mich
aber in meinem Zimmer über den Eifer,
womit ich mich in diese Sache gemischt
hatte.

Klären Sie mir das Dunkle in meiner
Seele darüber auf; es dünkt mich: daß
ich lauter unrechte Ursachen hasche.

Lord

„Sie haben mein Herz in die aͤußerſte
„Verlegenheit gebracht, (ſagte ſie mir
„mit Thraͤnen) aber meine traurige
„Erfahrung empoͤrt ſich wider jede
„Jdee von Verbindung; ich wuͤnſche
„dieſen Maͤnnern wuͤrdigere Gattinnen,
„als ſie ſich mich abſchildern; aber
„mein Nacken iſt von dem erſten Joche
„ſo verwundet worden, daß mich das
„leichteſte Seidenband druͤcken wuͤrde.

„Jch habe die Bitte ihrer Freundinn
„erfuͤllt, und nichts anders bey Jhrem
„Entſchluſſe zu ſagen, als daß Sie immer
„gluͤcklich ſeyn moͤgen.

Sie umarmte mich, und bat Ma-
dam Hills: bey meiner Zuruͤckkunft die
liebe Frau ruhig zu laſſen; wunderte mich
aber in meinem Zimmer uͤber den Eifer,
womit ich mich in dieſe Sache gemiſcht
hatte.

Klaͤren Sie mir das Dunkle in meiner
Seele daruͤber auf; es duͤnkt mich: daß
ich lauter unrechte Urſachen haſche.

Lord
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[116/0122] „Sie haben mein Herz in die aͤußerſte „Verlegenheit gebracht, (ſagte ſie mir „mit Thraͤnen) aber meine traurige „Erfahrung empoͤrt ſich wider jede „Jdee von Verbindung; ich wuͤnſche „dieſen Maͤnnern wuͤrdigere Gattinnen, „als ſie ſich mich abſchildern; aber „mein Nacken iſt von dem erſten Joche „ſo verwundet worden, daß mich das „leichteſte Seidenband druͤcken wuͤrde. „Jch habe die Bitte ihrer Freundinn „erfuͤllt, und nichts anders bey Jhrem „Entſchluſſe zu ſagen, als daß Sie immer „gluͤcklich ſeyn moͤgen. Sie umarmte mich, und bat Ma- dam Hills: bey meiner Zuruͤckkunft die liebe Frau ruhig zu laſſen; wunderte mich aber in meinem Zimmer uͤber den Eifer, womit ich mich in dieſe Sache gemiſcht hatte. Klaͤren Sie mir das Dunkle in meiner Seele daruͤber auf; es duͤnkt mich: daß ich lauter unrechte Urſachen haſche. Lord

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/122>, abgerufen am 24.11.2024.