than. Denn nachdem das elende Ge- pränge vorbey war, womit neuvermählte einander im Triumphe herumzuführen scheinen, fragte ich meine Lady, ob sie nicht irgend eine Landreise machen wollte, und sie schlug mir einen Besuch bey ihrer Tante Summers vor, die eine langwei- lige Frau, aber reich und angenehm zu erben sey. -- Wir schrieben ihr, und ich schickte den John mit unserm Briefe unsern Besuch zu melden. Die Matrone nahm ihn sehr freundlich auf; während sie mit der Antwort beschäfftigt war, gieng John mit ihrem Hausmeister in ei- nem Zimmer auf und ab; die Lady hatte gleich um eine Madam Leidens geschickt. Eine Viertelstunde darauf, tritt mit eil- fertigem Schritte eine feine englisch ge- kleidete Weibsperson in den Vorsaal, und geht mit beynahe geschlossenen Angen ins Zimmer der Lady. John, wie vom Blitz gerührt, erkennt die Sternheim in ihr, erhohlt sich aber gleich, und fragt, wer diese Lady sey? Der Hausmeister erzählt, daß sie mit der Lady aus Deutschland ge-
kommen
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than. Denn nachdem das elende Ge- praͤnge vorbey war, womit neuvermaͤhlte einander im Triumphe herumzufuͤhren ſcheinen, fragte ich meine Lady, ob ſie nicht irgend eine Landreiſe machen wollte, und ſie ſchlug mir einen Beſuch bey ihrer Tante Summers vor, die eine langwei- lige Frau, aber reich und angenehm zu erben ſey. — Wir ſchrieben ihr, und ich ſchickte den John mit unſerm Briefe unſern Beſuch zu melden. Die Matrone nahm ihn ſehr freundlich auf; waͤhrend ſie mit der Antwort beſchaͤfftigt war, gieng John mit ihrem Hausmeiſter in ei- nem Zimmer auf und ab; die Lady hatte gleich um eine Madam Leidens geſchickt. Eine Viertelſtunde darauf, tritt mit eil- fertigem Schritte eine feine engliſch ge- kleidete Weibsperſon in den Vorſaal, und geht mit beynahe geſchloſſenen Angen ins Zimmer der Lady. John, wie vom Blitz geruͤhrt, erkennt die Sternheim in ihr, erhohlt ſich aber gleich, und fragt, wer dieſe Lady ſey? Der Hausmeiſter erzaͤhlt, daß ſie mit der Lady aus Deutſchland ge-
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than. Denn nachdem das elende Ge-
praͤnge vorbey war, womit neuvermaͤhlte
einander im Triumphe herumzufuͤhren
ſcheinen, fragte ich meine Lady, ob ſie
nicht irgend eine Landreiſe machen wollte,
und ſie ſchlug mir einen Beſuch bey ihrer
Tante Summers vor, die eine langwei-
lige Frau, aber reich und angenehm zu
erben ſey. — Wir ſchrieben ihr, und
ich ſchickte den John mit unſerm Briefe
unſern Beſuch zu melden. Die Matrone
nahm ihn ſehr freundlich auf; waͤhrend
ſie mit der Antwort beſchaͤfftigt war,
gieng John mit ihrem Hausmeiſter in ei-
nem Zimmer auf und ab; die Lady hatte
gleich um eine Madam Leidens geſchickt.
Eine Viertelſtunde darauf, tritt mit eil-
fertigem Schritte eine feine engliſch ge-
kleidete Weibsperſon in den Vorſaal, und
geht mit beynahe geſchloſſenen Angen ins
Zimmer der Lady. John, wie vom Blitz
geruͤhrt, erkennt die Sternheim in ihr,
erhohlt ſich aber gleich, und fragt, wer
dieſe Lady ſey? Der Hausmeiſter erzaͤhlt,
daß ſie mit der Lady aus Deutſchland ge-
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/205>, abgerufen am 24.11.2024.
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