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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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vierten Tag mit Lady Summers be-
kannt, und nun, meine Liebe, bin ich
durch seine Hände an die Lady gebunden,
und ich werde mit ihr nach England ge-
hen. Sie wissen von ihm, daß unsere
Reise glücklich war; daß der Reichthum
der Madam Hills uns vier sehr bequeme
Zimmer verschaffte, und uns ein Ansehen
giebt, so wir nicht einmal suchten. --
Er gieng gleich den ersten Abend zur La-
dy; den zweyten Tag wies er mir sie auf
dem Spaziergang. Jhre Gestalt ist edel,
obgleich sehr schwächlich; ihre Gesichts-
bildung lauter Leutseligkeit; ihr schönes
großes Auge voller Empfindung, und
alle ihre Bewegungen, Würde voller An-
muth. Sie grüßte und betrachtete uns
zwey Frauenzimmer mit Aufmerksamkeit,
ohne uns etwas zu sagen, ob sie schon den
Herrn B. von uns wegrief. Den folgen-
den Tag nahm sie ihn auch von unsrer Sei-
te weg zum Mittagsessen, und sagte nur
auf Englisch zu mir: Diesen Abend sollen
Sie meine Gesellschaft seyn. -- Als ich
mich verbeugt hatte, und antworten wollte,

war


vierten Tag mit Lady Summers be-
kannt, und nun, meine Liebe, bin ich
durch ſeine Haͤnde an die Lady gebunden,
und ich werde mit ihr nach England ge-
hen. Sie wiſſen von ihm, daß unſere
Reiſe gluͤcklich war; daß der Reichthum
der Madam Hills uns vier ſehr bequeme
Zimmer verſchaffte, und uns ein Anſehen
giebt, ſo wir nicht einmal ſuchten. —
Er gieng gleich den erſten Abend zur La-
dy; den zweyten Tag wies er mir ſie auf
dem Spaziergang. Jhre Geſtalt iſt edel,
obgleich ſehr ſchwaͤchlich; ihre Geſichts-
bildung lauter Leutſeligkeit; ihr ſchoͤnes
großes Auge voller Empfindung, und
alle ihre Bewegungen, Wuͤrde voller An-
muth. Sie gruͤßte und betrachtete uns
zwey Frauenzimmer mit Aufmerkſamkeit,
ohne uns etwas zu ſagen, ob ſie ſchon den
Herrn B. von uns wegrief. Den folgen-
den Tag nahm ſie ihn auch von unſrer Sei-
te weg zum Mittagseſſen, und ſagte nur
auf Engliſch zu mir: Dieſen Abend ſollen
Sie meine Geſellſchaft ſeyn. — Als ich
mich verbeugt hatte, und antworten wollte,

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[150/0156] vierten Tag mit Lady Summers be- kannt, und nun, meine Liebe, bin ich durch ſeine Haͤnde an die Lady gebunden, und ich werde mit ihr nach England ge- hen. Sie wiſſen von ihm, daß unſere Reiſe gluͤcklich war; daß der Reichthum der Madam Hills uns vier ſehr bequeme Zimmer verſchaffte, und uns ein Anſehen giebt, ſo wir nicht einmal ſuchten. — Er gieng gleich den erſten Abend zur La- dy; den zweyten Tag wies er mir ſie auf dem Spaziergang. Jhre Geſtalt iſt edel, obgleich ſehr ſchwaͤchlich; ihre Geſichts- bildung lauter Leutſeligkeit; ihr ſchoͤnes großes Auge voller Empfindung, und alle ihre Bewegungen, Wuͤrde voller An- muth. Sie gruͤßte und betrachtete uns zwey Frauenzimmer mit Aufmerkſamkeit, ohne uns etwas zu ſagen, ob ſie ſchon den Herrn B. von uns wegrief. Den folgen- den Tag nahm ſie ihn auch von unſrer Sei- te weg zum Mittagseſſen, und ſagte nur auf Engliſch zu mir: Dieſen Abend ſollen Sie meine Geſellſchaft ſeyn. — Als ich mich verbeugt hatte, und antworten wollte, war

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/156>, abgerufen am 21.11.2024.