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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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fängt er an, mir, die ich außer meiner
Hochachtung für seine Kenntnisse ganz
gleichgültig gesinnt bin, eine anhaltende
zärtliche Aufmerksamkeit, die mir Zwang
anthut, zu bezeugen. Jch unterdrücke
zehnmal die Aussprüche einer Empfindung,
oder eines Gedankens, nur um seinen Bey-
fall zu vermeiden, und nicht einen Tropfen
Oel wissentlich in das anglimmende Feuer
zu gießen. Denn, da ich nicht geneigt
bin, seine Liebe anzunehmen, warum
sollte ich sie meiner weiblichen Eitelkeit
zu gefallen vergrößern? Wir werden
heute nach Mittag zu ihm gehen, um einem
neuen Versuch von Besäung der Aecker
mit einer Maschine zuzuschauen. Meine
liebe Lady ist gar zu gerne dabey, wenn
etwas umgegraben oder gepflanzet wird;
Jeder Tag, sagt sie, führt mich näher zu
der Vereinigung mit unserer mütterlichen
Erde, und ich glaube, daß dieses meine
innerliche Neigung gegen sie bestärkt.
Jch würde, liebste Emilia, einen glückli-
chen Tag gehabt haben, wenn nicht der
Zufall wider mich und den guten Lord

Rich


faͤngt er an, mir, die ich außer meiner
Hochachtung fuͤr ſeine Kenntniſſe ganz
gleichguͤltig geſinnt bin, eine anhaltende
zaͤrtliche Aufmerkſamkeit, die mir Zwang
anthut, zu bezeugen. Jch unterdruͤcke
zehnmal die Ausſpruͤche einer Empfindung,
oder eines Gedankens, nur um ſeinen Bey-
fall zu vermeiden, und nicht einen Tropfen
Oel wiſſentlich in das anglimmende Feuer
zu gießen. Denn, da ich nicht geneigt
bin, ſeine Liebe anzunehmen, warum
ſollte ich ſie meiner weiblichen Eitelkeit
zu gefallen vergroͤßern? Wir werden
heute nach Mittag zu ihm gehen, um einem
neuen Verſuch von Beſaͤung der Aecker
mit einer Maſchine zuzuſchauen. Meine
liebe Lady iſt gar zu gerne dabey, wenn
etwas umgegraben oder gepflanzet wird;
Jeder Tag, ſagt ſie, fuͤhrt mich naͤher zu
der Vereinigung mit unſerer muͤtterlichen
Erde, und ich glaube, daß dieſes meine
innerliche Neigung gegen ſie beſtaͤrkt.
Jch wuͤrde, liebſte Emilia, einen gluͤckli-
chen Tag gehabt haben, wenn nicht der
Zufall wider mich und den guten Lord

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[170/0176] faͤngt er an, mir, die ich außer meiner Hochachtung fuͤr ſeine Kenntniſſe ganz gleichguͤltig geſinnt bin, eine anhaltende zaͤrtliche Aufmerkſamkeit, die mir Zwang anthut, zu bezeugen. Jch unterdruͤcke zehnmal die Ausſpruͤche einer Empfindung, oder eines Gedankens, nur um ſeinen Bey- fall zu vermeiden, und nicht einen Tropfen Oel wiſſentlich in das anglimmende Feuer zu gießen. Denn, da ich nicht geneigt bin, ſeine Liebe anzunehmen, warum ſollte ich ſie meiner weiblichen Eitelkeit zu gefallen vergroͤßern? Wir werden heute nach Mittag zu ihm gehen, um einem neuen Verſuch von Beſaͤung der Aecker mit einer Maſchine zuzuſchauen. Meine liebe Lady iſt gar zu gerne dabey, wenn etwas umgegraben oder gepflanzet wird; Jeder Tag, ſagt ſie, fuͤhrt mich naͤher zu der Vereinigung mit unſerer muͤtterlichen Erde, und ich glaube, daß dieſes meine innerliche Neigung gegen ſie beſtaͤrkt. Jch wuͤrde, liebſte Emilia, einen gluͤckli- chen Tag gehabt haben, wenn nicht der Zufall wider mich und den guten Lord Rich

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/176>, abgerufen am 24.11.2024.