ter! ihr werdet mich in die Ewigkeit be- gleiten, und für euren Besitz wird meine Seele das erste Danklied anstimmen.
Zu Ende des Brachmonats.
Emilia, haben Sie sich jemals in den Platz eines Menschen stellen können, der in einem elenden Kahn auf der stürmen- den See ängstlich sein Leben fühlt, und mit zitternder Hoffnung hin und her um An- schein der Hoffnung sieht? Lange floßen ihn die Wellen herum, und lassen ihn Ver- zweiflung fühlen; endlich erblickt er eine Jnsel, die er zu erreichen hofft, mit gefal- tenen Händen ruft er: O Gott, ich sehe Land! -- Jch, mein Kind, ich fühle alles dieses; ich sehe Land. Der Graf von Hopton ist in seinem Haus auf dem Gebürge, und Lady Douglaß, seine Schwester, hat die Tochter meiner Wir- thinn zu sich genommen. Sie gieng mit ihrem Bruder und einer Tapete zur Lady, ihre Dienste anzubieten. Voller Ver-
wunde-
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ter! ihr werdet mich in die Ewigkeit be- gleiten, und fuͤr euren Beſitz wird meine Seele das erſte Danklied anſtimmen.
Zu Ende des Brachmonats.
Emilia, haben Sie ſich jemals in den Platz eines Menſchen ſtellen koͤnnen, der in einem elenden Kahn auf der ſtuͤrmen- den See aͤngſtlich ſein Leben fuͤhlt, und mit zitternder Hoffnung hin und her um An- ſchein der Hoffnung ſieht? Lange floßen ihn die Wellen herum, und laſſen ihn Ver- zweiflung fuͤhlen; endlich erblickt er eine Jnſel, die er zu erreichen hofft, mit gefal- tenen Haͤnden ruft er: O Gott, ich ſehe Land! — Jch, mein Kind, ich fuͤhle alles dieſes; ich ſehe Land. Der Graf von Hopton iſt in ſeinem Haus auf dem Gebuͤrge, und Lady Douglaß, ſeine Schweſter, hat die Tochter meiner Wir- thinn zu ſich genommen. Sie gieng mit ihrem Bruder und einer Tapete zur Lady, ihre Dienſte anzubieten. Voller Ver-
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ter! ihr werdet mich in die Ewigkeit be-
gleiten, und fuͤr euren Beſitz wird meine
Seele das erſte Danklied anſtimmen.
Zu Ende des Brachmonats.
Emilia, haben Sie ſich jemals in den
Platz eines Menſchen ſtellen koͤnnen, der
in einem elenden Kahn auf der ſtuͤrmen-
den See aͤngſtlich ſein Leben fuͤhlt, und mit
zitternder Hoffnung hin und her um An-
ſchein der Hoffnung ſieht? Lange floßen
ihn die Wellen herum, und laſſen ihn Ver-
zweiflung fuͤhlen; endlich erblickt er eine
Jnſel, die er zu erreichen hofft, mit gefal-
tenen Haͤnden ruft er: O Gott, ich ſehe
Land! — Jch, mein Kind, ich fuͤhle
alles dieſes; ich ſehe Land. Der Graf
von Hopton iſt in ſeinem Haus auf dem
Gebuͤrge, und Lady Douglaß, ſeine
Schweſter, hat die Tochter meiner Wir-
thinn zu ſich genommen. Sie gieng mit
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/239>, abgerufen am 24.11.2024.
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